Liebe

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Thariot

Mitglied
Liebe
Ist die Kompensation für eine fehlende subjektive Begründung, die uns die Begierde unserer Wünsche rational erläutert. Meist temporär und nur selten reproduzierbar, bringt sie uns aus dem Gleichgewicht gesellschaftlicher Normen und ist vermutlich für die meisten Lebensfehler, die wir uns zubilligen, verantwortlich.

Wie ein Terrorist verübt sie Anschläge auf unsere Seelenburgen. Je nach Rolle als Eroberer, Opfer oder Kriegsversehrter vergöttern, verfluchen oder ignorieren wir sie. Sie dient als Motivation zu Heldentaten, als Entschuldigung für Niederlagen oder zur Inspiration zu Lügengestaden.

Diese geheimnisvolle Emotion ist irrrational, unausgewogen, verhängnisvoll, gewalttätig, inspirierend und irreführend. Ohne sie, wäre das Leben unvorstellbar einfach und höchstwahrscheinlich unerträglich langweilig. Die Liebe birgt in diesem Sinne den Gegensatz schlechthin.

Sie ist, neben ihrer illusionären Verzierung unserer Triebe, völlig unlogisch und liefert uns gleichzeitig eines der wenigen tragfähigen Argumente, mit denen wir uns unser Dasein rechtfertigen.
 
B

bluefin

Gast
hallo @thariot,

so sehr spürbar du dein herz auch an diesen text gehängt hast, mir scheint dein begriff von liebe ein auf den s. o. verkürzter zu sein. love, perhaps?

an dem von dir abgehandelten begriff müht sich die menschheit seit ihrer bewußstseinswerdung ab, ohne recht zu einem ergebnis zu kommen: http://www.youtube.com/watch?v=QcpNoiomTgg&feature=related.

nur eins ist liebe ganz besimmt nicht: unlogisch. denn ohne sie gäb's keine menschliche gesellschaft.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Thariot

Mitglied
Hallo Bluefin,

mein letzter Satz bestätigt deine Aussage.

Ich fand das Gedankenspiel amüsant, eine Emotion, die rational so voller Mängel ist ... von uns immer wieder gerne genutzt wird, um als Begründung für unsere Existenz herzuhalten.

Ohne Liebe und deren angerichtetes Chaos wärst doch langweilig :)
 
B

bluefin

Gast
die liebe eo ipso, @thariot, richtet kein chaos an, sondern verhindert es. da bringst du was durcheinander. und, wie gesagt, sie ist nicht unlogisch: wer seinen s. o., seine kinder, seinen nächsten, die menschheit und die ganze olle erdkugel nicht lieb hat, bereitet dem chaos den weg. hast du dir die fundstelle angehört oder hat dein pc keine lautsprecher?

im gaza wird nicht geliebt, sondern gehasst. das ergebnis müssen wir täglich den medien entnehmen.

lg

bluefin
 
D

diana may

Gast
Hi Thariot,

dazu einmal ein Zitat:

"Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen wäre."

Thomas von Aquin



Folglich empfindest du Liebe als irrational (was nichts anderes als unvernünftig bedeutet), weil du sie nicht kontrollieren kannst? Weil sie unter Umständen sogar keine ökonomische Bedeutung abwirft? (Denn so wie du, reden die meisten Volkswirtschaftler über Liebe.)

Bezogen auf deinen Eingangssatz wird das Schlimme in deinen Augen aber nun sein, zu hören, dass sie einem Antworten geben kann. Nur sind das häufig nicht die Antworten, die man vielleicht erwartet hätte. Die Liebe hat ihre eigene Logik und diese zu verstehen, muss erfühlt werden.

Ich empfinde Liebe auch nicht als unausgewogen, verhängnisvoll, gewalttätig...und irreführend.
Auch ist die Liebe nicht „unvernünftig“ - höchstens manche Dinge, die im Namen der Liebe geschehen. Allerdings kann sie dabei genauso instrumentalisiert werden, wie es mit anderen Sachverhalten "im Namen von xyz" geschieht.

Was mir nicht gefällt, ist, dass du deinen Text in der Wir-Form verfasst hast und damit voraus setzt, jeder bezeichnet Liebe als
"illusionäre Verzierung unserer Triebe".

Was du machst, ist deine subjektive Bewertung auf allgemein "den Menschen" zu projizieren. Vielleicht, damit du dich mit deinem unausgegorenen Liebesbegriff nicht so allein fühlst?

Fazit:
Ein sprachlich gewandter Text unter völliger Ahnungslosigkeit zum Inhalt.

Gruß Diana
 

Thariot

Mitglied
Die Antworten amüsieren, dass meine ich positiv und ohne Ironie. Es gibt immerhin antworten mit Sinn, was nicht jeder Text auf der LL bekommt.

Merci

Ihr verteidigt eure Werte, ohne Not, wirklich denn ich liebe die Liebe.

Mein Text ist keine Offenbarung meiner kleinen schwarzen Seele, sondern ein Spiegel voller Ironie auf unsere Schwächen und dem wozu der Begriff der Liebe verdreht werden kann.

@ Diana
Überleg dir doch einfach mal, was du in deinem Leben schon getan hast, weil es dir in diesem Moment am Herzen lag und was du später etwas nüchterner gesehen hast.

Überleg dir die vielen Taten, die andere im Feuer ihrer Liebe begehen (wobei einige wirklich arg schräg sind), die du nicht billigst. Sein es deine Werte oder dein Ratio, du billigst bestimmt nicht alles was dir jeden tag zu Ohren kommt.

Vielleicht war mein letzter Satz zu leise:

... völlig unlogisch und liefert uns gleichzeitig eines der wenigen tragfähigen Argumente, mit denen wir uns unser Dasein rechtfertigen.

Ja, egal was schiefläuft - wir, du oder ich - können und wollen nicht ohne die Bereitschaft zu lieben und Fehler zu machen leben.

Auch wenn´s ökonomischer wäre ... (Der gefiel mir)

Thariot
 
B

bluefin

Gast
@diana hat völlig recht, wenn sie meint, dass du an der "sache" vorbeiredest.
Liebe
Ist die Kompensation für eine fehlende subjektive Begründung
was soll damit gesagt sein? dass es nur eine objektive gibt? so ein unsinn.
Meist temporär und nur selten reproduzierbar
es soll mütter und väter geben, die ihre kinder bis ans lebensende gern haben (sogar eine amsel, der du das küken aus dem nest kippen willst, verteidigt es). herr merkle liebte sein unternehmen, herr hausen mag seine bank, tobi seinen hund, elvira ihren marco und manche einfach nur sich. für immer und ewig.
bringt sie uns aus dem Gleichgewicht gesellschaftlicher Normen
über die fage, welche teilnehmer an der menschlichen gesellschaft leistungsfähiger sind, liebende oder gleichgültige, gibt's enyklopädien. ihnen gemeinasm ist die erkenntnis, dass liebe (neben der neugier und dem selbstbewusstsein) das stärkste aktivum ist.
ist vermutlich für die meisten Lebensfehler, die wir uns zubilligen, verantwortlich
die größten dämlichkeiten sind nicht liebe, sondern hass, wut, neid, missgunst, scheinheiligkeit, verlogenheit, feigheit, dummheit und gefühllosigkeit. wer sich von denen satt von der liebe leiten lässt, hat verloren, noch bevor am morgen aufgestanden ist.
Wie ein Terrorist verübt sie Anschläge auf unsere Seelenburgen
sonderbare auffassung von liebe und von seelenleben. normal ist das nicht - "wir" verschanzen uns nicht hinter mauern und spähen nicht vom wachturm. "wir" sind so: http://www.youtube.com/watch?v=cxbFLYa0_bw
Je nach Rolle als Eroberer, Opfer oder Kriegsversehrter vergöttern, verfluchen oder ignorieren wir sie. Sie dient als Motivation zu Heldentaten, als Entschuldigung für Niederlagen oder zur Inspiration zu Lügengestaden.
der spruch "dulce decorumst pro patria mori" wurde und wird nur von volldeppen für wahr gehalten. die triebfedern für das eben geschilderte sind eben gerade nicht liebe und zuneigung, sondern abenteuerlust, grausamkeit, angst, feigheit und der draus folgende kadavergehorsam. und blödheit.
Diese geheimnisvolle Emotion ist irrrational, unausgewogen, verhängnisvoll, gewalttätig, inspirierend und irreführend. Ohne sie, wäre das Leben unvorstellbar einfach und höchstwahrscheinlich unerträglich langweilig. Die Liebe birgt in diesem Sinne den Gegensatz schlechthin.
liebe ist keineswegs geheimnisvoll, sondern, wie eben gesagt, simpel mit "zuneigung" zu erklären. wenn man so will, lieben sich auch bienen- und ameisenvölker; täten sie's nicht, gingen sie rasch zugrunde. eine gesellschaft ohne liebe wäre nicht unvorstellbar einfach, wie du meinst, @thariot, sondern würde schlicht und ergreifend nicht funktionieren: das wussten sie schon im cro-magnon.
Sie ist, neben ihrer illusionären Verzierung unserer Triebe, völlig unlogisch und liefert uns gleichzeitig eines der wenigen tragfähigen Argumente, mit denen wir uns unser Dasein rechtfertigen.
nur nicht illusionäres und logisches kann fundament bieten: im schmarren versinkt auch die allerkleinste hundehütte.

so, @thariot - jetzt hast du's schwarz auf weiß, was vorher nur dezent angedeutet war. der walfisch horcht in sich hinein und sucht nach dem gefühl, das ihn bewog, dir so früh am morgen, kurz vor dem weg in die ungeliebte arbeit am geliebten tegernsee, bescheid zu tun...*grübel*...ja, das wird's sein: du warst es mir wert.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Thariot

Mitglied
Hmmm, soviel Mühe für sowenig Zustimmung?

Die "Liebe" zu deinen Werten treibt dich ja flott auf den Kriegspfad. Du plädierst für die Liebe und nutzt Worte, um sie mir um die Ohren zu hauen.

Dieser Thariot hat´s verdient ... dem musst mal jemand seine verquerte Sicht gerade rücken!

Merkst du was?

Gerade läüft im Kino ein interessanter Film, über einen der bekannesten deutschen Bombenleger, der früher ein deutsches Staatsoberhaupt töten wollte. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass er es aus Liebe zu seinen Kindern gemacht hat. Na ja, er hatte wenig Glück und starb im Kugelhagel.

Für die Interpretation seiner Taten, galt er zumindert für ca. 9 Monate als der unverschämteste Terroist, den der Adel und preussische Offizierstradition jemals hervorbrachten. Heute gilt er einer der wenigen Helden, die unsere deutsche Geschichte zwischen 33-45 kannte.

Mit meiner Ironie spare ich mich nicht aus, da ich selber Dinge subjektiv betrachte. Bei alles Logik und philosophischer Toleranz, ein Mensch der aus "seiner Liebe" Kinder tötet, dem würde ich gerne seine Bombe persönlich wo reinschieben. Da reagiere ich genauso wie du - No way - über diesen Wert verhandel ich nicht.

Nur mein Text ist keine Wertung, sondern eine Provokation - deren Ironie dich offensichtich nicht erreicht hat.

Oder war Ironie erst gut, wenn sie weh tat?

Thariot
 
B

bluefin

Gast
fehler kann man immer machen, @thariot - beim brotschneiden, beim schreiben, beim autofahren, beim streiten und beim liebhaben. wo immer du willst.

brotschneiden, schreiben, autofahren, streiten und lieben definieren sich aber nicht durch ihre beliebigen kollateralschäden, wie du irrig annimmst (z. b. daumen weg, stinkendes sonett, kapitaler blechschaden, helg sgarbie & missus quandt), sondern durch die qualität ihrer art und weise. wer mordet, macht's nicht aus liebe zu irgendwelchen kindern, sondern weil er erstens einen an der waffel und zweitens niedrige beweggründe hat (sonst wärs ja kein mord, sondern nur totschlag oder fahrlässige tötung, nicht wahr?).

mag ja sein, dass bollywood aus herrn cruise einen kinderlieben attentäter gemacht hat, um die kassen besser klingeln zu lassen - fakt ist, dass stauffenberg bis zum schiefgegangen russlandfeldzug ein begeisterter soldat war; sein aus katholischer lehre, einem aristokratischen ehrenkodex, dem ethos des alten griechenland und deutscher romantischer dichtung konglomeriertes moralverständnis richtete sich keineswegs gegen den krieg als solchen, sondern gegen die pervertierten militärischen werte eines mörderischen, "seine" wehrmacht befleckenden nationalsozialismus. selbst wenn das attentat gelungen wäre, bleibt fraglich, ob's was genutzt hätte.

wer seine kinder tötet, macht's nicht aus liebe, sondern aus selbstsucht. und weil er total plemplem ist. schon mal was von frau goebbels gehört oder gelesen?

der kurzschluss ist nicht was wesentliche eines elktroquirls, @thariot, sondern seine fähigkeit, plätzchenteig anzurühren. vielleicht erklärt dir dies letztere beispiel, worin du dich da liebend verrannt hast.

grüße aus münchen

bluefin
 

Thariot

Mitglied
Ruhig Brauner,

es geht nicht um deine profunden biografischen Kenntnisse von Stauffenberg, wir sprechen nicht über seine moralischen Verantwortung ... bleib beim Thema.

Deine Argumentation liegt schon auf der Nase, ich reiche dir die Hand und du schliederst weiter.

Sei vorsichtigt wenn du die Emotionen anderen, vor´s Gericht deiner Werte ziehst. Deine Meinung sei dir unbenommen, nur verwechsel nicht deine subjektive Sicht, mit einer allzeit gültigen Wahrheit ... die gibts nicht.

Ich erlaube mir auch meine Meinung und es interessiert mich wenig das sie subjektiv ist ... ist ja auch mein Recht.

Nur ich unterstelle nicht einem Menschen, dessen Haltung ich verabscheue, das er nicht selber Liebe empfindet ... und wenn´s nur die Selbstliebe eines kranken Arschlochs ist.

Du kannst zwar analytlisch argumentieren, das diese Person gestört ist und seine Gefühlswelt eine Macke hat. In diesem Moment nutzt du anerkannte Denkmuster (Lehre) und machst aus deiner subjektive Einschätzung eine objektivere Bewertung, denn sie wird durch den Zeitgeist / Lehre / Mehrheit gestützt.

In der subjektiven Sicht des kranken Arschlochs liebt er trotzdem das was ihm etwas bedeutet. Ihn interessiert / er kennt / er versteht deine Meinung nicht.

Sich in andere zu versetzen, bedeutet nicht ihre Haltung zu billigen. Ich akzeptiere nur die Freiheit eines Jeden zu lieben was er mag und mache mich darüber lustig, wie er seine Freiheit zu lieben kommuniziert.

Thariot
 
B

bluefin

Gast
bitte nenn mich nicht "brauner": die walküre hast du eingeführt, nicht ich. dass man das töten nur dann mord nennt, wenn's aus niedrigen beweggründen geschah, ist auch nicht meine idee, sondern internationale konvention.

tipp: wenn du das nächste mal deine persönlichen, reichlich sonderbaren ansichten über liebe, mord und totschlag publizieren möchtest, dann sag immer "ich" und nicht "wir". "wir" sind nämlich ganz und gar nicht der ansicht, das umbringen der eigenen nachkommenschaft könnte etwas mit "liebe deinen nächsten" zu tun haben. vor allem wir opfer denken so.

der versuch, mir zu erklären, sonne, regen, schnee und wind wären nicht wirklichkeit, sondern beliebige ansichtssache, stimmt heiter. irgendwann solltest du einsehen, @tahriot, dass du hier der geisterfahrer bist, nicht die anderen alle.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
D

diana may

Gast
Na, da bin ich ja froh, kein Geisterfahrer zu sein. :)

Thariot,

ich habe nicht soviel Diskussionsausdauer, wie der liebe bluefin, deshalb mache ich es jetzt kurz.
Du scheinst noch jung zu sein. Sonst wärst du nicht auf die Idee gekommen, dein Text sollte ironisch verstanden werden. Denn es gibt Menschen, die solch eine Meinung ernsthaft! vertreten. Aber das sind meistens Menschen, die nicht wirklich einen Zugang zur Liebe haben und dabei ihren Empfindungen oft ablehnend gegenüber stehen.

Was bluefin und auch ich versucht haben, dir klar zu machen, ist, dass Liebe nicht mit Leidenschaft verwechselt werden sollte. Denn letztere ist immer subjektiv, so wie es dein Text ist.
Die Liebe dagegen kennt keinen Egotrip. Sie liebt alle ihre Schäfchen, egal ob sie weiß, bunt oder schwarz sind. Sie existiert einfach.
Wenn du ihr beispielsweise zuschreibst, ein Terrorist zu sein, ist das eine perfekte Projektion, die von eigener menschlicher Schwäche ablenken soll. Ebenso wie du mit deinem Text durch die "Wir-Form" von dir selbst ablenkst.

Gruß Diana
 

Thariot

Mitglied
@ bluefin

Ruhig Brauner ... steht für "Lass deinen Übermut nicht mit den Pferden durchgehen ..."

Nein, ich glaube nicht das deine politischen Ansichten dieses Adjektiv verdienen. Wir dürften uns in der Beziehung einig sein "keine braune Ideologie" zu rechtfertigen. Mir ist dieses Gedankengut zuwider ...

Zu meinen verqueren Ansichten der "Liebe"... sorry, dass es mir nicht gelungen ist den Knoten zu lösen. Ich lasse es jetzt.

Thariot
 
B

bluefin

Gast
du brauchst dich für nichts entschuldigen, mein lieber. dieses forum dient der diskussion von textformen und ~inhalten. man kann und soll verschiedene ansätze haben und sie auch vertreten; wenn man dabei einigermaßen freundlich bleibt, wie wir alle miteinander in diesem thread, dann war's jede zeile wert, finde ich: semper aliquid haeret.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Thariot

Mitglied
@ Diana

Danke für deine Analyse zu mir ...

Die Forendiskussion driftet ab.

Du und Bluefin kämpft für euer Bild/Wert der Liebe, was ich euch nicht nehmen möchte.

Meine Argumente drehen sich um Emotionen, Subjektivität, Freiheiten und ein bissel Logik.

Wir schiessen schon im Verständnis der Basisbegriffe aneinander vorbei. Drum sollten wir aufhören.

Thariot

P.S.: Falls du / ihr inhaltlich noch etwas sagen möchtet, können wir das offline diskutieren
 
B

bluefin

Gast
Ich hab dir von dem kleinen See erzählt, der im Südosten liegt, hinter den Hügeln des Vorgebirges; von seinem moorigen Wasser, das so weich ist, sogar im Winter, wenn das Licht unter dem Eis alles stählern machen will.

Den kleinen See hab ich immer lieb gehabt. Schon als Kind hatte ich das Gefühl, in ihm drinnen zu sein, wenn ich in meinem Boot saß. Ich hatte nie das Gefühl, auf dem See zu treiben; ich war immer in ihm drinnen, als hätte er Arme, die mich umfassten. Wenn ich fort von ihm war, und traurig, dann brauchte ich nur an ihn zu denken und an die Kraft, mit der er mich hielt, und ich fühlte mich nicht mehr allein.

Du hast gelacht und gesagt, dass nur ein Wassermann so reden könnte, aber dass ich helles Haar hätte und helle Augen. Du hast mich alles von dir spüren lassen und hast gesagt, dass du mich liebst, weil ich so anders wäre, und dass du nicht wissen willst, was morgen sein wird oder irgendwann.

Dann warst du fort.

Ich liege auf der Halbinsel, die in den kleinen See hinausragt, und stell mir vor, wie die Seerose in deinem Haar wohl ausgesehen hätte. Seerosen sind stumm und sie duften nicht. Nachts schließen sie die Augen, wie ihre Schwestern an Land.

Im Sommer hab ich Blüten in einer wassergefüllten Schale auf dem Marmortisch in meinem Schlafzimmer. Ich komme spät heim, lege mich hin und wünsch mir, ich könnte dich spüren und dir sagen, dass in den Knospen der Seerosen Träume verborgen sind, die in Erfüllung gehen, wenn man an sich glaubt.

Weiß, lila und zitronengelb, ein Dreiklang über Dunkelbraun oder Schwarz. Walfische können ihn hören.
aus "blind date".

vielleicht hilft dir das ein bisschen weiter.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 



 
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