Liebe geht durch den Magen

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Lio

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Eine derbe Braut, fett wie ein Pferd, bat ihren Liebsten ihr das Herz zurückzugeben. Er, blass, mit schmaler Taille, ging zum Kühlschrank und holte es heraus, das tomatenrote Ding. Mit seinen marmorweißen Händen legte er es auf ein Schneidebrett, setzte ein scharfes Messer an und schnitt es in fünf gerade Scheiben, die er auf sein schnitzelgroßes Mettwurstbrot legte. Ganz leicht nur hob er die linke Augenbraue, während er es verspeiste und damit den Untergang der Pferdebraut besiegelte. Später schied er es als braune Soße wieder aus, da saß er schon auf der Kloschüssel der nächsten Braut.
 

Dr Time

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Arme Braut. Hoffentlich bekam er Magenkrämpfe, dieser Fiesling.

Ich habe erst noch nach der Deutung einiger Bilder gesucht: Warum zerschnitt er es in fünf gleiche Teile? Nein - nicht verraten. Werde erst mal selbst ein wenig darüber nachdenken. Aber es ist in jedem Fall ein klasse Text. Besonders gefallen hat mir der Kühlschrank, in den er ihr Herz gelegt hatte. So etwas sollte man nie tun, ausser vor einer Transplantation.

Stephan
 

Der Andere

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ja, eine schöbne idee, aber ich hätte mir eine noch konsequentere umsetzung gewünscht. ein paar gedanken dazu:

die abfälligkeit des sprechers hat manchmal risse, oder ist irgendwie merkwürdig. es fängt gleich mit der wendung "fett wie ein pferd" an. hab noch nie pferde mit dick sein verbunden. die verwendung von adjektiven verläuft meistens im rahmen der nahrungsmittel. das tomatenrote ding(herz). das schnitzelgroße mettwurstbrot und so weiter. das find ich gut. aber es wird ein mal umgangen: die marmorweißen hände stören, ich wüsste auch nicht, warum sie vonnöten sein sollten. auch das scharfe messer will mir nicht recht gefallen. reicht "messer" nicht aus? fordert das nicht sowieso schon die verknüpfung mit dem wort "scharf" ein?
den akt des essens hätte ich mir etwas länger, also ein, höchstens zwei sätze mehr dazu gewünscht. und viel brutaler, als du es hier beschrieben hast. dann wäre der text für mich rund, weil das ende wieder in die richtige richtung geht.

vielleicht willst du ja über das ein oder andere nachdenken.
 

Lio

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Moin Der Andere,

ich habe eine Weile über deine Anmerkungen nachgedacht, vielen Dank erstmal dafür.

Deine Verbesserungsvorschläge sind klug, aber sie würden dem Text eine andere Richtung geben. Wenn der Liebhaber das Verspeisen des Herzens z.B. geniest, dann wäre er ein Masochist. Ich wollte aber einen Don Juan darstellen, der spielerisch handelt, der Akt des Essens ist für ihn gar nicht zentral, sondern eher nebensächlich.
Für mich sind auch die Adjektive "marmorweiß" und "scharf" absolut notwendig. Ein Messer kann doch auch stumpf sein, Hände schwielig u.s.w. Es ging mir hier um den Kontrast zwischen seiner äußerlichen Reinheit und seinem Tun.

Ich weiß nicht, ob der Ausdruck "fett wie ein Pferd" schlüssig ist. Ich hatte die Pferdebilder von Franz Marc im Kopf, da passt er, aber dass ist natürlich wieder subjektiv ...

Viele Grüße!

Lio
 

Der Andere

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okay, dann muss da eine andere herangehesnweise ran. zum akt des essens: dann musst du es im prinzipg so stehen lassen, wobei cih dir vielleicht dazu raten würde, den zusatz "und damit den untergang..." rauszunehmen, er lenkt es nämlich in diese brutale schiene, du musst hier also noch konsequenter in die nebensächlichkeit gehen.
zu den händen: mich stören sie immer noch, wie wäre es denn sie früher im zuge der anfänglichen beschreibung zu bringen? würde es für mich runder machen.
zum messer: ja, es könnte auch stumpf sein, daran denkt man aber nur,m wenn mans schreibt. zum anderen ist es doch gar nicht so wichtig, wie es beschaffen ist, oder?
zu den pferden: das erklärts natrülich, aber bleibt dem leser unaufgeschlüsselt. da gibt es dann wohl keine patentlösung oder s, wenn es die überhaupt irgendwo gibt.
 

Lio

Mitglied
Eine derbe Braut, fett wie ein Pferd, bat ihren Liebsten ihr das Herz zurückzugeben. Er, blass, mit schmaler Taille, ging zum Kühlschrank und holte es heraus, das tomatenrote Ding. Mit seinen marmorweißen Händen legte er es auf ein Schneidebrett, setzte ein scharfes Messer an und schnitt es in fünf gerade Scheiben, die er auf sein schnitzelgroßes Mettwurstbrot legte. Er verspeiste es, zwinkerte der Pferdebraut dabei fröhlich zu, ganz so als ob sie eine gemeinsame Verschwörung geplant hätten. Später schied er es als braune Soße wieder aus, da saß er schon auf der Kloschüssel der nächsten Braut.
 

Lio

Mitglied
Hallo Anderer,

ja, du hast Recht. Ihr Untergang erklärt sich ja von selbst, deshalb habe ich "...und damit den Untergang..." herausgestrichen.

Die Adjektive gehören für mich einfach dazu. Er ersticht sie in beiderlei Hinsicht, deshalb muss das Messer scharf sein, denn erst dann wird es gefährlich und löst beim Leser Unbehagen aus. Auch auf den Kontrast mit den marmorweißen Händen will ich nicht verzichten.

Und das mit den Pferden, ja das ist der beste Beweis dafür, dass du andere Gedanken hast als ich. Ein Glück!

Viele Grüße!

Lio
 



 
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