Lieber Mut

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Lieber Mut,


es fällt mir schwer diese Zeilen an Dich zu schreiben, ist es doch ein Ein- und Zugeständnis zugleich. Gerade deshalb weil Du mir immer auf eine außergewöhnliche Art Deinen Respekt gezeigt hast, mich aufgefangen hast wenn ich wieder in eine mir eigen angewandten Art versuchte den vorbestimmten Lebensinhalt selbst zu definieren.

Im unreifen Alter von dreizehn Jahren hast Du mich vor einer großen Dummheit bewahrt. Die Erweiterung meines Wissenshorizonts hatte für mich zu jenem Zeitpunkt nicht die erste Priorität. So ließ ich mich zu verbotenen Aktionen verleiten, worüber ich damals auch noch stolz war. Hätte ich zu jener Zeit nur annäherend den Muse gehabt mich Deinem Stolz zu unterwerfen hätten wir unserer Mutter viel Mühe und Arbeit erspart. Ich erinnere mich wie Du mich zu jenem Jahrmarkt mitnahmst auf dem sich die Männer ihrer Manneskraft durch sinnloses Hammerschlagen brüsteten. Wo die Mägde die Stallburschen trafen, um sich ein wenig von der streßigen Tätigkeit ihrer Herrschaften erholten. Es war ein Wunderwerk der Technik, eine Faszination der Menschen. Und ich stand ungewollt verloren inmitten einer virtuellen Insel der Unvernuft. Lieber Mut, hätte ich Dich doch nur gefragt ob ich auch einmal den Hammer schlagen darf, so käme ich mir heute nicht so schäbig vor.
Hätte ich die innere Kraft und die Ruhe gehabt die Sinnlichkeit mit der realen Wahrnehmung zu kombinieren, so hätte ich viel früher erkannt, daß nicht Du es warst dem ich nicht entgegenlaufen wollte, sondern meine eigene Unfähigkeit, mein Stolz und meine Arroganz. Ein Stolz der unbegründet die mediale Basis wies und damit das Feuer der Arroganz schürte.
Lieber Mut, laß mich die Saat der Vernunft ernten und die Wahrnehmung mit der virtuellen Welt eintauschen. Gib der Sünde nicht das Feuer und der Macht nicht den Wegezoll.
 
A

Abendsternchen

Gast
Hallo Flying Dutchman,

ein hartes Resümee, das Du gegen Dich (bzw. der Ich-Erzähler gegen sich) richte(s)t. Du gehst ins Gericht mit Dir, lässt Deine (Jugend)jahre an Dir vorüberziehen und lenkst Deinen Blick nur auf all die schlimmen Dinge, die getan wurden, oder die zumindest beabsichtigt waren.

Doch gleichzeitig spürt man auch den Reiz des Verbotenen, der Dich lockte, das Staunen und Bewundern scheinbarer großer Taten, die einem später gar nicht so besonders ruhmreich erscheinen.

Ein gelungener Text, der die Gefühle und das Empfinden gut zum Ausdruck bringt.

Mögest Du die Saat der Vernunft ernten, vergiss aber nicht, dass auch ein wenig Unvernunft das Leben menschlicher macht :), ein kleiner Traum aus der virtuellen Welt kann auch das ohnehin hart genug sich zeigende Leben ein wenig verschönern.

einen schönen Tag

lieben Gruß
vom
Abendsternchen
 



 
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