Liebes Tagebuch - Menschen?

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Sun Kiss

Mitglied
Ich schalte das Licht ab und der Dunkelheit entfalten sich alle meine Gedanken. Unverständnis breitet sich in meinem Innern aus. Mein Gefühl ist eine Mischung aus Wut und Ratlosigkeit.
Warum kümmern sich die Menschen nicht umeinander? Warum ist es den Menschen so egal, wie die anderen fühlen? Warum sind die Menschen auf einmal blind, wenn es um die Tränen von anderen geht? Warum sind die Menschen so egozentrisch?
Fragen, die mir schwer fallen zu beantworten und Menschen, die ich nicht verstehe.
Erfahre ich, dass es einem Mitmenschen schlecht geht, dann mache mich mir darüber Gedanken. Doch andere lassen das erst gar nicht an ihr Herz. Warum? Haben sie Angst um sich selbst, Angst sich Gedanken über die Probleme anderer zu machen, Angst etwas Leid von dem anderen auf die eigene Schulter zu nehmen? Angst den anderen in den Arm zu halten und ihn einfach weinen lassen? Angst zu erkennen, dass jeder Sonnenstrahl auch Schattenseiten ins Leben wirft? Ergötzen sich manche vielleicht sogar daran, sagen zu können „Mir geht es gut und dir nicht.“ ?
Dieser Gedanke versetzt mich in unglaubliche Wut und die Ratlosigkeit über die Menschheit jagt mir Tränen in die Augen. Ich verstehe es nicht.
Menschen, die völlig selbstlos handeln und keine Gegenleistung von einem erwarten, Menschen, die helfen wo sie können, Menschen, die es selbst schmerzt, wenn sie andere leiden sehen – solche Menschen versetzen mich in einen unglaublichen Glückszustand und ich würde mich jederzeit als ihren persönlichen Ritter einsetzen.
Doch manchen Menschen blicke ich in die Augen und sehe, wie sich in ihnen die Gleichgültigkeit wiederspiegelt. Bei diesen Zeilen frage ich mich, ob ich so etwas unmenschliches überhaupt noch Mensch nennen will. Verständnislosigkeit macht sich in mir breit. Ich sehe sie an und realisiere, dass in ihnen der Teufel haust.
Doch so sehr ich auch wollte, ich kann diese Menschen nicht ändern. Alles, was ich machen kann, ist, solche Texte zu schreiben. Ich kann sie nicht ändern, das verzweifelt mich. Aber das interessiert ja sowieso niemanden.
 

Cynthia

Mitglied
Menschen

Hallo Sun Kiss,
flüssig zu lesen dein Text. Deine Wut wird sehr gut herübertransportiert. Wobei ich die Sache mit dem Mitleid anders sehen würde. Mitleid hilft in den seltensten Fällen.
Mir tun die Menschen leid, die nur sich selbst sehen..

LG Cynthia
 

Tezetto

Mitglied
Liebe SunKiss,

doch, es gibt einige, die es interessiert. Sehr sogar!

Ein bisschen werde ich mich aber Cynthia anschliessen, Mitleid hilft in den seltensten Fällen. Und das, obwohl, oder besser, weil ich Krankenpfleger bin.

Du selbst beschreibst etwas sehr gut, das mit dem Begriff "Hilfloser Helfer" oder "Helfersyndrom" bezeichnet wird. Die Wikipedia definiert es wie folgt:

"Ein vom Helfersyndrom Betroffener ist jemand, der im Über-Ich das Ideal verinnerlicht hat, dass man nur dann gut sei, wenn man Anderen, Schwächeren, Kranken, Benachteiligten oder Bedürftigen Menschen hilft."

Ich weiss, Du meist vor allem die echte Selbstlosigkeit, die dich in einen Glückszustand versetzt, nur die ist halt wirklich selten, da stimme ich dir zu. Und leider passiert es halt sehr oft, das diese zu einem Zwang mutiert, aus dem der Betroffene sich nicht mehr befreien kann.

Nichtsdestotrotz ist es immer wieder schön und bereichernd, Deinen Gedanken zu lauschen.

Ciao
Torsten
 
B

bonanza

Gast
oh, mich interessiert das schon, sun-kiss.
die welt ist nicht ideal, und die menschen, die in ihr
leben, auch nicht. wer die welt verbessern will, kämpft
gegen windmühlen. man muß das schöne suchen: in sich,
in der natur und in den mitmenschen.
klage an! du hast recht mit deiner anklage, sun-kiss.
die welt ist nicht gut. wenige menschen gibt es, die
reinen herzens sind. ich weiß nicht, worin die seuche
besteht, die die menschen in kriege ziehen läßt, und
die sie gegenüber den schicksalen ihrer mitmenschen
abstumpfen läßt. ich weiß nicht, warum die menschen
so sehr dem mammon hinterherjagen oder andere götzen
verehren. ich weiß nicht, warum der mensch in sich
zerissen ist. ich weiß nicht, warum er gut und schlecht
sein kann. ich weiß nicht, warum manche menschen
andere beherrschen wollen. ich weiß nicht, woher ihre
machtlüsternheit kommt.
ich sehe in die welt und suche nach dem schönen.
es soll mir ein trost sein.

danke für deinen text, sun-kiss.

bon.
 

Sun Kiss

Mitglied
Ihr habt schon Recht damit, dass Mitleid eigentlich nichts bringt...Aber wenn man in einer Situation jemand anderem nicht helfen kann. Man kann einfach nichts tun. Dann ist Mitleid wohl immernoch besser als nichts.
 

Sun Kiss

Mitglied
Wenn man zum Beispiel jemanden nicht wirklich kennt, aber irgendwie erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist oder was weiß ich. Man kennt ihn nur flüchtig und kann ihm somit auch kein Beistand leisten und den Krebs heilen kann er auch nicht. Also dann doch lieber Mitleid empfinden, als dass es einem völlig kalt lässt.
 
B

bonanza

Gast
natürlich empfindet fast jeder mensch mitleid.
du wirst aber irgendwann erfahren, sun kiss, dass die
mitleidensfähigkeit wie alles begrenzt ist.

bon.
 
R

rilesi

Gast
danke

für deine angenehmen gedanken, die bestimmt an das gute in uns erinnern helfen, finde ich doch sehr gut. dein schreibstil reisst mich mit und ich muss mich hüten nicht in wut zu geraten ueber unsere zustände. meine gedanken dazu: du schriebst in wütender erregung. hast vielleicht auch genug kraft zu helfen. was aber, wenn das leben kraft raubt, was wenn die last des alltags herunterdrückt und den guen gedanken wie auch den raum für privatsphäre ersticken drohen? kraft für die kraftlosen. wenn man 'oben' ist und sich gut fühlt scheint vieles unverständlich. 'unten' zu sein ist unangenehm und wer verlangt von ktaftlosen, tatkräftg am karren zu ziehen.
nach dem guten fragen wie du es machst find ich gut. ein wenig barmherzigkeit können wie eine köstliche oase wirken in der für mich auch manchmal steinern erscheinenden welt.
lg
 



 
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