Liebesbrief

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Hanna Stern

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Sie ist verliebt.
Einfach so. Schon ihr ganzes Leben.
Verliebt in diesen einen Mann.
Sie kennt ihn nicht einmal. Nur vom Sehen.
Gesprochen haben sie noch nie miteinander. Sie hat noch nie seine Stimme gehört.
Trotzdem fasziniert sie alles an ihm.
Sie denkt oft an ihn
und fragt sich was er gerade macht
ob er auch an sie denkt
und manchmal hat sie das Gefühl: ja, er tut es. Es ist so.
Es ist so und nicht anders
dieses Gefühl: wir sind füreinander bestimmt.
Im Grunde glaubt sie nicht an so etwas
aber in letzter Zeit beschleicht sie doch eine Ahnung, die sie sich selbst nicht erklären kann.
Da gibt es jemanden
nur für dich
in deinem Kopf
in deinem Herzen
hoffnungslos
überall
schonungslos

Er wohnt zu weit von ihr entfernt
und sie überlegt
ob sie alles aufgeben soll
nur um in seiner Nähe sein zu können,
nur um die Chance zu vergrößern
ihn wiederzusehen
Ein Tag mit ihm
wie muss das sein?
Schön?
Verheißungsvoll?
Romantisch ganz bestimmt
mit Herzklopfen
und Ohnmachtsanfällen
und Kniee so weich wie Pudding auf Schlittschuhen.

Seine Nummer hat sie
seine Adresse auch
Sein Herz?
Geht es ihm genauso wie mir,
fragt sie sich
Sie ruft nach dem Schicksal,
fragt nach ihrem Recht
ein Anrecht worauf?
Auf einen Menschen den sie nicht kennt?
Er kennt sie ebensowenig

Immer nur denkt sie an ihn
bei der Arbeit
es fängt ja beim Aufstehen schon an
beim Zähneputzen
beim "Zurarbeitfahren"
beim Mittagessen
beim Abendessen
beim Schlafengehen
und auch dazwischen
jede Minute

Was sie versäumt
ist vielleicht ihr Leben
ihr eigenes Leben
aber daran denkt sie nicht
sie kontrolliert ihn in Gedanken
sie wünscht sich zu ihm
und erdrückt ihn damit
mit Liebe
unendlich großer Liebe
von der sie
jetzt noch nichts weiß
 



 
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