Liebesdrama

Ghostwriter

Mitglied
Angel´s Geheimnis
Teil I

Es ist ein wunderschöner Tag, die Sonne scheint und eine kühle Brise streift durch das Feld. Ein Ausritt ist das beste, was man nach einer anstrengenden Schulwoche machen kann. Langsam reite ich nach Hause und genieße die Ruhe. Als ich zu Hause ankomme sehe ich einen Pferdetransporter auf dem Hof stehen. Neugierig, wie ich nun mal bin gehe ich in den Stall und schaue mich nach dem neuen Pferd um. Schnell stelle ich mein Pferd Gletscher in seine Box und schaue mich weiter um. Nur zwei Boxen weiter steht es, ich finde es immer sehr aufregend, wenn ein neues Pferd in unseren Stall kommt. Und es ist dieses mal wirklich ein hübsches Tier, eine rabenschwarze Stute mit einem großen weißen Stern auf der Stirn. Sie ist anmutig, temperamentvoll und zugleich sanft und geheimnisvoll. Unruhig geht sie in der Box hin und her, schaut immer wieder zur Tür. Die Stute ist auch nicht besonders groß, einen kleinen Kugelbauch hat sie, aber ansonsten ist sie eine recht Süße. Wehrend ich Gletscher putze öffnet sich die Stalltür und mein Vater und zwei mir unbekannte Leute kommen in den Stall. Das müssen die Besitzer der schwarzen Stute sein. Der Junge, er muss etwa in meinem Alter sein, geht in die Box und streichelt der Stute ein paar mal über die Stirn. Dann verabschieden sie sich von meinem Vater und gehen. Wenig später kommt mein Vater zu mir und sagt: „So Jooana, ich kenne dein hohes Interesse, was neue Pferde bei uns im Stall betrifft. Der Besitzer der Stute dort vorne wünscht, das niemand in die Box seiner Stute geht und sie auch nicht auf die Koppel bringt, es sei denn es ist ein Notfall. Das gilt auch für dich!“ „Wieso denn das?“ Frage ich, aber mein Vater antwortet nur: „Halte dich einfach an deine Anweisung!“ Ich schaue durch die Gitterstäbe in Richtung der Stute. Es ist wirklich süß, wie sie ihren Kopf nach vorne streckt und an der Boxtür schnuppert. Als ich am Abend in meinem Bett liege denk ich noch mal an den Jungen. Eigentlich ist er ja ganz niedlich, es ist nur ein wenig komisch, das keiner an sein Pferd rann darf. Nun ja, jetzt ist auch schon wieder Montag, was für ein Horror. Wie ich diesen Tag hasse, da hat man die ganze Schulwoche noch vor sich. Müde sitze ich an meinem Platz und warte auf Sarah, meine beste Freundin. Dann sehe ich völlig unverhofft den Jungen, den ich am Wochenende im Stall gesehen habe in den Klassenraum kommen. Er scheint sich nicht gerade wohl hier zu fühlen und wirkt sehr unsicher. Es sind schon fast alle im Raum und nur noch vorne in der ersten Reihe ist eine Bank frei. Er zögert ein wenig, setzt sich dann aber an die freie Bank. Dann Klingelt es zum Stundenbeginn und Deven kommt wie immer erst jetzt in den Raum und stürmt auf seinen Platz. Frau Jakopsen, unsere Klassenlehrerin ermahnt ihn wieder mal, bevor sie uns endlich den neuen Schüler vorstellt.„Ihr habt sicher schon mitbekommen, das wir einen neuen Schüler in unser Runde begrüßen dürfen. Möchtest du dich nicht lieber selbst der Klasse Vorstellen?“ fragt sie. „Eh... ja... hm... also, ich bin Ivano Belfore und komme aus Rücksbrunnen.“ Sagt er leise, als plötzlich ein lautes Krachen von hinten kommt. Die ganze Klasse lacht. Deven muss beim Kippeln wohl nach hinten gekippt sein. Hecktisch steht er wieder auf und fragt laut: „Iv?“ Der Junge schaut zu Deven und sagt: „Oh nein, las das bitte nicht wahr sein.“ „So, jetzt ist aber wieder gut. Deven, setz dich wieder und las uns endlich mit dem Unterricht beginnen!“ Als die erste Stunde endlich zuende ist geht Deven nach vorne und fragt wieder: „Iv... bist du das wirklich?“ „Eh, las mich in ruhe, OK? Ich bin nicht sonderlich scharf auf deine Gesellschaft.“ setzt Ivano ihm entgegen. Deven sieht sehr verwirrt aus und wendet sich ab. Wer hätte gedacht, das ich Deven mal sprachlos erleben darf. Nach der Schule sitzen Sarah, Deven, Johannes und ich zusammen und reden über Ivano. Ich frage Deven neugierig: „Sag mal, woher kennst du den neuen?“ „Ich komme doch auch aus Rücksbrunnen. Iv, sein Bruder Ali und ich waren damals die dicksten Freunde. Leider sind meine Eltern und ich dann weggezogen und wir haben den Kontakt verloren. Ich hatte ihn erst gar nicht erkannt. Er war doch früher immer so pummelig.“ erzählt Deven. „Und wieso will er jetzt nichts mehr mit dir zu tun haben, wenn ihr doch so dicke Freunde gewesen sein sollt?“ fragt Johannes gespannt. „Keine Ahnung, ich bin auch noch ein wenig irritiert. Vielleicht, weil unser Kontakt damals so schnell abbrach.“„Kann gut sein.“ Meint Sarah. „Ist Ivano früher auch schon geritten ?“ frage ich, doch Deven schaut mich nur verwundert an: „Iv und reiten? Wie kommst du denn darauf ?“ „Sein Pferd steht bei uns auf dem Hof, da liegt es doch nahe das er reitet, oder ?“ „Iv und ein Pferd?“ „Ja, ehrlich, eine schwarze Stute. Ist eine ganz hübsche.“ „Wie kommt er denn zu so was?“ „Keine Ahnung, sie scheint ihm aber sehr viel zu bedeuten. Er will nicht, das irgend jemand auch nur in die nähe seines Pferdes kommt.“ „So ein Schwachsinn.“ Meint Sarah und schüttelt nur mit dem Kopf. Als ich dann am späten Nachmittag nach Hause komme sehe ich Ivano, wie er seine Stute putzt. Sanft streift er mit der Bürste über ihr Fell. Ihr schwarzes Fell glänzt in der Frühlingssonne und die Mähne weht, genau wie der Schweif leicht hin und her. Die beiden passen wirklich gut zusammen, Ivano´s schwarzen Haare glänzen genauso wie das Fell seiner Stute. Wenig später, nach dem ich mich umgezogen habe und Gletscher geputzt und gesattelt ist führe ich ihn aus den Stall, wo ich Ivano auf der Stute sitzen sehe. Er scheint ins Geländereiten zu wollen. Ich schaue den beiden noch ein wenig nach. Also, ich würde mich nicht wundern, wenn die Stute ein Fohlen bekommt, denn ihr Bauch ist ganz schön dick. Das könnte auch der Grund dafür sein, das keiner in ihre Box darf. Dann reite ich rüber zum Platz und springe ein wenig mit Gletscher. So Ganz in Gedanken reite ich vor mir hin. Es würde bestimmt lustig aussehen, wenn Ivano und ich als Duo irgendwo auf einem Turnier reiten würden. Gletscher ist nämlich fast schneeweiß. Bei diesen vielen, eigentlich unsinnigen Gedanken merke ich gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Die Sonne geht schon unter, als Ivano von seinem Ausritt wiederkommt. Er scheint nicht zu merken, das ich in der Box von Gletscher bin, weil er leise mit der Stute spricht. Sie scheint ihm mit leisem Schnauben zu antworten. Dann legt er seinen Kopf an ihren Bauch. Ja, jetzt bin ich mir sicher, die Stute bekommt ein Fohlen. Mit einem kurzen räuspern mache ich auf mich aufmerksam. Ivano schrickt kurz auf. „Hi, ich bin Jooana, ich gehe auch in deine Klasse.“ Sage ich freundlich. „Schön für dich!“ antwortet er mir in einem seltsamen Ton, unfreundlich würde ich fast sagen. „Ich wollte doch nur... ein Gespräch mit dir anfangen, mehr nicht.“ „Ich hab kein Bock auf Gespräche, jetzt las mich in ruhe.“ Das ist komisch, wieso ist er so, wie soll ich sagen, unfreundlich, abweisend? Leicht angesäuert gehe ich in mein Zimmer. Ich schaue aus dem Fenster, wehrend ich wieder ein wenig in meiner Phantasie schwebe. Naja, aber er scheint meine Freundschaft und die der anderen nicht zu wollen, was echt super schade ist. Auch die folgenden Tage hält sich Ivano sehr zurück, lediglich beim Unterricht arbeitet er konzentriert mit. Doch in dieser Woche, es ist bereits Mittwoch, fehlt er in der Schule. Am Montagmorgen im Stall war er doch noch Kerngesund. Wer weiß, auch ein Musterschüler hat mal keine Lust auf Schule. Als ich am Nachmittag dann wieder im Stall bin steht die Stute ganz unruhig in ihrer Box, ob Ivano in den Stall kommt? Ich bin am überlegen, ob ich die Stute nicht auf die Koppel bringen soll, aber mein Vater hatte es mir ja verboten. Egal, denke ich mir und öffne leise die Boxtür. Ich bin noch nicht einmal ganz in der Box drin als plötzlich die Stute ihre Ohren anlegt und steigt. So schnell wie möglich schließe ich die Boxtür wieder und weiche mit rasenden Herzschlag zurück. Die Augen der Stute sind weit aufgerissen und die Nüstern stark aufgeplustert, mit immer noch angelegten Ohren schaut sie mich an. Ich atme tief ein und sage zu mir selbst: „Dann eben nicht!“ Mit zittriger Hand greife ich nach den Halfter von Gletscher und gehe zu ihn. Sanft streichle ich ihm über die Stirn und flüstere ihm zu: „Was für ein bösartiges Tier, dabei wollte ich ihr nur was gutes tun. Komm Gletscher, ich bringe dich auf die Koppel.“ Als ich von der Koppel zurück komme sehe ich die Frau , die mit dabei war als die Stute neu in unseren Stall kam, in den Stall gehen. Wahrscheinlich ist sie Ivano´s Mutter. Ich gehe ihr nach und als ich dann im Stall ankomme und sie mich sieht sagt sie freundlich: „Guten Tag!“ und geht in die Box der Stute. Mit angelegten Ohren schaut die Stute schnell zu ihr und die Frau sagt: „Ruhig Luna, was ist denn los?“ doch als sie die Frau erblickt spitzt sie ihre Ohren wieder und schnaubt entspannt. Behutsam bürstet sie die Stute ab. Sie ist nicht lange da, schnell sagt sie zu mir noch „Ciao!“ und fährt dann vom Hof. Zwei Tage später in der Schule, Sarah und ich sitzen schon auf unseren Platz und unterhalten uns. Als ich zur Tür sehe, sehe ich Ivano langsam und mit gesenktem Kopf in den Raum kommen. Ich beobachte ihn ein weile, doch plötzlich höre ich Sarah sagen: „Hallo? In welcher Welt bist du denn gerade?“ „Sorry“ sage ich kurz und wende mich wieder zu Sarah. Nach einer weile kommt Deven zu uns und fragt: „Habt ihr Lust heut Abend mit in die Scheune zu kommen?“ „Klar, wer kommt noch alles mit?“ fragt Sarah „Johannes und Maik wollten auch kommen, ich wollte auch Ivano fragen, vielleicht hat er sich ja ein wenig beruhigt.“ „Ivano kommt bestimmt nicht mit, schau ihn dir doch mal an!“ Deven schaut zu Ivano und geht zu ihn. „He Ivano! Wieder gesund?“ „Kann dir doch egal sein!“ sagt er zu Deven und wendet sich ab. Wütend schlägt Deven auf den Tisch und schreit ihn an: „Ich wollte nur ganz normal mit dir reden...scheiße...was hat dich so verändert?“ Ivano springt auf und schreit Deven ins Gesicht: „Man, bist du so blöd oder tust du nur so? Ich habe keinen Bock auf deine Gesellschaft oder auf die Gesellschaft von irgend jemand anderen hier, ist das jetzt endlich klar?“ Ivano greift nach seiner Tasche und will gehen, doch in dem Moment steht Frau Jakopsen in der Tür. „Was ist denn hier schon wieder los? Setzt euch auf eure Plätze und seit endlich still.“ Die Stimmung in diesem Raum ist bis aufs Äußerste gespannt. So schnell ist Deven noch nie ausgerastet. In der Pause kommen Johannes und Deven zu Sarah und mir an den Tisch, Deven ist immer noch völlig aufgelöst. „Was war denn mit dir los, Deven? So kennen wir dich gar nicht!“ sage ich zu ihn und er sagt ganz leise: „Der bringt mich zur Weißglut, ich kann das nicht nachvollziehen, er hat sich vollkommen geändert.“ „Ach dann vergess’ den Kerl doch!“ sagt Johannes, der von der ganzen Situation so wieso voll genervt ist. „Last uns das Thema wechseln“ meint Sarah, die auch schon leicht genervt ist. Es ist schon heftig, wie die ganze Sache Deven an die Nerven geht. Selbst bei meinem Ausritt komme ich nicht auf andere Gedanken. Im gemächlichem Schritt reite ich zu der Lichtung, wo ich früher immer hin geritten bin um meine ruhe zu haben. Doch bereits auf dem kleinen Waldweg dorthin höre ich ein fernen Schrei: „AAAAHHH...“ Schnell galoppiere ich zu der Lichtung, wenige Meter vorher bremse ich doch wieder und steige von Gletscher. Ich gehe zu Fuß weiter. Als ich an der Lichtung ankomme verstecke ich mich hinter einem Baum. Ich sehe Ivano wütend gegen einen umgekippten Baumstamm treten. Die schwarze Stute steht nur wenige Meter hinter ihm, die Ohren leicht nach hinten gedreht. Dann sinkt er zu Boden und schlägt mit der geballten Faust auf den Boden. Seine Stute stupst ihn kurz mit dem Nüstern an , schnappt nach seiner Jacke und zieht ihn nach hinten. „He, Luna. Muss das jetzt sein?“ Ivano liegt am Boden und schaut zu der Stute hoch, die an seiner Jacke herum knappert. Ich lasse ihn jetzt besser allein, nachdem, was er heute in der Schule gesagt hatte ist es wohl besser, wenn er mich nicht hier sieht. Ich reite zurück zum Hof. Die Sonne geht bereits unter, als Ivano auf dem Hof ankommt. Sandro, unser Stalljunge und Ich sind gerade beim Füttern, als Ivano seine Stute in die Box führt. Er ignoriert uns vollkommen, schnell aber behutsam reibt er sie trocken und geht relativ schnell. „Komischer Kauz.“ sagt Sandro leise zu mir und ich nicke nur kurz. Am nächsten Morgen kommt Sarah schon ziemlich früh zu mir in den Stall, die Stute war schon längst nicht mehr im Stall. Sarah und Ich satteln unsere Pferde und beschließen ein wenig auszureiten. Es ist ein schöner Vormittag, Sarah und ich lachen viel und tratschen über alles mögliche. Wir reiten gerade einen breiten Waldweg entlang, als aus heiteren Himmel jemand an uns vorbei jagt. Gletscher springt zur Seite, genau in Sarahs Pferd Sanox. Ich bekomme ihn aber relativ schnell wieder unter Kontrolle. Wir schauen ihm nach und ich erkenne ihn, es ist Ivano. Sarah regt sich natürlich gleich wieder voll auf. Leicht verwirrt sage ich vor mir hin: „Das kann nicht sein, wenn er ein wenig Pferdeverstand hat tut er so was nicht!“„Was meinst du, Jooana?“ fragt Sarah und ich sage zu ihr: „Ivano´s Stute ist hochträchtig, normalerweise...“ „Was? Das darf doch nicht war sein, dem müsste man das Pferd wegnehmen!“ „Sarah, nicht...wir wissen doch nicht was da vorgefallen ist, vielleicht ist sie ja auch durchgegangen!“ „Ach Quatsch, das glaubst du doch selbst nicht!“ Ich muss zugeben, so ganz sicher bin ich mir nicht. Gegen 14 Uhr sind Sarah und ich wieder auf dem Hof, nach dem Essen holen wir die beiden Ponys von der Koppel und albern ein wenig mit ihnen auf dem Reitplatz herum, lassen sie über kleine Hindernisse springen und versuchen ihnen kleine Tricks beizubringen. Es ist schon Abend, Sarah will sich bereits auf dem Heimweg machen, als uns Ivano entgegen kommt. Es war so klar wie nichts anderes, das Sarah ihre Klappe nicht halten kann und sagt lautstark: „Oh Gott, ein hoch trächtiges Pferd hetzt man doch nicht so durch den Wald! Dir müsste man das Pferd wegnehmen.“ Ivano schaut sie entsetzt an, doch Sarah spricht weiter: „Du hast wohl überhaupt keine Ahnung, wie man mit Pferden umgeht!“ „Sarah, nein, halt endlich deine vorlaute Klappe!“ sage ich leise zu ihr, plötzlich steigt Ivano ab und kommt ohne Worte auf uns zu. Ganz nahe stellt er sich vor Sarah und schaut sie mit einem wütenden Blick an. Es dauert eine weile bis Ivano endlich was sagt. „Die einzige, die hier von nichts eine Ahnung hat bist du! Und an deiner Stelle würde ich mich sehr zurück halten!“ man merkt es Ivano wirklich an, das er sich wirklich stark zurück hält, aber Sarah scheint das in keinster weise zu interessieren und buttert noch mal nach: „Was willst du mir denn eigentlich?“„Auch weißt du, vergiß es einfach. Ich kommuniziere nicht mit Menschen, die mir geistig unterlegen sind.“ Sagt Ivano, dreht sich weg und geht. „Wie soll ich denn das verstehen?“ fragt Sarah mich, doch ich schaue nur Ivano nach. „Also, ich geh jetzt. Bis Montag Jooana, ciao!“ „Ciao Sarah!“ Langsam gehe ich in denn Stall und stelle mich vor die Boxtür von Ivano´s Stute. „Es tut mir leid, wegen Sarah!“ sage ich leise zu ihn, er schau mich an und meint: „Wieso entschuldigst du dich für ihr verhalten?“ „Sie ist halt manchmal sehr voreilig und sieht viele dinge nur schwer ein, ich wollte nicht, das du das irgendwie falsch verstehst.“ „Ich denke, bei ihrer aussage gibt es nichts falsch zu verstehen. Ihr habt euch ja schon eine Meinung über mich gebildet, was soll ich dagegen sagen?“ „Ist das nicht verständlich nach deinem Auftritt in der Schule?“ er schaut mich an. „Ich weiß, das du auch eine andere Seite hast! Wieso zeigst du sie denn nicht?“ frage ich und schaue ihm in die Augen. „Woher willst du das wissen? “fragt Ivano kritisch. „Ich hab oft genug gesehen, wie du mit deiner Stute umgehst. wieso bist du uns gegenüber so anders?“ „Ich geh jetzt, hab noch bessere Sachen zu tun, als mich hier über unwichtige dinge zu unterhalten.“ „Egal ob unwichtig oder nicht, wenigstens Unterhalts du dich mal mit jemanden.“ Ivano kommt dichter und sagt ganz langsam und leise zu mir: „Wenn du wüsstest, wie scheiß egal mir das ist!“ Wortlos stehe ich vor ihm. Für ein paar Sekunden ist absolute stille im Stall und Ivano und ich schauen uns in die Augen. In schwachem Licht der Stalllampe wirken seine Augen schwarz wie die Nacht. Ruckartig dreht er sich weg und geht. Ich atme tief durch, was soll ich denn noch probieren, ich will doch nur, das er nicht so alleine ist! In dieser Nacht schlafe ich sehr schlecht, sind wir ihm denn wirklich so egal? Seine schwarzen Augen wirkten so gefühllos, als sie mich vorhin ansahen. Es bewegt mich noch bis zum nächsten Abend, ich sitze auf der Futterkiste und beobachte die Pferde. Ivano´s Stute stand den ganzen tag in der Box, schon komisch, das Ivano heut noch nicht da war. Dann öffnet sich die Tür, ganz langsam kommt Ivano rein. Er hält sich an den Gitterstäben der Boxen fest und scheint mich nicht zu bemerken. „Ivano? Was machst du denn so spät noch hier?“ flüstere ich leise. Er schaut zu mir, sagt aber kein Ton. „Ist alles OK mit dir?“ frag ich und gehe zu ihm. Plötzlich stolpert er und fällt zu boden. Ganz benommen liegt er da, ich beuge mich zu ihm runter und frage noch mal: „Bist du OK?“ „Lass mich!“ sagt er, während er wieder versucht sich aufzurichten. Mein erster verdacht ist, das er vielleicht betrunken ist, aber er richt nicht nach Alkohol! „Ich muss mich nur kurz setzen, dann geht’s gleich wieder!“ sagt Ivano leise. Ich schaue ihn an, er weicht meinen Blicken aus und sagt in einem Lauten Ton: „Hör auf mich so anzuschauen!“ „Reg dich ab, ich will dir doch nichts!“ „Ich mag es nicht, wenn man mich so anschaut, also geh!“ Langsam kommt in mir eine art von Wut auf und ich sag zu ihm: „Kannst du nicht einmal einfach nur nett sein? Ist das so schwer?“ Ich lasse ihm keine Change zu antworten, so schnell wie möglich gehe ich. Am nächsten morgen in der Schule, Ivano kommt gerade ins Klassenzimmer, legt seine Tasche auf seinen Platz und schaut zu mir rüber. Als ich in seine Richtung schaue dreht er sich jedoch schnell wieder weg. Nach der großen Pause sehe ich dann einen kleinen weißen Zettel neben meinen Büchern liegen, unauffällig nehme ich ihn und lese ihn durch: „Es tut mir leid wegen gestern Abend, ich stand wohl ein wenig neben mir!“ es steht kein Name drauf , aber ich weiß sofort das er von Ivano sein muss. Ich entscheide mich ihm zurückzuschreiben: „Ist schon OK, darf man fragen wieso du gestern neben die standest?“ Ich erwarte nicht wirklich, das er mir auf diese frage antwortet, aber probieren kann man’s ja. Ich lege den Zettel neben seine Federtasche und beobachte dann seinen Platz. Als er in den Raum kommt klingelt es bereits zum Unterricht, er scheint den Zettel nicht zu sehen. Erst nach einer ganzen weile sehe ich ihm einen kleinen Zettel zerknüllen. Ohne Reaktion lässt er ihn neben sich auf dem Tisch fallen. Gut, hab ich mir gedacht, wieso sollte er mir auch antworten? Als ich dann am Nachmittag in den Stall komme Ist die Stute schon nicht mehr da, wie immer. Groß ausreiten will ich heut aber auch nicht, was auch gut ist, denn in diesem Moment fängt es an zu regnen. Nach gut einer viertel Stunde höre ich Hufgeräusche, das dürfte Ivano sein, der vom Regen vermutlich überrascht wurde. Tropfnass führt er seine Stute in den Stall. „Hallo Ivano!“ sage ich freundlich, Ivano schaut mich an und sagt: „Hallo Joon!“ Ich schaue ihn verdutzt an, mich hatte noch nie jemand Joon genannt, „Es ist doch OK, wenn ich dich Joon nenne, oder?“ fügt Ivano noch hinzu „Klar, wieso auch nicht?“ Stillschweigend beobachte ich Ivano, wie er seine Stute behutsam Trocken reibt und ihr dann eine Decke überlegt. Ich sitze die ganze zeit auf der Futterkiste. Langsam kommt Ivano auf mich zu und setzt sich zu mir. Ich spüre förmlich, wie er mich anschaut, er macht mich ganz nervös. Mein Herz schlägt bis zum Hals, als ich plötzlich seine Hand an meiner Wange spüre. Ivano kommt immer nähr und seine schwarzen Augen schauen mich an. Ich habe das Gefühl zu zerplatzen, als er mich schließlich Küsst. Bis zum letzten Augenblick genieße ich diese Situation. Dann schau er mich wieder an und sagt ganz leise zu mir: „Ich muss gehen!“ langsam steht er auf und geht zur Stalltür. Ich sitze noch wie versteinert auf der Futterkiste, als Ivano noch mal zu mir rüber schaut und dann im regen verschwindet...
 



 
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