Liebeserklärung

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Sie trägt nichts, das meine Aufmerksamkeit von ihr zu lenken vermag. Das trägerlose Kleid, die geschnürten Schuhe, der einfache Slip: der Körper darunter ist reich. Die Schatten, die Muster und die Linien, die ihn an manchen Stellen, einer Schulter, einem Schenkel, die heute nicht oder kaum verborgen sind, auszeichnen und unterstreichen. Der volle Busen. Die wunde Seele.

Ja, schreiben wir von ihr! Sie ist dominant. Sie ist explosiv und gefährlich. Sie ist ein Tyrann: unbesiegt und barbarisch. Anders: Sie ist beherrschend, selten ist sie beherrscht. Eine Handbewegung bloß: "Verschwinde.". Eine andere: "Trink schon aus.". Der Intellekt unnachgiebig wie unerbittlich. Sie argumentiert präzise. Sie verfehlt ihr Ziel nicht, niemals. Jedes Urteil ein endgültiges. Verzeihend? Niemals verzeihend.

Die Bewegungen der schlanken Glieder, das subtile aber kraftvolle Spiel der Muskeln, das Zittern der Oberlippe: sie ist sinnlich, sie ist körperlich, sie ist greifbar. Was noch festzuhalten lohnt: Verachtung zeichnet ihre Züge. Verachtung und Abscheu und Ekel. "Ohne euch, ohne euch!" Und: "Ein Kompromiss: niemals." Und: "Sie alle möchte ich brennen sehen." Schönheit und Bewusstheit. "Für dich: diese äußerst moralische, jedoch nicht verbietend, nicht entsagend, nicht asketisch oder christlich oder bürgerlich moralische Frau." Und: "Keine Versöhnung und keine Unterwerfung: ich bin nicht von, nicht unter, nicht bei euch." Sie, sie, sie. Eine kalte Frau. Eine leidenschaftliche Frau. Besser, besser: Eine innige Frau. Kein Widerspruch, wenigstens keiner, der nicht ihre Lippen verließe, der nicht ihrem Wesen entspränge. Nicht Feuer, nicht Glut: Lava.

An dieser Stelle wird nichts relativiert: Sie ist mir gleich. Sie ist mir ebenbürtig. Wie ich ist sie frei von Sünde. Und wie ich ist sie mehr als das, größer und mächtiger. Und wie ich sie kenne, kennt sie mich: inwendig wie auswendig. So schreibt sich eine neue Weltordnung.
 



 
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