Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die rsxchelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß, wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr strich sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagte sich ein Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. ERntete sie unwilliges Kopfschütteln so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte und sauste erneut los, nachdem sie den letzten Wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte. Mit pfeifendem Getöse fuhr sie mutwillig in einen Baumbestand, das die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist" dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den armen, Verwünschungen ausstoßend, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten udn zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.
Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sei Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovsiande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinem Blick, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung.
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort begann wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel sofort in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, so nennt man mich. Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte. Sie war so vertieft in die Gemälde, das sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt und sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande lustvoll aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.
Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.
18. Oktober 2009
MarenS
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr strich sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagte sich ein Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. ERntete sie unwilliges Kopfschütteln so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte und sauste erneut los, nachdem sie den letzten Wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte. Mit pfeifendem Getöse fuhr sie mutwillig in einen Baumbestand, das die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist" dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den armen, Verwünschungen ausstoßend, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten udn zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.
Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sei Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovsiande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinem Blick, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung.
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort begann wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel sofort in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, so nennt man mich. Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte. Sie war so vertieft in die Gemälde, das sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt und sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande lustvoll aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.
Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.
18. Oktober 2009
MarenS