Lovisandes Versprechen

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MarenS

Mitglied
Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die rsxchelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß, wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr strich sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagte sich ein Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. ERntete sie unwilliges Kopfschütteln so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte und sauste erneut los, nachdem sie den letzten Wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte. Mit pfeifendem Getöse fuhr sie mutwillig in einen Baumbestand, das die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist" dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den armen, Verwünschungen ausstoßend, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten udn zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.

Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sei Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovsiande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinem Blick, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung.
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort begann wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel sofort in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, so nennt man mich. Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte. Sie war so vertieft in die Gemälde, das sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt und sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande lustvoll aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.
Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.

18. Oktober 2009
MarenS
 

MarenS

Mitglied
Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die rsxchelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß, wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr strich sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagte sich ein Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. ERntete sie unwilliges Kopfschütteln so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte und sauste erneut los, nachdem sie den letzten Wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte. Mit pfeifendem Getöse fuhr sie mutwillig in einen Baumbestand, das die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist" dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den armen, Verwünschungen ausstoßend, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten udn zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.

Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sei Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovsiande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinem Blick, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung.
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort begann wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel sofort in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, so nennt man mich. Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte. Sie war so vertieft in die Gemälde, das sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt und sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.
Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.

18. Oktober 2009
MarenS
 
S

suzah

Gast
hallo maren,
eine hübsche geschichte. sie hat m.e. nur etwas zu viele wiederholungen (das pfeifen, wirbeln, herumsausen) bis zu dem zeitpunkt, wo frank lovisande trifft.
liebe grüße suzah
 

MarenS

Mitglied
Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die raschelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß, wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagten sich Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. Erntete sie unwilliges Kopfschütteln, so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen Heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte nachdem sie den letzten wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte, fuhr mit pfeifendem Getöse mutwillig in einen Baumbestand, dass die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist", dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den Armen, Verwünschungen ausstoßend, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre Kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten und zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.

Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sein Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovsiande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinem Blick, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung."
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel auf der Stelle in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, "so nennt man mich." Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein Versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften Farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des Mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte, das bald in eigenwilligem Rhythmus zu knacken begann. Sie war so vertieft in die Gemälde, dass sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt, sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.

Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.

18. Oktober 2009
MarenS

Angeregt durch Frankes Gedicht, zu finden unter Lyrik, Ungereimtes: Vorratshaltung

Danke, Manfred!
 

MarenS

Mitglied
Ich habe sie noch nicht Korrektur gelesen, die Geschichte enstand heute früh, direkt nach dem Aufstehen und ich hatte noch keine Zeit bewusst drüber zu lesen.
Dir ganz lieben Dank fürs Lesen und für die Anmerkung, die ich sicher beherzigen werde, wenn ich nochmal durchlese und ändere.

Einen schönen Sonntag wünscht dir

die Maren
 

MarenS

Mitglied
Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die raschelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß, wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum, pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr sie ab und an einen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf um sich hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagten sich Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. Erntete sie unwilliges Kopfschütteln, so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen Heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte nachdem sie den letzten wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte, fuhr mit pfeifendem Getöse mutwillig in einen Baumbestand, dass die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist", dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den Armen, Verwünschungen zischelnd, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre Kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten und zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.

Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sein Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovisande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinen Augen, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung."
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag, wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel auf der Stelle in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, "so nennt man mich." Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Äststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein Versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich als sie über die Schwelle schritt. An en Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften Farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des Mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte, das bald in eigenwilligem Rhythmus zu knacken begann. Sie war so vertieft in die Gemälde, dass sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt, sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.

Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.

18. Oktober 2009
MarenS

Angeregt durch Frankes Gedicht, zu finden unter Lyrik, Ungereimtes: Vorratshaltung

Danke, Manfred!
 
S

suzah

Gast
hallo maren,
vorgestern las ich deine geschichte nochmals, sie gefällt mir sehr, aber ich meinte, dass dort etliche interpunktionsfehler sind. ich ging alles genau durch und als ich fertig war und auf veröffentlichen klicken wollte, ging plötzlich nichts mehr: wie ich feststellte, war meine telefonleitung (tcom) zum zweiten mal innerhalb 2 wochen wieder unterbrochen (was wohl an den vielen baustellen liegt). erst seit heut früh ist das festnetz wieder in ordnung. und ich war die ganze zeit als eingelocked gelistet.
jetzt habe ich keine zeit und lust, alles nochmals zu wiederholen, schau selbst nochmals. muss vor "um" kein komma mehr stehen nach der neuen rechtschreibung?
mir fiel noch auf "als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt."jemand stöbert" - gilt das auch für "es"?

liebe grüße aus berlin suzah
 

MarenS

Mitglied
Für FrankK:

Danke dir fürs Lesen und für das "zauberhafte". Ein riesengroßes Lob für mich.

Maren schnappt das zauberhafte Lob, drückt es an sich und flitzt damit um die Ecke, damit es niemand klauen kann, schaut von dort nochmal dem pfeifenden Frank hinterher und winkt
 

MarenS

Mitglied
Für Ralf Langer:

Vielen Dank fürs Lesen, die Auseinandersetzung mit meiner Geschichte und das Lob.
Nun fällt mir grad ein, ich könnte noch Musik dazu schreiben, ein Gedicht, eine Geschichte und Musik dazu, hm, das wär klasse. Mal sehen.

Es grüßt dich die Maren
 

MarenS

Mitglied
Für suzah:

Ohje, suzah, das tut mir leid, dass du soviel Arbeit hattest und dann alles für die Katz! Ich drücke dir die Daumen, damit deine Internetverbindung in Zukunft stabil bleibt.

Was meine Interpunktion angeht so kann ich nur sagen: Mea culpa!

Ich weiß sie ist grottenschlecht, tue mich damit aber unsäglich schwer. Ich wünschte, ich dürfte sie wie im englischen setzen, da, wo es sinnvoll ist. Aber nein, ich muss die Knöpfchen und die Knopfhäkchen dort platzieren, wo sie nach deutschem Recht und Regelwerk hingehören. Das Problem ist nur, nach meinem kleinen Verstand gehören sie da oft absolut nicht hin.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin einfach ungenügend, was die Zeichensetzung angeht.

Ich werde die Geschichte nochmals lesen und zumindest das verbessern, was mir auffällt und wo ich halbwegs sicher bin. Ansonsten hoffe ich auf Retep, der mir schon einmal aus der Patsche half, indem er mein Werk korrigierte. ;-)

Dir liebe suzah einen erfreulichen Tag bei hoffentlich strahlender Herbstsonne

Maren
 

MarenS

Mitglied
Als Lovisande die Windsschwester an diesem trüben, kalten, nach November riechenden Oktobertag durch den Hain fuhr, war sie wohlgemut. Sie wirbelte wie toll durch das erste gefallene Laub, ihre Gewänder lang hinter sich her schleifend und die raschelnden Geräusche vermischten sich mit dem vergnügten Pfeifen, das sie ausstieß wenn sie um Bäume herum sauste.
Sie liebte die Waldränder und Hochwälder in denen der Baumbestand nicht zu dicht war. Dort vollführte sie ihren rasenden Tanz mal links mal rechts um die Stämme, dann wieder rundherum. Pfeifend und lustvoll aufstöhnend fuhr sie den ein oder anderen kräftigen, hochgewachsenen Baumstamm hinauf, um hoch oben unter den Ästen umzudrehen und in freien Fall mit hellem Gelächter wieder nach unten zu stürzen. Ein herrliches Leben!
Ab und an wagten sich Spaziergänger durch diese Gegend, meist weil sie Hunde ausführten. Mit griesgrämigem Gesicht, dick vermummt und schnellen Ganges zogen sie die Vierbeiner den Waldweg entlang, um nach Pflichterfüllung des Tieres sofort in die warme Wohnung zurückzukehren. Lovisande mochte diese Menschen. Sie sauste auf sie zu, nahm eine ordentliche Handvoll Blätter dabei vom Boden auf und stob den bemützten Gestalten ins Gesicht, die Blätter über sie schüttelnd. Erntete sie unwilliges Kopfschütteln, so kicherte sie, schimpften oder fluchten die Menschen gar, hatte sie einen Heidenspaß und wiederholte das ganze in kurzen Abständen.
Hach! Was ein Leben! Sie jauchzte nachdem sie den letzten wagemutigen Hundebesitzer vertrieben hatte, fuhr mit pfeifendem Getöse mutwillig in einen Baumbestand, dass die Blätter nur so durch die Lüfte flogen, dann durch eine Mulde, in der sie richtig Schwung holen konnte und über eine kleine Hügelkuppe hinweg.
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Hinter dem Kamm lag eine wirres Knäuel übereinandergestürzter Bäume vom letzten Unmutsausbruch ihres Bruders. Lovisande flitzte schrill pfeifend gekonnt durch das Gewirr doch plötzlich gab es einen Ruck und sie wurde unsanft festgehalten. "Mist", dachte sie und zerrte ungnädig an ihren Gewändern, die sich irgendwo an einem Astbruch verhakt hatten. Lovisande war alles andere als geduldig, eher bekannt für ihr ungestümes Temperament und so zog und zerrte sie, wand sich hin und her und fuhr zu guter Letzt dann doch zurück, dabei aber unter einem kleinen Stamm hindurch, den sie vorher überflogen hatte um den sich ihre Gewänder nun schlangen. Wild fuchtelte sie mit den Armen, Verwünschungen zischelnd, hin und her sausend, bis sie sich im Gewirr der gebrochenen Äste so festgehakt hatte, dass sie nicht mehr vor und zurückkam. Sie pfiff und jaulte laut vor Zorn, doch es half nichts, sie saß fest. Ihre sinnlose Raserei hatte sie all ihre Kräfte gekostet, war sie doch vorher schon lange Stunden unterwegs gewesen und wie entfesselt durch den Wald gestromert. Nun blieb ihr nichts mehr übrig als es sich in ihrer wahrlich unschönen Lage so bequem wie möglich einzurichten und zu warten. Sie wusste, es konnte Tage dauern. Ihresgleichen war weit über Land unterwegs und traf sich selten und die Menschen gingen in dieser Jahreszeit kaum noch quer durch den Wald, denn die Pilze wuchsen nicht mehr, es war schon zu kalt. So legte sie sich halbwegs auf einen leicht schräg liegenden Baumstamm, ein Bein fest in das Gewand gewickelt und zwischen einer Gabelung verkeilt, das andere zur Stütze auf den Boden gestellt und pfiff leise und entkräftet unmutig vor sich hin.

Sie meinte stundenlang so gelegen zu haben, als es im Laub hinter dem Hügelkamm stöberte und raschelt. Das konnte kein Tier sein, solch einen Krach machten nur Menschen! Sie begann halblaut vor sich hinzupfeifen, ein auf und ab an Pfeiftönen, von denen sie hoffte, dass selbst ein Mensch sie als absonderlich empfinden würde. Die sich nähernden Geräusche gaben ihrer Hoffnung recht.
Schon kurz darauf tauchte oberhalb des Windbruches ein Mann auf. Ohne Mütze, die fast schwarzen, glatten Haare notdürftig mit einem Band zusammengehalten, in abgetragener Kleidung. Er blieb kurz stehen und lauschte woraufhin Lovisande sofort wieder zu pfeifen begann, was sie in Betrachtung des Menschen ganz vergessen hatte. Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung und sie sah, wie seine Augen sich weiteten. Nun musste sie geschickt sein. Sie legte Kümmernis in ihren Gesichtsausdruck und fühlte sich, angesichts der Hilfe, die nahte aber noch nicht gewillt war zu helfen, plötzlich sehr armselig. Bittend hob sie ihre Hände, um gleich drauf mit einer Hand auf die verwickelten Gewänder zu weisen.
Der Mann betrachtete sie eine Weile sinnend, dann straffte sich sein Körper und er schritt entschlossen auf sie zu.
"Kannst du sprechen?" fragte er. Lovisande schüttelte den Kopf, ihr war keine Stimme gegeben.
"Aber verstehen kannst du mich?" wurde sie nun gefragt. Sie nickte vehement und zeigte erneut verzweifelt auf das Chaos ihrer Kleider.
"Warte, das ist nicht so einfach", sprach dieser Mensch bedächtig und ließ den Blick seiner dunklen Augen über sie gleiten. Lovisande bemerkte ein kurzes Flimmern in seinen Augen, ein kurzes Zucken der Mundwinkel.
"Ich werde dir helfen aber du musst Geduld haben. Pfeife nicht so schrill und halte still. Du bist eine der Windsschwestern, nicht war? An deine Befreiung knüpfe ich eine Bedingung."
Lovisande nickte müde als Zeichen, dass sie verstanden habe.
"Wenn ich dich aus dieser unguten Lage befreie, musst du mich, bis dein jüngster Bruder, der Frühlingswind das Land aus dem Winterschlaf singt, jeden Nachmittag wenn es dunkelt besuchen und mir Gesellschaft leisten bis ich schlafe."
In Lovisande erwachte ein Funken ihrer Willenskraft und sie bäumte sich auf und ein Pfeifen entrang sich ihren Lippen. Sofort wandte sich der Mann ab und schien davongehen zu wollen. Die Windsschwester verfiel auf der Stelle in leises, jämmerliches Säuseln, lag still und nickte sacht, denn sie wollte nun wirklich keine Minute länger so ungelenk gefesselt hier liegen müssen.
"Frank", sagte der Mann unvermittelt und sah sie wieder an, "so nennt man mich." Sie nickte leicht und er begann sorgsam nachzusehen auf welche Weise er sie befreien könne. Er wies sie an hierhin und dorthin zu rutschen, sich da und dort durchzuzwängen und löste an verschiedenen Stellen die Stoffe von Aststümpfen und aus Gabelungen miteinander verschlungener Bäume. Schlussendlich war es geschafft.
"Du hältst dein Versprechen"? fragte Frank eben, als sich in Lovisande ein Funken Freiheitszorn regte. Sie nickte mit kleiner Falte zwischen den Augenbrauen, die ihm nicht entging.
"Gut, es ist nun Nachmittag und es wird bald dunkel, folge mir also."
Lovisande zischelte aber sie wusste, das es mehr als unlauter war, ein Versprechen zu brechen und so folgte sie ihm.
Er wohnte unweit des Hügels am Waldrand in einem Holzhaus, was ihr wohl gefiel, denn ihre kleine Unmutsfalte verlor sich, als sie über die Schwelle schritt. An den Wänden hingen viele Bilder, mit leichter Hand gemalt in sanften Farben und doch war ihre Sprache eindringlich einsam. Lovisande betrachtete sie, während er sich des Mantels entledigte und ein Feuer im Ofen des Wohnzimmers entfachte, das bald in eigenwilligem Rhythmus zu knacken begann. Sie war so vertieft in die Gemälde, dass sie fast erschrak, als er ihre Hand nahm.
"Ich denke, eine Windsschwester liebt den Tanz," sagte er bestimmt, sie fühlte sich umschlungen und spürte seinen warmen Körper an dem ihren, der sich zu einer Melodie bewegte, die er wohl hörte und der sie nachzuspüren begann indem sie sich seinen Bewegungen anpasste, bis sie sich miteinander ineinander bewegten und Lovisande aufstöhnte wie im Wald, wenn sie die Baumstämme hinauffuhr.

Diesen Winter über begann Frank jeden Morgen damit, das verwirbelte Chaos seines Hauses wieder in Ordnung zu bringen aber er tat es vergnügt pfeifend.

18. Oktober 2009
MarenS

Angeregt durch Frankes Gedicht, zu finden unter Lyrik, Ungereimtes: Vorratshaltung

Danke, Manfred!
 
S

suzah

Gast
hallo maren,
wenn retep demnächst mal wieder in südamerika ist, wende dich an flammarion, die ist expertin für interpunktion etc und hilft dir sicher bei fragen,

liebe grüße suzah
 

MarenS

Mitglied
Maren lacht.
Du darfst mir auch gerne helfen, suzah, jede Hilfe diesbezüglich wird hemmungslos angenommen.

Liebe Grüße von Maren
 



 
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