Lüste der Nacht

F

flumi

Gast
Lustschwanger endend der Tag,
der Nachtschwüle Sinne erwartend.
Durchzogen der Raum vom Duft
deines in die Zartheit samtweicher
Haut eingehüllten makellosen Körpers.
Erinnerungen bestimmen den Augenblick,
in ihrem Sog Hoffnung.

Geblendet von Gedanken an dich
schlafe ich traumumwoben-begehrend ein.
Jeder Atemzug unseres Vereintseins
spiegelt sich in seinen schönsten Farben.
Verblassend jedoch gegenüber der
wie ein Märchen anmutenden Wirklichkeit.
Ich schlafe tief, entspannt jedes Glied.

Durch ein ungewohntes, aber seltsam
vertrautes Geräusch wache ich auf.
Auf dem Rücken liegend. Da sehe ich dich!
Über mir. Versprechend geschwungenes Profil. Ich spüre
die Wollust heiß fibrierender Nüstern. Ist es ein Traum?
Das rhythmisch-verlangende Zucken deines
elfengleichen Körpers gibt die Antwort.

Mein Finger nähert sich dir tastend, fragend.
Er scheint noch nicht zu begreifen.
Nur ein feines Zittern verrät
seine erwartungsvolle Erregung.
Getrieben von stummen Schreien findet
er das Ziel seiner unsagbaren Begierde.
In Erfüllung gewandelte Hoffnung.

Vom Augenblick übermannt, gleitet das
starre Glied in die einladend feuchtwarme Höhle
enthemmter Fleischeslust – einmal, zweimal, immer
und immer wieder. Tiefer und tiefer bohrt es
sich sehnsuchtsvoll in die Unendlichkeit.
Verloren im Rausch der Sinne durchdringt
jede Bewegung begleitendes Stöhnen die
nächtliche Stille. Echo der Leidenschaft.
Der Zügellosigkeit Blut spiegelt
letztes Aufbäumen.

Mit einem Schrei wache ich auf. Aus einem Alptraum. Schweißgebadet, ermattet. Mein Nachtgewand klebt am zitternden, noch reizdurchfluteten Körper. Nach wie vor ist es ungewöhnlich schwül. Das Haus, in dem ich wohne, liegt noch im tiefen Schlaf. Was hat mich geweckt? Ich ziehe den in Fleisch verkrallten Zeigefinger genüßlich hin und her drehend aus meiner Nase. Da sehe ich es: An seiner Kuppe hängt ein dicker, blutiger Popel! Ein außergewöhnliches Exemplar. Seit längerem schon versuche ich, es aus meiner jetzt bluttropfenden Nase herauszufummeln. Ich zaudere. Dann werfe ich das Objekt meiner Begierde mit einem Anflug des Bedauerns aus dem Fenster in die Dunkelheit. Das leicht zerknitterte Papier mit dem Gedicht, das ich vor dem Zubettgehen geschrieben habe, liegt eindringlich mahnend auf meinem Schreibtisch. Es wartet auf das Ende.​
 



 
Oben Unten