Luxus

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Walther

Mitglied
Luxus


Ich sagte Dir, ich würde Dich auf Händen tragen:
Nun trag ich heut so furchtbar schwer allein an mir!
Ich frage mich, was soll ich denn am Ende hier:
Was soll ich mich mit diesem grauen Alltag plagen!

Die Pflichten überhäufen mich, wo bleibt die Kür?
Ich bin total am Ende, will frustriert verzagen
Und sehe all das Elend in den Wohlstand ragen.
Am liebsten schlösse ich die Augen und die Tür:

Was wir auch immer tun, scheint eitel und vergebens.
Ich fühle mich verbraucht und müde, richtig schwach
Und liege nachts in Angst und Panik schlaflos wach:

An meinen Händen klebt das Blut des Luxuslebens.
Die Welt erretten, wär ein Ziel gerechten Strebens.
Ich wäre besser still und hielt die Bälle flach.
 

MuusTri

Mitglied
Hallo Walther,

ein solides Werk mit Hang zur Dramatik ist dir da aus den Fingern geraten. Ich denke mal, man sollte den Inhalt nicht allzu ernst nehmen, oder?
Kann man im Luxus keine Pflichten abgeben? Ich dachte, das wäre ein Teil vom Lotterleben. Gut, Lotterleben drücken deine Zeilen ja gerade nicht aus.
Sollte hinter den letzten drei Zeilen gar eine Mahnung an die Reichen stecken, sich nicht in die Politik einzumischen?
Irgendwie gefallen sie mir nicht so, diese letzten drei, sie klingen so platt verallgemeinernd, so inhaltslos...
Aber vielleicht sollen sie ja gerade das sein, würde ja passen.
Nun gut, insgesamt gefällt es mir, von der Kunstfertigkeit her - sprachlich pflege ich ja einen etwas anderen Geschmack an den Tag zu legen...

Gruß,

Tristan
 

Walther

Mitglied
Lb. MuusTri,

lieben Dank für Deinen Eintrag.

Vielleicht sollte man das Gedicht als eine satirische Aufspießung der alltäglichen Kleinigkeiten lesen, die wir zu existenzbedrohlichen Krisen auf unseren Plüschsofas hochstilisieren. Viele unserer Depressionen erscheinen, wenn man sie zu den wirklichen Krisen in Bezug setzt, als völlig übertrieben.

In diese Stimmung zeigt das letzte Terzett. Ebenso auch schon S2V3 und S2V4, die das vorbereiten.

OK, es könnte sein, daß man das dem Text nicht wirklich auf den ersten Blick ansieht. Aber hoffentlich auf dem jetzt erfolgenden zweiten. :)

LG W.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

es klingt doch ziemlich realistisch nach Burnout, von dem ich wünsche, dass wir alle verschont bleiben, und/oder uns mit Lyrik befreien können.

"Blut des Luxuslebens" fällt aus dieser Deutung heraus, und ist vielleicht die ins Satirische überhöhende Formulierung, die erlaubt, einen Schritt zurückzutreten und einen weiteren Blick zu bekommen.

Gefällt mir, Dein Sonett :)

lG

Herbert
 



 
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