M (Ein Gedicht über ein Wort, welches in seiner Kürze zahllose Bedeutungen vereinigt

2,00 Stern(e) 1 Stimme

ibini

Mitglied
Hallo Bernd,

im Moment weiß ich nur zu sagen: (H)m! Und vielleicht noch: Hat es einen Grund, daß keine Systematik zu finden ist? Schließlich: Kannst Du mir die Überschrift etwas erläutern, oder ist sie nur unter Dada einzuordnen?

Mit Gruß
ibini
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In Deutsch hat "m" eine Bedeutung, sehr abhängig von Tonfall. Das (h), das manchmal zusammen mit "m" geschrieben wird, wird nicht wirklich gesprochen, zumindest nicht als "h".

Das Gedicht ist in Form einer Art Dialoges.
Die unterschiedliche Aussprache hat nur wenig Bezeichnungsmöglichkeiten.

Hier ein paar Bedeutungen.
ja, vielleicht, du schon wieder!, interressiert mich nicht, was willst du von mir, lass mich in Ruhe (ich bin müde, lese gerade Zeitung usw.), gleich, o - das schmeckt aber gut, o - das schmeckt aber sehr gut! usw.

Bei entsprechender Aussprache ist eine starke Entwicklung in dem Gedicht.

Die Überschriftsergänzung (eigentlich überflüssig) soll darauf hinweisen, dass das Gedicht mit Bedeutungen spielt. Sie erklärt kurz, was ich hier lang geschrieben habe.

Ein faszinierendes Wort: M!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
plus mal plus gibt minus

PS:

"M" ist ein weiteres Beispiel, wo doppelte Bejahung Verneinung bedeutet.

M. (Oder auch Hm ...) ja
M-m! (nein)

Das andere Wort ist "ja".

(Ja,ja! bedeutet nicht vollständig Verneinung, aber einen erheblichen Grad davon - in einer Art kontinuierlicher Logik. Bisher ist dieses Phänomen in der Mathematik wohl noch nicht beachtet worden.)

Die Reihe geht so

Ja. M. Ja-ja. M-m. Nein.

-- mit zunehmender Verneinung, wenn man davon absieht, dass in bestimmten Situationen "Ja" "Nein" bedeuten kann und umgekehrt.
 

ibini

Mitglied
Hallo Bernd,

jetzt ist die Sache schon klarer. Es handelt sich gewissermaßen um eine fiktive, ins Verbale umgesetzte Körpersprache. Ich meine, Deine Gedanken machen aber noch etwas anderes deutlich: wie sehr es zum Beispiel beim Lesen eines Gedichts auf die „Tonsetzung“ ankommt. Denn das kann wie bei dem M zu gänzlich unterschiedlichen Aussagen bzw. Vorstellungen führen.

Mit Gruß
ibini
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wobei zu beachten ist, dass "m" tatsächlich gesprochen wird, sicher auch von Körpersprache unterstützt.
Der Tonfall lässt sich mit unserm Alphabet aber nicht wiedergeben. (Vielleicht noch am ehesten mit Pictogrammen oder Smileys)

Grüße von Bernd
 

ibini

Mitglied
Hallo Bernd,

natürlich läßt sich der Tonfall bzw. die Betonung nicht mit dem Alphabet wiedergeben (irgendwelche Hilfszeichen würden vermutlich mehr verwirren als nützen). Deshalb ist es ja für einen Außenstehenden oft schwer, um nicht zu sagen unmöglich, „nur“ Geschriebenes in seiner ihm „zugedachten Bedeutung“ richtig zu erfassen/einzuschätzen. Denn erst in Verbindung mit den verbalen Möglichkeiten (von der Körpersprache mal abgesehen) läßt sich die Ausdruckskraft eines Wortes in seiner Vielfalt ausschöpfen bzw. sein Sinn verstehen/erkennen. Deine „M-Betrachtungen“ sind doch gerade dafür ein bezeichnendes Beispiel. Und selbst ein geschrieben totes Gedicht kann dadurch zu blühendem Leben erweckt werden.

Bei dieser Gelegenheit ein Vorschlag: Deine Beiträge sind nicht immer leicht zu verstehen. Besonders schwer ist es manchmal, den Zugang in Deine momentane Gedankenwelt zu finden. Um hier nicht zu weit von der richtigen Fährte abzukommen und in irgendwelchen Sphären herumzuirren, wäre es für einen Leseaspiranten hilfreich, mit ein, zwei kurzen einführenden Sätzen gesagt zu bekommen, um was es grundsätzlich geht. Aber, ich wiederhole mich, das ist nur ein Vorschlag! (Oder ist das erste Herumirrenlassen Absicht? Denn dadurch könnten sich durchaus unbewußt Wege auftun, an die man selbst vorher gar nicht gedacht hat. Ein Bayer würde vielleicht jetzt sagen: „ Eam schaug o, den Schlawiner!“)

Mit Gruß
ibini
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Ibini,

besser ist es vielleicht, dann nach dem Lesen zu diskutieren. Sonst nehme ich dem Gedicht seinen Charakter, den ich manchmal selbst nicht völlig erkenne.
Oder ich bekomme nicht mit, wenn es völlig daneben liegt.
Die Diskussionen sind immer sehr hilfreich und willkommen.

Viele Grüße von bernd
 

ibini

Mitglied
Hallo Bernd,

also im gewissen Sinne doch der "Schlawiner"! Hab es mir fast gedacht.

Mit Gruß
ibini
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hier mal ein Beispiel:

um 1976 habe ich folgenden Limerick geschrieben:

Es war mal ein Jüngling im Harz,
ein entfernter Verwandter von Schwarz,
der entschärfte Granaten
mit Hacke und Spaten,
es war mal ein Jüngling im Harz.

Ziemlich schwarzer Humor. Nicht war?
Bei einer Lesung wurde ich dann gefragt, ob ich "unsere Grenze lächerlich machen" wolle. Das war so ziemlich das einzige, an dass ich nicht gedacht habe, und es war das Lächerlichste, was ich zu meinen gedichten je gehört habe. Mir war gar nicht bewusst, dass dort die Grenze ist, als ich das schrieb. Ich hatte nur lediglich ein Reimwort auf "Schwarz" gesucht.
Und die Granaten fand ich komischer, als die erste Fassung:

Seine Experimente
zerbrachen die Wände.

(Nebenbei zeigen neuere Erfahrungen, dass es nicht so abwegig ist. Leider. So werden Raketen unter Missachtung jeden Arbeitschutzes entschärft. Das tragische Geschehen hätte mich daran gehindert, das zu veröffentlichen.)

Ich gehe also davon aus, dass es doch (mit Ausnahmen) besser ist, nichts zu erklären.

Übrigens gibt es wundersame Erklärungen zu den Gedichten von Morgenstern von Dr. Jeremias Müller. Kennst Du die?

Viele Grüße von bernd
 

ibini

Mitglied
Hallo Bernd,

zweifellos hat beides seine Berechtigung. Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, kann man verschiedene Wege vorgeben. Oder ohne jede Hilfestellung sagen, „nun mach mal“ – für den „Frager“ wohl unbestritten die interessantere, weil für ihn unter Umständen ergiebigere Methode. Bezogen auf unseren Fall sind dann eben vielleicht ein, zwei „Schriftwechsel“ mehr erforderlich. Aber die werden wir auch noch verkraften. Und es kann sogar sein, daß dies der aufschlußreichste Teil ist! Unabhängig davon, was ist schlimm daran, wenn man hier etwas anders versteht, als es gemeint ist? Nichts, überhaupt nichts (sofern man es merkt bzw. es sich eingesteht) - vor allem, wenn man daraus lernen kann.

Ich habe zwar Morgensterns gesammelte Werke, die von Dir erwähnten Deutungen sind mir aber leider nicht bekannt. Na ja, der Weg zur Bücherei steht sowieso an. Jedenfalls danke für den Hinweis!

Mit Gruß
ibini
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Morgenstern ... Kritiken

Ich habe sie jetzt auszugsweise unter Buchempfehlungen.

Grüße von Bernd
 



 
Oben Unten