Mäusezahn & Blauauge - Ein seltsamer Gast

Als die Bäume ihre Farbe veränderten, dachte das kleine Mäuschen bei sich, dass es jetzt wohl an der Zeit wäre sich nach einem Winterquartier umzusehen. Die Nächte begannen langsam kühler zu werden, und seine Behausung im Polster der alten Gartenliege, die es sich so gemütlich eingerichtet hatte war jeden Morgen mit Reif überzogen. Die Tage wurden immer kürzer und es roch bereits nach Schnee. Mäuszahn, so hieß die kleine Maus, spürte das der Winter unmittelbar bevor stand. Doch obwohl es jede Nacht gar bitterlich frohr, wollte es den liebgewonnenen Schlafplatz nicht verlassen. Auch in dieser Nacht, der letzten im November,wanderte ihr Blick über den Sternenhimmel als sie fest zugedeckt in einer kleinen, alten Blechbüchse lag. Sie grüßte den Mond, winkte dem Polarstern und streifte das Sternbild der Waage. Von Zeit zu Zeit fielen ihr die Augen zu und sie träumte von einem rießigen Stück schweizer Käse. In ihrem Traum turnte sie von einem Loch zum anderen, brach sich mal hier mal da ein Stückchen ab, verschlang es und tanzte auf der Oberfläche fröhlich im Kreis. Dann sprang sie wagemutig in die Tiefe. Gerade noch rechtzeitig fuhr sie ihre Krallen aus, und bremste den freien Fall. Sie jauchzte vor Vernügen und frass sich gierig einen Tunnel durch den ganzen Käse. Am anderen Ende angekommen wollte sie gerade wieder nach oben klettern um sich erneut in den Abgrund zu stürzen, als sie ein leises piepen vernahm. Sie spitze die Ohren, immer auf der Hut vor dem nächtlichen Besucher. Zwar hatte sie seit langer Zeit keine Katze mehr zu Gesicht bekommen, aber sie war gewarnt von ihrer letzten Begegnung mit einem streundenden Kater. Vorsichtig glitt sie wieder in den Tunnel zurück, so dass nur noch die langen Haare an ihrer Schnauze wie kleine Antennen hervorblickten. Sie lauschte in die Nacht und wieder erklang ein leises Piepen. Mäusezahn war hinundhergerissen. Auf der einen Seite sagte ihr Instinkt, bleib ja in deinem Loch, andererseits war sie schon immer von der ihr eigenen Neugier getrieben. So blinzelte sie mit ihren schwarzen Äuglein um vielleicht einen kurzen Blick auf den ungebetenen Gast zu erhaschen. PIEEEEP erklang es nun von ganz nahe und sie erschrak aufs neue. Hallo ? Hallo ist da denn jemand ? Nein das hörte sich ganz und gar nicht nach einer Katze an dachte Mäusezahn und wurde wieder mutiger. Sie streckte den Kopf aus dem großen Käseloch und blickte vorsichtig in die Tiefe. Direkt unter ihr stand ein kleiner Mäuserich mit zerzaustem Fell aber strahlend blauen Augen und blickte zu ihr hoch, blickte ihr genau in die Augen. Wer bist Du ? fragte Mäusezahn den Fremden irritieret was willst Du hier verschwinde aber plötzlich. Ich heiße Blauauge erklang es aus der Tiefe mit zitternder Stimme, kann ich mich nicht ein wenig bei Dir ausruhen und aufwärmen, mir ist so kalt, bitte. Mäusezahn überlegte lange, sollte sie dem Fremden trauen, andererseits was konnte sie schon verlieren und so antwortete sie Gut aber nur für heute Nacht morgen musst Du wieder verschwinden. Du kannst an der anderen Seite leichter hochklettern, warte ich zeig Dir die beste Stelle. Als Blauauge völlig erschöpft bei Ihr angekommen war, tat es Mäusezahn sofort leid, dass sie so schroff zu ihm gewesen war. Magst Du ein Stückchen Käse, er schmeckt vorzüglich fragte sie nun etwas freundlicher als zuvor. Ja bitte, gern, lieb von Dir antwortete Blauauge mit schwacher Stimme. Sie brach ein großes Stück Käse aus einem Loch direkt über ihr und reichtes es ihm. Lass es Dir schmecken. Danke, das werde ich. Blauauge stürzte sich auf den Käse und im Handumdrehen war das große Stück in seinem Mund verschwunden. Völlig entgeistert starte Mäusezahn auf ihren Gast, na sowas, dachte sie , der kann aber viel fressen. Sie brach ein weiteres Stück Käse ab und reichte es ihm. Keine 5 Sekunden waren vergangen, da war auch dieses Stück in Blauauges Bauch verschwunden. Sie musste ihm noch weiter 7 Käseecken reichen ehe er mit einem dicken Rülpser endlich die Mahlzeit beendete. Mäusezahn hatte sich mittlerweile neben sie gesetzt und betrachtete seine wunderschönen blauen Augen, die sie nun glücklich anstrahlten. Vielen Dank kleines Mäuseengelchen, du bist meine Rettung, wie heißt Du denn eigentlich? Mäusezahn antwortete sie schüchtern, denn sie war Komplimente dieser Art nicht gewohnt. Woher kommst Du denn, fragte sie nun neugierig? Von weit her, sehr weit her, aber das werde ich Dir morgen früh erzählen. Nun lass uns aber endlich schlafen, denn ich bin ausgesprochen müde, er rollte sich zusammen und war auf der Stelle eingeschlafen. *Mäusezahn lag noch sehr lange wach und betrachtete ihren neuen Freund verwundert. Ein seltsamer goldener Schimmer lag über der kleinen schlafenden Maus und Mäusezahn fragte sich woher das wohl kam. Sie gähnte müde, und beschloss als erstes Morgen in der Frühe danach zu fragen. Dann legte sie sich neben ihn und schlummerte ein.
 



 
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