Magna Mortalitas

Smuhssa

Mitglied
01 IM STADTPARK A/T

Black Screen - Geräusche aus einem Stadtpark sind zu hören; Verkehr weit im Hintergrund, spielende Kinder, Schritte auf Sandwegen, Gesprächsfetzen.

MANN 1:
Warum ich böse bin?
MANN 2:
Ja, warum bist du böse! Warum verdammt noch mal bist du ein Scheiß-Killer, mit einer riesen Wumme, man?

Aus dem Black Screen wird eine Bank in einem Stadtpark eingefadet. Sie ist direkt von vorne zu sehen, dazwischen ein Sandweg, auf dem ab und zu Personen, dicht an der Kamera, vorbei gehen. Es ist grün. Kinder spielen im Hintergrund auf einer Wiese.
Es sitzen zwei Männer auf der einfachen Parkbank. Der eine (MANN 2) scheint etwas angespannt zu sein, sitzt sehr gerade; der andere (MANN 1) lümmelt sich - seine Arme auf der Lehne. Er unterstreicht seine Sätze jedoch mit (übertriebenen) Gesten.

MANN 1:
Ich werd’s dir sagen, mein Freund!

Ein hoher singender Ton schwillt langsam an, bis zum Ende des folgenden Satzes.

MANN 1:
Ich kannte eine alte Lady ...

Ein matter Ton (wie von einem Blitzlicht) beendet den anschwellenden Ton. Ein tiefes unheimliches Brummen untermalt den EINSCHUB.

EINSCHUB 1:
Mit einem weißen Blitz wird der Einschub eingeblendet. Die Situation wirkt zunächst wie ein Standbild, ist aber in Zeitlupe aufgenommen.
Eine liebenswerte „Oma“ steht vor einer Ziegelmauer und sieht freundlich in die Kamera. Sie hält eine Handtasche vor ihrem Schoß.

Ein weiterer „ weißer Blitz“ beendet den Einschub. Es sind wieder die zwei Männer auf der Bank zu sehen.

MANN 1:
Es war so eine Lady, die man richtig gern hat. Weiße Haare, Falten im Gesicht, so als wäre über die Jahre der Kopf geschrumpft - ein Lächeln, dass man sich wünscht, es wäre die eigene Oma.
MANN 2: (nickt lächelnd)

Das „Summen“ beginnt von neuem.

MANN 1:
Sie hatte ein kleines Enkelkind.

„Weißer Blitz“ kündigt den EINSCHUB an.

EINSCHUB 2: (Zeitlupe, Brummen begleitet den Einschub)
Die Oma steht wie vorher und sieht in die Kamera. Nun hat sie ein blondes Mädchen an der Hand, das vergnügt hüpft.

„Weißer Blitz“ beendet den Einschub. Die Kameraposition bleibt gleich.

MANN 1:
So, neun, zehn Jahre alt. Süßes Ding. Blonde Haare, so voller Lebensmut, dass sie dauernd durch die Straßen hüpfte.
MANN 2: (erwartungsvoll)
Ja ...

Das „Summen“ beginnt erneut.

MANN 1:
Jeden Tag habe ich sie getroffen, immer gegen vier Uhr. Sie grüßten freundlich und genossen ihr friedliches Leben.

„Weißer Blitz“ leitet den EINSCHUB ein.
Die Kameraführung scheint die Sicht eines „Täters“ darzustellen. Es sind nur die Arme des „Täters“ zu sehen. Der Einschub spielt in Zeitlupe, die Geräusche sind ebenfalls verlangsam, aber laut zu hören.

EINSCHUB:
Ein Arm reißt die Handtasche der Frau weg. Die Sicht verschwimmt immer mehr, die Kamera verwackelt. (Dennoch weiß man, was passiert.) Der „Oma“ wird aus nächster Nähe ins Gesicht geschossen, das Mädchen weggerissen.

„Weißer Blitz“ - Eine ungeschönte, seitliche Nahaufnahme des Gesichts von MANN 1 ist zu sehen.

MANN 1:
Eines Tages habe ich meine Wumme genommen, der Lady ins Gesicht geschossen und die Kleine vergewaltigt.

Kameraschnitt: Nahaufnahme(nur zentrale Gesichtspartie, Schweißperlen sind auf der Oberlippe zu sehen) MANN 2.

MANN 2: (sehr verunsichert und geschockt)
Was? ... Wieso?

Kameraschnitt: Totale auf die Bank.

MANN 1: (ausgesprochen „cool“, lehnt sich wieder entspannt zurück)
Das ist egal. Ich wollte dir damit nur zeigen, dass es sich nicht lohnt freundlich und glücklich zu sein. Das Böse siegt im Leben, wir sind nicht bei Bonanza!

Abrupt bricht die Geräuschkulisse ab; es wird Schwarz.


Idee: Erwartet unerwartetes „Shocking-End“, als Kritik an der Gleichgültigkeit der Menschen. Versachlichte Gewalt wird zum Träger für die Verdeutlichung des Zwiespalts der Modernen Medien.
 



 
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