Maiandacht

Es lenzt; die Säfte steigen,
die ersten Rosen
lassen ihre Knospen sehn;
es ist der Wonnemonat Mai.

Leichtgeschürzter wandeln
unsere Nachbarinnen;
der und jener
fehlt ein Knopf
am rasch hervorgeholten
Sommerfähnchen.

Am Abend gehn wir
in uns und die Kapelle;
wo wir uns
an der brokatbedeckten
Donna Maria,
die zu lieben
allzeit unser Sinn ist
und deren Diener wir
in Freuden und Leiden sind,
nicht satt sehen können.
Jeder nennt sie
Madonna
und setzt damit
eventualvorsätzlich
dem schon ex tunc versehrten Giuseppe
ex nunc wieder
Hörner auf
ganz abgesehen davon
dass er gegen das Neunte
verstösst.

Sollte es uns peccatoribus
nicht besser anstehen,
dachte ich, während des
Rosekranzbetens
unablässig die längst
Entrückte anrufend,
fortan auf das
besitzanzeigende Fürwort
zu verzichten?


(Nichtkatholiken werden um Verständnis ersucht)

Otto Otter

du hast mein verständnis und zugleich mein mitleid.

Ach Margot, du ahnungsvoller Engel du, träufelst Balsam auf meine längst verlorene Zeit!

Lieben Gruss

Otto