Malina

mortisha

Mitglied
Malina heißt Himbeere. Und diesmal ging sie eindeutig zu weit.


Malina hat ihr Spiegelbild angeschrien. Und da hat es sich die Ohren zugehalten und angefangen zu weinen. Sie hat ein Messer genommen und ihre Kleider zerschnitten. So dass hinterher alle ganz wütend auf sie waren und die Köpfe schüttelten und sagten, was sei sie doch für ein schreckliches Mädchen. Da hatte Malinas Spiegelbild aufgehört zu weinen. Die Brauen über den Augen zogen sich zusammen und Malina sah ihrem Spiegelbild tief in die Augen und versuchte herauszufinden, wo das Schreckliche war, das sie zu einem schrecklichen Mädchen machte.


Malina stahl ihrem Bruder Geld und kaufte sich Zigaretten. Weil die Leute erzählten, vom Mädchen von nebenan, das ein schreckliches Mädchen sein musste, das Dinge tat, die die Menschen Kopfschütteln machten, das Mädchen nebenan war beim Rauchen erwischt worden und Mutter hatte mit der Zunge geschnalzt und den Kopf geschüttelt. Malina probierte die Zigaretten und sie schmeckten ihr nicht und machten, dass sie Halsschmerzen bekam und ihr übel wurde. Sie versteckte die Zigaretten hinter den Büchern. Als Vater sie fand, schlug er Malina halbtot.





Da stand Malina wieder vor ihrem Spiegelbild, als sie wieder stehen konnte und befühlte die roten Stellen ihrer Haut und ihren Kopf und grinste böse. Das Spiegelbild grinste wissend zurück. Das war der Tag, an dem Malina die Katze aus dem Fenster warf. Sie sah zu, wie der Körper immer kleiner wurde, bevor er unten auf der Straße aufschlug. Niemand schlug sie an diesem Abend.





Malina erkannte, dass sie Gott war. Sie konnte machen, dass die Katze starb. Alle mussten sterben. Malina stellte sich vor den Spiegel. Sie sah dem Spiegelbild in die Augen und erkannte all das Schreckliche in ihnen. Sie nahm einen Schuh der Mutter und rammte dem Spiegelbild den Absatz tief in seine Augen.





Von diesem Tag an, behauptete der Spiegel nicht mehr, dass Malina ein schreckliches, ein furchtbares Mädchen sei. Er war still. Er war einfach still.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
re

bemerkenswert. eine völlig neue sicht auf die maxime "Augen zu und durch!", nach der so viele menschen leben. die geschichte gefällt mir. mach mal so weiter! lg
 



 
Oben Unten