Die Hasen - also, eigentlich sind es Zwergkaninchen, aber wir sprechen immer von Hasen - waren zehn Wochen alt, als wir sie kauften. Fellknäuel, die zusammen auf einer Handfläche Platz fanden. In diesem Alter ist ein Hase weder männlich noch weiblich, er ist gewissermaßen noch gar nichts. Wenn doch, weiß er es gut zu verbergen. „Ich kann es nicht genau erkennen“, erklärte die Verkäuferin bedauernd, „ich glaube, es sind beides Häsinnen - also, der weiße ganz bestimmt, bei dem schwarzen bin ich mir nicht sicher...“
Zwei Wochen später begab ich mich mit den Hasen zum Tierarzt, um sie impfen zu lassen, und bat ihn sicherheitshalber nochmals um eine Untersuchung. „Der weiße, also da sehe ich nichts Rechtes“, erklärte der Tierarzt, „aber der schwarze, das ist bestimmt eine Häsin.“
Aha - die Verkäuferin sah in dem weißen eine Häsin, der Tierarzt in dem schwarzen - da konnte ja nichts mehr schief gehen. Die Hasen wuchsen und gediehen und machten uns viel Freude. Als ich sie zum drittenmal bei einer Beschäftigung sah, die ich mir für zwei Häsinnen eigentlich nicht vorstelle, ging ich erneut zum Tierarzt. Der schwarze Hase war immer „oben gewesen“, also nahm ich den schwarzen mit und ließ mich auslachen. „Das ist eine Häsin, ganz klar“, definierte der Tierarzt, „die weiß bloß nicht so recht, wo’s langgeht. Da sind die Tiere nicht anders als die Menschen.“
Ich trug den Hasen wieder nach Hause und schaute noch vier- oder fünfmal zu, wie die Hasen nicht wußten, wo’s langgeht. Inzwischen waren sie gestandene Leute und hatten ein Gewicht von etwa sechshundert Gramm erreicht.
Gestern abend brachte mir meine Tochter den schwarzen Hasen ins Wohnzimmer. „Schau doch mal, mit dem stimmt was nicht“, jammerte sie, „der hat irgendwas unten am Bauch.“ Ich suchte in dem dichten schwarzen Fell herum und kratzte mich am Kopf. Mein Schwager, der gerade zu Besuch war und sich mit Hasen auskennt, warf einen kurzen Blick auf das Tierchen und bekam einen Lachanfall. „Was hat der Tierarzt gesagt?“ prustete er. „Erzähl noch mal. WAS hat der Tierarzt gesagt??“
Soeben rief ich den Tierarzt an und bat um einen Termin für die Kastration. Und zwar bald, wenn ich bitten darf, denn wir haben nur einen Hasenstall.
„Bringen Sie das Tierchen vorbei“, blaffte er ins Telefon. „Das will ich erst noch mal sehen. Für mich ist das eine Häsin, bis ich mich vom Gegenteil überzeugt habe. Wir sehen uns heute Nachmittag.“
Tja. Ich hoffe nur, das Tierchen überlegt es sich bis heute Nachmittag nicht wieder anders. Es heißt übrigens „Mallory“. Das ist geschlechtsneutral. Wenigstens etwas.
Zwei Wochen später begab ich mich mit den Hasen zum Tierarzt, um sie impfen zu lassen, und bat ihn sicherheitshalber nochmals um eine Untersuchung. „Der weiße, also da sehe ich nichts Rechtes“, erklärte der Tierarzt, „aber der schwarze, das ist bestimmt eine Häsin.“
Aha - die Verkäuferin sah in dem weißen eine Häsin, der Tierarzt in dem schwarzen - da konnte ja nichts mehr schief gehen. Die Hasen wuchsen und gediehen und machten uns viel Freude. Als ich sie zum drittenmal bei einer Beschäftigung sah, die ich mir für zwei Häsinnen eigentlich nicht vorstelle, ging ich erneut zum Tierarzt. Der schwarze Hase war immer „oben gewesen“, also nahm ich den schwarzen mit und ließ mich auslachen. „Das ist eine Häsin, ganz klar“, definierte der Tierarzt, „die weiß bloß nicht so recht, wo’s langgeht. Da sind die Tiere nicht anders als die Menschen.“
Ich trug den Hasen wieder nach Hause und schaute noch vier- oder fünfmal zu, wie die Hasen nicht wußten, wo’s langgeht. Inzwischen waren sie gestandene Leute und hatten ein Gewicht von etwa sechshundert Gramm erreicht.
Gestern abend brachte mir meine Tochter den schwarzen Hasen ins Wohnzimmer. „Schau doch mal, mit dem stimmt was nicht“, jammerte sie, „der hat irgendwas unten am Bauch.“ Ich suchte in dem dichten schwarzen Fell herum und kratzte mich am Kopf. Mein Schwager, der gerade zu Besuch war und sich mit Hasen auskennt, warf einen kurzen Blick auf das Tierchen und bekam einen Lachanfall. „Was hat der Tierarzt gesagt?“ prustete er. „Erzähl noch mal. WAS hat der Tierarzt gesagt??“
Soeben rief ich den Tierarzt an und bat um einen Termin für die Kastration. Und zwar bald, wenn ich bitten darf, denn wir haben nur einen Hasenstall.
„Bringen Sie das Tierchen vorbei“, blaffte er ins Telefon. „Das will ich erst noch mal sehen. Für mich ist das eine Häsin, bis ich mich vom Gegenteil überzeugt habe. Wir sehen uns heute Nachmittag.“
Tja. Ich hoffe nur, das Tierchen überlegt es sich bis heute Nachmittag nicht wieder anders. Es heißt übrigens „Mallory“. Das ist geschlechtsneutral. Wenigstens etwas.