Man fragt sich

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Walther

Mitglied
Man fragt sich


Man fragt sich: Was kann Liebe sein, was das Sehnen.
Man fragt sich dies und das nach so viel Jahren.
Man fragt sich, wo die Träume bleiben oder waren.
Man fragt sich, selbst das ist schließlich zu erwähnen.

Die Liebe: Ist sie nur ein wechselndes Gebaren,
Und Menschen, lieben sie wie Wölfe und Hyänen,
Die sich beißen, reißen, wild und ohne Tränen,
Und sind am End sich nicht mehr kostbar, nur wie Waren?

Es ist das Wechselspiel des Atmens und der Zeiten,
Die Stunden sind es, die das Geben leise hegen
Wie das Nehmen, die der Liebe Rückhalt uns bereiten.

Wir wollen uns und diese raren Stunden immer pflegen:
Die Suche nach der Antwort, immer wird sie uns begleiten,
Wie selbstverständlich steht das Scheitern an den Wegen.
 
P

Prosaiker

Gast
wirklich wirklich schön und treffend formuliert, dazu flüssig und angenehm zu lesen. positiv auch, dass du nicht ins schulmeisterliche hinabfällst, dazu das gutheißen der berühmten "raren Stunden" - wer kennt sie nicht und wer liebt bzw vermisst sie nicht? hat spaß gemacht, dein gedicht zu lesen, walther.
lg,
Prosa.
 

Walther

Mitglied
Moinmoin, Prosaiker!

Danke für Deine positive Stellungnahme. Letztlich sollten Liebesgedichte, meine ich wenigstens, nicht schulmeistern. Das wäre der Anfang vom Ende der Liebe.

Ich versuche in meinen Gedichten die deutsche Sprache und ihre Lyriktradition neu im Heute zu platzieren. Dabei bleiben Biedermeier und Romantik selbst dann auf der Strecke, wenn man bewußt die alten Metaphern einsetzt.

Die Gegenwart ist lakonisch und hat auch ein wenig den Überschwang verloren. Manchmal würde man sich wünschen, wir wären weniger abgeklärt oder das, was wir dafür halten.

Die Fragen, die das Gedicht stellt, stellen wir uns alle irgendwann. Wenn wir sie uns nicht stellen würden, wären wir bereits in Gefahr, die Liebe zu verlieren. Danach folgt das Spiel des Dialogs, für das das Sonett so geeignet ist: Innen spricht mit außen, wieder mit innen. Am Ende die Moral von der Geschicht ;) - oder die Quintessenz - in den letzten beiden Versen (wieder außen). Da wären wir im Barock oder in der Renaissance und bei Gryphius oder Shakespeare.

Mich hat es gefreut, Dich erfreut zu haben. Ich wünsche Dir und alle Schreiberlingen und Lesern der Lupe einen schönen herbstlichen Donnerstag.

Liebe Grüße W.
 

DayDreamer

Mitglied
nach langer abwesenheit in der leselupe meinerseits ist es eine umso größere freude, bekannte autoren hier zu lesen... :)

hat wirklich gut getan, diese zeilen zu lesen. vor allem die finale erkenntnis "Die Suche nach der Antwort, immer wird sie uns begleiten, Wie selbstverständlich steht das Scheitern an den Wegen" hat mir gut gefallen :)
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Walther,

auch mir gefallen diese Zeilen.
Spontan musste ich auch an Shakespeare denken. Und an die "Ge-zeiten".

lG
schönen Tag
Stoffel
 

Walther

Mitglied
@ Daydreamer

Danke für Deinen lieben Kommentar. Es gibt auch Beruhigendes im Beunruhigenden, wer sich der Gefahr bewußt ist, hat bessere Chancen, das Scheitern zu vermeiden.

@ Stoffel

Auf die alten Formen zurückzugreifen, gibt manchem Text ein Korsett, das er sonst nicht hätte. Es kann vor dem Absturz bewahren.

Liebe Grüße Euch Beiden! Ich lese immer wieder gerne von Euch!

Euer W.
 



 
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