Marias Kind

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Charlene

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Die Idee für die Geschichte hatte ich schon seit einiger Zeit, aber als ich mich dann endlich hingesetzt und sie geschrieben habe, war ich irgendwie nicht zufrieden damit. Ich habe sie jetzt nach einigen Wochen noch einmal durchgelesen und irgendwas stört mich - ich weiß aber nicht was, ist eher so ein Gefühl. Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen?
Ach ja, die Wahl der Namen Maria und Magdalena war zufällig und ich hatte dabei nix religiöses im Sinn...

Charlene
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Außerordentlich früh hatten Barbaras Haare begonnen grau zu werden. Kurz nach ihrem 25. Geburtstag entdeckte sie das erste graue Haar und es dauerte nicht einmal ein ganzes Jahr bis von ihrer braunen Haarpracht nichts mehr übrig war. Sie hatte Kopftücher und Hüte getragen, um dem Spott der Leute zu entgehen und später, nachdem sie mit Anfang vierzig Willibald Marischke geheiratet hatte, färbte sie es. Heute jedoch verzichtete sie auf jegliche Kopfbedeckung und auch das Färben hatte sie schon lange aufgegeben und so kämmte Barbara ihre feines, mittlerweile schneeweißes, Haar vor dem Spiegel. Allerdings konnte sie gerade einmal ihre verschwommenen Umrisse erkennen, denn ihre braunen Augen nahmen schon seit Jahren die Umgebung nur noch unscharf wahr. Die leidige Brille hatte sie wieder einmal verlegt und so würde sie ihr Äußeres eben nicht mehr überprüfen. Die Zeit, in der ihr Aussehen wichtig war, war schon lange vorbei und mit ihren 78 Jahren war es mit der Schönheit sowieso nicht mehr weit her. Meinte sie jedenfalls. Mit leicht zitternder Hand nahm sie ihre Handtasche und verließ die Wohnung.
Den Weg zum Seniorenstift alleine mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bestreiten wäre zu mühsam gewesen und da das Auto seit Willis Tod in der Garage vor sich hin rostete hatte Barbara ein Taxi bestellt, das sie zu ihrem Ziel bringen sollte.
Der Stift lag außerhalb des Stadtzentrums, in der „grünen Lunge“, wie die Gegend den Touristen angepriesen wurde. Dennoch begab sich Barbara nur widerwillig dorthin. Sie hatte es immer zu vermeiden gewusst, sich derartigen Einrichtungen zu nähern und auch als es ihr im Laufe des Alters immer beschwerlicher geworden war, den alltäglichen Beschäftigungen nachzugehen, hatte sie sich so arrangiert, dass sie in ihrer kleinen Wohnung ohne größere Probleme wohnen bleiben konnte. Ihr Anliegen zwang sie jedoch, dieses Heim zu besuchen und alleine die Gewissheit, dass der Aufenthalt dort auf wenige Stunden begrenzt war, beruhigte sie ein wenig.

Im lichtdurchfluteten Speisezahl hatten die Schwestern die Tische an den Rand gestellt und mit den Stühlen einen Kreis gebildet. Zwei Tische befanden sich in der Mitte des Kreises und hinter diesen hatten bereits einige Heimbewohner, die an dieser Veranstaltung teilnehmen sollten, Platz genommen. Barbara nickte den ihr unbekannten Leuten zu und reihte sich in die Reihe der anderen Alten ein und wartete. Sie hatte in der Zeitung von dem Zeitzeugengespräch gelesen und die Chance ergriffen. Ein kurzer Anruf bei den Veranstaltern hatte genügt und schon war Barbara herzlich dazu eingeladen worden, daran teilzunehmen und ihre Erlebnisse aus dem zweiten Weltkrieg zu erzählen. Barbara jedoch hatte anderes im Sinn. Mochten die anderen den jungen Leuten erzählen, wie es ihnen im Krieg ergangen war, sie aber wollte über Maria berichten. Über Maria und ihr Kind.
Als der Saal sich gefüllt und das Gespräch begonnen hatte, wurde Barbara zusehends nervöser. Diese Sache war ihr äußerst wichtig. Ihr ganzes Leben lang schleppte sie Marias Geschichte mit sich herum und nie hatte sie sich überwinden könne, mit jemandem darüber zu reden. Doch nun wurde es langsam Zeit, ihr Gewissen zu erleichtern.
Als sie endlich an der Reihe war, achtete sie nicht mehr auf ihre Umgebung. Sie sah aus dem Fenster, hörte nicht auf die protestierenden Einwände der Gesprächsleiterin, als sie von etwas anderem zu reden begann, als sie eigentlich sollte. Sie war hier um Marias Geschichte zu erzählen und sie würde sich nicht davon abhalten lassen.
„Ich bin heute nicht hier, um euch davon zu erzählen, wie es mir im Krieg erging. Nicht, wie die Bomber meine Stadt angriffen, wie ich Angehörige verlor. Nein, ich bin hier um euch über meine Freundin Maria Schmied zu berichten. Ich möchte ihre Geschichte ein einziges Mal richtig darstellen und – so selbstsüchtig das sein mag – mein Gewissen erleichtern. Mein ganzes Leben lang, begleitete mich immer Marias Schatten und jetzt endlich, möchte ich mich von ihm befreien, indem ich ihre Geschichte an euch weitergebe.“ Barbara machte eine Pause, trank einen Schluck aus dem Wasserglas, ordnete noch einmal ihre Gedanken, bevor sie damit anfing zu erzählen, woran sie so oft in ihrem Leben gedacht hatte.
„Maria war so alt wie ich. Wir gingen in die gleiche Schule, lernten gemeinsam, halfen zusammen auf dem Feld bei der Ernte und wohnten sogar in einem Haus. Doch dann kam der Krieg. Wie jeder Mensch in dieser Zeit kämpfte Maria ums Überleben und mehr schlecht als recht brachte sie diese schwere Zeit hinter sich. Ihre gesamte Familie war in den Kriegswirren ums Leben gekommen oder verschollen und so fand sie sich mit dreiundzwanzig Jahren alleine in einer fremden Stadt und wusste nicht mehr, wie sie die nächsten Tage überleben sollte. Aber Maria war nie der Mensch, der schnell den Mut verlor. Irgendwie hatte sie es geschafft, als einzige ihrer Familie den Krieg zu überleben, also würde sie auch diese Zeit meistern. Irgendwie. Und so vergingen die Tage, sie wurden zu Wochen und zu Monaten. Langsam ging es wieder bergauf, sehr langsam zwar, aber Maria schöpfte wieder Hoffnung. Sie hatte Arbeit gefunden, konnte sich ein kleines Zimmer leisten und für Brot reichte ihr Gehalt auch noch, nicht einmal hungern musste sie mehr. Doch eines Tages bekam sie Panik. Sie wusste anfangs nicht, was sie so sehr beunruhigte, doch einige Zeit später traf sie die Erkenntnis auf dem Weg zur Arbeit, als sie einen stattlichen Herren vor ihr auf der Straße laufen sah. Sie hatte Angst, für immer in solch ärmlichen Verhältnissen leben zu müssen und dass sich für sie mit ihren mittlerweile 24 Jahren kein Mann mehr interessieren würde. Zwar gab es nach dem Krieg mehr Frauen als Männer – aber ihre Ängste waren dennoch unbegründet. Sie fühlte sich älter als sie war, bemerkte nicht die Blicke der Männer auf der Straße. Wenn sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie ein ausgemergelte Frau, die aussah wie vierzig. Wenn jemand anderes ihre Erscheinung beschrieben hätte, wäre das Urteil vollkommen anders ausgefallen: Eine hübsche, zierliche junge Frau. Vielleicht ein paar Falten im Gesicht, doch diese wunderschönen braunen Augen, die so freudig strahlen konnten, ließen einen die kleinen Furchen vergessen. Aber Maria fragte niemanden nach ihrem Aussehen und verstrickte sich immer mehr in ihre Ängste.
„Und dann lernte sie Hermann kennen. Maria arbeitete als Verkäuferin in einem Lebensmittelladen und Hermann Martes betrat diesen Laden und Maria wusste, dass sie ihn nicht einfach so wieder gehen lassen durfte. Sie behandelte ihn zuvorkommender als je einen Kunden zuvor, schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln, kokettierte wie ein junges Mädchen und erreichte schließlich ihr Ziel: Hermann verließ den Laden nicht, ohne ihr treuherzig zu versichern, wiederzukommen. Und das tat er. Sogar fast täglich und nach einiger Zeit begannen die beiden, sich auch außerhalb des Ladens zu treffen. Spaziergänge durch den Stadtpark, gemütliche Essen in Wirtschaften und – laut Maria – die Höhepunkte, in Form von so manch einem Kinobesuch und das war damals wirklich etwas besonderes. Wieder vergingen Tage, zogen Wochen und Monate ins Land und Maria blühte auf. Sie lächelte häufiger, wurde manchmal sogar wieder richtig albern, begann wieder sich herzurichten und freute sich wieder ihres Lebens. Bis sie herausfand dass Hermann verheiratet war. Aber das war dann schließlich auch kein Problem mehr, da Hermann ihr versicherte, er würde seine Frau verlassen, liebte nur Maria und sie glaubte ihm. Im Nachhinein sage ich mir natürlich, ich hätte ihr damals die Freundschaft zu Hermann ausreden müssen, denn dann wäre das ganze Desaster vielleicht zu verhindern gewesen. Aber ich tat es nicht, weil ich mich so für meine Freundin freute.
Maria blühte auf. Hermann gab ihr monatlich Geld, so dass sie sich eine größere Wohnung leisten konnte, kaufte ihr schöne Kleider und ging öfter mit ihr aus. Sogar ein gemeinsames Haus war im Gespräch, denn die Scheidung von seiner Frau war schon so gut wie durch. Jedenfalls sagte das Hermann. Ich selbst kannte ihn auch und seine ganze Erscheinung flößte einem so viel Vertrauen ein, dass mir nie Zweifel an seinen Worte kamen. Mit seinen Lachfalten um die steingrauen Augen, dem starken Kinn, den leicht gräuliche Haaren und dem lahmen Arm, den er sich im Krieg eingehandelt hatte. Auch ich habe ihm geglaubt.
„Eines Tages erzählte mir Maria etwas ungeheures. Ich war die erste, die es erfuhr und sollte bis auf eine Ausnahme auch die letzte bleiben. Maria saß da, ihre Haare zurück gebunden, das rote Halstuch um den Hals und ihr neues schwarz weiß gepunktetes Kostüm tragend, das Hermann ihr geschenkt hatte. Sie strahlte über das ganze Gesicht, ihre braunen Augen blitzten und sie konnte kaum ruhig dasitzen vor lauter Freude. Und dann sagte sie mir die Worte, die ihr ganzes Leben durcheinanderbrachten: „Ich bin schwanger.“
„Sie wiederholte diesen Satz nur noch ein einziges Mal, diesmal an Hermann gewandt. Das war gleichzeitig auch das letzte Mal dass sie ihn sah.
„Von Scheidung war keine Rede mehr. Maria wurde zum Ausrutscher degradiert, eine nähere Bekanntschaft zu ihr geleugnet. Damit begann Marias Verzweiflung. Sie bekam kein Geld mehr von Hermann, obwohl sie ihren Lebensstandard mittlerweile danach ausgerichtet hatte, zurück in eine kleinere Wohnung, den ganzen Tag im Lebensmittelladen stehen mit dem immer größer werdenden Bauch, den sie mit allem Mitteln verbergen musste. Niemand, niemand außer mir durfte davon wissen. Was sie machen wollte, wenn das Kind da war, wusste sie nicht. Die Schande mit einem unehelichen Kind von einem verheirateten Mann dazustehen, der jegliche Verbindung mit ihr abstreiten würde, war zu groß für Marias zarte Schultern.
Wieder verstrichen Wochen, Wochen voller Verzweiflung, Ungeduld, Angst und Hilflosigkeit. Schließlich stand ihr Entschluss fest, das Kind nach der Geburt zur Adoption freizugeben. „Das ist das beste. Für uns beide.“, sagte sie einmal zu mir, während sie sich vorsichtig über den Bauch strich. Aber zu Adoption sollte es nicht mehr kommen. In einer Septembernacht setzten die Wehen ein, eigentlich zu früh, Maria war erst im siebten Monat. Es war Samstagnacht, sie war in das alte Ferienhaus gefahren, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, und war ganz alleine. Eine Kerze brannte flackernd auf dem Tisch, erleuchtete die grobschlächtige Einrichtung der kleinen Hütte nur spärlich. Auf einer kleinen Kochplatte brodelte die Linsensuppe vor sich hin, vor der Tür stießen Vögel ihre Schreie aus und Maria lag mit geschlossenen Augen auf der unbequemen Eckbank und hielt sich verzweifelt den schmerzenden Bauch. Zu früh, viel zu früh und sie war alleine. Ein Bekannter hatte sie am Freitagnachmittag zur Hütte gefahren und wollte sie erst am Sonntag wieder abholen, sie hatte keine Möglichkeit Hilfe oder einen Arzt zu holen. Es war zu früh...
„Der Morgen graute gerade als Maria ihre kleine Tochter in den Armen hielt. Aber sie wusste nicht, was sie mit ihr anfangen sollte. Sie war zu fertig, fühlte sie zu schwach und hatte keine Ahnung, was zu tun war. Wie in Trance hatte sie die Nabelschnur durchgeschnitten und das Kind gewaschen. Doch dann hatte sie die Kleine in eine Decke gewickelt, sie schreien lassen und einfach auf den Tisch gelegt und war nach draußen gelaufen, einfach so. Ihr Kopf war leer, denken schien zu anstrengend, zu schwer...
„Als sie zurückkam brüllte das Mädchen nicht mehr, es atmete flach und bewegte sich kaum. Maria war erschöpft und alles andere als glücklich. Sie versuchte ihre Tochter zu stillen, vergeblich. Und ihre Tochter gab immer noch keinen Laut mehr von sich. Außerdem war sie wirklich zu klein, noch nie hatte Maria so ein winziges Kind gesehen und ihr wurde Angst. Schrien Babys nicht nach der Geburt? So lange war sie doch nicht weg gewesen. Strampelten sie nicht und verlangten nach der Mutter? Ihr kleines Mädchen tat nichts davon, hatte die Augen nur halb geöffnet und atmete so schnell und flach, dass es Maria kalt den Rücken hinunterlief. Sie dachte nicht mehr an Adoption, nicht mehr an die Schande eines unehelichen Kindes, nur noch an dieses Würmchen auf ihrem Arm, das nicht sterben durfte. Aber es starb. Von einer Sekunde auf die andere. Atmete einfach nicht mehr und Maria saß da, mit dem Säugling auf dem Arm, der immer kälter wurde und rührte sich ebenfalls nicht mehr. Ein einziger schrecklicher Gedanke kreiste in ihrem Kopf, den sie in ihrem Leben nie mehr los wurde: Sie war eine Mörderin. Sie hatte ihr Kind umgebracht.
„Nichts konnte sie davon abbringen. Warum hatte sie die Idee gehabt, in diese abgelegene Gegend zu fahren? Warum war sie nicht zu Hause geblieben? Warum hatte sie ihr Kind nicht mehr geliebt? Warum hatte sie ihr Kind im Stich gelassen? Eine eiskalte Faust schloss sich damals um ihr Herz und ließ es nie mehr los. Maria war sich kaum bewusst, was sie tat. Aber irgendwie hatte sie ein Loch im Boden neben der Hütte mit ihren bloßen Fingern gegraben, ihre Tochter, der sie den Namen Magdalena gegeben hatte, hineingelegt, das Loch wieder zugemacht und gewartet, bis sie am nächsten Tag wieder abgeholt wurde.“ Barbara machte eine Pause und starrte aus dem Fenster. Sie musste weiterreden, die Geschichte war noch nicht zu Ende. Alle im Raum waren sehr still geworden, die Schüler, die anderen Heimbewohner und auch das Personal, das nun nicht mehr versuchte sie am Erzählen zu hindern. Barbara trank einen Schluck Wasser und brachte das Ganze zu Ende:
„Einige Wochen später suchte Maria mich auf und erzählte mir alles, sehr stockend, zitternd und immer wieder unterbrochen von Tränenausbrüchen. Andauernd wiederholte sie, dass sie eine Mörderin sei und das war ihr auch nicht auszureden. Kurze Zeit später, mit knapp fünfundzwanzig Jahren starb sie. Und es war, als ob auch ein Teil von mir dabei starb.
„Ich danke Ihnen allen, dass sie meiner Geschichte zu gehört haben. Seit Jahren schleppe ich sie mit mir herum und habe darauf gewartet, sie jemandem erzählen zu können. Seit langer, langer Zeit kann ich endlich wieder frei durchatmen.“ Barbara lächelte leicht bei diesen Worten, stand dann auf, verließ stumm den Raum, in dem es immer noch totenstill war und fuhr mit dem Taxi nach Hause.
*
Manfred schüttelte den Kopf. Wieso stand er eigentlich am Grab seiner Tante, die er jahrelang nicht gesehen hatte und noch nie leiden konnte, wenn sie ihm nicht einmal etwas wertvolles vererbt hatte? Wahrscheinlich aus Pflichtgefühl, weil er ihr Alleinerbe war. Leider hatte sie kein Geld gehabt und auch sonst nichts von Wert. Außer einem Haufen von Hüten und Tüchern! Das bisschen vorhandene Geld war sowieso alles für die Beerdigung drauf gegangen, denn seine Tante Barbara hatte in ihrem Testament alles genau geregelt – welche Grabstelle, welche Blumen, welchen Stein, sogar die Inschrift. Na ja, sie war schon immer etwas verschroben gewesen. Die paar Gäste, die zu ihrer Beerdigung gekommen waren, hatten alle den Friedhof schon verlassen und Manfred stand alleine vor dem frischen Grab. Der Stein sollte in der nächsten Woche geliefert werden, im Moment musste sich die alte Schachtel wohl mit dem Kreuz begnügen! Aber Manfred war von seinen Eltern gut erzogen worden und so hatte er selbst auf dem Kreuz die Inschrift anbringen lassen, die auch auf dem Grabstein stehen würde. Langsam wandte er sich ab und machte sich auf den Rückweg. Er musste schließlich noch packen, wenn er morgen mit Claudia in die Karibik fliegen wollte. Ein letztes Mal drehte er sich dennoch um und betrachtete das Grab. Er hatte nicht viel von seiner Tante gewusst, nicht einmal den Geburtstag, geschweige denn ihren vollen Namen. Nun ja, mehr als auf dem Kreuz blieb sowieso nicht übrig von einem Menschen, wenn er starb. Nur Name, Geburtstag und Todestag. Allerdings musste sie schon ziemlich senil gewesen sein, als sie die Inschrift bestimmte. Die letzte Zeile nämlich, ergab alles, nur keinen Sinn! Ein letztes Mal streifte sein Blick die Inschrift des Kreuzes.

Maria Barbara Marischke, geb. Schmied
* 1. Januar 1925
+ 17. Mai 2003
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Ruhe in Liebe und Frieden auch du, meine süße Magdalena. Verzeihe mir!

Eilig verließ Manfred den Friedhof.
 

Haselblatt

Mitglied
Liebe Charlene,
mich stört da gar nichts, in dieser Erzählung, im Gegenteil: Es kommt nur sehr selten vor, dass mich ein geschriebener Text dermaßen berührt. Das einzige, was ich anmerken möchte: Deine Erzählung liegt "nicht im Trend" und wird deshalb wahrscheinlich nicht mit jenem Echo gewürdigt werden, das sie verdient hätte. Aber es ist ein Glück für die deutsche Literartur, wenn es Figuren gibt, die etwas zu sagen haben und dabei nicht im Mainstream schwimmen.
 



 
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