Herbert Schmelz
Mitglied
Marianne, unsre freundliche Vermieterin im LUNGAU, erzählte kürzlich eine makabre und doch reizvolle Geschichte. Ihren Ursprung soll sie in einem wirklichen Erlebnis naher Verwandter gehabt haben. Der spezifische Verlauf der Geschichte, wir schreiben schon längst das EURO-Zeitalter, führt uns nicht nur zu einer alt bekannten Moralpointe, er beflügelt auch unsre Fantasie.
Elisabeth darf mit knapp 60 als rüstig gelten. Bisweilen fühlt sie sich von ihrem altersschwachen WALDI ausgebremst. Sie möchte zu gerne das neu eröffnete >Einkaufsparadies< vor den Toren der Steirischen Landeshauptstadt Graz erkunden. Trotz Bedenken, vereinbart sie mit ihrer Tochter Maria, das Tier, das stumm die Rolle des verstorbenen Gatten ausfüllen muss, einfach mitzunehmen.
Als die beiden Frauen im modernen Tempel des Konsumglücks recherchieren, entscheiden und kaufen, spüren sie, dass diese Arbeit wie ein allmählich wirkendes Gift stresst und zugleich ermüdet. Eine muss mit dem Tier auf der Glas überdachten Meile warten, während die andere im Laden verschwindet und ein lebendiger Menschenstrom sich vorbei wälzt.
Zunächst bemerkt Elisabeth nicht, wie WALDI strauchelt. Erst durch die ungewohnte Spannung der Halsbandleine in ihrer Hand teilt sich eine wiederholt befürchtete Tatsache mit: Das Tier ereilt auf dem Marmor glänzenden Boden der Einkaufsmeile zwischen Kaffeeduft und Unterhaltungselektronik der tödliche Herzschlag.
Verinnerlichte Pietät lässt Elisabeth unter den distanzierenden Blicken der Passanten beim dahingeschiedenen Tier wachen. Ein kurzer Moment reicht, den unrealistischen, ja lächerlichen Gedanken an den helfenden Tierarzt zu verwerfen. Maria organisiert schnell entschlossen einen Karton mit der Aufschrift ThinkCentre.
Die sterblichen Überreste des >geliebten< Hündchens schiebt die Tochter vorsichtig, unter strafenden Blicken der Marktbesucher, in einen durchsichtigen Plastikbeutel und diesen in den Computerkarton. Dann streben die Frauen fluchtartig ihrem parkenden Auto zu. Auf halbem Wege, gerade dort, wo die Einkaufswagen in langer Schlange stehen, tritt ein >Ausländer< auf sie zu: „Können sie mir ein zwei Euro-Stück wechseln?“ Sie drehen sich ein wenig von ihrem Einkaufswagen weg, die Tochter reicht dem Unbekannten zwei Münzen. Sie beeilen sich, zu ihrem Wagen zu gelangen.
Auf einmal entfährt es Elisabeth: „Der Karton, wo ist der Karton?“ Der Fremde, sicher mit einem Komplizen unterwegs, ist verschwunden. Sie verstauen ihre gekauften Sachen im Wagen und fahren nachdenklich in die Stadt. Aussehen und Kleidung der Trickdiebe sind in ihrer Erinnerung nebelhaft. Ihre gedämpfte Schadenfreude jedoch über die enttäuschte Reaktion der >Ausländer< führte sie in den mittlerweile sternenklaren Abendhimmel von Graz zurück.
Nur einige Tage später hört Maria morgens Radio. Der Moderator berichtet genüsslich über einen Fehlgriff der Polizei. Auf dem Parkplatz des großen Einkaufszentrums von Leibniz, nahe der slowenischen Grenze, findet sie im Kofferraum zweier verdächtiger Personen einen Karton mit der Aufschrift ThinkCentre. Der Inhalt entpuppt sich als totes Hündchen, dessen Halsband den liebevoll gestalteten Namen WALDI ziert.
Elisabeth darf mit knapp 60 als rüstig gelten. Bisweilen fühlt sie sich von ihrem altersschwachen WALDI ausgebremst. Sie möchte zu gerne das neu eröffnete >Einkaufsparadies< vor den Toren der Steirischen Landeshauptstadt Graz erkunden. Trotz Bedenken, vereinbart sie mit ihrer Tochter Maria, das Tier, das stumm die Rolle des verstorbenen Gatten ausfüllen muss, einfach mitzunehmen.
Als die beiden Frauen im modernen Tempel des Konsumglücks recherchieren, entscheiden und kaufen, spüren sie, dass diese Arbeit wie ein allmählich wirkendes Gift stresst und zugleich ermüdet. Eine muss mit dem Tier auf der Glas überdachten Meile warten, während die andere im Laden verschwindet und ein lebendiger Menschenstrom sich vorbei wälzt.
Zunächst bemerkt Elisabeth nicht, wie WALDI strauchelt. Erst durch die ungewohnte Spannung der Halsbandleine in ihrer Hand teilt sich eine wiederholt befürchtete Tatsache mit: Das Tier ereilt auf dem Marmor glänzenden Boden der Einkaufsmeile zwischen Kaffeeduft und Unterhaltungselektronik der tödliche Herzschlag.
Verinnerlichte Pietät lässt Elisabeth unter den distanzierenden Blicken der Passanten beim dahingeschiedenen Tier wachen. Ein kurzer Moment reicht, den unrealistischen, ja lächerlichen Gedanken an den helfenden Tierarzt zu verwerfen. Maria organisiert schnell entschlossen einen Karton mit der Aufschrift ThinkCentre.
Die sterblichen Überreste des >geliebten< Hündchens schiebt die Tochter vorsichtig, unter strafenden Blicken der Marktbesucher, in einen durchsichtigen Plastikbeutel und diesen in den Computerkarton. Dann streben die Frauen fluchtartig ihrem parkenden Auto zu. Auf halbem Wege, gerade dort, wo die Einkaufswagen in langer Schlange stehen, tritt ein >Ausländer< auf sie zu: „Können sie mir ein zwei Euro-Stück wechseln?“ Sie drehen sich ein wenig von ihrem Einkaufswagen weg, die Tochter reicht dem Unbekannten zwei Münzen. Sie beeilen sich, zu ihrem Wagen zu gelangen.
Auf einmal entfährt es Elisabeth: „Der Karton, wo ist der Karton?“ Der Fremde, sicher mit einem Komplizen unterwegs, ist verschwunden. Sie verstauen ihre gekauften Sachen im Wagen und fahren nachdenklich in die Stadt. Aussehen und Kleidung der Trickdiebe sind in ihrer Erinnerung nebelhaft. Ihre gedämpfte Schadenfreude jedoch über die enttäuschte Reaktion der >Ausländer< führte sie in den mittlerweile sternenklaren Abendhimmel von Graz zurück.
Nur einige Tage später hört Maria morgens Radio. Der Moderator berichtet genüsslich über einen Fehlgriff der Polizei. Auf dem Parkplatz des großen Einkaufszentrums von Leibniz, nahe der slowenischen Grenze, findet sie im Kofferraum zweier verdächtiger Personen einen Karton mit der Aufschrift ThinkCentre. Der Inhalt entpuppt sich als totes Hündchen, dessen Halsband den liebevoll gestalteten Namen WALDI ziert.