Matrix

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Criss Jordan

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MATRIX

"Cora-Kind!" Das blonde Mädchen sah von seinem Buch auf: "Ja, Papa?" "Komm, Kleines, wir haben einen Termin im Institut!" Der Mann sah wohlwollend zu, wie Cora gehorsam aufstand und die Jacke überzog.
"Gehen wir ins Labor, Papa?" "Nein, mein Kleines, Professor Abernathy will uns sprechen!" "Uns?" vergewisserte sich das Mädchen. "Ja, uns! Komm!" Der Mann nahm sie an die Hand wie ein kleines Kind, obwohl Cora bereits 17 war. Schweigend verließen sie den Raum und gingen durch lange, dunkle Korridore.
Vor der Tür des Professors blieben sie stehen, und aus einem Reflex heraus strich der Mann dem Mädchen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Mädchen lächelte und der Mann fragte sich, woher sie das wohl hatte. Dann wischte er den Gedanken beiseite und klopfte an die Tür. "Herein!" sagte eine tiefe Männerstimme.
Professor Abernathy wuchtete seine 3 Zentner Gewicht aus dem Stuhl und ging mit einem strahlenden Lächeln auf die Eintretenden zu. "Ah, ah, Doktor Mulhouse! Wie schön sie zu sehen! Wann trafen wir uns das letzte Mal, hm? Vor 4 Jahren? Nein, nein 5 sind es! Ja, 5! Eine lange Zeit ... hm, hm! Und das ist wohl das..." "Das ist Cora!" unterbrach ihn der Mann. Abernathy stutzte und nickte dann: "Cora also! Hübscher Name! Cora!" Cora schenkte dem fetten Mann ein offenes Lächeln, was den seine Schweinsäuglein zusammkneifen ließ. "Setz dich doch ... jm, Cora! Du weißt ... hm ... warum du hier bist?" "Nein, Herr Professor!" Die Freundlichkeit auf dem fetten Gesicht erstarb jäh. "Sie haben ihr nichts über ihre Aufgabe gesagt, Mulhouse?" fauchte er den Mann an. Cora schob sich zwischen die Männer: "Doch, das hat er! Ich glaubte nur, ihre Frage bezöge sich auf den Besuch hier bei ihnen!" Abernathy zwinkerte mit den Augen: "Was soll das? Wer hat dich aufgefordert zu reden, hm? Halt die Klappe und setz dich!"
Cora sah hilfesuchend zu ihrem Vater. "Setz dich, Kleines! Ich regele das!" sagte der beruhigend. Das Mädchen setzte sich nur zögernd.
"Sie ist unverschämt!" fauchte Abernathy. "Sie entspricht genau ihren Anforderungen!" hielt der Mann dagegen. "Sie redet ungefragt!" sagte Abernathy, als sei das ein Verbrechen. "Das tun Menschen nun mal!" erwiderte der Mann. "Und überhaupt ..." Abernathy unterbrach sich und seufzte: "Ich fürchte, sie sieht viel zu gut aus!" Jetzt lächelte der Mann: " Den Phänotyp haben sie selbst gewählt!" "Damals war ich noch jung!"
Abernathy seufzte noch einmal und schob sich dann hinter seinen Schreibtisch. "Also, Cora ... du weißt, was auf dich zukommt?" "Ich ... soll bei einem Raumfahrtprogramm eingsetzt werden!" sagte das Mädchen vorsicht. Abernathy nickte: "Ja, tja ... ich hoffe, Du bist gut vorbereitet. Der Start der "Starqueen" wurde vorgezogen!" "Vorgezogen?" fragten Cora und ihr Vater gleichzeitig. "Ja!" bestätigte Abernathy, "morgen ..." Er reichte einen Stapel Fotos über den Tisch: "Hier, Cora, das sind die Männer, mit denen du fliegen wirst!" "Morgen schon!" sagte Cora, während sie sich die Bilder ansah. "Ja!" bestätigte Abernathy, "sei morgen früh um sechs hier, ich bring dich zum Schiff!"
Der Mann und das Mädchen gingen schweigend die langen Korridore entlang. Es war ein anderes Schweigen als noch vor einer Stunde, ein bedrücktes, trauriges.
Erst in ihrem Quartier redete der Mann. "Ich werde dich vermissen!" sagte er. Cora sah zu ihm hoch und lächelte leicht: "Ich dich auch, Vater!"
Der Mann ließ sich auf einen Stuhl sinken und sah zu, wie Cora ihre Sachen zusammenpackte. Das Buch, in dem sie vorhin gelesen hatte, einen Pullover, eine Hose, ihre Aufzeichnungen über ihre biogenetischen Experimente ...


Am nächsten Morgen war Cora verschwunden. Nur eine kleine Holo-Statue, die sie auf den Tisch gestellt hatte, zeugte davon, daß sie überhaupt hier gewesen war. Der Mann aktivierte den Videoschirm an der Wand und setzte sich an seinen Schreibtisch. Doch er arbeitete nicht, sondern starrte nur vor sich hin. Erst abends, als in den Nachrichten vom geglückten Start der "Starqueen" berichtet wurde, blickte er auf. Er sah Cora neben den fremden Männern stehen und lächelnd in die Menge winken. Dabei war er sich sicher, daß sie nur ihm winkte. "Leb wohl, Cora!" sagte er in den leeren Raum und schaltete den Videoschirm ab.

Dann stand er auf und öffnete seinen Safe. Aus einer großen Anzahl schwarzer Kistchen nahm er wahllos eines heraus, trug es zum Tisch und öffnete es.
Liebevoll betrachtete er den biotronischen Chip, der matt im Schwarz der Kiste glänzte, und sagte feierlich: "Ich taufe dich auf den Namen Coremma."
 

jon

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Teammitglied
...warum „Matrix"? Eine Matrix wäre es, wenn Mulhouse am Ende EINEN Chip nimmt, den irgendwie dubliziert und daraus dann eine weitere Cora macht. Oder so ähnlich...

Übrigens: Ziffern sind in Erzähl-Texten nicht gut.

Und zum Schluss noch was Nettes: Du hast hier – mal wieder – geschafft, in ganz wenigen Zeilen sehr deutliche Charaktere zu entwerfen. Vielleicht machst du ja doch mal "richtige"(schmunzlschmunz!) Geschichten draus...

jon
 



 
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