Mehr als nur Abenteuer / Teil 2

Kelly Cloud

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Wieder einen Tag mehr, wo er müde, ausgelaugt und vor allem unmotiviert ins Büro gehen würde, um für die Firma die Buchhaltung zu führen.
Sie hatte ihn verlassen wegen diesem Gouder, einem Europäer, einem 2,10m Muskelmonster. Für Geoffrey völlig unverständlich, denn schliesslich war seine Martina nur zierliche 1,60. Eigentlich waren sie ein gut zusammenpassendes Paar gewesen. Sie hatten gemeinsame Hobbies. Beide sportlich aktiv und mit vielen gemeinsamen Freunden dauernd unterwegs. Geoffrey konnte nicht begreifen, was Martina an diesem Kollos so anziehend fand.
Schliesslich war der Typ ja beinah doppelt so gross wie sie, dachte Geoffrey zermürbt, als sein Wecker klingelte. Das Klingeln machte seine Situation auch nicht besser. Wie konnte man sich dazu überwinden, aufzustehen? Am liebsten hätte er sich jetzt den verdammten Baccardi intravenös einflössen lassen. Er setzte sich stöhnend auf. Wenigstens als anwesend sollte er sich im Büro schon melden. Wasser ins Gesicht und den nasskalten Lappen durch die Achselhöhlen ziehen, musste für heute reichen.


Mo´s Erinnerungen nach der erfolgreichen Besteigung

Da lagen sie nun in über 300 Meter über der jordanischen Wüste auf der Plattform des Sandsteinfelsens. Glücklich und todmüde von der anspruchvollen, anstrengenden Kletterei schliefen sie im windgeschützten Biwak ein.
Mo, der jordanische IKRK-Mitarbeiter konnte vor Stolz, diese jungfräuliche Wand durchstiegen zu haben, kaum einschlafen. Dank Gouder und seinen Freunden aus Neuseeland hatte er es nun endlich geschafft.
Mohamed Abdul Ben Sabban war ein begnadeter Bergsteiger. Er kannte alle Felsen in der jordanischen Wüste. Die meisten davon hatte er mit Haken bestückt und somit der kommerziellen Kletterei zugeführt. Er und seine Familie lebten davon, die ausländischen Klettertouristen auf diese Sandsteingipfel zu führen. Und das Geschäft lief gut. Jordanien war dank seinem liberalen Königshaus das favorisierte Reiseziel der westlichen Nahostreisenden. Auch der Lebenstandart war vergleichsweise hoch und die Infrastruktur dementsprechend akzeptabel für die Kapitalisten aus Europa und den Vereinigten Staaten.
Die Lebensbedingungen zwischen Jordanien und beispielsweise Irak waren wie Tag und Nacht. Schon vor dem ersten Golfkrieg, als der Irak noch von den USA finanziell unterstützt wurde, gab es nur eine kleine Bevölkerungsschicht, der es wirklich gut ging. Und nach dem ersten Golfkrieg, als dann das Embargo verhängt wurde, wurden die Lebensbedingungen noch viel schlimmer. Mit dem Stoppen der Erdölexporte wurde die Existenz vieler Bagdad- unabhängigen Regionen zunichte gemacht. Das Regime hatte sich natürlich nie um die erdölexportabhängige Bevölkerung gekümmert. Schuld an der Misere und der steigenden Armut war natürlich nur der böse Feind USA.
Was die ganzen Jahre geheim bleiben musste, war die Tatsache, dass die irakischen Nachbarländer, wie Saudi-Arabien und Jordanien gute Erdölgeschäfte mit den irakischen Grenzregionen machten. Die Iraker durften sehrwohl das Schweröl zum Eigenbedarf raffinieren und so war es naheliegend, dass man die Tanklastzüge, die praktisch für nichts, ausser stupiden Androhungen seitens des Regimes, das Landesinnere beliefern mussten, nach deren Rückkehr nochmals beluden wurden und in Nacht- und Nebel-Aktionen für sehr viel mehr Gewinn noch das nahe (bis zu 1000 Km entfernte) Ausland belieferten. So kam es nicht selten vor, dass die Fahrer, die von allen Seiten in ihrer finanziellen Notlage ausgenutzt wurden, rund um die Uhr hinter dem Steuer sassen.
Diese Situation machten sich in den Neunzigern natürlich auch einige Jordanier und Saudis zunutzen. Da es nicht selten vorkam, dass beladene Tanklastzüge infolge Übermüdung in Flammen aufgingen, fing man an, aus dem benachbarten Ausland mit Tanklastzügen ebenfalls nachts in den Irak zu fahren, um sich gegen Barzahlung die Tanks füllen zu lassen. Im Gegensatz zu den Irakern waren die Saudis und Jordanier nicht übermüdet unterwegs und daher die Ankunft in der Heimat gesicherter. Es gab immer noch sehr viel Restrisiko, denn die übermüdeten Iraker waren immer noch auf den Wüstenpisten unterwegs und da diese Transporte illegal waren, musste man immer lichtlos unterwegs sein.
Mo gehörte auch zu den jungen wilden Jordaniern, die sich einen Tanklastzug anschafften, um in halsbrecherischen Nachtfahrten etwas dazuzuverdienen. Jetzt beim IKRK war er auch als LKW- Fahrer angestellt. Die Zeiten seiner illegalen Irakfahrten waren längst Vergangenheit und das Geschäft mit der Kletterei lief ganz ordentlich. Die Arbeit beim IKRK machte er, wie auch seine neuen Kletterfreunde, als Freiwilliger aus Idealismus und Hoffung auf eine bessere Zukunft in der Region.


Mo erzählt Gouder aus seiner Vergangenheit

Vor kurzem im Fahrzeugpark des IKRK Jordanien erzählte Mo dem Gouder, der hier auch als freiwilliger Fahrer figurierte, folgende Geschichte: „Die westirakische Raffinerie, die wir dreimal wöchentlich anfuhren, lag 600 Km von Amman entfernt. Wir fuhren immer drei Stunden vor der endgültigen Dunkelheit im Erdöllager von Az Zarqa los, um bestimmt erst bei völliger Finsternis die Grenze zum Irak zu überqueren. Wir waren zu Beginn dieses Unternehmens im Jahr 94 acht Tanklastzüge. Um von den Amerikanern, die die Grenzen flüchtig kontrollierten, nicht entdeckt zu werden, fuhren wir immer nur in der Leermondwoche unsere drei Touren...

Soll die Geschichte weitergehen?
 

Rainer

Mitglied
hallo kelly cloud,

soll ich mal am titel was ändern? zwei beiträge mit dem gleichem titel sind etwas unschön :); ich schreibe einfach teil 2 dahinter, okay?


viele grüße

rainer
 



 
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