Mein Atomkraftwerk

Inken B.

Mitglied
Mein Atomkraftwerk
Irgendwie kann ich die ganze Diskussion um den Ausstieg aus der Atomenergie nicht verstehen. Und was wären die Folgen? Gäbe es dann nur noch sauteuren Strom aus Braunkohlekraftwerken? Würde ich dann bald im Dunkeln sitzen - ohne Licht, Computer, ohne funktionierende Kaffeemaschine und Mikrowelle?
Nein, soweit durfte es nicht kommen - zumindest bei mir nicht. Bei den Benzinpreisen kam ein Stromaggregat auch nicht in Frage. Woher als günstigen Strom nehmen wenn die Staatsratsvorsitzende Angela Merkel uns unsere schönen AKWs wegnahm? Nur weil bei den Russen mal so ein Ding in die Luft geflogen war hieß es gleich "Zu gefährlich!" oder "Wohin mit dem Atommüll?" Alles Unsinn! Mir war letzte Woche mein Staubsauger explodiert und trotzdem denke ich nicht über einen Ausstieg aus der Staubsaugertechnologie nach. Und die vollen Staubsaugerbeutel haue ich einfach in die Mülltonne vom Nachbarn.
Während ich so über die Energiefrage nachgrübelte kam mir eine grandiose Idee: Es konnte doch eigentlich gar nicht so schwierig sein sich selbst ein Atomkraftwerk zu bauen!
Gesagt getan. Flugs fuhr ich meinen Computer hoch und ließ mir per Internet den Aufbau eines AKWs erklären. Erstaunt stellte ich fest, dass mit ein bisschen handwerklichem Geschick so ein Ding für den Hausgebrauch gar nicht so kompliziert zu bauen war.
Blieb nur ein Problem: Ich brauchte Uranbrennstäbe. Dass es die nicht in jedem Dorfladen gab war mir klar, also fuhr ich voller Tatendrang in den nächsten Baumarkt und fragte den netten Kundenfachberater ob die Uranbrennstäbe im Regal für Elektrobedarf oder dem für Sanitärartikel lagen.Irgendwie hat er mich wohl falsch verstanden und fragte mich ob ich ihn verarschen will. Ich war schneller aus dem Baumarkt raus als mir lieb war.
Was also tun? Und schon kam mir die nächste grandiose Idee. Bei mir um die Ecke gab es einen iranischen Gemüsehändler - Machmuth. Der konnte eigentlich alles besorgen, warum nicht auch ein paar Brennstäbe? Erst kürzlich hatte er mir zugeflüstert dass, wenn ich mal eine ferngelenkte Boden-Luft-Rakete bräuchte, er die mir zum Schnäppchenpreis besorgen könne.
Aber erstens habe ich bei mir zu Hause keinen Platz für eine Boden-Luft-Rakete und zweitens sind die Gelegenheiten so ein Ding einzusetzen bei mir äußerst selten. Also kaufe ich weiterhin mein Gemüse bei Machmuth und vorerst keine ferngelenkte Boden-Luft-Rakete.
Aber sicher konnte Machmuth auch Brennstäbe besorgen! Dieser Gedanke beflügelte mich derart, dass ich mich sofort auf den Weg zu ihm machte.
Machmuths erste Reaktion auf mein Anliegen war, dass er sich nachdenklich seinen mit schwarzen Locken bewucherten Kopf kratzte. Sicher wäre da was zu machen mit Uranbrennstäben, aber nicht mehr heute und morgen. Schließlich wüchsen solche Teile nicht auf Bäumen - aber nächste Woche hätte er welche da! Na bitte - gute Beziehungen sind eben alles! Begeistert von Machmuths Hilfsbereitschaft kaufte ich ihm noch zwei Kilo Möhren ab und eilte nach Hause.
Als erstes überlegte ich mir wo mein Atomkraftwerk stehen sollte. Der Garten schien mir ungeeignet, da würden die Nachbarn bloß neidisch und im ungünstigsten Fall würden irgendwann militante Atomkraftgegner vor meinem Gartenzaun demonstrieren und sich vielleicht daran festketten.
Kurzerhand fuhr ich meinen 16 Jahre alten Fiat Uno aus der Garage und sah mich in dem so frei gewordenen Raum um. Perfekt! Die alte Mistkarre konnte ruhig draußen stehen, die Garage würde zukünftig mein AKW beherbergen.
Zunächst einmal musste ich mir einen Atommeiler bauen - selbstverständlich mit so einer schicken runden Sicherheitskuppel wie sie die großen Atomkraftwerke haben.
Dieses Unterfangen erwies sich schwieriger als gedacht. Unter Verwendung von alten Ziegelsteinen und jeder Menge Mörtel gelang es mir nach dem vierten Versuch eine einigermaßen ansehnliche Sicherheitskuppel zu mauern. Sie sah zwar aus wie das halbe Ei eines prähistorischen Sauriers und war auch nicht ganz symmetrisch - aber sie stand, und das allein zählte.
Ermutigt von diesem Erfolg baute ich weiter. Wasserzufluss, Wasserabfluss, eine altertümliche LKW-Lichtmaschine als Turbine, ein verußtes Ofenrohr als Kühlturm (dazu musste ich allerdings einen Durchbruch durchs Garagendach schaffen), die Stromleitung bis ins Haus und eine Schaltzentrale die aus zwei ausgedienten Wasseruhren und einem Transformator von meiner Märklin-Modelleisenbahn bestand. Na also! Mein Atomkraftwerk war fast fertig - es sah zwar aus als wäre ein Raumschiff in meiner Garage verunglückt - aber - es war meine grandiose Erfindung in Sachen Stromselbstversorger.
Jetzt fehlten nur noch die Brennstäbe und mein AKW konnte an MEIN Netz gehen.
Die Tage vergingen und ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Endlich: an einem Dienstagnachmittag rief Machmuth an. Mein Brennstäbe wären da, 50 Euro das Stück, inclusive Mehrwertsteuer.
Voller Vorfreude sprang ich in meinen Fiat Uno und hielt nur wenig später mit quietschenden Reifen vor Machmuths Gemüseladen.
Machmuth strahlte mich an. Der gute Kerl freute sich immer wenn er helfen konnte. Er führte mich in seinen Lagerraum und zeigte mir die Brennstäbe. Das waren tolle Dinger, dünn wie ein Besenstiel aber leider viel zu lang für den Transport in einem italienischem Kleinwagen.
Wahrscheinlich kann Machmuth sogar Gedanken lesen. Noch während ich überlegte wie ich die Dinger nach Hause kriege, stand mein Gemüsehändler schon mit einer Eisensäge neben mir. Ritsch, Ratsch, und die Brennstäbe waren in transportfreundliche Längen zersägt. Dabei rieselte zwar etwas Uran heraus aber Machmuth meinte das wäre kein Problem. Mit dem Uranstaub würde er seine Kartoffeln haltbar machen, das wäre in den Großmärkten nicht anders.
Die abgesägten, und nun offenen Enden meiner Brennstäbe verschlossen wir mit Knetmasse, ich zählte Machmuth das Geld für die Stäbe hin, verlud sie in mein Auto und fuhr strahlend vor Glück nach Hause. Schon während der Heimfahrt spürte ich so ein seltsames Prickeln in meinen Eierstöcken - was sicherlich einer gewissen Vorfreude geschuldet war und meine Libido in bis daher nicht gekannte Höhen jagte.
Fast die halbe Nacht baute ich an meinem ersten eigenen Atomkraftwerk. Brennstäbe in den Atommeiler einführen, Wasser einlassen und meinen so entstandenen Reaktor hochfahren.
Wie groß war meine Freude als mein erster selbsterzeugter Strom floss! Fernseher, Mikrowelle, Haarfön, Schreibtischlampe, PC - alles gespeist von meinem umweltfreundlichem AKW! Toll! Nie wieder brauchte ich den Stromkonzernen mein Geld in den Rachen zu werfen!
Und falls meine Brennelemente eines Tages ausgebrannt waren - kein Problem. Machmuth hat sich bereit erklärt neue zu besorgen. Die alten Brennstäbe sollte ich einfach im Garten vergraben, meinte Machmuth. Das wäre gut für die Karotten und den Salat, die wären dann weniger anfällig für Schädlinge.
Konnte es noch besser kommen? Nein!
So sitze ich Abend für Abend vor meinem Atommeiler und kann mich an dem Meisterwerk kaum satt sehen.
Der Kühlturm raucht, im letzten Monat hat meine Katze Junge bekommen von denen jedes sechs Beine und vier Ohren hat, mir sind vor Freude alle Haare ausgefallen und neuerdings leuchtet meine Nasenspitze im Dunkeln.
Ein Leben ohne mein Atomkraftwerk? Ist nicht mehr vorstellbar! Strahlend gehe ich in jeden neuen Tag - hoch lebe die Atomkraft!
 
U

USch

Gast
Hallo Inken,

bist du Ingenieur? Dieser Spezies ist ja nichts zu schwer. Nette Geschichte, flott geschrieben.

LG USch
 
P

Pagina

Gast
Ich glaube, der Mahmut ist geschrieben einer ohne "c", wird aber "Machmut" gesprochen.
Viel Spass mit dem AKW - falls wir nichts mehr von Dir hören, wissen wir ja jetzt, warum...
Liebe Grüsse, Pagina
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Der Anfang ist – entschuldige bitte! – inakzeptabel. Da geht es inhaltlich-logisch und bei den Zeitform ziemlich durcheinander. Nach "… unsere schönen AKWs wegnahm? " fließt es dann prima (da fallen nur die Kommafehler deutlich ins Gewicht) – um so mehr stört der grausige Start.

"… fragte den netten Kundenfachberater ob die Uranbrennstäbe im Regal für Elektrobedarf oder dem für Sanitärartikel lagen."
Das LyrIch ist ziemlich schräg, schon klar, aber Uranbrennstäbe bei Sanitärartikeln?????

"Mein Brennstäbe wären da, 50 Euro das Stück, inclusive Mehrwertsteuer. "
… is' ja preiswert! Und das für Stäbe, die so lang sind, dass sie nicht ins Auto passen!

"Der Kühlturm raucht"
Da sollte LyrIch unbedingt mal nachsehen! Kühltürme sollten bestenfalls dampfen!
 



 
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