Mein Aug, im Krebsgang, weit hinter mir

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Zarathustra

Mitglied
Mein Aug
im Krebsgang,
weit hinter mir,
jenseits der steinernen Brücke
im Dunkel der Kapelle
die Spuren in Jahresringen lesend.

….
Jenseits weiter Gewändern aus Gestern
gesammelte Muschelbilder aus weißer Asche
zurückgetragener, verlorener
Viersöhne –Staub;
glühend heiß,
versengt er die Hand.

Säulen brennender Träume
wie Ziegelschlote rauchender Himmel…

Mein Auge floh.
spät hinter Wolken –
trinkt dort
blaues endlos lichtes Gift das Himmel schien
und Hölle rot war.

Geborstene Glasfenster-
Hände der Kirchen
täuschen Lippen die von Psalmenliedern schweigen.


Stumme Fresken
farbblasse Apostel, Dämonen und Propheten.

Da lag schön wie eine reife, unschuldige Frau
die blaue Ackerfurche des Himmels über den Kuppen der
Berge.
Es regnet dort Farben einäugiger Fische.

Auch wenn jenes Land - manche Menschen Himmel rufen,
wenn es auch goldene Weizenähren trägt,
sechzigfach
auch hundertfach,
ja tausendfach
nach frischem Brot duftet.

Ich aber
lag verhungert da!
 
L

label

Gast
Hallo Zarathustra


Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel und schrie mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden!
Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.
Schlagt die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt herab, denn die Kelter ist voll, und die Kufen laufen über; denn ihre Bosheit ist groß. Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet. Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe. Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großem Geschrei zu dem, der die scharfe Hippe hatte, und sprach: Schlag an mit deiner scharfen Hippe und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif! Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Zarathustra,

sicherlich bist du auch an einem Kommentar zu deinem Gedicht interessiert ;).

Mir gefällt es ungemein, wie du tradierte (biblische) Sprache überträgst - besonders mundet mir die Stelle mit den Fresken:

Stumme Fresken
farbblasse Apostel, Dämonen und Propheten.
Bis auf zwei Stellen finde ich es makellos:

Da lag schön wie eine reife, unschuldige Frau
Reife impliziert für mich stets Erfahrung und die kann in meinen Augen niemals "unschuldig" sein. Warum auch? Die landläufige "Unschuld" birgt vieles, vor allem Dummheit ... ;)

Was sind die Farben einäugiger Fische? Dies erschließt sich mir (noch) nicht.

Ansonsten finde ich dein Werk ungemein poetisch. - Im Endvers würde ich allerdings einen Zeitenwechsel und den Präsens bevorzugen:
Ich aber liege
[blue]verhungernd[/blue] da
Liebe Grüße
Heidrun

P. S. Hier ist dir ein h durch die Lappen gegangen:

[blue]späht[/blue] hinter Wolken –
 

Zarathustra

Mitglied
Mein Aug
im Krebsgang,
weit hinter mir,
jenseits der steinernen Brücke
im Dunkel der Kapelle
die Spuren in Jahresringen lesend.

….
Jenseits weiter Gewändern aus Gestern
gesammelte Muschelbilder aus weißer Asche
zurückgetragener, verlorener
Viersöhne –Staub;
glühend heiß,
versengt er die Hand.

Säulen brennender Träume
wie Ziegelschlote rauchender Himmel…

Mein Auge floh.
späht hinter Wolken –
trinkt dort
blaues endlos lichtes Gift das Himmel schien
und Hölle rot war.

Geborstene Glasfenster-
Hände der Kirchen
täuschen Lippen die von Psalmenliedern schweigen.


Stumme Fresken
farbblasse Apostel, Dämonen und Propheten.

Da lag schön wie eine reife Frau,
die alle Unschuld verlor
die blaue Ackerfurche des Himmels über den Kuppen der
Berge.
Es regnet dort Farben einäugiger Fische.

Auch wenn jenes Land - manche Menschen Himmel rufen,
wenn es auch goldene Weizenähren trägt,
sechzigfach
auch hundertfach,
ja tausendfach
nach frischem Brot duftet.

Ich aber
liege verhungernd da!
 

Zarathustra

Mitglied
Danke ihr beiden, danke fürs das Lesen und die Korrekturen.

Ihm solltet wissen, dass ich Legastheniker bin, ... jedenfalls habe ich einen Hang dazu...

so unterlaufen mir immer wieder solche ... dumme unverständlichen Fehler.

Über die Bildersprache (wie "die Farbe einäugiger Fische) schreibe ich am Dienstag mehr...

ich bin gerade auf dem Sprung.

L.G. Hans
 

Zarathustra

Mitglied
Mein Aug
im Krebsgang,
weit hinter mir,
jenseits der steinernen Brücke
im Dunkel der Kapelle
die Spuren in Jahresringen lesend.

….
Jenseits weiter Gewändern aus Gestern
gesammelte Muschelbilder aus weißer Asche
zurückgetragener, verlorener
Viersöhne –Staub;
glühend heiß,
versengt er die Hand.

Säulen brennender Träume
wie Ziegelschlote rauchender Himmel…

Mein Auge floh.
späht hinter Wolken –
trinkt dort
blaues endlos lichtes Gift das Himmel schien
und Hölle rot war.

Geborstene Glasfenster-
Hände der Kirchen
täuschen Lippen die von Psalmenliedern schweigen.


Stumme Fresken
farbblasse Apostel, Dämonen und Propheten.

Da lag schön wie eine reife Frau,
die alle Unschuld verlor
die blaue Ackerfurche des Himmels über den Kuppen der
Berge.
Es regnet dort Farben einäugiger Fische.

Auch wenn jenes Land - manche Menschen Himmel rufen,
wenn es auch goldene Weizenähren trägt,
sechzigfach
auch hundertfach,
ja tausendfach
nach frischem Brot duftet.

Ich aber
liege verhungernd da!
 

Zarathustra

Mitglied
an Heidrun

die Farbe einäugiger Fische.

Der Sinn ist sehr verschlüsselt, das gebe ich zu.
Ich war im Urlaub am Balaton. Ende August schlüpfen offensichtlich die kleinen Fische aus den Eiern.

Diese, nur 1 cm grossen Fische haben einen grossen Kopf - und es scheint, sie haben nur ein Auge.

Diese Fischlein sind an manchen Tagen so zahlreich, dass es fast eklig ist ins Wasser zu gehen. Nach einem Gewitterregen sah es fast so aus, als seien die Fische heruntergeregnet.

Es war an diesem Urlaubstag einfach enttäuschend für mich, "was Himmel sein könnte".

Ich hatte einen Traum: Wem sein Leben nicht gefällt und nicht zufrieden ist damit, der wird auch vom Himmel enttäuscht sein...

L.G Hans
 
H

Heidrun D.

Gast
Vielen Dank für deine einleuchtend-schöne Erklärung. :)-
Die kleinen Änderungen haben dem Gedicht gut getan.

"Wem es auf Erden nicht gefällt, der wird auch vom Himmel enttäuscht sein", ganz meiner Meinung. :) Ich möchte diese Aussage sogar verschärfen: Wer sich ständig unzufrieden fühlt, ist gleichzeitig glück-los, schlimmer noch, er zeigt die Tendenz andere unglücklich zu machen.

Liebe Grüße
Hedrun
 



 
Oben Unten