Mein Herz

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Walther

Mitglied
Mein Herz


Mein Herz ist eng: Auf weichen Vogelschwingen
Will ich hinaus und Dir laut, Liebste, singen!
Will diese Zeit, die Hoffnungslosigkeit bezwingen,
Mein Lied, es soll durch alle Himmel klingen!

Du schaust mich an, mit Deinen Wahnsinnsaugen,
Willst in mich sehn. Wie soll ich Blicken taugen,
Sternen, die Wort und Sprache mir, den Atem rauben!
Dass Du mich liebst, ich will es gar nicht glauben!

Mein Herz ist weit: In Deinem kleinen Lachen
Seh ich mich ruhn. Wie kannst Du Freude machen!
Ich fühl mich wie ein – im Wind flatternd – Drachen,

Der sich in lichte Höhen schraubt. Am Band
Führt ihn der liebe Mensch, mit zarter Hand,
Und hält ihn stets ganz nah und mit Verstand.
 
F

Fitzberry

Gast
Guten Morgen,

das ist ein schönes Sonett!

Der Ausdruck "Wahnsinnsaugen" passt m. E. stilistisch nicht zu der sonst ziemlich vornehmen Wortwahl.
Die 3. Zeile im ersten Terzett sieht so aus, als hätte sie dir selbst Schwierigkeiten bereitet. ;-)
Im letzten Terzett verwendest du plötzlich Hexameter. Für mich ist das in Ordnung. Ich weiß aber nicht, ob's die barocke Poetik dir durchgehen ließe.

Schöne Grüße
Robert
 

Walther

Mitglied
Danke für Deine Hinweise, lieber Robert. Wie Du siehst, habe ich sie bereits umgesetzt. ;)

Ich spiele gerne mit den alten Formen. Da wir aber im Heute sind, müssen wir die Wahnsinnsaugen als bewußten Einbruch der heutigen Gefühlswelt in den Überschwang, die Exaltiertheit, von Barock und Romantik zulassen.

Mit diesem Mittel möchte ich alt und neu versöhnen und klarmachen, daß Dichtung gut daran tut, sich etwas Ordnung zu leisten. Besonders in Zeiten, in denen bei, zwischen und in den Menschen wirklich Alles in Unordnung ist, Rollen, Gefühle UND Gedanken.

Lieben Gruß W.
 



 
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