Hieronymus
Mitglied
Ich bin eine Katze, genauer gesagt ein Kater. Ich klettere gerne auf hohe Bäume; man hat so eine gute Aussicht von dort oben, vor allem im Dunkeln. Auf Bäumen räume ich ab und zu Nester aus. Mir tun die nackten, piepsenden Vogelküken auch Leid, aber es muss sein; sie schmecken einfach zu gut. Ich versuche, mich auf eine Brut pro Monat zu beschränken. Mein Lieblingsbaum steht auf einem Schulhof, der von einer Mauer begrenzt wird. Natürlich ragt mein Baum weit über diese Mauer hinaus.
Am Boden jage ich Mäuse. Wenn ich sie gefangen habe, spiele ich noch etwas mit ihnen; ein gut gezielter Jagdhieb beendet die Partie. Ich fresse sie nicht gerne; es ist so mühsam, sie aus ihrem Fell zu schälen. Ich bringe sie lieber meinem Menschen, dem ich sie auf die Fensterbank lege. Das Fenster seiner Wohnung geht auf einen Hof, der auf der anderen Seite der Schulhofsmauer liegt. Mein Mensch freut sich immer unglaublich über meine Geschenke. Er verwahrt sie gleich in einem dichten Eimer, damit die anderen Menschen nicht vom Geruch des Wilds angelockt werden und es ihm wegnehmen.
Morgens macht mein Mensch das Fenster auf, damit ich hineinkommen kann. Mit seinen Händen öffnet er Dosen, aus denen er mir zu fressen gibt. Er kann noch viel unglaublichere Dinge mit seinen Händen und Fingern tun, zum Beispiel, mich gleichzeitig am Hals und Bauch kraulen. Ich vergehe dann jedesmal vor Wohlbehagen. Oder er setzt sich ans Klavier und läuft mit seinen Fingern über die schwarzen und weißen Tasten. Dann kommen Melodien aus dem Kasten, die mich ganz melancholisch machen, und ich kann gar nicht anders als mitzusingen. Das mag mein Mensch gar nicht, und er wirft einen Hausschuh nach mir. Manchmal liest mir mein Mensch etwas aus einem Buch vor. Ich verstehe zwar kein Wort, aber seine Stimme beruhigt mich so. Ich finde, jede Katze sollte einen Menschen haben. Es ist so ungemein anregend.
Abends verlasse ich die Wohnung, gehe auf die Jagd oder lasse mich auf kurze, erleichternde Beziehungen zu Katzen ein. Dann kommen sie Wochen später zu mir und erzählen mir etwas von süßen Kätzchen, den Freuden der Familie und Verantwortung. Aber das war nicht abgemacht, und ich will davon nichts wissen. Manchmal ruft mich mein Mensch, wenn er nach Hause kommt. Als ob ich ihn von meinem Baum aus nicht längst bemerkt hätte! Er hat mir den albernen Namen Rasputin gegeben. Den mag ich gar nicht und ich komme nicht, wenn ich ihn höre. Manchmal ruft er auch Kuschel! oder Kater! und dann komme ich schon eher.
Was mache ich nur, wenn mein Mensch einmal in ein anderes Revier zieht? Soll ich denn meinen Baum aufgeben? Aber das Leben ohne meinen Menschen wäre öde und langweilig. Wenn er mich ruft, egal wie, werde ich zu ihm ins Auto springen und mit ihm wegfahren.
Am Boden jage ich Mäuse. Wenn ich sie gefangen habe, spiele ich noch etwas mit ihnen; ein gut gezielter Jagdhieb beendet die Partie. Ich fresse sie nicht gerne; es ist so mühsam, sie aus ihrem Fell zu schälen. Ich bringe sie lieber meinem Menschen, dem ich sie auf die Fensterbank lege. Das Fenster seiner Wohnung geht auf einen Hof, der auf der anderen Seite der Schulhofsmauer liegt. Mein Mensch freut sich immer unglaublich über meine Geschenke. Er verwahrt sie gleich in einem dichten Eimer, damit die anderen Menschen nicht vom Geruch des Wilds angelockt werden und es ihm wegnehmen.
Morgens macht mein Mensch das Fenster auf, damit ich hineinkommen kann. Mit seinen Händen öffnet er Dosen, aus denen er mir zu fressen gibt. Er kann noch viel unglaublichere Dinge mit seinen Händen und Fingern tun, zum Beispiel, mich gleichzeitig am Hals und Bauch kraulen. Ich vergehe dann jedesmal vor Wohlbehagen. Oder er setzt sich ans Klavier und läuft mit seinen Fingern über die schwarzen und weißen Tasten. Dann kommen Melodien aus dem Kasten, die mich ganz melancholisch machen, und ich kann gar nicht anders als mitzusingen. Das mag mein Mensch gar nicht, und er wirft einen Hausschuh nach mir. Manchmal liest mir mein Mensch etwas aus einem Buch vor. Ich verstehe zwar kein Wort, aber seine Stimme beruhigt mich so. Ich finde, jede Katze sollte einen Menschen haben. Es ist so ungemein anregend.
Abends verlasse ich die Wohnung, gehe auf die Jagd oder lasse mich auf kurze, erleichternde Beziehungen zu Katzen ein. Dann kommen sie Wochen später zu mir und erzählen mir etwas von süßen Kätzchen, den Freuden der Familie und Verantwortung. Aber das war nicht abgemacht, und ich will davon nichts wissen. Manchmal ruft mich mein Mensch, wenn er nach Hause kommt. Als ob ich ihn von meinem Baum aus nicht längst bemerkt hätte! Er hat mir den albernen Namen Rasputin gegeben. Den mag ich gar nicht und ich komme nicht, wenn ich ihn höre. Manchmal ruft er auch Kuschel! oder Kater! und dann komme ich schon eher.
Was mache ich nur, wenn mein Mensch einmal in ein anderes Revier zieht? Soll ich denn meinen Baum aufgeben? Aber das Leben ohne meinen Menschen wäre öde und langweilig. Wenn er mich ruft, egal wie, werde ich zu ihm ins Auto springen und mit ihm wegfahren.