Mein neues altes Leben

mareldiabolo

Mitglied
Monate lang bahnte es sich bereits an, war dann plötzlich da und ist nun auch schon seit einigen Monaten mein neues altes Leben.

Alles sollte sich verändern. Je mehr Zeit ins Land ging, desto wertvoller wurde mir die, die mir verblieb. All die Dinge, die ich sonst und auch jetzt noch tat, mit grenzenloser Freiheit, am Tag wie in der Nacht. Ich sollte sie nicht länger tun können. Wie ein dem Tode Geweihter genoss ich jede Sekunde. Ich feierte, ich reiste und trank, ich rauchte und ich tanze, ging immer später ins Bett und bangte, dass der nahende Augenblick, an dem alles enden sollte, noch auf sich warten ließ.

Eines Tages jedoch war er gekommen – der Tag X, vor dem ich so lange fliehen wollte. Zwei Uhr nachts ging es ins Krankenhaus. Der Angstschweiß schoss mir literweise auf die Stirn. Jetzt wurde es wirklich kritisch. Da half kein Beten mehr und kein Flehen. Meine Zeit lief ab.

Stundenlang zog sich die Prozedur hin, mein Wasserhaushalt sank rapide und meine Nerven lagen blank. Doch dann, mittags um elf, war es soweit: Die Ärzte teilten es uns mit: "Es ist ein Junge."

Seitdem ist gar nicht zwar vieles doch nicht alles neu, nur anders. Heute ist mir klar, dass das Leben nicht endet, nur weil der Nachwuchs den Alltag durcheinanderwirbelt. Es gibt genügend Wege, alles mit einander harmonisch zu kombinieren. Ich habe gelernt, das Leben mit meiner Freundin und meinem kleinen süßen Sohn zu genießen und aus dem alten Leben ein neues zu basteln.
Und so werde ich auch in meinem neuen alten Leben Gelegenheiten finden, zu feiern, zu reisen, zu trinken, zu rauchen und zu tanzen.
 



 
Oben Unten