Meine erste und bisher einzige fertiggestellte Geschichte(Horror)

Iranon

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Das Schwert

Sie hatten die verfallene Burg vor 3 Monaten gekauft und fast sofort angefangen sie zu renovieren. Das verfallene Gemäuer, einsam gelegen inmitten eines dichten Nadelwaldes, war für ihre Zwecke perfekt. Als Richard und George auch noch erfuhren, daß es einst eine Raubritterburg war, mußten sie sie einfach kaufen. Die Geschichte des Burg passte einfach zu ihrem Beruf; Richard und George waren profes-sionelle Diebe. Angefangen hatten sie mit Hauseinbrüchen und Überfällen. Doch langsam hatten sie sich „hoch“- gearbeitet und nach der "Wiederbeschaffung" einiger „Sammlerobjekte“ für einen anonymen Auftraggeber hatte sich genug Geld angehäuft um erstmal eine Weile in Ruhe leben zu können. Da war die abgeschieden gelegene Burg in Mitteleuropa genau richtig. Das Haupthaus war bereits renoviert worden und nun sollte endlich der Schutt, die Reste eines eingestürzten Turmes, beseitigt werden, da er einen beträchtlichen Teil des Burghofes einnahm. Als sie den Geröllhaufen zur Hälfte abgetragen hatten, entdeckte George es.

„Hey Richard komm mal her und sieh dir das an.“, rief George aufgeregt.
„Jaja. Was ist denn?“
Verblüfft weiteten sich seine Augen. In einem aus dem Boden ragenden Fels steckte ein Schwert; der reich verzierte Griff schien aus purem Gold zu sein und endete in einem Drachenkopf mit leuchtend roten Edelsteinen als Augen.
‚Vielleicht Rubine‘,dachte er.
„Na was meinst du; ist es das verschollene Excalibur?“, scherzte George.
„Ist doch egal. Aber wenn wir das Ding heil aus dem Felsen kriegen, gibt dafür auf dem Schwarzmarkt bestimmt ein hübsches Sümmchen.“
Im Geiste schätzte er das ungefähre Alter des Schwertes und den daraus resultierenden Preis ab. Er beugte sich vor um es genauer zu betrachten und wischte mit seinem Taschentuch den Dreck vom Schwertgriff.
„Das ist unglaublich. Schau's dir an. Da ist nirgends eine Spur von Korrosion oder Gebrauch; weder an Griff noch Klinge. So als wenn es erst grade eben gefertig worden ist.“
Aber ein genauer Blick auf den kunstvoll verzierten Griff bewies ohne Zweifel, daß es mehrere hundert Jahre alt und vorallem echt war. Berufbedingt konnte er ohne Probleme Fälschungen von Orginalen unterscheiden.
Aber wie war die Klinge überhaupt in den Fels getrieben worden? Kein normaler Mensch hatte soviel Kraft und das Schwert hätte sich eher verbogen, als sich in den Fels zu bohren. Echt verwirrend.
„Ich brauch erstmal was zu trinken, George.“ Damit wandte er sich ab und marschierte Richtung Wohnhaus, indessen Schatten ein kühles, erfrischendes Bier wartete.
Einige Minuten später kam er mit zwei Dosen wieder. Eine warf er George zu, der immer noch an dem Fels stand.
„Da ist was in die Klinge eingraviert.“
„Was?“
Richard hätte beinahe sein Bier fallen gelassen.
‚Wie in einem verdammten Märchen. Das ist bestimmt ein schlechter Scherz.‘,grübelte er.
‚Aber das Schwert war zweifellos echt und sehr alt‘,sagte ihm sein Verstand.
Nachdem er nochmal den Verkaufspreis der Klinge abschätzte, kam er zu dem Schluß, daß er dafür so manchen üblen Scherz verkraften konnte.
„Also was steht da?“
„Wer immer es schafft dieses Schwert aus dem Felsen zu ziehen, wird ...“ Hier stockte George.
„Wird was? Was wird mit ihm?“
„Ich weiß es nicht. Der Rest ist unter dem Fels verborgen. Die Klinge steckt einfach zu tief drin. Merlin war woll high, als er es in den Fels rammte und hat wohl ein bißchen übertrieben“
„Na klasse. Los ziehen wir es raus, dann wissen wir was drauf steht.“
Er packte den Griff mit beiden Händen, stemmte einen Fuß gegen den Fels und zerrte mit aller Kraft, aber das garstige Schwert bewegte sich keinen Millimeter. George beobachtete ihn belustigt, während Richards Gesicht vor Anstrengungen rot anlief.
„Los hilf mir lieber, anstatt nur dumm dazustehen“
„Jaja“
Doch auch zusammen konnten sie das Schwert nicht bewegen. Der Griff war einfach zu klein für sie beide, sodaß sie nicht richtig zugreifen konnten und sich eher gegenseitig behinderten. Erschöpft ließen sie von dem Schwert ab und George keuchte: „Wie wärs erstmal mit ‘ner kleinen Stärkung.“
„Okay“

Aus der kleinen Stärkung war wie fast jeden Abend ein ausgelassenes Besäufnis geworden; nachdem sie ein paar Steaks verschlungen hatten, wurde noch eine angemessene Anzahl Bierdosen geleert, die sich vor ihnen im Kühlschrank versteckt hatten um dem Schicksal ihren zahllosen Vorgänger zu entgehen.
Die Abenddämmerung hatte bereits den Burghof in sanfte Rot- und Orangetöne gefärbt. Als die 2 Profidiebe, immer noch die letzten Opfer ihrer spirituellen Erfrischung in den Händen haltend, die Küche verließen. Leicht schwankend aber immerhin noch erstaunlich zielsicher steuerten sie auf das Schwert zu.
„Eschkalibur dein Meischter ist gekommen!“, lallte George. Richard grunzte zustimmend und nahm einen großen Schluck aus seiner Bierdose. Nach mehreren Versuchen hatte George es tatsächlich auch geschafft eines der 3 Schwerter mit einer Hand zu packen. Er hielt kurz inne und schüttelte heftig den Kopf bis nur noch ein Schwert vor seinen Augen kreiste. Bei seinem ersten dilettantischen Ziehversuch wäre er beinahe gestürzt. Richard, der ihn beobachtet hatte, bekam einen Lachanfall. Als dieser vorüber war, hatte George wieder genug Kraft, Mut und Koordination um einen zweiten Versuch zu wagen. Diesmal hatte er mehr Glück; er stabilisierte sich einiger Maßen, indem er einen Fuß gegen den Fels unterhalb des Schwerts stemmte. Richard wurde wieder von einem Lachanfall geschüttelt, was George eher noch ermutigte.
Nach einem heftigen Ruck taumelte er einige Schritte nach hinten, als der Fels plötzlich die Klinge frei gab. Ein starkes Triumpfgefühl erfüllte ihn, da Richard das nicht geschafft hatte. Nachdem er es kurz über seinen Kopf gehalten hatte um seine Überlegenheit zu demonstrieren , legte er es waagerecht auf seine Handflächen um die vollständige Gravur lesen zu können.
Richard hatte ihn wortlos angestarrt, doch jetzt öffnete sich sein Mund: „Was steht drauf? Wie endet der Satz?“
Es gefiel ihm gar nicht, daß George kreidebleich wurde und plötzlich heftig anfing zu zittern. Er nahm ihm das Schwert aus Händen und im schwachen Dämmerlicht konnte er die Gravur zweifelfrei entziffern und las sie laut vor:

„Wer immer es schafft dieses Schwert aus dem Felsen zu ziehen, wird sterben.“

Er wiederholte sie noch einmal tonlos wie eine Beschwörungsformel. Doch die Inschrift hatte sich nicht geändert.
Fassungslos starrte er auf die Klinge. Jetzt wurde auch er totenbleich und ließ zitternd das Schwert fallen. Mit hohlem Klirren fiel es auf die Pflastersteine.
Die Sonne war bereits hinter den bewaldeten Hügeln verschwunden und mit ihr auch die sanften Rot- und Orangetöne. Stattdessen erfüllten unzählige, lebendige Schatten den Burghof, die sie wild umtanzten. Irgendwo schrie eine Eule. Immer mehr lebende Dunkelheit erfüllte den Burghof, sie schien von dem Fels, in dem das Schwert gesteckt hatte, aus zu gehen, und mit ihr kam eine eisige Grabeskälte, die schnell ihre Kleidung durchdrang und sie frösteln ließ. Doch mit der plötzlichen Kälte war noch etwas anderes gekommen. Etwas Dunkles. Etwas Böses. Weglaufen war zwecklos; ein Dieb weiß wann er in der Falle sitzt. Sie waren schutzlos dem ausgeliefert, was auch immer in der Dunkelheit lauern mochte, doch es würde sich Zeit lassen und mit ihnen spielen. Die ganze Nacht wenn es sein mußte. Oh ja die ganze Nacht.
Eine Nacht kann verdammt lang sein.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sich ein Mietwagen seinen Weg durch das mit Morgennebel erfüllte Tal Richtung Burg bahnte. Am Steuer saß O’Riley, ein kleiner, rattengesichtiger Gauner,der die Angewohnheit hatte sich ständig um zu sehen.
Als er die Burgmauer erreichte, stellte er seinen Wagen ab und stieg aus. Hier war er nun um die beiden Auftragsdiebe kontaktieren, doch irgendwie gefiel ihm das Ganze nicht. Am liebsten wäre er wieder wieder in seinen Wagen gesprungen und davon gerast. Seine besonders ausgeprägte Feigheit hatte O’Riley immer vor größeren Schwierigkeiten bewahrt, aber auch dafür gesorgt, daß er stehts nur einfache Botenjobs bekam. Hier schlugen seine überängstlichen Sinne Alarm.
Der Ort war unheimlich. Irgendwie anders. Alles wirkte fremdartig, irreal. Nichts regte sich in den Burgmauern. Es war vollkommen still. Kein einziger Vogel war zu hören. Doch er hatte einen Auftrag zu erfüllen; die Angst vor seinem Auftraggeber hatte über die Angst vor dem, was er innerhalb der Burgmauern finden mochte, gesiegt. Also setzte er sich in Bewegung.
Als er den Burghof betrat wurde aus seinem Gefühl der Beunruhigung Gewißheit. Auch hier war es totenstill. Neben einem riesigen Schuttberg machte er schließlich die grausige Entdeckung: Richard und George beide mausetot.
Er konnte die beiden Leichen ohne Zweifel identifizieren. Doch das Schlimme war der Ausdruck des maßlosen Schreckens in ihren Gesichter. Außerdem waren sie kreidebleich, so als hätte man ihnen das gesamte Blut abgezapft. Aber es lag nicht bei O’Riley das heraus zu finden, darum sollte sich ein Gerichtsmediziner kümmern. Nicht das er die Behörden verständigen würde. Oh nein die stellten immer zu viele lästige Fragen. Fakt war die beiden Diebe waren tot und das würde sich in nächster Zeit nicht ändern. Wodurch sie gestorben waren, wollten er lieber nicht wissen. ‚Neugier ist der Katze tot.‘,hatte seine Mutter immer gesagt und das war mit der Zeit zu einem seiner Lebensmottos geworden.
Er ließ seinen Blick über den Burghof schweifen und entdeckte das Schwert. Jedenfalls den goldenen Griff, die Klinge steckte tief im Felsgestein.
O’Riley war nicht nur ziemlich feige, sondern auch noch völlig phantasielos. Er dachte erst gar nicht darüber nach, wieso das Schwert in dem Felsen steckte und versuchte auch nicht es aus dem Stein zu ziehen. Stattdessen wandte er sich ab.
Nach einigen Suchen hatte er in einem wackligen Holzschuppen, in dem sie ihr Werkzeug aufbewahrt hatten, gefunden was er suchte.
Mit dem Trennschleifer war es kein Problem die Klinge genau dort ab zu trennen, wo sie im Fels verschwand. Er wickelte das abgesägte Schwert in ein Leinentuch, das er ebenfalls in dem Schuppen gefunden hatte. Dann räumte er den Trennschleifer wieder an seinen Platz und stahl sich davon. Auch wenn er seinen Auftrag nicht hatte erfüllen können, so war das beschädigte Schwert doch besser als nichts.

Sein Auftraggeber war enttäuscht das die beiden Diebe tot waren, bot O’Riley aber eine ziemlich hohe Summe für das Schwert, sodaß sich dieser erstmal einen ausgedehnten Urlaub gönnte.

Die Klinge ließ der alte Millionär von einem geübten Handwerker nachmachen, doch die Gravur wurde nie ergänzt und jetzt wenn er zwischen seinen unbezahlbaren Sammelobjekten sitzt und das Schwert betrachtet, grübelt er immer noch darüber nach, wie die Inschrift wohl endet.
 

Iranon

Mitglied
Nachtrag

Bisher haben die Geschichte nur ein paar Bekannte gelesen. Ich würde mich sehr über unabhängige Meinungen freuen.

Also was haltet ihr von meiner Geschichte? Was gefällt euch? Was nicht? Was könnte ich noch verbessern?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

soweit ganz niedlich. nur die verbindung der diebe zu oreily und seinem auftraggeber ist nicht zu finden. an ausdruck und rechtschreibung könnte auch noch gearbeitet werden. die idee jedenfalls hat was. ganz lieb grüßt
 

ingridmaus

Mitglied
Hi Iranon,

ich finde die Idee wirklich klasse - vielleicht war Excalibur ja in Wirklichkeit etwas Boeses, und nur die Barden haben die Inschrift im Nachhinein umgedeutet? ;)
Ich finde die beiden Diebe gut charakterisiert, durch die Dialoge wirken sie sehr lebendig. Allerdings finde ich es nicht passend, dass sie die Burg gekauft haben - waren sie nicht eher auf der Suche nach einem Versteck und sind dabei ueber einen der vielen unbeachteten Steinhaufen gestolpert? Ich glaube, es ist nicht wichtig fuer den Hintergrund, dass die Burg mal von Raubrittern besetzt war (eher im Gegenteil, was sollten Raubritter mit so einem Schwert?). Und falls sie nicht von dem kleinen Gauner sondern von nichtsahnenden Wanderern gefunden werden, kommt das Schwert vielleicht samt Stein in ein Museum und wartet auf den naechsten Idioten, der sich dran versucht... faende ich noch etwas unheilvoller.
Deinen Stil finde ich recht fluessig, nur hin und wieder hakt mal ein Ausdruck. Alles in allem: Grosses Kompliment zu deiner ersten Geschichte, keep writing.
Gruss
Ingrid
 



 
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