Metrum-Meister

3,80 Stern(e) 11 Bewertungen

Paloma

Mitglied
Da sitzt der Mensch im Kämmerlein
und möchte gern ein Dichter sein.
Doch weil er's nicht im Blute hat,
bleibt erst mal leer
das weiße Blatt.

Das Handwerk, das versteht er wohl,
die Hülsen aber bleiben hohl.
Es fehlt das eig'ne Herzensblut,
doch korrigieren
kann er gut.

Sein Schaffen soll nun kritisch sein,
zwingt Werke in Struktur hinein.
Presst gnadenlos sie ins Korsett,
fühlt sich erhaben,
glaubt sich nett.

Verbiegt die Texte, quält den Reim
und ist der Meinung: Das muss sein!
Er fühlt sie nicht die Poesie,
sieht nur viel Worte,
nicht Magie.

Ein jeder Autor leise stöhnt,
er sich zum Metrum-Meister krönt.
Doch ist er nur ein armer Wicht,
denn selber schreiben
kann er nicht.

@Paloma
 

Thylda

Mitglied
tja, die Metrumswächter. Es gibt sogar Solche, die einem wirklich helfen wollen. Das sind meist die, sie sich aus eigenem Interesse im Selbststudium mit der Materie befaßt haben.
Oft aber eignet sich der homo criticus seinen Tunnelblick in einem lesenden Studium der Universität an. Dort wird er eingenordet und auf Erkennung bestimmter meßbarer Standards trainiert. Das erleichtert das Erkennen durch den Studierenden und verhindert so das Heißlaufen der Gehirnwindungen durch übermäßige Beanspruchung. So sollen Gedichte präzise, unspektakulär sein und sich nach den großen Meistern richten, denen Ausnahmen auch nicht fremd sind. Die eigenen Werke des gebildeteten homo criticus erinnern leider ein wenig an "Malen nach Zahlen", nur mit der Schreibfeder in der Hand ;)

Liebe Paloma
ohne den letzten Vers, der nicht so nötig ist und auch sprachlich leicht anders daherkommt, würde ich eine 9 geben, so ists noch eine 8 ;)

Liebe Grüße
Thylda
 

Paloma

Mitglied
Liebe Mandelbaum,
vielen Dank für die Punkte. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Liebe Grüße
Paloma
 

Paloma

Mitglied
Liebe Joneda,

es freut mich, dass ich Dir aus der Seele reden konnte.
Dieses Gedicht war mir ein ernstes Bedürfnis.

Liebe Grüße
Paloma
 

Paloma

Mitglied
Liebe Thylda,

auch Dir meinen herzlichen Dank. Ja, die Metrum-Meister, denen nichts anders mehr heilig ist. Denen Inhalte völlig egal sind. Und die Unverständlichkeit für Kunst halten - eben arme Wichte.

Wenn Du mir 8 Punkte gibst, bin ich völlig zufrieden. An der letzten Strophe habe ich extrem rumgefeilt, deshalb möchte ich sie so lassen.

Liebe Grüße
Paloma
 

Paloma

Mitglied
Liebe anonymen Metrum-Meister... ähm Punktegeber,
vielen Dank. Ich dürft ruhig mit Namen punkten - Rachebewertungen kann es ja bei Nichtschreibern nicht geben.
 

Rhea_Gift

Mitglied
ggg - jaja, das eine ohne das and're is halt nüscht - ich mag ja die Verbindung aus beidem - zusammenklingend Form und Inhalt (DAS ist dann echt hohe Kunst - und die muss nicht unbedingt metrisch sein - gibt so viel Gutes im Ungereimten hier zu lesen...) - les aber auch lieber ein inhaltlich gutes Gedicht mit formalen Mängeln oder ohne enge Struktur als ein formal saubers ohne ne berührende oder interessante, spannende Aussage/Bilder... die mir eben was sagt/sagen und nicht nur ein reines Sprachspiel vorführt/en - auch wenn das durchaus amüsant sein kann... :)

LG, Rhea
 
Liebe Paloma,

das hast du gut auf den Punkt gebracht. Mein Lieblingsthema, seitdem ich in der Leselupe bin: Gefühle in eine Form pressen (Metrum). Ich hab keine Ahnung, ob ich es jemals schaffen werde. :( Aber was solls, Lyrik schreibt eben gewisse Spielregeln vor.

Lieben Gruß,
Estrella
 
R

Rose

Gast
Hallo Paloma,

den dichterischen Zwiespalt wunderbar in Worte gefasst.

Blumige Grüße
Rose
 

Paloma

Mitglied
Hallo Rhea,

hm.. eigentlich bin ich der Meinung, dass ich - vor gefühlten 100 Jahren - mal gelernt habe, dass gerade ungereimte Gedichte ein Metrum haben müssen. Aber, schön dass wir uns da einig sind. Lieber ein schöner poesievoller Inhalt als ein technisch perfektes Teil.

Liebe Grüße
Paloma
 

Paloma

Mitglied
Liebe Estrella,

ja, so ist es leider, Regeln müssen und sollen sein. Nur Fanatiker muss man deswegen ja nicht werden. :)) Das ist bei allem im Leben so.

Liebe Grüße
Paloma
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ungereimte brauchen einen Rhythmus - ja - aber nicht unbedingt ein gleichmäßiges Metrum - dass ja doch eher bei Gereimten der Fall... bei Ungereimten ist einfach mehr Spielraum...

LG, Rhea
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist ein sehr schönes Werk. Deshalb möchte ich auf zwei klitzekleine Tippfehler aufmerksam machen.

Er fühlt sie nicht[red],[/red] die Poesie,

Das Komma ist hier außerdem sinngebend. Vergleiche:

Er fühlt sie[red],[/red] nicht die Poesie,

Ein jeder Autor leise stöhnt,
[red]d[/red]er sich zum Metrum-Meister krönt.

Hier denke ich "der" ist gemeint. "Er" funktioniert grammatisch nicht.

Wenn "Er" gemeint ist, bin ich dann der Metrummeister, über den die Dichter stöhnen ...
 

Paloma

Mitglied
Hallo Bernd,

Hmmm.. ich meine er fühlt die Poesie nicht.

Und die andere Zeile war schon so gedacht. Das "Er" bezieht sich auf den Typen, der sich zum Metrummeister krönt und nicht auf die anderen Autoren, deren Werke er quält. Ist vielleicht nicht so ganz glücklich ausgedrückt.

Liebe Grüße
Paloma
 



 
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