Migration/Menschlichkeit

komlyk

Mitglied
Grenzen.

Besonders einfach war es immer schon nicht mit meinem nichtdeutschen Pass. Das unbefristete Visum, die allerlei Stempel aus der halben Welt bewegen jeden Grenzbeamten zum Misstrauen. Es wird am aufgeklebten Passfoto gezupft, die Daten in den Computer gegeben, geguckt, gedreht. Jedes Mal warte ich, dass es doch einer mit den Zähnen probiert.

Er vergleicht mich mit dem Wollkragenpullover - sowjetischen „nicht lächeln“ - Gesicht. Ich lächele angespannt – obwohl ich nichts Verbotenes getan habe, fühle mich bedrängt und gefährdet.

Meine große Tochter, die aus dem Exleben, der Beweis für DAMALS, fragt verständnislos, weswegen ich so nervös zittern würde. Ich zisch’ zurück. Wenn sie wüsste, wie unsere Reise in meine und ihre Heimat für ungewisse Zeit durch Willkür aufgehalten werden könnte.

Die Kleine fragt, warum es so still sei.

Um sie geht es den Allmächtigen. Sie ist in meinem Pass eingetragen. Aber für sie gibt es keine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland.

Sie hat aber einen deutschen Vater, wurde in Deutschland geboren. Dann braucht sie für die Ukraine ein Visum. Sie hat eine doppelte Staatsangehörigkeit auf Grund ihrer Geschichte. Ist uninteressant. Ich lasse sie raus, aber sie werden das Kind nicht problemlos zurück nach Deutschland bekommen.

Ich fahre.

Ich möchte durch die Heimat durch.

Meinen Töchtern, besonders der Kleinen, mit ihrem dunklen Haar, grünen Augen, allen Grübchen, mit ihren Reden-Reden, die WEITE zeigen. Sie brauchen sie, um irgendwann ihre Sehnsucht zu erklären.

Am Telefon erzähle ich die Passgeschichte meinem Mann.

Er ist empört. Das Kind ist DEUTSCH
 



 
Oben Unten