Mira, Maut und Mars

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Leovinus

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*** Hallo allerseits, wollte auch mal wieder einen Text hinterlegen, und zwar diese Kolumne:

Boomtown '04 / Ausgabe 2
Mira, Maut und Mars

In der Kitagruppe meines Sohnes spielt ein Mädchen namens Mira. Mira hat Emils Alter – also etwa zwei Jahre – und ist, wie man so schön sagt, schon »sauber«. Mira gehört zur Elite.

Neben Emil und Mira gibt es im Kindergarten einen Truck, bei wel-chem der Verdrängungswettkampf zwischen den Kindern ähnlich groß ist wie bei Aldi-Hausfrauen am Computer-Mittwoch. Mit allen anderen Lkws hierzulande hat dieser Truck gemein, dass für ihn keine Maut fällig wird. Für die großen Laster liegt das an »Toll-Collect«, sprich: Menschen von der Telekom und DaimlerCrysler, welche ebenfalls sauber sind und auch zur Elite gehören.

»Elite« klingt schön nach »Erleuchtung« und eine solche hat unseren Kanzler heimgeleuchtet, als er die Gründung von Elite-Hochschulen befahl. Vermutlich erkannte er, dass der Zeitpunkt nie günstiger war: Man nehme eine Uni und warte, bis die streikenden Studenten das Gelände verlassen. Dann kommt der Hausmeister und schließt zu. Alles, was sich jetzt noch im Gebäude befindet, ist entweder tot, Professor, Streber oder Hausmeister.

Ja, auch die Hausmeister zählen zur Elite. Denn in ihrer jeweiligen Arbeitsumgebung stehen sie fast immer konkurrenzlos da. Außerdem sind sie Traum-Arbeitnehmer: Flexibel, unterbezahlt und sauber.

Auch der intelligenteste Hausmeister wird früher oder später mit dem Besen auf der Uni-Treppe stehen und zweifeln: Wozu ist Elite gut? Immer unzufrieden, kostet Geld und tut, von den Elite-Hausmeistern abgesehen, nichts Praktisches. Sie sieht bloß toll aus, erfindet Theorien, die kein Mensch versteht und will auf den Mars.

Obwohl ich die Sache mit dem Mars großartig finde. Ich stelle mir das so vor: Auf der einen Seite des Globus sitzt ein Amerikaner, stopft patriotisch einen Hamburger in sich hinein, zwängt sich in eine Kabine voller Software und Anti-Marsmensch-Waffen, aber ohne Schutzschild, weil das Geld gekürzt wurde. Er verdampft – »God bless America« pfeifend – kurz vor dem Mond.

Auf der anderen Seite zuckeln ein Franzose, ein Italiener, ein Deut-scher, eine Polin, ein Spanier, ein Grieche, eine Lettin und ein Malteser im Zug nach Baikonur. Sie streiten, ob die jeweils anderen überhaupt mitzuckeln dürfen, wer als erster in die Rakete hinein steigt und wohin der Flug eigentlich gehen soll.

In der dritten Ecke schließlich haben sich drei Chinesen mit ’nem Kontrabass heimlich aus Stäbchen, Reisschüsseln und japanischer Unterhaltungselektronik die Flugmaschine »Wilde Dreizehn« konstruiert. Sie flattern stillvergnügt zum Mars und verfehlen ihn, weil sie seinen Namen nicht aussprechen können.

Das Wort »Elite« stammt übrigens aus dem Französischen und heißt schlicht »Auslese«, also soviel wie: Die Guten aufs Töpfchen und den Schlechten aufs Köpfchen.

Bleibt die Frage, wer nicht dazu gehört. Schließlich hat doch jeder ein besonderes Ziel, ob wir nun zum Mars müssen oder A-A.

Und wenn Ihr jemanden gern habt, nehmt Euer Herz in beide Hände und macht was draus. Eine schöne Zeit wünscht Leovinus.

http://www.leovinus.de
 
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Gast
Bayerns Politik-Elite jetzt auf dem Mars

Hallo,

gut gemacht, sehr gut!
Apropos Elite. Die Bayer. Politik-Elite befindet sich jetzt auf dem Mars. Was, das wusstest du noch nicht?

Dann solltest du den Beitrag "Mission Bavaria" unbedingt lesen. Die Bayern reagieren einfach schnell, da kannst du sagen, was du willst!

Gruß
 



 
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