Mit Bindestrich

Inge Anna

Mitglied
Mit Bindestrich

Ulf-Benno-Anselm Eulerich,
schrieb zweimal sich mit Bindestrich;
wer diesem Kult sich widersetzte,
verächtlich gar sein Zünglein wetzte,
ungehemmt grinste oder lachte,
war Kleinholz, schneller, als er dachte.

Er nahm zum Eheweibe sich,
'ne Häßliche, mit Bindestrich;
sie hieß Berthilde-Adelheid,
war in den Hüften etwas breit
und watschelte sehr stark beim Geh'n,
doch ließ er gern sich mit ihr seh'n.

Des Sonntags führte er sie aus,
ins nahgeleg'ne Gotteshaus;
der Pfarrer Urban-Roderich
war programmiert auf Bindestrich;
man fühlte sich nach dessen Predigt,
ausgelaugt, erschöpft, erledigt.

Was jener von der Menschheit hielt,
glich faulem Obst, das abgestielt,
haltlos von morschen Ästen sank,
nach Moder und Verderbnis stank;
allein dem Untergang geweiht,
stromabwärts, für die Ewigkeit.

Drei Söhne hatten Eulerichs,
die Zierde jedes Bindestrichs;
der Älteste hieß Diethelm-Bernd,
hielt sich vom Anstand weit entfernt;
da nutzte auch kein Bindestrich,
wenn er in Bars und Kneipen schlich.

Das zweite Bürschlein wehrte sich
gegen den blöden Bundestrich;
der Pfarrer hatte mitgemischt,
als ihm der Name aufgetischt;
die holde Braut sprang in den Fluss:
Leb wohl, Jobst-Gotthilf-Blasius!

Der Jüngste saß gern am Klavier,
Pianist Wolf-Kasimir;
den Bindestrich, er nahm ihn hin
wie die drei Warzen über'm Kinn;
die einfach niemand übersah,
sie wuchsen und sie blieben da.

Ein Bindestrich ist keine Schande,
weder zu Wasser, noch zu Lande,
er kennt kein Chaos, hält zusammen,
öde Register, seichte Namen.
Bei Leerlauf wird er ärgerlich,
der familiäre Bindestrich.

Ulf-Benno-Anselm Eulerich,
verstarb an einem Sonnenstich;
der Pfarrer hat beim Schlußgebet
die Kulleraugen arg verdreht,
die Wespe war kein Bindestrich,
denn seine Nase duckte sich!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
finde

ich ganz lustig, aber n bischen lang. der letzte satz irritiert mich stark - was soll das mit der wespe? lg
 



 
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