Monster

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Es gibt so viele von ihnen, meistens verhalten sie sich unauffällig, um nicht gleich erkannt zu werden. Monsterentdecker gehen ihnen natürlich nicht auf den Leim. Sven ist so einer, fünf Jahre alt, Sommersprossen und mit dem Blick für Monster. Seine Eltern wollten nichts von der besonderen Gabe ihres Sohnes wissen. Er hatte sie zwar schon mehrfach darauf hingewiesen, dass sich ein Schrankmonster in ihrem Schlafzimmerschrank breit machte, aber sie nahmen seine Warnungen nicht ernst. Sven hatte es höchstpersönlich entdeckt. Es war riesig groß, füllte den ganzen Schrank aus und war manchmal leuchtend gelb, tiefblau, grasgrün, oder purpurrot. Es änderte jeden Tag seine Farbe, als es Mamas gelbe Bluse zum Frühstück ablutschte, war es Sekunden später leuchtend gelb, Papas blaue Krawatte, durchgekaut zum Monsterabendessen, lies es tiefblau aussehen. Sven hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen und lange Zeit heimlich beobachtet, als er seine Entdeckung Mama und Papa am Frühstückstisch erzählte, lächelten sie und Mama sagte: „Sven, lass doch den Quatsch, es gibt keine Monster im Schrank, wann wirst du endlich aufhören solche Märchen zu erzählen?“ „ Mama, ich erzähle keinen Quatsch, das Monster wohnt wirklich im Schrank, glaub mir doch!“ „ Schluss jetzt Sven, es ist Zeit für den Kindergarten“, sagte Mama und zog ihre Jacke an.

Sven hatte keine Lust auf den blöden Kindergarten, er wollte lieber durch das Haus streifen und Monster entdecken und konnte es kaum erwarten wieder auf Monsterentdeckungstour zu gehen.
Am Nachmittag holte ihn Papa aus dem Kindergarten ab. Sie fuhren sofort nach Hause. Papa war etwas in Eile, denn er wollte noch den Rasen mähen, bevor es dunkel wurde.
Zuhause angekommen machte sich Sven sofort an die Arbeit. Er durchsuchte jedes Zimmer im Haus sehr gründlich und musste feststellen, dass in jedem Raum ein anderes Monster hauste. Im Schlafzimmer der Eltern das Schrankmonster, in der Küche das alte Käsemonster, im Wohnzimmer das hüpfende Sesselmonster, im Badezimmer das patschnasse Waschlappenmonster,die kleinen Kartoffelmonster wohnten im Keller, nur in Svens Zimmer war kein einziges Monster zu entdecken. Woran lag das bloß? Hatten die Monster etwa Angst vor Sven?

Am Abend belauschte Sven die kleinen Kartoffelmonster im Keller. Er wollte sich eine Flasche Mineralwasser im Keller holen, als er ein Flüstern hörte. „ Nein, geh nicht in die Menschenwohnung. Es ist gefährlich dort oben, es gibt dort einen kleinen Menschen der den magischen Blick besitzt. Er wird dich sofort entdecken und wenn du sein Zimmer betrittst kannst du es nicht mehr verlassen, denn dort herrscht Sven der Monsterentdecker mit seiner Magie. Kein Monster hat es je geschafft dieses Zimmer wieder zu verlassen.“ Sven war sehr über das was sich die kleinen Kartoffelmonster sich erzählten. Wo waren all die Monster die es angeblich nicht mehr aus seinem Zimmer geschafft haben geblieben. Er musste wohl doch noch einmal genauer in die Ecken schauen. Hastig lief er die Treppe hinauf,zu seinem Zimmer, und öffnete die Tür mit einem Ruck bis zum Anschlag. Kein Monster zu sehen, nur ein Fesselballon, der am geöffneten Fenster angebunden war und dessen Seil sich wie von Zauberhand langsam löste. Aus dem Ballon schaute das Schrankmonster hinunter auf Sven. Heute war es dunkelblau und kaute auf einer Socke von Papa herum.

Bevor das Seil des Fesselballons ganz außer Reichweite war, packte Sven die Gelegenheit beim Schopf und hielt das Seilende fest in seinen Händen. Er flog in schwindelerregender Höhe, am Seilende hängend, über die nächtliche Stadt und versuchte hinauf zu klettern. Anstrengend war es, ihm taten schon die Arme weh, aber er schaffte es den Rand des Ballonkorbes zu erreichen. Mit einem letzten Klimmzug schob er sich in den Korb. Er entdeckte viele bekannte Monster unter den Passagieren und einen Mann mit spitzem Bart und Zipfelmütze der den Fesselballons bediente und den Mitfahrern kurze Kommandos zurief: „ Ballast abwerfen, wir müssen steigen“, oder „ Nicht so weit über den Korbrand beugen, das ist zu gefährlich!“ Dieser Mann stand plötzlich vor Sven und sagte: „ Sven, was machst du denn hier, es fahren sonst nur Monster mit zum Planet des Vergessens, dem Urlaubsort für gestresste Monster?“ „Woher kennst du mich?,“ fragte Sven. „Na, ich habe schon oft Monster an deinem Fenster abgeholt, es ist eine Haltestation des Monsterballonflughafens. Meistens holte ich sie mitten in der Nacht ab, wenn du schon längst geschlafen hast. Ich bin der Sandmann und lade in meinem Ballon die Hausmonster ein, deren Dienstvertrag abgelaufen ist, die dringend Urlaub brauchen und sich erholen müssen. Mein guter Freund, der Mann im Mond, bringt die ausgeruhten Monster wieder zurück zu den Häusern der Menschen, damit sie dort etwas Verwirrung stiften. Das Sockenmonster frisst zum Beispiel immer nur einzelne Socken und die Menschen sind wochenlang auf der Suche nach einem verschwundenen Socken,ohne Erfolg natürlich. Das Schrankmonster sorgt dafür, dass sich die Menschen immer mal wieder etwas neues zum anziehen kaufen müssen, weil ihre alten Sachen ihnen irgendwie farblos erschienen. Leider hat es zur Zeit mit einer Farballergie Probleme und braucht deshalb dringend ein paar freie Tage. Dich können wir leider nicht mitnehmen, deine Eltern würden sich zu viele Sorgen machen. Wir bringen dich zurück zur Erde“. Kaum gesagt, schon getan. Ein kurzer Zug an der Leine und der Ballon sank, hielt an Svens Fenster und der stieg aus dem Ballon in sein Kinderzimmer. „ Jetzt leg´ dich in dein Bett, es ist sehr spät geworden,“ sagte der Sandmann und blies eine Hand voll Traumsand in das Zimmer. Sven ging zum Bett und legte sich unter seine kuschelige Decke, sofort fielen ihm die Augen zu und er schlief tief bis zum nächsten Morgen. Mama musste ihn wecken und kaum hatte er sich den Schlaf aus seinen Augen gerieben, erzählte er ihr die Geschichte vom Sandmann in seinem Fesselballon.......
„ Alles nur geträumt,“ sagte Mama.
Sven wusste es besser, schließlich war er der Monsterentdecker hier im Haus...........
 
Hallo Schattenfängerin,

das ist ja eine süße Geschichte, hat mich etwas zurück geworfen, in meine Kindheit. Wirklich schön zu lesen. Toll!

Lieber Gruß
Walter
 



 
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