Mord am Märchen

ArN

Mitglied
„Und nun spielt ihnen der Südwestfunk den Schlager des diesjährigen Sommers. Die kleine Cornelia Froboess mit dem Lied: Pack die Badehose ein.“
Das Lied von der Kleinen gefällt mir. Ich drehe am Lautstärkeknopf des alten Volksempfängers und ein Blick durch das Fenster meines Wohnwagens zeigt mir die aufgehende Sommersonne über den Kuhweiden.
Wir gastieren seit zwei Wochen mit unserem Zirkus in Strohn und man hätte jeden Tag seine Badehose einpacken können. Doch die täglichen Vorstellungen machen einen längeren Badeausflug unmöglich. Dabei liegt das Pulvermahr mit seinem kühlen Wasser so nahe und ich habe mir schon oft gewünscht mit Maria dort zu schwimmen. Ich liebe diese ländliche Umgebung der Eifel seit meiner Kindheit. Früher habe ich die Schulferien hier, bei meiner Großmutter, verbringen dürfen und wir waren oft im Pulvermahr schwimmen.
Während das Lied im Radio weiterläuft, träume ich von Maria und mir, dem Zauberer Bordoni, beim nächtlichen Nacktbaden. Natürlich ist Bordoni nicht mein richtiger Name. Diesen Künstlernamen habe ich mir nur in Anlehnung an den großen Houdini gegeben.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Karl, Marias Ehemann. Im Frühjahr wurden die Beiden engagiert, Karl und Maria Müller, der Muskelmann und die Tänzerin. Eigentlich reine Varieténummern, aber auch sechs Jahre nach Kriegsende herrscht immer noch ein Mangel an Zirkusattraktionen und der Bedarf nach Zerstreuung ist groß in der Bevölkerung.
Karl ist nicht der richtige Mann für Maria; Eine Künstlerin und ein Muskelprotz. Ich hasse diesen groben Kerl.
In unserer Zirkuswelt spielen Emotionen eine große Rolle und ich konnte meine Liebe für Maria nicht lange verbergen. Am Anfang hat sie sich noch gegen ihre Gefühle für mich gewehrt, doch dann fielen wir immer wieder in einen wundervollen Liebesrausch.
Wenn Karl davon erfährt, wird er uns in der Luft zerreisen.
Die Lösung des Problems liegt vor mir auf dem Tisch. Eine 13cm hohe Büchse: Schrapnellmine 35. Ich weiß nicht, wie viele ich von diesen Dingern im Krieg verlegt habe; es werden bestimmt Hunderte gewesen sein. Nur noch diese eine Mine – sorgfältig versteckt - ist mir geblieben. Behutsam stecke ich mir die tödliche Blechbüchse und den Klappspaten in den Rucksack und mache mich auf den Weg.
Nach kurzer Zeit treffe ich auf Maria mit ihrem Hund, nehme sie in den Arm und drücke sie an mich. Trotz der jetzt schon wärmenden Sonne fühlt sie sich kalt an.
„Ist alles klar für heute Nachmittag?“, frage ich sie und lasse meine Hand über ihre Kurven wandern.
Obwohl sie weiß, wie sehr ich ihren Körper begehre, windet sie sich aus meiner Umarmung heraus.
„Natürlich“, antwortet Maria kurz angebunden und rückt sich ihr Halstuch gerade. Nicht dass sie eines gebraucht hätte, bei den Temperaturen, aber das Halstuch verdeckt unser gestriges Liebesspiel zwischen den Zirkuswagen. Mein Verlangen wird eben immer heftiger und da sind blaue Flecken nicht auszuschließen. Auch jetzt kämpfe ich mit meiner Beherrschung, aber die Zeit läuft mir davon. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gehe ich weiter.
Der steinige Weg führt mich zum Strohner Märchen. Ein kleines Mahr, das, im Gegensatz zum Pulvermahr, kein Wasser in seinem Krater mehr führt, sondern in dem sich ein Hochmoor gebildet hat. Alles Relikte aus den längst vergangenen Zeiten der Vulkanausbrüche in der Eifel.
Wie ein Vulkanausbruch wird auch die Explosion der Mine sein. 365 kleine Stahlkugeln und Splitter, die sich in einem Radius von 100 m mit Brachialgewalt verstreuen; ein Mordszauber.
An der verabredeten Stelle im Wald, der das Strohner Märchen umgibt, grabe ich die Büchse ein.
„Zirkusstar trat auf alte Mine“, wird wohl in der Zeitung stehen. Tödliche Unfälle mit altem Kriegsmaterial gibt es leider immer wieder.
„Maria ist schon seit fünfzehn Minuten überfällig.“
Die Stimme des Muskelmanns klingt doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um seine Frau machen.
„Vielleicht sollten wir sie suchen“, meine ich.
Vor der Probe macht Maria immer einen Spaziergang mit ihrem Hund zum Strohner Märchen. Sonst ist sie jedes Mal pünktlich zurück, nur heute aus gutem Grund natürlich nicht.
Zusammen mit Karl verlasse ich die Zirkusarena und wir machen uns auf die Suche nach Maria. Nach einiger Zeit erreichen wir die Weggabelung.
„Am Besten wir trennen uns. Du gehst nach rechts und ich nach links weiter“, schlage ich vor.
Ohne lange zu überlegen geht Karl auf meinen Vorschlag ein. Das Schicksal kann seinen Lauf nehmen.
Meine Schritte werden schneller. Ich will die alte Eiche in wenigen Minuten erreichen und Maria in die Arme schließen. Nach meinem Plan müsste sie schon dort sein und Karl wird, am anderen Ende des Waldes, von Weitem ihr Halstuch entdecken, das Maria direkt hinter die Mine gelegt hat. Natürlich wird er es aufheben wollen und Maria hat auch hoffentlich den Sicherungsbolzen der Mine entfernt und sie scharfgemacht, so wie ich es ihr gezeigt habe.
Ich kann unseren Treffpunkt an der alten Eiche schon sehen, doch Maria ist noch nicht da. Dann werde ich eben dort auf sie warten, vielleicht ist sie noch ein Stück weiter mit dem Hund gegangen.
Erwartungsvoll und zugleich von ihrer eigenen Kaltblütigkeit entsetzt, geht Maria mit dem Hund an der Leine über den weichen Waldboden. Endlich wird sie das Scheusal los, das sie so oft mit brutaler Gewalt zum Sex gezwungen hat. Dabei hat er noch gemeint es wäre Liebe. Vor Scham hat sie nie mit jemand darüber reden können, doch gleich findet die Erniedrigung ein Ende.
Eine laute Explosion lässt die Luft erzittern, der Hund bellt wie irre und Marias Herz klopft bis zum Hals. Endlich sieht sie ihren Geliebten hinter den Bäumen hervorkommen, läuft ihm entgegen und wirft sich in seinen starken Arm.
„Was war das für ein Knall?“, fragt Karl überrascht und gibt seiner Frau einen Kuss.
„Ich hab keine Ahnung“, antwortet Maria, rückt ihr Halstuch wieder gerade und zittert am ganzen Leib.
Es war gar nicht so einfach für sie die Mine wieder auszugraben und an der alten Eiche neu zu platzieren.
 

ArN

Mitglied
Hallo,
dies war mein Beitrag für die Ausschreibung zum Krimipreis von "Tatort Eifel".
Das Thema war "Mordszauber - Verbrechen in der märchenhaften Eifel"
Dehalb der Bezug zu Märchen ;-) und Zauberer.
Hab leider nix gewonnen, aber dabei sein ist ja alles :)
Viel Spass beim Lesen und schreibt mir mal eure Meinung zu der Geschichte.
 

wirena

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Lieber ArN

Eine Meinung/ Feedback kann ich Dir leider nicht schreiben – zu tief der Eindruck –hmmm ist alles was ich dazu zu sagen weiss. Doch Fragen habe ich:

Pulvermahr – ist das ein Märchenzaubername oder wirklich in der Eifel unter diesem Namen zu finden?

Was ist eine Mahr – möchte nicht googlen – erinnert mich an Mähr

Vielen Dank für Deinen Beitrag und herzl.lg
wirena
 

ArN

Mitglied
Hallo wirena.
Zuerst zu deiner Frage nach einem Mahr.
Ein Mahr ist aus ein, mit Wasser vollgelaufener, alter Vulkankegel. Gibt es in der Eifel sehr viele von.
Das Pulvermahr und das Strohner Märchen, gibt es wirklich.
Die Aufgabe bei der Ausschreibung war die Handlung in der Eifel spielen zu lassen. Der Titel der Ausschreibung lautetet: Mordszauber - Verbrechen in der märchenhaften Eifel
Darum der Zauberer als Protagonist und das Strohner Märchen als Handlungsort.
Viele Grüße
ArN
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nette Idee, noch etwas ungelenk im Klang, aber es geht grad so.

Der wichtigste Fehler: Es gibt zwei große Inhaltssprünge, über die du den Text einfach hinwegfließen lässt. Der erste bei

An der verabredeten Stelle im Wald, der das Strohner Märchen umgibt, grabe ich die Büchse ein.
„Zirkusstar trat auf alte Mine“, wird wohl in der Zeitung stehen. Tödliche Unfälle mit altem Kriegsmaterial gibt es leider immer wieder.
„Maria ist schon seit fünfzehn Minuten überfällig.“
Die Stimme des Muskelmanns klingt doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um seine Frau machen.
„Vielleicht sollten wir sie suchen“, meine ich.
Hier fließt die Handlung bis "… gibt es leider immer wieder." : Der "Held" ist zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Eingraben beschäftigt (und denkt dabei, was in der Zeitung stehen wird). Urplötzlich sagt da jemand "Maria ist überfällig" (statt z. B. zu fragen "Was machst du denn hier?") und der "Held" erschrickt noch nicht mal. Dann erfährt man, dass Karl das sagt, und dann jetzt offenbar die Umsetzung des Planes beginnt (noch immer mitten im Eingrabe-Vorgang?!). Und dann erst – noch nach diesen Sätzen hier! – ist von "wir verlassen die Arena" die Rede. Die einfachste Lösung: Mach einen Leerzeilen-Absatz. Allerdings: "Schön" ist diese Lösung nicht, es wieder in "Fluss" zu bringen, wäre besser.

Noch gravierender ist der Sprung bei
Ich kann unseren Treffpunkt an der alten Eiche schon sehen, doch Maria ist noch nicht da. Dann werde ich eben dort auf sie warten, vielleicht ist sie noch ein Stück weiter mit dem Hund gegangen.
Erwartungsvoll und zugleich von ihrer eigenen Kaltblütigkeit entsetzt, geht Maria mit dem Hund an der Leine über den weichen Waldboden.
Hier änderst du den Blickwinkel (vom "Helden" auf Maria) – und hier MUSST du einen Leerzeilen-Absatz machen.


Darüber hinaus könntest du sicher noch etwas "Fluss" in den Text bringen. Lies ihn dir mal laut vor – die Sätze klingen recht hart aneindergereiht, hörst du das? Aber das ist nur ein kleinerer Schönheitsfehler für meinen Geschmack.


Bist du noch an Detailanmerkungen interessiert?
 

ArN

Mitglied
Vielen Dank für deine konstruktive Kritik.
Natürlich bin ich immer an Detailanmerkungen interessiert und möchte etwas dazulernen.
Intensiv schreibe ich erst seit einem halben Jahr, vorher immer nur sporadisch.
Wenn es meine Zeit erlaubt, arbeite ich den Text bald etwas um.
Mal sehen, ob er dann "runder" wird.
 

ArN

Mitglied
„Und nun spielt ihnen der Südwestfunk den Schlager des diesjährigen Sommers. Die kleine Cornelia Froboess mit dem Lied: Pack die Badehose ein.“
Das Lied von der Kleinen gefällt mir. Ich drehe am Lautstärkeknopf des alten Volksempfängers und ein Blick durch das Fenster meines Wohnwagens zeigt mir die aufgehende Sommersonne über den Kuhweiden.
Wir gastieren seit zwei Wochen mit unserem Zirkus in Strohn und man hätte jeden Tag seine Badehose einpacken können. Doch die täglichen Vorstellungen machen einen längeren Badeausflug unmöglich. Dabei liegt das Pulvermaar mit seinem kühlen Wasser so nahe und ich habe mir schon oft gewünscht mit Maria dort zu schwimmen, denn ich liebe diese ländliche Umgebung der Eifel seit meiner Kindheit. Das war noch lange vor dem Krieg, in unbeschwerten Zeiten. Damals habe ich die Schulferien in dieser Gegend bei Verwandten verbringen dürfen und wir waren oft im Pulvermaar schwimmen.
Während das Lied im Radio weiterläuft, träume ich von Maria und mir, dem Zauberer Bordoni, beim nächtlichen Nacktbaden. Natürlich ist Bordoni nicht mein richtiger Name. Diesen Künstlernamen habe ich mir nur in Anlehnung an den großen Houdini gegeben.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Karl, Marias Ehemann. Im Frühjahr wurden die Beiden engagiert, Karl und Maria Müller, der Muskelmann und die Tänzerin. Eigentlich reine Varieténummern, aber auch sechs Jahre nach Kriegsende herrscht immer noch ein Mangel an Zirkusattraktionen und der Bedarf nach Zerstreuung ist groß in der Bevölkerung.
Karl ist nicht der richtige Mann für Maria; eine Künstlerin und ein Muskelprotz. Ich hasse diesen groben Kerl.
In unserer Zirkuswelt spielen Emotionen eine große Rolle und ich konnte meine Liebe für Maria nicht lange verbergen. Am Anfang hat sie sich noch gegen ihre Gefühle für mich gewehrt, doch dann fielen wir immer wieder in einen wundervollen Liebesrausch.
Wenn Karl davon erfährt, wird er uns in der Luft zerreisen.
Die Lösung des Problems liegt vor mir auf dem Tisch. Eine 13cm hohe Büchse: Schrapnellmine 35. Ich weiß nicht, wie viele ich von diesen Dingern im Krieg verlegt habe; es werden bestimmt Hunderte gewesen sein. Nur noch diese eine Mine – sorgfältig versteckt - ist mir geblieben. Behutsam stecke ich mir die tödliche Blechbüchse und den Klappspaten in den Rucksack und mache mich auf den Weg.
Nach kurzer Zeit treffe ich auf Maria mit ihrem Hund, nehme sie in den Arm und drücke sie an mich. Trotz der jetzt schon wärmenden Sonne fühlt sie sich kalt an.
„Ist alles klar für heute Nachmittag?“, frage ich sie und lasse meine Hand über ihre Kurven wandern.
Obwohl sie weiß, wie sehr ich ihren Körper begehre, windet sie sich aus meiner Umarmung heraus.
„Natürlich“, antwortet Maria kurz angebunden und rückt sich ihr Halstuch gerade. Nicht dass sie eines gebraucht hätte, bei den Temperaturen, aber das Halstuch verdeckt unser gestriges Liebesspiel zwischen den Zirkuswagen. Mein Verlangen wird eben immer heftiger und da sind blaue Flecken nicht auszuschließen. Auch jetzt kämpfe ich mit meiner Beherrschung, aber die Zeit läuft mir davon. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gehe ich weiter.
Der steinige Weg führt mich zum Strohner Märchen. Ein kleines Maar, das, im Gegensatz zum Pulvermaar, kein Wasser in seinem Krater mehr führt, sondern in dem sich ein Hochmoor gebildet hat. Alles Relikte aus den längst vergangenen Zeiten der Vulkanausbrüche in der Eifel.
Wie ein Vulkanausbruch wird auch die Explosion der Mine sein. 365 kleine Stahlkugeln und Splitter, die sich in einem Radius von 100 m mit Brachialgewalt verstreuen; ein Mordszauber.
An der verabredeten Stelle im Wald, der das Strohner Märchen umgibt, grabe ich die Büchse ein.
„Zirkusstar trat auf alte Mine“, wird wohl in der Zeitung stehen. Tödliche Unfälle mit altem Kriegsmaterial gibt es leider immer wieder.
Endlich wird sich mein Problem mit Karl erledigen.
Erleichtert und voller Vorfreude auf den heutigen Abend mit Maria, gehe ich zurück zum Zirkus und bereite mich auf die Probe heute Nachmittag um drei Uhr vor.
„Es ist schon Viertel nach drei. Maria ist seit fünfzehn Minuten überfällig.“
Die Stimme des Muskelmanns klingt doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um seine Frau machen.
„Vielleicht sollten wir sie suchen“, meine ich.
Vor dem Training macht Maria immer einen Spaziergang mit ihrem Hund zum Strohner Märchen. Sonst ist sie jedes Mal pünktlich zurück, nur heute aus gutem Grund natürlich nicht.
Zusammen mit Karl verlasse ich die Zirkusarena und wir machen uns auf die Suche nach Maria. Nach einiger Zeit erreichen wir die Weggabelung.
„Am Besten wir trennen uns. Du gehst nach rechts und ich nach links weiter“, schlage ich vor.
Ohne lange zu überlegen geht Karl auf meinen Vorschlag ein. Das Schicksal kann seinen Lauf nehmen.
Meine Schritte werden schneller. Ich will die alte Eiche in wenigen Minuten erreichen und Maria in die Arme schließen. Nach meinem Plan müsste sie schon dort sein und Karl wird, am anderen Ende des Waldes, von Weitem ihr Halstuch entdecken, das Maria direkt hinter die Mine gelegt hat. Natürlich wird er es aufheben wollen und Maria hat auch hoffentlich den Sicherungsbolzen der Mine entfernt und sie scharfgemacht, so wie ich es ihr gezeigt habe.
Ich kann unseren Treffpunkt an der alten Eiche schon sehen, doch Maria ist noch nicht da. Dann werde ich eben dort auf sie warten, vielleicht ist sie noch ein Stück weiter mit dem Hund gegangen.

Erwartungsvoll und zugleich von ihrer eigenen Kaltblütigkeit entsetzt, geht Maria mit dem Hund an der Leine über den weichen Waldboden. Endlich wird sie das Scheusal los, das sie so oft mit brutaler Gewalt zum Sex gezwungen hat. Dabei hat er noch gemeint es wäre Liebe. Vor Scham hat sie nie mit jemand darüber reden können, doch gleich findet die Erniedrigung ein Ende.
Eine laute Explosion lässt die Luft erzittern, der Hund bellt wie irre und Marias Herz klopft bis zum Hals. Endlich sieht sie ihren Geliebten hinter den Bäumen hervorkommen, läuft ihm entgegen und wirft sich in seinen starken Arm.
„Was war das für ein Knall?“, fragt Karl überrascht und gibt seiner Frau einen Kuss.
„Ich hab keine Ahnung“, antwortet Maria, rückt ihr Halstuch wieder gerade und zittert am ganzen Leib.
Es war gar nicht so einfach für sie die Mine wieder auszugraben und an der alten Eiche neu zu platzieren.
 

ArN

Mitglied
Ich hab ein paar Sätze umgeschrieben. Vieleicht wirkt die Story nun etwas "runder".
Für weitere Vorschläge zum Verbessern habe ich immmer ein offenes Ohr, bzw. offene Augen ;-)
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nun denn:

„Und nun spielt ihnen der Südwestfunk den Schlager des diesjährigen Sommers. Die kleine Cornelia Froboess mit dem Lied: Pack die Badehose ein.“
spielt Ihnen
"des diesjährigen Sommers" klingt fast wie ein Zungebrecher (armer Radiospracher ;). Was hältst du von "dieses Sommers"?+


Ich drehe am Lautstärkeknopf des alten Volksempfängers und ein Blick durch das Fenster meines Wohnwagens zeigt mir die aufgehende Sommersonne über den Kuhweiden.
Es ist 1951, richtig? Ich denke nicht, dass er da den Volksempfänger als "alt" empfindet. Es ist ein modernes Phänomen, dass Unterhaltungstechnik schnell "veraltet".
Warum steht der so zeitig auf? Die Show am Er muss keine Tiere versorgen.

Dabei liegt das Pulvermaar mit seinem kühlen Wasser so nahe und ich habe mir schon oft gewünscht mit Maria dort zu schwimmen, denn ich liebe diese ländliche Umgebung der Eifel seit meiner Kindheit.
Komma nach "gewünscht"
Dass er mit Maria schwimmen will, hat sicher nichts mit seiner Kindheit zu tun … ;) Nein im Ernst: Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass er Romantiker ist und dieses "Schöne" mit Maria teilen möchte. Das "denn" in dem Satz fühlt sich für mich deshalb falsch an.

Damals habe ich die Schulferien in dieser Gegend bei Verwandten verbringen dürfen und wir waren oft im Pulvermaar schwimmen.
An dieser Stelle: Du baust (wohl vor allem beim Kulisse entwerfen) gern mal lange Gruppen mit "Mehrfachbestimmungen". Z. B. "aufgehende Sommersonne über den Kuhweiden", "diese ländliche Umgebung der Eifel" – sobald du das unterlässt (in der Handlung) wird es unmittelbarer und bekommt mehr Drive.


Während das Lied im Radio weiterläuft, träume ich von Maria und mir, dem Zauberer Bordoni, beim nächtlichen Nacktbaden.
Wieso "weiterläuft"? War es denn unterbrochen?

Natürlich ist Bordoni nicht mein richtiger Name. Diesen Künstlernamen habe ich mir nur in Anlehnung an den großen Houdini gegeben.
Überflüssig. Das" in Anlehung" klingt eher nach einem heutigen Bericht statt nach einer Erzählung von 1951.

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Karl, Marias Ehemann. Im Frühjahr wurden die Beiden engagiert, Karl und Maria Müller, der Muskelmann und die Tänzerin.
Hier dachte ich zum ersten Mal, dass nun mal langsam der Tonfall wechseln könnte, nur so. damit es nicht langweilig wird. Ich würde allerdings nicht hier "weicher" werden, wo der Groll durchschimmert, sondern rundrum, wo er auch "weicher fühlt".
sie waren engagiert worden
die beiden (Es sei denn, das ist ihr Künstlername, dann aber "Die Beiden".)

Eigentlich reine Varieténummern, aber auch sechs Jahre nach Kriegsende herrscht immer noch ein Mangel an Zirkusattraktionen und der Bedarf nach Zerstreuung ist groß in der Bevölkerung.
Bedarf an

In unserer Zirkuswelt spielen Emotionen eine große Rolle und ich konnte meine Liebe für Maria nicht lange verbergen.
Das ist nicht wirklich logisch. Erstens spielen Emotionen (fast) überall "eine große Rolle", zum anderen heißt "rundrum tobt Leidenschaft" nicht automatisch, dass die wahren Gefühle eines Menschen schnell erkannt werden (zumal er sie zu verbergen suchte!).


Wenn Karl davon erfährt, wird er uns in der Luft zerreisen.
Die Lösung des Problems liegt vor mir auf dem Tisch. Eine 13cm hohe Büchse: Schrapnellmine 35.
zerreißen
13 cm (mit Leerzeichen)

Ich weiß nicht, wie viele ich von diesen Dingern im Krieg verlegt habe; es werden bestimmt Hunderte gewesen sein. Nur noch diese eine Mine – sorgfältig versteckt - ist mir geblieben.
"Es ist mir nur XY geblieben" heißt, dass man sonst alles Wichtige verloren hat. Aber "ich habe Minen verlegt" ist nichts vom Kaliber "Wichtiges verlieren".

„Ist alles klar für heute Nachmittag?“, frage ich sie
1951 stellt er die Frage sicher mit anderen Worten …

Obwohl sie weiß, wie sehr ich ihren Körper begehre, windet sie sich aus meiner Umarmung heraus.
Das "heraus" klingt ungelenk und ist überflüssig.

„Natürlich“, antwortet Maria kurz angebunden …
Überflüssig: Dass ein einfaches "Natürlich" keine Atwortorgie ist, sehen wir selbst.

… aber das Halstuch verdeckt unser gestriges Liebesspiel zwischen den Zirkuswagen.
Das Halstuch verdeckt vielleicht die Folges des Liebesspiels …

Mein Verlangen wird eben immer heftiger und da sind blaue Flecken nicht auszuschließen.
… eh … Ein Halstuch verdeckt in der Regel einen Knutschfleck, das ist in der Sprachvereinbarung was anderes als ein "blauer Fleck" (= Prellung).
"Blaue Flecken" entstehen durch Schlag oder großen Druck – ein so heftiges "Liebesspiel" hat zwischen den Wagen stattgefunden und niemand hat's gemerkt?

„Zirkusstar trat auf alte Mine“, wird wohl in der Zeitung stehen. Tödliche Unfälle mit altem Kriegsmaterial gibt es leider immer wieder.
Endlich wird sich mein Problem mit Karl erledigen.
Erleichtert und voller Vorfreude auf den heutigen Abend mit Maria, gehe ich zurück zum Zirkus und bereite mich auf die Probe heute Nachmittag um drei Uhr vor.
Dieser "Übergang" ist gut, aber bei …
„Es ist schon Viertel nach drei. Maria ist seit fünfzehn Minuten überfällig.“
Die Stimme des Muskelmanns klingt doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um seine Frau machen.
… bricht es noch. Noch immer sagt plötzlich irgendwer was und man erfährt hinter nur indirekt, dass es Karl (wo immer der plötzlich herkommt) sein könnte. Vorschlag: Erleichtert und voller Vorfreude auf den heutigen Abend mit Maria, gehe ich zurück zum Zirkus und bereite mich auf die Probe heute Nachmittag um drei Uhr vor. Ich bin nur halb bei der Sache, immer wieder halte ich nach Karl Ausschau. Die Probe beginnt und er ist noch immer nicht zu sehen. ABSATZ Endlich kommt er, tritt zu mir. "Es ist …


Vor dem Training macht Maria immer einen Spaziergang mit ihrem Hund zum Strohner Märchen. Sonst ist sie jedes Mal pünktlich zurück, nur heute aus gutem Grund natürlich nicht.
Wem erzählt der Kerl das hier? Vielleicht besser vorher: … Sorgen um seine Frau machen. ABSATZ Ich tue gleichgültig. „Vielleicht ist sie noch mit dem Hund spazieren, wie immer nach dem Training." ABSATZ „Aber so lange war sie noch nie unterwegs. Und sie hat auch noch nie die Probe verpasst." ABSATZ Ich verkneife mir ein Grinsen, setze statt dessen eine besorgte Miene auf. „Viellicht sollten wir sie suchen."


„Am Besten wir trennen uns. Du gehst nach rechts und ich nach links weiter“, schlage ich vor.
Am besten …

Ohne lange zu überlegen geht Karl auf meinen Vorschlag ein. Das Schicksal kann seinen Lauf nehmen.
Dopplung "vorschlagen"
Komma nach "überlegen"


Natürlich wird er es aufheben wollen und Maria hat auch hoffentlich den Sicherungsbolzen der Mine entfernt
Diese "und"-Ankopplung klingt seltsam und ergibt auch inhaltlich keinen Sinn.
Wieso "auch"?

Ich kann unseren Treffpunkt an der alten Eiche schon sehen, doch Maria ist noch nicht da. Dann werde ich eben dort auf sie warten, vielleicht ist sie noch ein Stück weiter mit dem Hund gegangen.
Zu abgehackt. Inhaltlich ist schon ok, hier das Kapitel zu beenden, aber das ist ein sehr schlechter letzte Satz. Er ist zu lang und zu fließend. Der letzte Satz muss wie ein "Super-Punkt" hinter dem entsprechenden Teil klingen. So vielleicht: … noch nicht da. Vielleicht ist sie noch Stück mit dem Hund gegangen oder nimmt einen etwas weiteren, unauffälligeren Weg hierher. Ich werde einfach auf sie warten.

Dabei hat er noch gemeint es wäre Liebe.
Komma nach "gemeint"

Eine laute Explosion lässt die Luft erzittern, der Hund bellt wie irre und Marias Herz klopft bis zum Hals.
"bellt wie irre" (Umgangssprache) passt hier stilistisch nicht.

„Ich hab keine Ahnung“, antwortet Maria, rückt ihr Halstuch wieder gerade und zittert am ganzen Leib.
Es war gar nicht so einfach für sie die Mine wieder auszugraben und an der alten Eiche neu zu platzieren.
Der Schlusssatz klingt wie ein nachgeschobene Erklärung, wirkt wie angehängt. Vielleicht subtiler? … zittert am ganzen Leib. Ganz leise schlägt in ihrer Rocktasche der Sicherungsbolzen gegen die Puderdose. Oder so. ;)
 

ArN

Mitglied
Nochmal Danke für die guten Tipps!
Ich habe einige in der neuen Version meines Textes umgesetzt.
Bei dem eigenen Text übersieht man doch so einiges!
 

ArN

Mitglied
„Und nun spielt ihnen der Südwestfunk den Schlager dieses Sommers. Die kleine Cornelia Froboess mit dem Lied: Pack die Badehose ein.“
Das Lied von der Kleinen gefällt mir. Ich drehe am Lautstärkeknopf des Volksempfängers und ein Blick durch das Fenster meines Wohnwagens zeigt mir die aufgehende Sommersonne über den Kuhweiden. Normalerweise schlafe ich immer länger, aber die Gedanken an Maria, rauben mir den Schlaf.
Wir gastieren seit zwei Wochen mit unserem Zirkus in Strohn und man hätte jeden Tag seine Badehose einpacken können. Doch die täglichen Vorstellungen machen einen längeren Badeausflug unmöglich. Dabei liegt das Pulvermaar mit seinem kühlen Wasser so nahe.
Während die kleine Conni ihr Lied im Radio singt, träume ich von Maria und mir, dem Zauberer Bordoni, beim nächtlichen Nacktbaden.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Karl, Marias Ehemann. Seit diesem Frühjahr treten Karl und Maria in unserem Zirkus auf. Der Muskelprotz mit seiner Eisenverbiegenummer und die schöne Tänzerin mit ihrem Tanz der sieben Schleier. Eigentlich reine Varieténummern, aber auch sechs Jahre nach Kriegsende herrscht immer noch ein Mangel an Zirkusattraktionen und der Bedarf an Zerstreuung ist groß in der Bevölkerung.
Karl ist nicht der richtige Mann für Maria; eine Künstlerin und ein Muskelprotz. Ich hasse diesen groben Kerl.
Ich konnte meine Zuneigung für Maria nicht lange verbergen.
Ihre lockigen, langen Haare; der Lavendelduft ihres Halses. Alles an ihr machte mich rasend vor Liebe.
Am Anfang hat sie sich noch gegen ihre Gefühle für mich gewehrt, doch dann fielen wir immer wieder in einen wundervollen Liebesrausch.
Wenn Karl davon erfährt, wird er uns in der Luft zerreisen.
Die Lösung des Problems liegt vor mir auf dem Tisch. Eine 13 cm hohe Büchse: Schrapnellmine 35. Ich weiß nicht, wie viele ich von diesen Dingern im Krieg verlegt habe; es werden bestimmt Hunderte gewesen sein. Dieses Schätzchen hier konnte ich damals bei der Entwaffnung an den Alliierten vorbeischmuggeln. Behutsam stecke ich mir die tödliche Blechbüchse und den Klappspaten in den Rucksack und mache mich auf den Weg.
Nach kurzer Zeit treffe ich auf Maria mit ihrem Hund, nehme sie in den Arm und drücke sie an mich. Trotz der jetzt schon wärmenden Sonne fühlt sie sich kalt an.
„Ist alles bereit für heute Nachmittag?“, frage ich sie und lasse meine Hand über ihre Kurven wandern.
Obwohl sie weiß, wie sehr ich ihren Körper begehre, windet sie sich aus meiner Umarmung.
„Natürlich“, antwortet Maria und rückt sich ihr Halstuch gerade. Nicht dass sie eines gebraucht hätte, bei den Temperaturen, aber das Halstuch verdeckt die Folgen unseres gestrigen Liebesspiels zwischen den Zirkuswagen. Mein Verlangen wird eben immer heftiger und da sind verräterische Flecken nicht auszuschließen. Auch jetzt kämpfe ich mit meiner Beherrschung, aber die Zeit läuft mir davon. Ohne ein noch ein Wort zu verlieren, gehe ich weiter.
Der steinige Weg führt mich zum Strohner Märchen. Ein kleines Maar, das, im Gegensatz zum Pulvermaar, kein Wasser in seinem Krater mehr führt, sondern in dem sich ein Hochmoor gebildet hat. Alles Relikte aus den längst vergangenen Zeiten der Vulkanausbrüche in der Eifel.
Wie ein Vulkanausbruch wird auch die Explosion der Mine sein. 365 kleine Stahlkugeln und Splitter, die sich in einem Radius von 100 m mit Brachialgewalt verstreuen; ein Mordszauber.
An der verabredeten Stelle im Wald, der das Strohner Märchen umgibt, grabe ich die Büchse ein.
„Zirkusstar trat auf alte Mine“, wird wohl in der Zeitung stehen. Tödliche Unfälle mit altem Kriegsmaterial gibt es leider immer wieder.
Endlich wird sich mein Problem mit Karl erledigen.
Erleichtert und voller Vorfreude auf den heutigen Abend mit Maria, gehe ich zurück zum Zirkus und bereite mich auf die Probe heute Nachmittag um drei Uhr vor.
Die Arena füllt sich mit übenden Artisten. Langsam werde ich ungeduldig. Karl müsste doch längst gemerkt haben, dass seine Frau noch nicht da ist.
Endlich schaut er auf seine Armbanduhr und quetscht einen Satz über seine wulstigen Lippen. „Es ist schon Viertel nach drei. Maria ist seit fünfzehn Minuten überfällig.“
Die Stimme des Muskelmanns klingt doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um seine Frau machen.
Ich versuche gleichgültig zu wirken.
„Vielleicht ist sie noch mit dem Hund spazieren, wie immer vor dem Training.“
„Aber sie war noch nie so lange unterwegs. Und hat auch noch nie eine Probe verpasst.“
Fast habe ich Mitleid mit dem Riesenbaby, so rührend sorgt er sich um seine Frau.
„Vielleicht sollten wir sie suchen“, meine ich.
Zusammen mit Karl verlasse ich die Zirkusarena und wir machen uns auf die Suche nach Maria. Nach einiger Zeit erreichen wir die Weggabelung.
„Am Besten wir trennen uns. Du gehst nach rechts und ich nach links weiter“.
Ohne lange zu überlegen, geht Karl auf meinen Vorschlag ein. Das Schicksal kann seinen Lauf nehmen.
Meine Schritte werden schneller. Ich will die alte Eiche in wenigen Minuten erreichen und Maria in die Arme schließen. Nach meinem Plan müsste sie schon dort sein und Karl wird, am anderen Ende des Waldes, von Weitem ihr Halstuch entdecken, das Maria direkt hinter die Mine gelegt hat.
Er wird das Tuch aufheben, dabei auf die Mine treten und ... Maria hat hoffentlich den Sicherungsbolzen der Mine entfernt und sie scharfgemacht, so wie ich es ihr gezeigt habe.
Jetzt kann ich unseren Treffpunkt an der alten Eiche schon sehen, doch Maria ist noch nicht da. Vielleicht ist sie noch ein Stück weiter mit dem Hund gegangen.
Ich werde einfach auf sie warten.

Erwartungsvoll und zugleich von ihrer eigenen Kaltblütigkeit entsetzt, geht Maria mit dem Hund an der Leine über den weichen Waldboden. Endlich wird sie das Scheusal los, das sie so oft mit brutaler Gewalt zum Sex gezwungen hat. Dabei hat er noch gemeint, es wäre Liebe. Vor Scham hat sie nie mit jemand darüber reden können, doch gleich findet die Erniedrigung ein Ende.
Eine laute Explosion lässt die Luft erzittern, der Hund bellt aufgeregt und Marias Herz klopft bis zum Hals. Endlich sieht sie ihren Geliebten hinter den Bäumen hervorkommen, läuft ihm entgegen und wirft sich in seinen starken Arm.
„Was war das für ein Knall?“, fragt Karl überrascht und gibt seiner Frau einen Kuss.
„Ich hab keine Ahnung“, antwortet Maria, rückt ihr Halstuch wieder gerade und zittert am ganzen Leib.
Es war gar nicht so einfach für sie die Mine wieder auszugraben und an der alten Eiche neu zu platzieren.
 



 
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