Morgengrau

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Morgengrau

Ich habe schlecht geschlafen,
die Worte aus deinem Megaphon
verzehrten sich in meiner Ohrmuschel.
Sie durchbrachen meine Schallmauern und
hinterließen Chaos in meiner Seele.

Bilder der Vergangenheit wechseln sich
ab mit Verletztheit, Schmerz und Wut.
Kriegerische Gedanken, geistern mir,
wie ein böses Omen, im Kopf herum.

Pah, mein Lieber,
diese Musik hat schiefe Töne,
die ich noch mit dir klären möchte.
Merke Dir, ich bin nicht allein verantwortlich
für die Nationalhymne,
auch nicht für die falsch gesungenen Melodien
in unserer Zweierwelt.

Es war einmal...( lächelt...)

Wir berührten uns zart und lauschten dabei Händel,
küssten uns begierig bei der kleinen Nachtmusik von Mozart.
Wir liebten uns bei einem tosenden Orgelkonzert von Bach
und schliefen, bei der 9.Symphonie von Beethoven,
eng umschlungen ein.
Auch damals schon sprachen wir verschiedene Sprachen.
In unseren Händen lagen der Wille und die Kraft,
unserer Herzen, zwei eigenwillige Planeten,
in einem Guss zu neu formen.
Dein Marsianisch und mein Venusianisch verschmolzen
durch die Melodie die Gestik unserer Liebe.

Und genau diese, unsere Melodie war es,
die uns die Kraft schenkte, gemeinsam
so viele Jahre trotz einiger Scherbenhaufen,
kaputter Tonträger,Tonausfälle, und Missklänge,
im gleichen Studio an unseren Plätzen festzuhalten...
Die Klänge unserer Liebesmelodie veränderten sich
im Laufe der Zeit, doch ihre Titel blieben beständig.
"Sehnsucht nach zärtlichen Gesten und liebevoller Toleranz."

Drüben, auf der Wiese,
steigt ein Heißluftballon gen Horizont...

Ich liebe dich immer noch, und immer wieder neu.
doch ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll.

28.06.06 / Heike Keuper - G
 

Anna Marie

Mitglied
Liebe Heike,
jaja, die Liebe kann man nicht oft genug beschreiben.
Und, zumindest ich, lese immer wieder gerne zum Thema.
Wunderbar finde ich Deine Idee, Liebe und Musik, die auch etwas sehr Gewaltiges sein kann und auszudrücken vermag, zu verbinden. Liest sich sehr schön und man fühlt gut mit. Auch die Melancholie.

Oder dieses:

"Pah, mein Lieber,
diese Musik hat schiefe Töne, die ich noch mit dir klären möchte.
Ich bin nicht allein verantwortlich für die Nationalhymne,
auch nicht für die falsch gesungenen Melodien in unserer Zweierwelt."

Toll!

Ein paar Fehlerchen:

Schallmauern (zwei l)
Omen (ohne h)
verschmolzen sich - (ohne "sich")
"Die Klänge unserer Musik waren immer wieder veränderlich" -
vielleicht wäre "blieben" besser als das schnöde Wort "waren"?

gen Horizont

Okay?

"Ich liebe dich immer noch, und immer wieder neu.
doch ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll."

Das deprimiert fast ein bißchen, wenn es jemand mit Deinem Ausdruck schreibt und man mag es kaum glauben. Wahrscheinlich ist es oft so, leider. Andererseits bewirkt es wohl, dass man sich immer wqieder neu bemüht!?
Du siehst Heike, Dein Text regt an.

Lieben Gruß, Marie
 
Ein paar Fehlerchen:,

herzlichen dank, Anna Marie, für die oben geannten. ich gehöre zu dein ambitionierten rechtschreibchaoten und bin für hilfe dankbar. das du dich so intensiv mit meinem text auseinander gesetzt hat freut mich ganz besonders. es tut gut mal wieder echte beachtung zu finden. die sich nicht nur in einem strichklick bemerkbar macht.

die liebe in einer langjährigen beziehung weicht allzu oft den sachlichen und praktischen werten. man vergisst wie es sein könnte und bemerkt plötzlich, trauer und frust. sind es nicht in den meisten fällen wir frauen die versuchen das ruder wieder herumzureisen?
das tödlichste in beziehungen ist doch die monotonie der regelmässigkeiten. manchmal reicht es vielleicht sich nochmal zu sagen oder bewußt zu machen weshalb man den anderen liebt, liebte, geheiratet hat.
alles liebe für dich, zum wochenende wünscht dir
heike
 
liebe Anna Marie,

habe auf deine anregung hin den satz völlig verändert
da ich im nächsten satz schon "blieben" stehen habe.
[blue]
Die Klänge unserer Liebesmelodie veränderten sich
im Laufe der Zeit, doch ihre Titel blieben beständig.
"Die Sehnsucht nach zärtlicher Liebe und liebevoller Toleranz."
[/blue]

danke und gruß an dich von heike
 

Anna Marie

Mitglied
liebe Heike

bitte und sehr gerne.

"Die Sehnsucht nach zärtlicher Liebe und liebevoller Toleranz."
Jetzt hast aber Du angefangen, von wegen Wortwiederholung:
(Liebe, liebevoll)
Vielleicht so: ... Sehnsucht nach zärtlichen Gesten und liebevoller Toleranz ... ?

"Kaputte Tonträger" - kaputt klein schreiben

Wieso "ge'n", ich glaube, man schreibt einfach "gen".

Schön finde ich ihn immer noch, Deinen Text.
Ich denke auch, dass es eher die Frauen sind, die gewillt sind, an ihren Beziehungen zu arbeiten. Meist halt.

Lieben Gruß, Marie
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das ist … Ich liebe solche Sätze, die scheinbar einfach nur so gesagt werden:

Ich liebe dich immer noch, und immer wieder neu.
doch ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll.
…und wehe, einer gibt mir noch mal den Tipp, von einem Gedicht den letzten Satz zu streichen, weil der meistens entbehrlich sei. Dem hau ich das hier um die Ohr'n …
 
danke anna - marie,

vielleicht sollte man irgendwann aufhören alles zu verschlimm - bessern. umpf... werde wieder mal die gefundenen fehlerteufel killen in der hoffnung das es nun gut ist.
viele grüsse aus dem urlaub sendet
heike
 
weit gefehlt jon,

Das ist … Ich liebe solche Sätze, die scheinbar einfach nur so gesagt werden:
den es geht darum das man seinem partner nochmal bestättigt, was dieser schon lang nicht mehr zu hoffen wagt. ich wollte hiermit ein deutliches signal zu setzen. es war ein ehrliches, tiefes bedürfnis.
kommt ganz sicher sobald nicht wieder vor.
vergib mir. :D !D

…und wehe, einer gibt mir noch mal den Tipp, von einem Gedicht den letzten Satz zu streichen, weil der meistens entbehrlich sei. Dem hau ich das hier um die Ohr'n …
nicht so toll jon, nimms doch nicht persönlich... keiner will oder wollte dir weh tun. tipps sind immer das wert was der andere daraus macht. danke für deinen kom.


bis bald
heike
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Uups…

…ich sagte doch, "scheinbar so dahingesagt".
In Wirklichkeit sind es doch auch solche Sätze, die am heftigsten wirken. Wenn man schon an der Wortwahl und so merkt, dass jemand lange gefeilt (und zurechtgeschraubt) hat, nimmt man es anders auf, als wenn es "spontan" und damit scheinbar unverfälscht kommt. (Dass es durchaus auch gefeilt sein kann, in Gedichten gefeilt sein muss, ist ein ganz anders Thema.)

…neee, das nehm ich nicht persönlich (, das war einfach nur ein Irrtum der Kritikerin damals und seit ich weiß, dass es diese "seltsame" These gibt, achte ich noch sorgfältiger auf die letzten Worte). Ich war nur so begeistert von diesem "Finale" hier, dass ich etwas zu farbig wurde. Man freut sich eben, wenn man seine eigene Theorie bestätigt findet.
 
ha, da bin ich aber gespannt

ob sich jene begeisterung auch in zahlen ausdrückt. klar habe ich ein wenig gefeilt... aber nur wenig, weil ich derzeit bei bestimmten themen mein herz sprechen lasse und das wiederum nicht soviel wert auf verschnörkelte sprache wie klarheit legt.
alles liebe aus dem wallis bis bald.
heike
 



 
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