Multikulturellle Würstchen

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Josi

Mitglied
Multikulturelle Würstchen

Wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an meine Eltern, an Ostfiesland und ihre gern gegessenen multikulturellen Würstchen.
Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Nach 2,5 Stunden war sie heiser und wir da.
Meine Eltern standen schon wartend am Zaum und wir schlossen einander in die Arme. Meine Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
„Nein, Mutti“, log ich dann. Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.
„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für….“
Mein Sohn nahm das Gepäck und ich die Mieze. Wir kletterten die steile, holländische Treppe hinauf in unser Domizil.
Es war Sommer und auf meinem Bett lagen drei dicke Federbetten, und ich meine: Richtige Federbetten, worin selbst ich nicht mehr gefunden werden würde.
Ich wollte eben meinen Koffer auspacken, als ich die Glocke hörte, die meine Mutter fröhlich schwang: „Kommt ihr runter? Das Essen ist fertig.“
Wir ließen alles liegen und versuchten heile die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Dafür fiel ich über den Hund. Klein und braunweiß kariert wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge streckte er mir schon entgegen, als ich mich schnell erhob. Meine Mutter kam angerannt: „Oh, Benny ist dir was passiert?“ Der Hund war heil, mein Fuß tat weh. Aber nur ein wenig. Die Katze blieb in der oberen Etage in Sicherheit.
Meine Eltern führten uns in den Garten. Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet. Auch ich fühlte mich beobachtet, aber nicht von meinem Vater, sondern von den Gartenzwergen. Wieder hatten sie sich vermehrt, seid dem letzten Besuch. Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
„Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“
Huch?!? Na gut, wir aßen erst einmal unser Bratgut hübsch brav auf.
Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet. Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Er hatte die Größe von drei Wassereimer. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Ein Storch und ein Fischreiher, sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff, bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug, und in ihr Auto ein. Meine Mutter saß am Steuer, der Hund auf dem Schoß meines Vaters, der Radiosender spielte fröhliche Volksmusik, die Heizung lief. Ich wollte heimlich ein Fenster öffnen, aber das ging nicht, der Hund könnte sich erkälten.Meine Mutter hatte mich erwischt.
Als wir ausstiegen klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf. Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Wir wurden vor Neid grün, als meine Mutter ein Glasgefäß für den Hund mit Wasser füllte. Sein Schwänzchen wedelte glücklich .Konnte ich gut verstehen.
Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
„Guck mal Tochter, hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
„Oh“, sagte ich nur. Wo war meine Freude geblieben und wo meine Spucke? Verdunstet.
Ich nahm mein Kind an die Hand und wir verschwanden im Geschäft, um uns mit einem Getränk zu versorgen.
Meine Eltern standen nun vor einem Imbisswagen, und sie hielten ein Bockwürstchen für uns parat.
Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war. Wir stiegen wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Meine Eltern wollten uns noch Combi und Haka zeigen. „Netto ist auch neu“, sagte meine Mutter begeistert.
Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“ Meine Mutter hob ihren Finger und zeigte auf Spar. Ich wusste, dass sie dort ihren leckeren Kuchen kauften.
Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund.
Genudelt zogen wir uns ein wenig später, die Treppe hinauf.
Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, bis wir die Glocke wieder hörten. Wieder ging es die Treppe hinab und wir wurden an den Tisch gesetzt. Der Hund stand in der Warteschleife. Er roch sie, die multikulturellen Würstchen die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Ich sah sie an, die Würstchen: Rotwurst, grobe und feine Leberwurst, Teewurst, Zwiebelwurst, Mettwurst, Jagdwurst, Knappwurst und Bierwurst, alle im Darm.
Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.

Natürlich liebe ich meine Eltern, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Wenn meine Mutter ihr sicher 900. Paar Socken strickt und mein Vater so gerne von längst vergangenen Wanderjahren erzählt. Wenn er seinen, mit Wandernadeln übersäten Tirolerhut stolz präsentiert, oder meine Mutter einen ausgeblichenen Gartenzwerg mit Pinsel und Farbe ein neues Gesicht schenkt.
Mein Herz wird warm und ich wünschte ich hätte Urlaub!
 
R

Rose

Gast
Liebe Josi,

eine schöne Geschichte, die ich gern gelesen habe, mal wieder zur letzten Nacht ...

Blumige Grüße
Rose
 

Josi

Mitglied
Ach Rose,

ich danke dir und freue mich sehr, dass du meine Geschichte wieder zur Nacht gelesen hast.

Sonnige Grüße
an dich
von Josi
 

Lisa König

Mitglied
Hi Josi,

treib mich heute etwas länger in der Lupe `rum und habe Deine Geschichte entdeckt. So oder ähnlich wird es wohl vielen erwachsenen Kindern gehen, wenn die Eltern weiter weg wohnen. Eine schöne Geschichte. Ich frage mich allerdings, ob das mit "Ostfiesland" gewollt war. Das war bei mir schon der erst Schmunzler.

liebe Grüße
Lisa König
 

Josi

Mitglied
Hallo Lisa König,

es ist nichts gelogen in dieser Geschichte, meine Eltern sind vor 11 Jahren nach Ostfriesland gezogen.

Ich danke dir für deine lieben Worte

und sende dir sonnige Grüße
Josi
 

jon

Mitglied
Teammitglied
… eh … aber wohl doch in das Land mit "r" nicht in das, das du im Text erwähnst. Da (im Text) stehen deine Eltern auch am Zaum. Nur mal als Beispiele für diverses Fehlerchen und Fehler – Angefangen bei solchen Tippfehlern reicht es über Komma- und Absatzfehler bis hin zu Erzählfehlern hier und da.

Alles in allem: Es hat schon Witz, aber übertreib nicht!
"Dreißig Minuten später …, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund." z. B. heißt, die haben die Teller unmittelbar vor dem Mund – ich sah sie sofort das Gebäck von Teller "schlürfen". Sicher ungewollt schief ist auch die Formulierung "Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war."

Wieso eigentlich "Multikulturelle Würstchen"? Erstens seh ich keine Würstchen, Bockwurst, Bratwurst und Wiener sind "Würstchen", sondern Wurst, und zweitens seh ich vor allem kein Multi-Kulti …
 

Josi

Mitglied
Multikulturelle Würstchen

Wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an meine Eltern, an Ostfriesland und ihre gern gegessenen multikulturellen Würstchen.
Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Nach 2,5 Stunden war sie heiser und wir da.
Meine Eltern standen schon wartend am Zaun und wir schlossen einander in die Arme. Meine Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
„Nein, Mutti“, log ich dann. Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.
„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für….“
Mein Sohn nahm das Gepäck und ich die Mieze. Wir kletterten die steile, holländische Treppe hinauf in unser Domizil.
Es war Sommer und auf meinem Bett lagen drei dicke Federbetten, und ich meine: Richtige Federbetten, worin selbst ich nicht mehr gefunden werden würde.
Ich wollte eben meinen Koffer auspacken, als ich die Glocke hörte, die meine Mutter fröhlich schwang: „Kommt ihr runter? Das Essen ist fertig.“
Wir ließen alles liegen und versuchten heile die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Dafür fiel ich über den Hund. Klein und braunweiß kariert wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge streckte er mir schon entgegen, als ich mich schnell erhob. Meine Mutter kam angerannt: „Oh, Benny ist dir was passiert?“ Der Hund war heil, mein Fuß tat weh. Aber nur ein wenig. Die Katze blieb in der oberen Etage in Sicherheit.
Meine Eltern führten uns in den Garten. Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet. Auch ich fühlte mich beobachtet, aber nicht von meinem Vater, sondern von den Gartenzwergen. Wieder hatten sie sich vermehrt, seid dem letzten Besuch. Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
„Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“
Huch?!? Na gut, wir aßen erst einmal unser Bratgut hübsch brav auf.
Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet. Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Er hatte die Größe von drei Wassereimer. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Ein Storch und ein Fischreiher, sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff, bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug, und in ihr Auto ein. Meine Mutter saß am Steuer, der Hund auf dem Schoß meines Vaters, der Radiosender spielte fröhliche Volksmusik, die Heizung lief. Ich wollte heimlich ein Fenster öffnen, aber das ging nicht, der Hund könnte sich erkälten.Meine Mutter hatte mich erwischt.
Als wir ausstiegen klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf. Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Wir wurden vor Neid grün, als meine Mutter ein Glasgefäß für den Hund mit Wasser füllte. Sein Schwänzchen wedelte glücklich .Konnte ich gut verstehen.
Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
„Guck mal Tochter, hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
„Oh“, sagte ich nur. Wo war meine Freude geblieben und wo meine Spucke? Verdunstet.
Ich nahm mein Kind an die Hand und wir verschwanden im Geschäft, um uns mit einem Getränk zu versorgen.
Meine Eltern standen nun vor einem Imbisswagen, und sie hielten ein Bockwürstchen für uns parat.
Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war. Wir stiegen wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Meine Eltern wollten uns noch Combi und Haka zeigen. „Netto ist auch neu“, sagte meine Mutter begeistert.
Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“ Meine Mutter hob ihren Finger und zeigte auf Spar. Ich wusste, dass sie dort ihren leckeren Kuchen kauften.
Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund.
Genudelt zogen wir uns ein wenig später, die Treppe hinauf.
Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, bis wir die Glocke wieder hörten. Wieder ging es die Treppe hinab und wir wurden an den Tisch gesetzt. Der Hund stand in der Warteschleife. Er roch sie, die multikulturellen Würstchen die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Ich sah sie an, die Würstchen: Rotwurst, grobe und feine Leberwurst, Teewurst, Zwiebelwurst, Mettwurst, Jagdwurst, Knappwurst und Bierwurst, alle im Darm.
Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.

Natürlich liebe ich meine Eltern, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Wenn meine Mutter ihr sicher 900. Paar Socken strickt und mein Vater so gerne von längst vergangenen Wanderjahren erzählt. Wenn er seinen, mit Wandernadeln übersäten Tirolerhut stolz präsentiert, oder meine Mutter einen ausgeblichenen Gartenzwerg mit Pinsel und Farbe ein neues Gesicht schenkt.
Mein Herz wird warm und ich wünschte ich hätte Urlaub!
 

Josi

Mitglied
Hallo Jon,

oh Gott, ich hatte tatsächlich "Ostiesland" geschrieben.da lese ich den Text so oft und es ist mir nicht aufgefallen.

Den Kuchen, es war Sahnekuchen im Hochsommer, den haben wir tatsächlich fast von Teller "geschlürft".
Die Multikulti Würstchen trugen wirklich alle Hautfarben.
Wenn ich etwas esse, dann verschwindet es doch in mir, oder?

Die ganze Situation bei meinen Eltern, war und ist grotesk und daher ist auch meine Formulierung so.
Freiheit des Schreibenden?
Bitte sieh es mir nach.

Ja, mit der Kommasetzung befinde ich mich, wie immer im Krieg und ich hoffe auf ein Nachsehen.

Ich bin dir sehr dankbar für deine Mühe!

Ganz liebe Grüße
von Josi
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Der Grundton ist absolut ok, man muss eben nur aufpassen, dass man nicht über's Ziel hinaus schießt.
Wie bei dem Verschwinden der Wurst: Man kann nicht "die Wurst essen" OHNE dass sie "in einem verschwindet". Man kann auch nicht "Glas zerschlagen" ohen dass es "kaputt geht". Dein Satz enthält die "schiefe" Dopplung, die analog zu "wir zerschlugen das Glas, bis es kaputt war" ist. Man kann auf das Glas einschlagen, bis es kaputt ist. Man kann an der Wurst rum"knabbern", bis sie (ganz) in einem verschwunden ist. Oder eine Weißwurst zutzeln, bis sie (ganz) in einem verschwunden ist. Man kann auch eine Wurst essen, auf dass sie in einem verschwindet.

Das mit der Sahnetorte wäre wichtig zu erfahren. Ich hab z.B. bei "Kuchen" eben diesen vor Augen: Teig und eventuell Belag. Das fließt nichts, auch nicht bei Hitze. Bei "Torte" oder "Sahneschnitte" oder so, da könnte sich eventuell bei "Teller am Mund" "weich und matschig, zum Schlürfen geeignet" einstellen …

Anderer großer Stolperer:
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
Das sagt, dass "Schneewittchen" aus Holz gesägt ist, denn die 103 Zwerge können nicht das (eine) Ungeheuer sein. Da irrtiert es mächtig, dass die Tochter fragt, ob er das "Ungeheuer" selbst gemacht hat, denn es ist schon sehr "frech", wenn man etwas, was ein Schneewittchen sein soll, als Ungeheuer bezeichnet. Noch mehr irrtiert dann, dass das Schneewittchen ein Pferd sein soll …
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das mit den Multikulturellen Würstchen musste ich erstmal sacken lassen. Sowas ähnliche hatte ich befürchtet, dass es nur um die Farbe geht (was mut multiKULTURELL ja nicht viel zu tun hat). Dann würde ich aber die Farben auch nennen (z. B. kenn ich Knappwurst nicht). Vielleicht ist dieses Bild auch im Bezug zum Text „übers Ziel geschossen“. So ein (durch die Überschrift betonter) zentraler Aspekt sollte eine Art „i-Tüpfelchen“ sein, eine „Zusammenfassung“. Die Eltern haben (in dem Text) jedoch nichts, was sich mit „multikulturell“ zusammenfassen ließe, oder? Wie wäre es mit der Vereinfachung auf „Bunte Würstchen“ – passend zu den bunt bemalten Figuren im Garten?
Vielleicht ist es auch zu dick aufgetragen bzw. verschenkt, die Würstchen schon im ersten Satz zu erwähnen. Wenn man sie in der Überschrift hat, dann die „Entwicklung“ dieses ersten Tages und den mit den Würstchen („bunt“ + „essen“) krönt, dann kommt es vielleicht besser als „Pointe“ rüber … Lausch mal in dich, wie das in dir klingt.


Details

Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Punkt nach Eltern, Komma nach Schwarzkatze

Nach 2,5 Stunden war sie heiser und wir da.
Besser: Nach zweieinhalb …

Meine Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
Mutters erste Frage ODER Meiner Mutter erste Frage

„Nein, Mutti“, log ich dann. Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.
„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für….“
Absatz nach „log ich dann“ und keiner nach „Pillen vor“.
„Pille vorstellen“ – Herrlich! Leider verpufft das ein bisschen, als er zu reden anfängt. Wie wäre es mit etwa wie: … neue Pillen vor: „Die sind für die Galle und ganz schön teuer.“?

Wir ließen alles liegen und versuchten heile die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Komma nach „versuchten“
Das „heile“ klingt für mich eher nach Kleinkindsprache. Dein Text besticht durch den originellen Einsatz standardsprachlicher („normaler“, „unfarbiger“) Worte – vielleicht wäre etwas wie „unfallfrei“ passender.

Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet.
Quietsch! (Das war ein Laut puren Vergnügens!)

Wieder hatten sie sich vermehrt, seid dem letzten Besuch.
ohen Komma und „seit“ („Seit ihr da seid, bellt der Hund so laut.“)

Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.
„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“. Macht nichts, dachte ich, und sah mir das aus Holz gesägte Ungeheuer an.
„Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
siehe voriges Posting + die Dopplung von „Ungeheuer“ kommt nicht so gut, sie verdirbt die Point mit dem Pferd ein bisschen. Wie wäre es mit … nichts, dachte ich, und sah mir das ebenfalls neue, aus Holz gesägte Wesen an. „Papa, das Ungeheuer, hast du das selbst gemacht?“ ?
Absätze! Wenn der Sohn das mit den 103 Zwergen sagt, dann kein Absatz davor, aber einer danach. Wenn LyrIch das sagt, dann so lassen. In beiden Fällen kein Absatz vor „Papa, das Ungeheuer…“


Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“
Kein Absatz

Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet.
Das stimmt irgendwie nicht. Entweder Da sah ich den Gartenteich, von dem mir meine Mutter am Telefon so viel vorgeschwärmt hatte. Oder Da sah ich den Gartenteich. Meine Mutter hatte mir am Telefon …

Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Er hatte die Größe von drei Wassereimer. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Das mit den Wassereimern ist neu, oder? Nicht gut, das würde hinter den vorgestellt-Satz gehören, dann funktioniert das „Und“ im Netz-Satz aber nicht mehr. Außerdem hatte ich bei dem ersten Satz schon vor augen, dass er „eher klein“ ist. Vielleicht kann man das vorn noch besser vorbereiten: Da entdeckte ich den Gartenteich.

Ein Storch und ein Fischreiher, sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff, bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
keine Kommas

Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug, und in ihr Auto ein.
kein Komma
Das ist mir zu dick, viel zu nah an Stilblüte. Der Witz des Textes besteht in seiner „Situationskomik“ nicht in „komischen Worten“.

Ich wollte heimlich ein Fenster öffnen, aber das ging nicht, der Hund könnte sich erkälten.Meine Mutter hatte mich erwischt.
Reihenfolge stimmt nicht – es geht nicht deshalb nicht, weil der Hund sich erkälten könnte, sondern weil die Mutter sie erwischt (und das Vorhaben vereitelt). Pointe kommt besser, wenn sie es nicht heimlich versucht. Ich wollte ein Fenster öffnen.
„Nicht!“, rief meine Mutter. „Der Hund!“
Ich sah den Hund an. Er sah mich an.
„Er erkältet sich“, erklärte mein Vater.
Ach so. Na dann …

Leerzeichen vor „Mutter“

Als wir ausstiegen klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf. Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Komma nach „ausstiegen“ / Absatz nach „Kopf“

Sein Schwänzchen wedelte glücklich .Konnte ich gut verstehen.
(Kicher: ) … soll mal keiner sagen, kein Schwanz wär glücklich gewesen! Im ernst: Das hakt ein bisschen, in meinen Ohren allerdings nicht so sehr, dass man es um jeden Preis verbessern müsste.
Zeichensetzung: Leerzeichen verrutscht

Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
Das „Ja“ ist nur sinnvoll, wenn du den Leser direkt ansprichst (Raten Sie mal! Genau! Einkaufswagen!), das machst du in dem Text aber sonst nicht. Einfach streichen!

„Guck mal Tochter, hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
Komma nach „Guck mal“

Brav aßen wir das Würstchen, bis es in uns verschwunden war.
siehe oben

Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“
Herrlich! (PS: Warum sind die Eltern dorthin gezogen?)

Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund.
siehe oben
Idee: … und löffelten hitzeweichen Sahnekuchen.

Genudelt zogen wir uns ein wenig später, die Treppe hinauf.
kein Komma

Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, bis wir die Glocke wieder hörten.
Das könnte als „die räumen aber lange!“ gelesen werden, gemeint ist, so vermute ich, aber „… Kleiderschrank, da ertönte auch schon wieder die Glocke.“

Er roch sie, die multikulturellen Würstchen die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Zu den „multikulturellen Würstchen“ siehe oben
Das „ausruhen“ ist etwas zu dick aufgetragen, weil: Würste können nicht ausruhen, wenn man das schreibt, müsste es einen Bezug zu jemanden geben, der das tun kann (oder eben nicht). „… die sich auf dem Teller ausruhen durften. Ich beneidete sie.“ So richtig toll finde ich das aber auch nicht, ich würde den Teilsatz mit dem „ausruhen“ eher streichen.
Komma nach „Würstchen“

Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
Schön!

„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.
… und hier würde ich Schluss machen. Der Rest wirkt wie angehängt, vor allem weil es mit der „Geschichte“ nicht mehr viel zu tun hat. Dass LyrIch die Eltern liebt, kann man auch so spüren, sonst hätte es eher giftig statt ergeben reagiert. Und so schön wie „ich wünschte, ich hätte Urlaub!“ auch ist – „Der Urlaub hatte begonnen“ transportiert für meinem Geschmack dieses wohlige Gefühl auch schon recht gut.
 

Josi

Mitglied
Multikulturelle Würstchen

Wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an meine Eltern, an Ostfriesland und ihre gern gegessenen multikulturellen Würstchen.
Mein Sohn und ich reisten selten, aber gern zu meinen Eltern Natürlich nahmen wir Paula, die Schwarzkatze, mit. Sie unterhielt uns die gesamte Autofahrt mit ihrem Katzenjammer.
Nach zweineinhalb Stunden Fahrt war sie heiser und wir da.
Meine Eltern standen schon wartend am Zaun und wir schlossen einander in die Arme. Mutters erste Frage war wie immer: „Mädchen, hast du zugenommen?“
„Nein, Mutti“, log ich dann.
Mein Vater freute sich und stellte uns seine neuen Pillen vor.„Ich habe zwei neue Pillen bekommen, für die Galle und die sind ganz schön teuer.“
Mein Sohn nahm das Gepäck und ich die Mieze. Wir kletterten die steile, holländische Treppe hinauf in unser Domizil.
Es war Sommer und auf meinem Bett lagen drei dicke Federbetten, und ich meine: Richtige Federbetten, worin selbst ich nicht mehr gefunden werden würde.
Ich wollte eben meinen Koffer auspacken, als ich die Glocke hörte, die meine Mutter fröhlich schwang: „Kommt ihr runter? Das Essen ist fertig.“
Wir ließen alles liegen und versuchten, unfallfrei die Treppe herunter zu balancieren. Geschafft.
Dafür fiel ich über den Hund. Klein und braunweiß kariert wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge streckte er mir schon entgegen, als ich mich schnell erhob. Meine Mutter kam angerannt: „Oh, Benny ist dir was passiert?“ Der Hund war heil, mein Fuß tat weh. Aber nur ein wenig. Die Katze blieb in der oberen Etage in Sicherheit.
Meine Eltern führten uns in den Garten. Meine Mutter hatte gegrillt. Mein Vater hatte sie dabei beobachtet. Auch ich fühlte mich beobachtet, aber nicht von meinem Vater, sondern von den Gartenzwergen. Wieder hatten sie sich vermehrt seit dem letzten Besuch. Mein Sohn wollte es ganz genau wissen und er zählte die freundlichen, fleißigen Gartenzwerge.„Ein Schneewittchen und 103 Zwerge“.
Macht nichts, dachte ich und sah mir das ebenfalls neue,aus Holz gesägte Wesen an. „Papa, das Ungeheuer hast du selbst gemacht?“
Mein Vater freute sich, dass ich die Holzfigur gesehen hatte.
„Aber, Tochter, das ist doch das Niedersachsenross.“Huch?! Na gut, wir aßen erst einmal unser Bratgut hübsch brav auf.
Da sah ich den Gartenteich, meine Mutter hatte mir am Telefon so viel von ihrem Kleinod berichtet. Irgendwie hatte ich ihn mir größer vorgestellt. Und auch nicht mit einem grünen Netz bekleidet. Ein kleiner Zaun gab ihm Charakter.
Ein Storch und ein Fischreiher sowie zwei Enten und vier Frösche aus Kunststoff bewachten den Teich. Wetterfestes Material.
Meine Eltern luden uns zu einem Ausflug in ihr Auto ein. Meine Mutter saß am Steuer, der Hund auf dem Schoß meines Vaters, der Radiosender spielte fröhliche Volksmusik, die Heizung lief. Meine Mutter hatte mich erwischt, als ich das Fenster öffnen wollte. Es musste geschlossen bleiben, da sonst der Hund sich erkälten könnte.
Als wir ausstiegen, klebte mir alles und nicht nur der Haarschopf am Kopf.
Mein Sohn keuchte: „Ich muss was trinken.“
Wir wurden vor Neid grün, als meine Mutter ein Glasgefäß für den Hund mit Wasser füllte. Sein Schwänzchen wedelte glücklich. Konnte ich gut verstehen.
Ich sah mich um, wohin hatten meine Eltern uns entführt? Wir standen auf einen großen Parkplatz. Um uns herum viele Menschen mit…! Ja, Einkaufswagen!
„Guck mal, Tochter hier ist Lidl neu und auch einen Aldi haben wir bekommen, da kaufen wir jetzt immer ein.“
„Oh“, sagte ich nur. Wo war meine Freude geblieben und wo meine Spucke? Verdunstet.
Ich nahm mein Kind an die Hand und wir verschwanden im Geschäft, um uns mit einem Getränk zu versorgen.
Meine Eltern standen nun vor einem Imbisswagen, und sie hielten ein Bockwürstchen für uns parat.
Brav aßen wir das Würstchen, bis es ganz in uns verschwunden war. Wir stiegen wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Meine Eltern wollten uns noch Combi und Haka zeigen. „Netto ist auch neu“, sagte meine Mutter begeistert.
Zaghaft schlug ich vor: „Wollen wir nicht zur Nordsee hoch?“
„Ach, das Meer interessiert uns doch nicht, das weißt du doch.“ Meine Mutter hob ihren Finger und zeigte auf Spar. Ich wusste, dass sie dort ihren leckeren Kuchen kauften.
Dreißig Minuten später saßen wir wieder bei den Gartenzwergen, mit einem Kuchenteller vor unserem Mund und löffelten den hitzeweichen Sahnekuchen.
Genudelt zogen wir uns ein wenig später die Treppe hinauf.
Die Katze wurde gekrault und gefüttert. Wir füllten den Kleiderschrank, es waren sicher erst zwanzig Minuten vergangen, als wir die Glocke schon wieder hörten. Wieder ging es die Treppe hinab und wir wurden an den Tisch gesetzt. Der Hund stand in der Warteschleife. Er roch sie, die multikulturellen Würstchen, die sich auf einem großen Teller ausruhten.
Ich sah sie an, die Würstchen in ihren unterschiedlichsten Hautfarben: Rotwurst, grobe und feine Leberwurst, Teewurst, Zwiebelwurst, Mettwurst, Jagdwurst,graue Knappwurst und rosa Bierwurst, alle im Darm.
Nein, ich wollte nicht mehr. Mein Sohn lachte nur und aß.
„Ja, iss nur, du bist im Wachstum“, freute sich meine Mutter und legte meinem Sohn nach.
Der Urlaub hatte begonnen.
 

Josi

Mitglied
Hallo Jon,

ich möchte dir nochmals sehr danken für die viele Arbeit die du dir mit meinem Text gemacht hast.
Gerne habe ich fast alle Anregungen übernommen.
Nur auf die "Multikulturellen Würstchen" mag ich nicht verzichten,weil das für mich die Geschichte ist. Der Rest ist nur Beigabe.
Wir haben damals so viel über diese Würstchen und den Ausdruck gelacht.
Mein Anliegen war es, eine fröhliche Geschichte zu schreiben. Leider ist mir dies wohl nicht gelungen.

Ich danke dir jon
von ganzen Herzen
und ich schicke dir
viele Grüße
Josi
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo liebe Josi,

ich habe deinen Text mehrmals gelesen. Auf der einen Seite fand ich manches auch überzeichnet, andererseits hast du deine Absicht, eine fröhliche Geschichte zu schreiben, vollkommen erreicht. Einfach zum ununterbrochenen Schmunzeln die Situationsbeschreibung. Das fing schon damit an, dass du beim Urtext Ostfiesland (nicht Ostiesland, wie du meintest) geschrieben hast. Ich wäre einfach gerne dabei gewesen. Danke für dieses Schmunzeln und ganz herzliche Grüße

HelenaSofe
 

Josi

Mitglied
Liebe Helena Sofie,

Gestern wollte ich den Text schon löschen. Ich tat es nicht, weil Jon sich mit der Korrektur so viel Mühe gegeben hat.
Daher freue ich mich jetzt ganz besonders über deine lieben Worte!

Liebe Grüße
von Josi
 
Liebe Josi,

am frühen Morgen schon so eine entzückende, lustige Geschichte zu lesen ist Balsam für die Seele.

Ich habe mir die vorherige Version nicht angesehen, nur den langen Verbesserungsvorschlag von jon runtergescrollt, bevor ich mir deine Geschichte vornahm. Meine Gedanken: da muss Potenzial drin sein im Text, sonst hätte die jon sich nicht solche Mühe gemacht.

Ganz wunderbar, liebe Josi und du wolltest schon löschen...

Morgendlichen Gruß,
Estrella
 

Josi

Mitglied
Liebe Estrella,

ich danke dir so für deine lieben Worte, die mir viel bedeuten.
Ich freue mich, dass dir meine Geschichte gut gefallen hat, gerade weil ich selber schon Zweifel hatte.

Liebe Grüße
von Josi
 



 
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