Murksenland

Ully

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Heute möchte ich über einen unbekannten Stamm, von einer ebenso unbekannten Insel im Irgendwo berichten.

Murksenland

Weit, sehr weit draußen im großen Weltenmeer, lag eine üppig begrünte Insel. Nicht besonders groß, aber sie bot dem Stamm der Murkse ausreichenden Platz zum Leben. Es gab zwar einen Ältestenrat, welcher schon fast mumifiziert war, jedoch kümmerte der sich lieber um seine Altersgebrechen, als für Ordnung und ein friedvolles Miteinander zu sorgen. So entwickelten sich die jungen Murkse in erschreckender Weise zu aufmüpfigen Prolls.
Anführer Blödjosh dirigierte seine Inselgang in unerbittlich harter Manier.

Eines schönen Sommermorgens nun war Kopfnixdrin, die süße Freundin des Gangbosses, gerade dabei, ihre Fußnägel zu lackieren, als dieser plötzlich hereinstürmte.
>>Hey, man eh, musst mich so krass stören<<, kreischte sie mit einer Fluppe im Mundwinkel.
>>Komm runter Alte, hab was Obergeiles entdeckt, wenn du verstehst.<<
Er knallte sich neben sie, grapschte nach ihrem Glimmstängel und blies sie an.
>>Hör mit dem Shit auf Blödy und pack konkret aus.<<
>>Na dann sperr mal die Lauscher und Glubschen weit auf<<, entgegnete er geheimnisvoll. Dann zwängte er seine Hand in die enge Jeans und zerrte einen Lederfetzen heraus.
>>Boah eh, was für Müll macht dich denn an<<, fragte Kopfnixdrin beim Anblick des schmierigen Lappens.
>>Nun mach dir bloß nicht ins Hemdchen<<, zischte er, >>peil mal richtig drauf.<<
>>Ja was? Ich blicke en Haufen Gekritzel.<<

Nun begann Blödjosh seinem Mädchen die Sachlage zu verklickern. Er hatte aus purer Langeweile auf dem Speicher in altem Plunder gekramt und dabei eine lederne Schatzkarte entdeckt. Darauf konnte man deutlich erkennen, dass sich dieser Schatz auf der Insel befinden musste. Die Zeichnung deutete daraufhin, dass er direkt beim Wasserfall vergraben sein musste.
>>Na, geschnallt, was abgeht, Tussimaus?<<
>>Sicher doch! Und was ist jetzt dein Plan, big Boss?<<
>>Ok. Hier kommt das Input: Du simst Lahmesocke, Magermelli und Verstehehnix an. Die sollen im Spacetempo hier aufschlagen. Ich mach inzwischen die Garage vom Inselobermacker klar und kralle diese Dingsda zum Buddeln, wenn du verstehst.<<
>>Ja man, habs schon gedownloadet, kann aber nicht simsen. Der Familienhäuptling hat mein Handy zwangsgechartert.<<
Ohne Vorwarnung ballerte Blödy ihr seines vor die Füße:
>>Röhre nicht rum, gib Stoff und hack ran!<<

Während der Gangboss sich auf seine Rennsemmeln machte, um Grabutensilien zu beschaffen, tat sein Baby, was ihm geheißen. Schon nach wenigen Minuten trafen die drei Bandenmitglieder ein.
>>Hey, was geht<<?, fragte Verstehehnix mit dümmlicher Miene.
>>Mach mich nicht so krass an, du Warmduscher<<, bellte Kopfnixdrin.
Die Drei brachten ihre Chassis in Relaxstellung und warteten schweigend auf den Anführer, während seine Alte unbekümmert die Verschönerung ihrer Zehennägel fortsetzte.
Plötzlich quietschten Autoräder vor dem Haus und gleich darauf stürmte Blödjosh herein:
>>Eh man, cool man eh! Ihr Safteier seid schon on.<<
Gerade wollte er die Kumpane briefen, als ihn seine Torte vom Fenster her fragte:
>>Hab ich das richtig auf dem Schirm, du hast gleich nen Schatztransporter geleast?<<
Nachdem sich alle davon überzeugt hatten, dass der Boss, wie es seine Art war, konkret krass an alles gedacht hatte, erfuhren sie vom vermeintlichen Schatz.
Kaum endete das Palaver, quetschte sich die Fünferbande in den geborgten Trabbi und raste zum Wasserfall.
Dort angekommen gab es erst einmal ordentlich Zoff.
>>Hey, Lahmesocke und Verstehehnix ihr adoptiert die urzeitlichen Geräte und deinstalliert das Erdreich. Unsere zwei Sahneschnitten hieven den Kackmist beiseite.<<
>>Boah eh, das kannste tillen<<, maulte Socke, >>wir sollen knacken und was drehst du inzwischen?<<

Durch dieses, für ihn völlig unerwartete Aufmucken eines Gangmitgliedes, vergaß Blödy kurz seine Anführerposition und glotzte ziemlich angekackt. Das genügte und ruck zuck hatte er alle gegen sich. Stimmgewaltig schrie er:
>>Hey, bleibt cool und mimt hier nicht die Rebellen.<<

Aber an der Situation war nichts mehr zu retten. Er schien entthront zu sein, hockte sich unter einen Baum und verfolgte still die lautstarke Debatte der Gang. Die Streitereien gingen bis in die Dunkelheit hinein und schließlich loggte sich ein Gangmitglied nach dem anderen aus.
Das Unternehmen Schatzsuche hatte ein jähes Ende gefunden und sollte auch vorerst nicht wieder in Angriff genommen werden.
 
Nun ja, ich versteh die Geschichte nicht ganz.
Der Ansatz einer Milieustudie im Dialekt ist an sich gut, aber die Geschichte selbst lässt mciht etwas ratlos. Auch finde ich die Wahl der Namen der Protagonisten nicht wirklich gelungen. "Blödjosh" etc. machen es nicht humoristischer, nur weil sie direkt die Eigenschaften des Charakters beschreiben. Der Versuch nach Humor mit lustigen Namen ist meiner Meinung nach zu gewollt, zu gekünstelt.

Was mir auch Schwierigkeiten bereitet ist dieses Wechseln zwischen einem Inselstamm-Szenario und dann plötzlich wieder mit Trabi in einem Gangstermilieu. Was jetzt? Ich schlage vor, Du bleibst entweder konsequent bei einem Milieutyp, oder gar nicht.

Ich schlage vor, Du bleibst bei der Dialektversion, und schmeisst das mit dem Ältestenrat auf den Weltmeeren. Das hätte Charme. Wähle milieutypische Namen (Kalle, Joe oder was auch immer da im Osten so gängige Namen sind) und bringe den Humor der Geschichte durch die Handlungen der Akteure zutage (nicht durch die Namen).

Marius
 

Ully

Mitglied
(Kalle, Joe oder was auch immer da im Osten so gängige Namen sind)

Dieser Text, Herr Speermann, bezieht sich ganz gewiss NICHT auf die ehemalige DDR und Trabbis fahren schon längst fast weltweit.
 

Ully

Mitglied
Überarbeitete Version

Murksenland

In einer hinterwäldlerischen Inselregion lebte das Murksenvolk. Der mumifizierte Ältestenrat pflegte seine Altersgebrechen. Deshalb gerieten friedvolles Miteinander und Ordnung durcheinander. Die jungen Murkse entwickelten sich zu zeitgemäß gammelnden und sprachlich hochstilisierten Prolls. Ihr Anführer Blödjosh dirigierte die Inselgang mit unerbittlicher Härte.

Eines Tages war Kopfnixdrin, die Freundin des Gangbosses, gerade dabei, ihre Fußnägel zu lackieren, als ihr Macker plötzlich hereinstürmte.
„Hey, Mann eh, musste mich so krass stören“, maulte die Schnalle, mit einer Fluppe im Mundwinkel.
„Komm runter, Alte! Hab’ was Obergeiles gescannt, wenn du verstehst.“
Blödjosh flegelte sich neben sie, grapschte nach dem Glimmstängel und blies Kopfnixdrin den Rauch ins Gesicht.
„Hör mit dem Shit auf, Blödy, und pack konkret aus.“
„Na, dann sperr mal die Lauscher und Glubschen weit auf“, verkündete er geheimnisvoll, zwängte seine Hand in die engen Jeans und zerrte einen Lederfetzen raus.
„Boah, eh, was für Müll macht dich denn an?“, ekelte sich Kopfnixdrin beim Anblick des schmierigen Lappens.
„Mach dir bloß nicht in’n String“, nörgelte er. „Peil mal richtig drauf.“
„Ja und? Das ist nur’n Haufen Gekritzel.“

Gangboss Blödjosh verklickerte seinem Girly lang und breit die Sachlage. Er hatte auf dem Speicher in altem Plunder gekramt und dabei eine Schatzkarte entdeckt. Darauf war deutlich zu erkennen, dass dieser Schatz auf der Insel vergraben sein musste, und zwar direkt beim Wasserfall.
„Na, geschnallt, was da abgeht, Baby?“
„Sicher doch! Und wie ist dein Plan, Big Boss?“
„O.K. Hier kommt das Input: Du simst Lahmesocke, Magermelli und Verstehehnix an. Die sollen im Spacetempo hier aufschlagen. Ich checke inzwischen die Garage vom Inselobermacker und kralle mir diese Dingsda zum Buddeln, wenn du verstehst.“
„Ja Mann, hab‘s schon gedownloadet kann aber nicht simsen. Der Familienhäuptling hat mein Handy zwangsgechartert.“
Großspurig knallte Blödy ihr seines vor die halb-pedikürten Füße. „Röhre nicht rum, gib Stoff und hack ran!“
Während der Gangboss sich auf seine Rennsemmeln machte, um Grabutensilien zu beschaffen, klingelte sich seine Tussi durch den Äther. Schon nach wenigen Minuten schlugen die drei Bandenmitglieder vor Ort auf.
„Hey, was geht ab?“, fragte Verstehehnix mit dümmlicher Miene.
„Mach mich nicht so krass an, du Warmduscher“, bellte Kopfnixdrin.
Die Drei brachten ihre Chassis in Relaxstellung und warteten im Stand by auf den Anführer, während dessen Alte unbekümmert das Out fit ihrer Zehennägel vervollständigte.
Endlich quietschten Autoreifen vor dem Haus und Blödjosh stürmte herein. „Eh Mann, cool Mann eh! Ihr Windeier seid schon on.“
Gerade wollte er die Kumpane briefen, als seine Torte das Fenster anpeilte. „Hab ich das richtig auf’m Schirm? Du hast gleich’n Schatztransporter geleast!“, schrie sie begeistert.
Nachdem sich alle davon überzeugt hatten, dass der Boss konkret krass an alles gedacht hatte, erfuhren sie vom vermuteten Schatz. Nach erfolgtem Palaver quetschte sich die Fünferbande in den ‘geborgten‘ Trabbi und raste zum Wasserfall. Dort angekommen, gab es erst einmal ordentlich Zoff.
„Hey, Lahmesocke und Verstehehnix, ihr adoptiert die urzeitlichen Geräte und deinstalliert das Erdreich. Unsere Sahneschnitten Magermelli und Kopfnixdrin hieven den Kackmist beiseite.“
„Boah eh, das kannste tillen“, maulte Socke. „Wir sollen robotten und du schaukelst dir die Eier?“
Wegen dieses völlig unerwarteten Aufmuckens eines Gangmitgliedes glotzte Anführer Blödy ziemlich angekackt aus der Wäsche. Stimmgewaltig schrie er: „Hey Mann, bleibt cool und mimt hier nicht die Rebellen.“
Das genügte und - ruck zuck - hatte er alle gegen sich. Nun steckte die Karre in der Scheiße. Entthront hockte Blödjosh unter einen Baum und verfolgte verstrahlt die lautstarke Debatte. Diese zog sich hin bis in die Dunkelheit und schließlich loggte sich ein Gangmitglied nach dem anderen aus. Das Unternehmen Schatzsuche war abgestürzt und wurde auch eine ganze Weile nicht wieder resettet.

Lange Zeit war Blödjosh für seine Clique out, nur Kopfnixdrin groovte weiterhin mit ihm. Aber irgendwann wurde es dem Rest der Bande ohne Blödy doch zu fad und einer nach dem anderen suchte dessen Gesellschaft. So war bald wieder alles beim Alten und ausgerechnet Lahmesocke spitzte seine Kumpane an, die abgebrochene Schatzgrabung erneut in Angriff zu nehmen. Alle stimmten konkret zu. Wieder ‘liehen‘ sie sich die Rennpappe und das Werkzeug vom greisen Inselboss aus.
Diesmal grub Blödy fleißig mit und schon bald stießen sie auf eine Kiste, welche sie kurzerhand mit der Spitzhacke zertrümmerten. Aber statt des erwarteten Reichtums kam eine seltsame Apparatur zum Vorschein. „Menno, voll ins Knie gefickt!“, maulte Magermelli. Neugierig fingerte Lahmesocke an dem Ding herum, drückte eine Taste und fuhr erschrocken zurück. Das Gerät leuchtete auf und zeigte volle Betriebsbereitschaft an. „Boah, eh!“, staunte Blödjosh. „es ist on. Los, bringen wir`s auf Touren und schnallen was abgeht.“ Ohne die Zustimmung seiner Kumpane abzuwarten, drückte er eine Taste mit Warnzeichen.

Durch jenes unbedachte benutzen, des vom Ältestenrat wohlweislich vergrabenen Teletransporters, gelangte die unterbelichtete Spezies der Murkse in die bis dahin wohlgesittete Zivilisation. Wo sie sich eiligst daran machten, die Szene konkret aufzumischen.
 



 
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