Musik ohne Töne

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Musik ohne Töne

Franco starrte auf die leere Plastiktasse auf dem Tisch.
„Kaffee? Ja! Nein!“ Sich selbst morgens den Kaffee aufbrühen hielt er nicht gerade für eine hervorragende Idee. Noch eine Tasse, die er zu dem Berg des schmutzigen Geschirrs hätte stellen müssen, das schon seit Tagen in einem Korb neben der Spüle lagerte. Sein Blick wich der Unordnung aus. Am liebsten wäre er erst gar nicht aufgestanden. Doch was sollten seine Schüler von ihm denken. Gerade heute, wo dieses blöde Thema anstand: Musik ohne Töne. Er könnte es sich ja einfach machen, und den Schülern dies in einer Klassenarbeit ausarbeiten lassen. Er verwarf den Gedanken als nicht gute Idee. Dann dachte er daran, es als Hausaufgabe aufzugeben. Daran blieb er hängen. Ihm war klar, dass die Eltern mitgefordert würden.
„Kann ich das verantworten? Doch!“ So entschied er sich für diesen Weg.
Seine Augen leuchteten. Sein Lächeln wurde noch strahlender. Und als er vor dem Spiegel im Badezimmer stand, überschlug sich sein Gemüt, wechselten in euphorischer Stimmung.
Dieser stille Klang in seiner geheimnisvollen Doppelfunktion erregte und beruhigte ihn. Laute in ihm, die nicht von außen kamen. Ein magisches Fluidum, das einem aus der natürlichen Dingwelt heraus hebt und dem Gemüt als Äußerung der Dämonen erscheint, guter oder böser, göttlicher oder teuflischer. So ein Morgen hat seine Regeln, wie auch der Ablauf des Tages bis in den Abend hinein und der Abend selbst bis zur Nachtruhe. Ein Empfinden der Sprache selbst, das nicht unmittelbar
vorgestellt werden kann. Jedoch unmittelbar vergegenständlicht als Abbild des ganzen Willens ohne Welt. Der Musik ähnlich?
Er ging er aus dem Haus, nahm sein Fahrrad, schwang sich drauf und radelte der Schule zu. Autos an Autos quälten sich durch die Straßen, hielten bei Rot an und fuhren bei Grün weiter. Mal in einem schnelleren Rhythmus und dann aber schleichend bis zur nahen Kreuzung. Immer eingetaucht in nicht erkennbare Gründe und den Zusammenhängen des Seins. Aber doch Ausdruck lebendiger Aktualität. An Sprache und Deutlichkeit der Musik des Lebens angepasst.
An alle dem dachte Franco, während er sich durch den Verkehr schlängelte. Immer darauf achtend mitgezogen zu werden, langsamer, dann schneller und wieder wartend. In seinem Kopf purzelten die Gedanken wild durcheinander.
„Was sollte er selbst sagen, den Schülern darlegen? Etwa: so die Unterscheidung von Subjektivem und Absolutem des Geistes. Wann verflüssigt sich Objektivität in lebendige Aktivität der Musik? Welche Form hat dann die Musik. In welcher Eigenständigkeit steht sie überhaupt zur selbstständigen philosophischen Disziplin?“
Er blieb den Fragen die Antworten schuldig. Kurz vor dem Einbiegen auf den Schulhof fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
„Musik ist ein all umgreifender Begriff aller Künste und Wissenschaften. Die Kunst der Musen, wie bereits im Altertum die Griechen es sahen. Also kann doch eine Naturschilderung außermusikalisch als Musikstück gedeutet erzählt werden. Mit rhythmischen Schwingungen, die der Musik - aber ohne Töne ähneln.“
Und er gab seinen Schülern das Thema vor: Musik ohne Töne.
Mit der Erläuterung: Das absolute Gehör ist kein Merkmal der Musik.
Welche Misstöne er damit bei den Eltern der Schüler auslöste, kam dramatischen Schwingungen gleich.
 

Don Quixote

Mitglied
Hallo Klaus Mühlen,

Ich möchte dir gerne ganz offen meine Meinung zu deiner Erzählung mitteilen und hoffe du wirst kein Problem damit haben.

Deine Erzählung klingt, als würde sie gern große Themen und Zusammenhänge erläutern, aber obgleich es ihr gelingt so zu klingen, gelingt ihr nicht irgendeinen Zusammenhang wirklich logisch und nachvollziehbar darzustellen. Alles in allem sucht man gerade die Zusammenhänge vergebens.

Mein ganz subjektives Urteil lautet daher: Diese Geschichte beinhaltet mehr Schein als Sein.

Der Anfang der Geschichte verhält sich ziemlich sperrig. Es zeigt sich bereits hier, dass ein logischer Aufbau fehlt, zwar kann man noch den Bezug zwischen Plastiktasse und dem dreckigen Geschirr herstellen, jedoch scheint seine Unentschlossenheit oder sein Unmut sich selbst Kaffee zu kochen, vollkommen belanglos.
Die Tatsache dass er sich darüber Gedanken macht, was seine Schüler über ihn denken, passt nicht ins Bild. Nicht in dass allgemeine Bild dass man von Lehrern hat, nicht in dass Bild, dass hier von diesem Lehrer vermittelt wird.
Es leuchtet mir nicht ein, warum die Eltern, im Falle einer Hausaufgabe, mitgefordert würden. Dies setzte voraus dass alle Eltern mit ihren Kindern gemeinsam Hausaufgaben machen, was mir persönlich utopisch erscheint.
Die Frage nach der Verantwortlichkeit beinhaltet eine gewisse Komik, so abstrus scheint sie.
Der plötzliche Wandel des Gemütszustandes des Protagonisten ist absolut nicht nachvollziehbar.

Der Rest beinhaltet dann das schon erwähnte sinn- und zusammenhanglose Philosophieren.

Auch in Sachen Ausdruck ist mir einiges aufgefallen. Aber da ich nicht weiß inwiefern du überhaupt für Kritik zugänglich bist, halte ich mich diesbezüglich vorerst zurück.


Liebe Grüße
Don Quixote
 



 
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