Mutter ist die Beste

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Mutter ist die Beste

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischem Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seine Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“
 
Mutter ist die Beste

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an...
 
Mutter ist die Beste

1 Die Ankunft

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.

Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“

… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lang. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“

Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.
 
Mutter ist die Beste

1 Die Ankunft

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.

Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“

… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lang. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“

Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.

3 Hi, Society

Der Helikopter landet nun auf dem gepflegten Rasen, und zwar passgenau ...
 
Mutter ist die Beste

1 Die Ankunft

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.

Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“

… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lang. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“

Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.

3 Hi, Society

Der Helikopter landet nun auf dem gepflegten Rasen, und zwar passgenau - dies ist einer von Kevins Lieblingsausdrücken - also passgenau auf dem gepflasterten Steinkreis in der Rasenmitte.
Man wartet, bis der Aviator die Rotorblätter ausgeschaltet hat, wegen der Frisuren. Nun machen sich Kevin, Roanoke und Massimo auf den Weg zum Landeplatz; Balthasar ist bereits vorausgeeilt.

Als Erste steigt Brigitte aus dem Heli. Roanoke, diese Wildfängin, stürmt auf die geliebte Mutter zu und will sie schier erdrücken. Selbige lässt die Liebkosung über sich ergehen, doch dann greift sie sich schmerzhaft in die Bauchgegend. „Nicht so stürmisch, Darling, es muss noch verheilen“, haucht sie.
Kevin umfängt seine Gattin liebevoll elegant. Er ist, wie immer, ganz der Mann von Welt. Massimo hält sich im Hintergrund.

Brigitte ist nicht allein angekommen. Nun verlässt Oedipa, ihre beste Freundin, das Lufttaxi. Mit einem tapferen Gesichtsausdruck, denn Oedipa geht auf Krücken, steigt sie die kurze Landungstreppe herunter. Behutsam hilft der treue Balthasar ihr aus dem Fluggerät.
Brigitte sprintet mit einer Erklärung voraus, bevor irgendjemand eine Frage stellen kann. „Oedipa war die ganze lange Zeit mit mir in dieser schönen Klinik. Sie hat sich die Fußsohlen liften lassen. Zeige doch bitte einmal deine Füße, meine Liebe!“ fügt sie mit einem warmherzigen Blick in Richtung ihrer Busenfreundin dazu. Oedipa zeigt her ihre Füßchen, doch diese sind komplett bandagiert. Dennoch nickt Massimo ihr anerkennend zu. Roanoke ihrerseits wirft bewundernde Blicke auf Massimo, diesen Gentleman par excellance. What A Man!

Nun richten sich aller Blicke auf den dritten Passagier. Joe Terracotta, Sproß einer alten Artistendynastie und bekannter Jongleur der internationalen Finanz-Szene, verlässt behände den Heli.
Kevin ist nicht gerade besonders erbaut, dass Joe zum Essen kommt, weil dieser doch immer so auffällig schmatzt. Leider nennt dieser Finanzmogul den Liegeplatz in der Marina gleich neben Kevins Anlegestelle sein eigen. Dort wippt Joes kohlefaser-strotzende Katamaran just Bord an Bord neben Kevins kirschrotem Speedboat. „Naja“, denkt sich Kevin, „dies ist der Fluch des Großen Geldes. Du kannst dir deine Nachbarn im Yachthafen halt nicht aussuchen.“
Kevin begrüßt Joe mit gebührender, echt gut gespielter Freude. „Hallo mein Lieber, was treibt dich zu Dr. multiplex Merkaba?“ fragt er. Joe weist stolz auf seine verbundene linke Hand und spricht: „Elongation am kleinen Finger.“

Nun strebt die Gesellschaft vom Rasen hin zum Herrschaftsgebäude.
Roanoke hängt sich, fröhlich plappernd, bei Muttchen ein. Mutter ist wieder da - wie schön!
 
Mutter ist die Beste

1 Die Ankunft
2 Hero
3 Hi, Society
4 Die Lifestyle Sause


1 Die Ankunft

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.

Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“

… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lange. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“

Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.

3 Hi, Society

Der Helikopter landet nun auf dem gepflegten Rasen, und zwar passgenau - dies ist einer von Kevins Lieblingsausdrücken - also passgenau auf dem gepflasterten Steinkreis in der Rasenmitte.
Man wartet, bis der Aviator die Rotorblätter ausgeschaltet hat, wegen der Frisuren. Nun machen sich Kevin, Roanoke und Massimo auf den Weg zum Landeplatz; Balthasar ist bereits vorausgeeilt.

Als Erste steigt Brigitte aus dem Heli. Roanoke, diese Wildfängin, stürmt auf die geliebte Mutter zu und will sie schier erdrücken. Selbige lässt die Liebkosung über sich ergehen, doch dann greift sie sich schmerzhaft in die Bauchgegend. „Nicht so stürmisch, Darling, es muss noch verheilen“, haucht sie.
Kevin umfängt seine Gattin liebevoll elegant. Er ist, wie immer, ganz der Mann von Welt. Massimo hält sich im Hintergrund.

Brigitte ist nicht allein angekommen. Nun verlässt Oedipa, ihre beste Freundin, das Lufttaxi. Mit einem tapferen Gesichtsausdruck, denn Oedipa geht auf Krücken, steigt sie die kurze Landungstreppe herunter. Behutsam hilft der treue Balthasar ihr aus dem Fluggerät.
Brigitte sprintet mit einer Erklärung voraus, bevor irgendjemand eine Frage stellen kann. „Oedipa war die ganze lange Zeit mit mir in dieser schönen Klinik. Sie hat sich die Fußsohlen liften lassen. Zeige doch bitte einmal deine Füße, meine Liebe!“ fügt sie mit einem warmherzigen Blick in Richtung ihrer Busenfreundin dazu. Oedipa zeigt her ihre Füßchen, doch diese sind komplett bandagiert. Dennoch nickt Massimo ihr anerkennend zu. Roanoke ihrerseits wirft bewundernde Blicke auf Massimo, diesen Gentleman par excellance. What A Man!

Nun richten sich aller Blicke auf den dritten Passagier. Joe Terracotta, Sproß einer alten Artistendynastie und bekannter Jongleur der internationalen Finanz-Szene, verlässt behände den Heli.
Kevin ist nicht gerade besonders erbaut, dass Joe zum Essen kommt, weil dieser doch immer so auffällig schmatzt. Leider nennt dieser Finanzmogul den Liegeplatz in der Marina gleich neben Kevins Anlegestelle sein eigen. Dort wippt Joes kohlefaser-strotzende Katamaran just Bord an Bord neben Kevins kirschrotem Speedboat. „Naja“, denkt sich Kevin, „dies ist der Fluch des Großen Geldes. Du kannst dir deine Nachbarn im Yachthafen halt nicht aussuchen.“
Kevin begrüßt Joe mit gebührender, echt gut gespielter Freude. „Hallo mein Lieber, was treibt dich zu Dr. multiplex Merkaba?“ fragt er. Joe weist stolz auf seine verbundene linke Hand und spricht: „Elongation am kleinen Finger.“

Nun strebt die Gesellschaft vom Rasen hin zum Herrschaftsgebäude.
Roanoke hängt sich, fröhlich plappernd, bei Muttchen ein. Mutter ist wieder da - wie schön!

4 Die Lifestyle Sause

Merowinga hat flugs im Rittersaal drei zusätzliche Gedecke aufgetragen. „Wie umsichtig sie doch ist“, denkt Roanoke beim Betreten der weiträumigen Speisehalle. Und als ob die Köchin die Gedanken der jungen Frau erraten hätte, lenkt sie Roanokes Blicke auf die Tischdecke. Grün, grasgrün – natürlich.

Alle haben Platz genommen. Merowinga singt nun das Menü vor.
Heute ist „Veggie Day“ bei den Plantagenetts. Der Tisch biegt sich gehorsam unter der gesunden Nahrung aus aller Herren und Damen Länder.
Die Spezereien hat Kevin mit seiner eigenen Karawane über die Gewürzstraße herbeibringen lassen. Normalerweise hätte es ein Lufttransport auch getan. Aber Kevin findet, dass durch die Schaukelbewegung der Tragetiere die Gewürze mehr Sauerstoff aufnehmen und dadurch bekömmlicher werden. Er zahlt, er bestimmt.

Merowinga hat das Vorsingen der Karte beendet. Höflicher Beifall dankt ihr die Leistung. In drei Monaten begeht sie ihr goldenes Dienstjubiläum. Sie weiß noch nicht, dass Kevin ihr zu diesem Jubeltag einen Stern auf dem Walk of Fame weihen wird. Das wird eine Mordsgaudi, Kevin freut sich jetzt schon wie ein Schneekönig auf den Gig.
Balthasar beginnt nun damit, die Speisen aufzutragen.

Roanoke schlabbert den köstlichen Rucola mit Lavendelblüten weg, ohne auf die anderen zu warten. Kevin blickt interessiert auf die Serviette links vor ihm, dorthin, wo es nichts zu sehen gibt. Kinder groß zu ziehen ist eine Mordsarbeit.
Joe labt sich an Dampfnudeln mit Klondyker Waldhonig. Dabei beobachtet er interessiert, wie Balthasar gekonnt den Teppich mit dem hübschen Pferdekopf umturnt, ohne über selbigen zu stolpern. Joe hat dieses Stück Kevin zu dessen 57. Geburtstag geschenkt. Eine patene Idee.
Oedipa tut sich gut an Mengen von Krill Smoothies aus den Untiefen der Ost-West-Passage.
Brigitte kämpft erfolgreich mit ihren Plankton Spaghetti. Das antique Besteck aus dem Palast des König Midas stellt sich dabei als äußerst hilfreich heraus.

Alle Tischnachbarn speisen heute also ausschließlich vegetarisch. Alle? Nein, Massimo ist der Einzige, der Fleisch vorgesetzt bekommt. Roh schlingt er die Leber herunter, ohne selbige zu kauen.
Brigitte beobachtet ihn fasziniert. Bald wird ihre Piercing Wunde verheilt sein. Zur Vernissage der Scuba-Skulpturen in Monte muss sie wieder fit sein.

Kevins Augen ruhen derweil wohlgefällig auf der goldenen Pommes Schale, die ausschließlich ihm vorgelegt wird. Genüsslich weht er mit beiden Händen den Kartoffelgeruch zu sich. „Mecklenburger Frühkartoffeln, aus eigenem Anbau, wie köstlich!“ denkt dieser Potato Gourmet dabei.
Er wirft schnell einen Blick rund um den Tisch. Haben auch alle seine Gäste ihr eigenes Salztöpfchen? Wollja. Das Himalaya Salz mir seinen 82 vollwertigen Mineralien ruht in dünnen Porzellanschalen, die auf geniale Weise in der Form von oben offenen Affenschädeln gestaltet sind. Ein Filmfan wie Kevin weiß eben, was sich gehört.

Plötzlich ertönt ein Gong. Roanoke blickt sich verwundert um. Ein Gong, ein Gong – um diese Zeit? Was mag da vor sich gehen?
Hilfesuchend schaut Roanoke zu ihrer Mutter.

***​

Werbung (nur ein Spott):
Was mag dieser Gong bedeuten? Showtime? Wenn ja, welche Show?
Unwillkürlich drängen sich diese essentiellen Fragen auf.
Versäumen Sie nicht die nächste Episode: >>> Showtime auf Plantagenett<<<
 
Mutter ist die Beste

1 Die Ankunft
2 Hero
3 Hi, Society
4 Die Lifestyle Sause


1 Die Ankunft

Die Fremde steigt wortlos in das Taxi ein. Sie reicht dem Fahrer einen Zettel, bevor dieser auch nur den Hauch einer Chance hat, die schöne Frau nach dem Fahrtziel zu fragen.

Schon bald biegt der Wagen in den weitläufigen Schlosspark ein. Majestätisch säumen hochgewachsene Platanen den Fahrweg. Ihre Wipfel wiegen sich im lauen Sommerwind, als ob sie sich vor der Fahrgästin verneigen wollten.
Vor der Freitreppe empfängt der stumme Diener Balthasar die Ankommende. Balthasar, der Unergründliche, geleitet die junge Frau zur Eingangspforte des prachtvollen Gebäudes. Ach ja, zahlen muss sie auch noch. Doch das ist schnell erledigt. Der Chauffeur entfernt sich mit seinem Fahrzeug.

Der Vater erwartet die Schöne im Vestibül, nicht weit vor der mächtigen Holztreppe stehend. Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, der in den 80-er Jahren mit seiner Pommes-Bude auf dem Ballermann ein unfassbares Vermögen erwirtschaftet hat, er umfängt liebevoll seine Tochter und streichelt sanft über ihr Haupthaar.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist, mein liebe Tochter Roanoke“, haucht der Vater ihr ins Ohr. „Wie waren die Aufnahmen in Zhongguo Changchen?“, fragt er dann instant.
„Echt spitze“, antwortet Roanoke mit ihrem spitzmadlischen Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so berühmt gemacht hat, hier erscheint es wieder auf ihren zärtlichen Gummibootlippen.
„Wir haben den Song innerhalb von nur drei Takes im Kasten gehabt“, verkündet sie stolz.
„Ich finde das Video einfach klasse“, ergänzt der sie liebende Vater sogleich. „Nur, warum haben die Jungs den Eiffelturm in die Szene mit dem Roten Frauenbataillon eingeblendet?“ will der besorgte Vater unvermittelt wissen.
„Die Chinesen haben den Eiffelturm und das Quartier Lateng neben der Großen Mauer nachgebaut, so einfach ist das“, erklärt das absolute IT-Girl ihrem Vater. „Latin“, erklärt dieser seiner Tochter. „Es heißt Latin, und nicht Lateng, mein liebes Schätzchen“, verbessert der wie immer um die Bildung bemühte Vater seine Leibesfrucht.
„Ich danke dir für deinen Hinweis“, entgegnet Roanoke nun, und dabei deutet sie eine grazile Verbeugung an. Der Vater nickt fast unmerklich; ein Zeichen, dass er den Dank entgegengenommen hat.

Auf dem Balkon zur Poolside nehmen die Beiden nun Platz an einem kleinen, ovalen Fin-de-Siecle Tisch mit beige-golden eingefassten Chippendale Stühlen. Balthasar tischt frisch gebrühten Fünf-Minuten Lung Ching Tee auf und entfernt sich leise.
„Wo ist Mom?“ fragt Roanoke plötzlich. Ein Anflug von Schrecken erscheint auf ihrem Gesicht. Ist der geliebten Mutter letztlich doch noch etwas zugestoßen? Schon mehrmals hat das Schicksal der schönen Brigitte, die in den angesagten Partykreisen nur als Bigi bekannt ist, also schon mehrmals hat das Schicksal dieser Frau herbe Schläge zugeteilt. Aber dies alles zu erzählen würde jetzt zu weit führen.
„Deine Mutter hält sich zurzeit in der Schweiz auf. Sie weilt in der Klinik des Promi-Chirurgen Merkaba“, erklärt der Vater.
Roanoke sitzt da, mit offenem Mund, unfähig, ein Wort heraus zu bringen.
Ihr Vater lächelt das fragile Wesen kurz an, dann springt er ihr mit einer weiteren Erklärung bei. „Sie lässt sich ein Leber Piercing machen.“
Jetzt ist es heraus. Brigitte, die Herrin von Plantagenett, setzt wieder den ultimativen Society Trend. „Herrlich, gorgeous“, bricht es aus Roanoke heraus. Und ihre perlweißen Zähne strahlen dabei im Sonnenlicht.
„Herrlich, herrlich“, subvokalisiert sie noch einmal ihre Gedanken.
„Mutter ist doch die Beste.“

2 Hero

Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.

Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“

… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lange. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“

Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.

3 Hi, Society

Der Helikopter landet nun auf dem gepflegten Rasen, und zwar passgenau - dies ist einer von Kevins Lieblingsausdrücken - also passgenau auf dem gepflasterten Steinkreis in der Rasenmitte.
Man wartet, bis der Aviator die Rotorblätter ausgeschaltet hat, wegen der Frisuren. Nun machen sich Kevin, Roanoke und Massimo auf den Weg zum Landeplatz; Balthasar ist bereits vorausgeeilt.

Als Erste steigt Brigitte aus dem Heli. Roanoke, diese Wildfängin, stürmt auf die geliebte Mutter zu und will sie schier erdrücken. Selbige lässt die Liebkosung über sich ergehen, doch dann greift sie sich schmerzhaft in die Bauchgegend. „Nicht so stürmisch, Darling, es muss noch verheilen“, haucht sie.
Kevin umfängt seine Gattin liebevoll elegant. Er ist, wie immer, ganz der Mann von Welt. Massimo hält sich im Hintergrund.

Brigitte ist nicht allein angekommen. Nun verlässt Oedipa, ihre beste Freundin, das Lufttaxi. Mit einem tapferen Gesichtsausdruck, denn Oedipa geht auf Krücken, steigt sie die kurze Landungstreppe herunter. Behutsam hilft der treue Balthasar ihr aus dem Fluggerät.
Brigitte sprintet mit einer Erklärung voraus, bevor irgendjemand eine Frage stellen kann. „Oedipa war die ganze lange Zeit mit mir in dieser schönen Klinik. Sie hat sich die Fußsohlen liften lassen. Zeige doch bitte einmal deine Füße, meine Liebe!“ fügt sie mit einem warmherzigen Blick in Richtung ihrer Busenfreundin dazu. Oedipa zeigt her ihre Füßchen, doch diese sind komplett bandagiert. Dennoch nickt Massimo ihr anerkennend zu. Roanoke ihrerseits wirft bewundernde Blicke auf Massimo, diesen Gentleman par excellance. What A Man!

Nun richten sich aller Blicke auf den dritten Passagier. Joe Terracotta, Sproß einer alten Artistendynastie und bekannter Jongleur der internationalen Finanz-Szene, verlässt behände den Heli.
Kevin ist nicht gerade besonders erbaut, dass Joe zum Essen kommt, weil dieser doch immer so auffällig schmatzt. Leider nennt dieser Finanzmogul den Liegeplatz in der Marina gleich neben Kevins Anlegestelle sein eigen. Dort wippt Joes kohlefaser-strotzende Katamaran just Bord an Bord neben Kevins kirschrotem Speedboat. „Naja“, denkt sich Kevin, „dies ist der Fluch des Großen Geldes. Du kannst dir deine Nachbarn im Yachthafen halt nicht aussuchen.“
Kevin begrüßt Joe mit gebührender, echt gut gespielter Freude. „Hallo mein Lieber, was treibt dich zu Dr. multiplex Merkaba?“ fragt er. Joe weist stolz auf seine verbundene linke Hand und spricht: „Elongation am kleinen Finger.“

Nun strebt die Gesellschaft vom Rasen hin zum Herrschaftsgebäude.
Roanoke hängt sich, fröhlich plappernd, bei Muttchen ein. Mutter ist wieder da - wie schön!

4 Die Lifestyle Sause

Merowinga hat flugs im Rittersaal drei zusätzliche Gedecke aufgetragen. „Wie umsichtig sie doch ist“, denkt Roanoke beim Betreten der weiträumigen Speisehalle. Und als ob die Köchin die Gedanken der jungen Frau erraten hätte, lenkt sie Roanokes Blicke auf die Tischdecke. Grün, grasgrün – natürlich.

Alle haben Platz genommen. Merowinga singt nun das Menü vor.
Heute ist „Veggie Day“ bei den Plantagenetts. Der Tisch biegt sich gehorsam unter der gesunden Nahrung aus aller Herren und Damen Länder.
Die Spezereien hat Kevin mit seiner eigenen Karawane über die Gewürzstraße herbeibringen lassen. Normalerweise hätte es ein Lufttransport auch getan. Aber Kevin findet, dass durch die Schaukelbewegung der Tragetiere die Gewürze mehr Sauerstoff aufnehmen und dadurch bekömmlicher werden. Er zahlt, er bestimmt.

Merowinga hat das Vorsingen der Karte beendet. Höflicher Beifall dankt ihr die Leistung. In drei Monaten begeht sie ihr goldenes Dienstjubiläum. Sie weiß noch nicht, dass Kevin ihr zu diesem Jubeltag einen Stern auf dem Walk of Fame weihen wird. Das wird eine Mordsgaudi, Kevin freut sich jetzt schon wie ein Schneekönig auf den Gig.
Balthasar beginnt nun damit, die Speisen aufzutragen.

Roanoke schlabbert den köstlichen Rucola mit Lavendelblüten weg, ohne auf die anderen zu warten. Kevin blickt interessiert auf die Serviette links vor ihm, dorthin, wo es nichts zu sehen gibt. Kinder groß zu ziehen ist eine Mordsarbeit.
Joe labt sich an Dampfnudeln mit Klondyker Waldhonig. Dabei beobachtet er interessiert, wie Balthasar gekonnt den Teppich mit dem hübschen Pferdekopf umturnt, ohne über selbigen zu stolpern. Joe hat dieses Stück Kevin zu dessen 57. Geburtstag geschenkt. Eine patene Idee.
Oedipa tut sich gut an Mengen von Krill Smoothies aus den Untiefen der Ost-West-Passage.
Brigitte kämpft erfolgreich mit ihren Plankton Spaghetti. Das antique Besteck aus dem Palast des König Midas stellt sich dabei als äußerst hilfreich heraus.

Alle Tischnachbarn speisen heute also ausschließlich vegetarisch. Alle? Nein, Massimo ist der Einzige, der Fleisch vorgesetzt bekommt. Roh schlingt er die Leber herunter, ohne selbige zu kauen.
Brigitte beobachtet ihn fasziniert. Bald wird ihre Piercing Wunde verheilt sein. Zur Vernissage der Scuba-Skulpturen in Monte muss sie wieder fit sein.

Kevins Augen ruhen derweil wohlgefällig auf der goldenen Pommes Schale, die ausschließlich ihm vorgelegt wird. Genüsslich weht er mit beiden Händen den Kartoffelgeruch zu sich. „Mecklenburger Frühkartoffeln, aus eigenem Anbau, wie köstlich!“ denkt dieser Potato Gourmet dabei.
Er wirft schnell einen Blick rund um den Tisch. Haben auch alle seine Gäste ihr eigenes Salztöpfchen? Wollja. Das Himalaya Salz mir seinen 82 vollwertigen Mineralien ruht in dünnen Porzellanschalen, die auf geniale Weise in der Form von oben offenen Affenschädeln gestaltet sind. Ein Filmfan wie Kevin weiß eben, was sich gehört.

Plötzlich ertönt ein Gong. Roanoke blickt sich verwundert um. Ein Gong, ein Gong – um diese Zeit? Was mag da vor sich gehen?
Hilfesuchend schaut Roanoke zu ihrer Mutter.

***​

Werbung (nur ein Spott):
Was mag dieser Gong bedeuten? Showtime? Wenn ja, welche Show?
Unwillkürlich drängen sich diese essentiellen Fragen auf.
Versäumen Sie nicht die nächste Episode: >>> Showtime auf Plantagenett<<<


Mutter ist die Beste - 1 Die Ankunft
Mutter ist die Beste - 2 Hero
Mutter ist die Beste - 3 Hi, Society
Mutter ist die Beste - 4 Die Lifestyle Sause
 
Mutter ist die Beste

Liebe Leser,
was fangen Sie mit 100 Millionen in cash an?

Mein Schloss, mein Butler, mein kirschrotes Speedboat im Yachthafen – Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, besitzt alles. Alles? Nein, die Schottenkapelle schießt den Salut aus ihren 45-er Magnums anlässlich der Verlobung seiner Tochter, und dann kommt noch …
Humor, Klamauk, Satyre? Wer weiß.

Fragen und Antworten

Welchen Umfang hat diese Geschichte?
- Bisher sind fünf Teile erschienen. Eine weitere Episode ist in Arbeit. Dann ist Schluss, endgültig, definitiv …
Was bisher geschah …
1 Die Ankunft – Roanoke, das IT-Girl, Tochter des Magnaten, kehrt von Aufnahmen ihres neuesten Hits zurück aufs Schloss. Doch wo ist Mutter?
2 Hero – ein Ausnahme-Athlet verzaubert die junge Frau. Doch wo ist Mutter?
3 Hi, Society – Drei gala Gäste treffen ein. Hier ist Mutter.
4 Die Lifestyle Sause – Veggie Day auf Schloss Plantagenett. Der Gong. Hilfesuchend schaut Roanoke zu ihrer Mutter.
5 Showtime – <Ohne Abo leider keine Vorschau>
Was Sie erwartet …
6 Verlobung.xls - Roanoka schaut zu ihrer Mama. Hinüber. Diese lächelt verständnisvoll.

Welcher Zeitablauf ist für diese Geschichte geplant?
- Die Uhr läuft. Lesen Sie jetzt.

Welche Reaktionen erhofft der Autor sich von den Lesern?- Auch Ihr Interesse, das Interesse der Leser, bestimmt den Lauf der Dinge.
Nur ernst gemeinten Kommentare werden in die Story eingearbeitet.

Viel Spaß!
Rhondaly DaCosta

P.S. Die links zu den einzelnen Kapiteln finden Sie hier im Anschluss.

Mutter ist die Beste - 1 Die Ankunft
Mutter ist die Beste - 2 Hero
Mutter ist die Beste - 3 Hi, Society
Mutter ist die Beste - 4 Die Lifestyle Sause
Mutter ist die Beste - 5 Showtime auf Plantagenett
Mutter ist die Beste 6 Verlobung.xls
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Warum ist Mutter die Beste?

Ich kann leider deine Begeisterung für deinen Fünfteiler nicht so recht teilen. Die Episoden sind mir zu flach und unpointiert. Die Art und Weise wie du diesen Mehrteiler angehst ist zwar erfrischend und hebt sich von dem üblichen Gedöns ab, bringt dem Leser aber keinerlei Hinweise, warum du die Welt der Reichen und Schönen hier aufs Korn nimmst.

Es fehlen satirische Charakterstudien und es fehlt Situationskomik, die das Leben und das Selbstverständnis der Superreichen dieses Planeten ad Absurdum führt. An dessen statt greifst du in die lahme Kiste der Vorurteile, die jeder von uns in Bezug auf den Jetset im Hinterkopf hat. So liest sich alles eher wie eine Fortsetzung aus der „Frau im Spiegel“ oder dem „Goldenen Blatt“ und der doch erkennbare humorige Unterton kann die Episoden auch nicht nachhaltig aufwerten.

Auch finde ich so richtig keinen Bezug zu Mutter, um die sich ja irgendwie alles dreht.

Mein Fazit: Die Idee ist gut und der Stil insgesamt wohltuend anders – das war’s aber auch schon. Da wäre mehr rauszuholen, obschon das dann wesentlich ausführlicher und tiefer angesetzt werden müsste.

Nichts für ungut … Grüße vom Ironbiber
 
Hallo Ironbiber,

ich freue mich über deinen Kommentar.
Deine freundliche Kritik gibt mir die Möglichkeit, die Geschichte zu verbessern – und das macht Spaß.

Charakterstudien
Massimo hat jetzt mehr Profil bekommen. In: 2. Hero.
Ödipa und Joe Terracotta sind jetzt auch greifbarer geworden. In: 3. Hi, Society.

Der Bezug zur Mutter
Zwei gute Gründe für die Mutterliebe finden sich in: 3. Hi. Society.
Da hast du Recht. Der Hintergrund zum Titel war dürftig.

Situationskomik. Mehr herausholen, tiefer, gründlicher ausarbeiten.
Ich lasse mir noch mehr einfallen.

Alle Kommentare sind mir sehr willkommen.
Liebe Grüße. Rhondaly.
 
Mutter ist die Beste

Update 17. November.: Teil 6 ist nun online.
Übrigens: Warum trägt diese Geschichte den Titel: „Mutter ist die Beste“?
>Eine explicatio praecox fand der interessierte Leser bereits in Teil-3: Hi, Society.
Aber dies ist nur die halbe Wahrheit …
So,hier ist nun Teil 6: Verlobung.xls. Den link finden Sie unten.


Liebe Leser,
was fangen Sie mit 100 Millionen in cash an?

Mein Schloss, mein Butler, mein kirschrotes Speedboat im Yachthafen – Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, besitzt alles. Alles? Nein, die Schottenkapelle schießt den Salut aus ihren 45-er Magnums anlässlich der Verlobung seiner Tochter, und dann kommt noch …
Humor, Klamauk, Satyre? Wer weiß.

Fragen und Antworten

Welchen Umfang hat diese Geschichte?
- Bisher sind fünf Teile erschienen. Eine weitere Episode ist in Arbeit. Dann ist Schluss, endgültig, definitiv …
Was bisher geschah …
1 Die Ankunft – Roanoke, das IT-Girl, Tochter des Magnaten, kehrt von Aufnahmen ihres neuesten Hits zurück aufs Schloss. Doch wo ist Mutter?
2 Hero – ein Ausnahme-Athlet verzaubert die junge Frau. Doch wo ist Mutter?
3 Hi, Society – Drei gala Gäste treffen ein. Hier ist Mutter.
4 Die Lifestyle Sause – Veggie Day auf Schloss Plantagenett. Der Gong. Hilfesuchend schaut Roanoke zu ihrer Mutter.
5 Showtime – <Ohne Abo leider keine Vorschau>
Was Sie erwartet …
6 Verlobung.xls - Roanoka schaut zu ihrer Mama. Hinüber. Diese lächelt verständnisvoll.

Welcher Zeitablauf ist für diese Geschichte geplant?
- Die Uhr läuft. Lesen Sie jetzt.

Welche Reaktionen erhofft der Autor sich von den Lesern?- Auch Ihr Interesse, das Interesse der Leser, bestimmt den Lauf der Dinge.
Nur ernst gemeinten Kommentare werden in die Story eingearbeitet.

Viel Spaß!
Rhondaly DaCosta

P.S. Die links zu den einzelnen Kapiteln finden Sie hier im Anschluss.

Mutter ist die Beste - 1 Die Ankunft
Mutter ist die Beste - 2 Hero
Mutter ist die Beste - 3 Hi, Society
Mutter ist die Beste - 4 Die Lifestyle Sause
Mutter ist die Beste - 5 Showtime auf Plantagenett
Mutter ist die Beste 6 Verlobung.xls
 
Mutter ist die Beste

Update 17. November.: Teil 6 ist nun online.
Übrigens: Warum trägt diese Geschichte den Titel: „Mutter ist die Beste“?
>Eine explicatio praecox fand der interessierte Leser bereits in Teil-3: Hi, Society.
So,hier ist nun Teil 6: Verlobung.xls. Den link finden Sie unten.


Liebe Leser,
was fangen Sie mit 100 Millionen in cash an?

Mein Schloss, mein Butler, mein kirschrotes Speedboat im Yachthafen – Kevin, dieser Ausnahme-Ökonom, besitzt alles. Alles? Nein, die Schottenkapelle schießt den Salut aus ihren 45-er Magnums anlässlich der Verlobung seiner Tochter, und dann kommt noch …
Humor, Klamauk, Satyre? Wer weiß.

Fragen und Antworten

Welchen Umfang hat diese Geschichte?
- Bisher sind sechs Teile erschienen. Damit ist dann Schluss, endgültig, definitiv …
Was bisher geschah …
1 Die Ankunft – Roanoke, das IT-Girl, Tochter des Magnaten, kehrt von Aufnahmen ihres neuesten Hits zurück aufs Schloss. Doch wo ist Mutter?
2 Hero – ein Ausnahme-Athlet verzaubert die junge Frau. Doch wo ist Mutter?
3 Hi, Society – Drei gala Gäste treffen ein. Hier ist Mutter.
4 Die Lifestyle Sause – Veggie Day auf Schloss Plantagenett. Der Gong. Hilfesuchend schaut Roanoke zu ihrer Mutter.
5 Showtime – <Ohne Abo leider keine Vorschau>
Was Sie erwartet …
6 Verlobung.xls - Roanoke und Massimo kriegen sich.

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Mutter ist die Beste - 2 Hero
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