Nach dem Du gingst

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Meral Vurgun

Mitglied
Nach dem Du gingst


Schatz, wach auf
bald wird das Herz des Mondlichts
sich anhalten
nach dem Du gingst
deckten hier die Toten einen Esstisch
und unterhielten sich
unter meinem Kissen reissten sie meinen Beinamen ab
und aus dem löschten sie meinen Namen
aus meinem Kopfende liessen sie die Sterne fallen
und wirbelten sie die wie Schmetterlinge auf

wach auf Schatz
enzündeten sich die Atemzüge von Bergen und Felsen
doch ich war verliebt in das Fliessen von Flüssen
wir lebten mit dir
hudert jahre Lang in ihrem Delta
auf einer Seite von uns war das Meer
auf der anderen Seite der wald
die Schatten unserer Köpfe
waren Erlengrün
wir sangen
weinten die Eiche
der Wind, der unsere köpfe streichelte
roch nach Veilchen
wir gingen in die Ferne
am Rücken trugen wir unsere Geschichte
in unseren Augen floss ein türkisblauer Fluss

doch das war nicht alles
das Gefallen unserer inneren Bergen
das war nicht alles
die Träne unserer Augen
wir wurden zum Donner
als unsere Lippen uns Küsse baten
waren wir wie Schneeglöckchen
als wir unter weisser Decke schliefen
klammerten sich unsere Wurzeln
unter der Erde
und liebten sich dort....
 

Meral Vurgun

Mitglied
Nach dem Du gingst


Schatz wach auf
bald wird das Herz des Mondlichts
sich anhalten
nachdem Du gingst
deckten hier die Toten einen Esstisch
und unterhielten sich
unter meinem Kissen rissen sie meinen Beinamen ab
und aus dem löschten sie meinen Namen
aus meinem Kopfende ließen sie die Sterne fallen
und wirbelten sie die wie Schmetterlinge auf

wach auf Schatz
entzündeten sich auch die Atemzüge von Bergen und Felsen
doch ich war verliebt in das Fließen von Flüssen
wir lebten mit dir
hundert Jahre lang in ihrem Delta
auf einer Seite von uns war das Meer
auf der anderen Seite der Wald
die Schatten unserer Köpfe
waren erlengrün
wir sangen
es weinten die Eichen
der Wind der unsere Köpfe streichelte
roch nach Veilchen
wir gingen in die Ferne
auf dem Rücken trugen wir unsere Geschichte
in unseren Augen floss ein türkisblauer Fluss

doch das war nicht alles
das Gefallen unserer inneren Berge
das war nicht alles
die Träne unserer Augen
wir wurden zum Donner
als unsere Lippen uns Küsse baten
waren wir wie Schneeglöckchen
als wir unter weisser Decke schliefen
klammerten sich unsere Wurzeln
unter der Erde
und liebten sich dort ...
 
H

Heidrun D.

Gast
Traumhaft schön! (Ich glaube nun, dass ich mir doch keine Sorgen um ein Übermaß an Integration machen muss *lächel).

Der Text hat so viele wunderbare Stellen: den Esstisch der Toten, das Herausreißen des Namens, die Schatten der Köpfe und den türkisblaue Fluss ...

Ich bin zu Tränen gerührt.

Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, das ist wieder von orientalischer Schönheit. Wir Europäer können gar nicht genug davon bekommen, liebe Meral. Ich freue mich, dass Du nach einer Pause wieder hier bist.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

revilo

Mitglied
Mir stockt der Atem! Das geht mir - mit Verlaub gesagt -
voll an die Eier! Sorry, aber Kerle können nicht anders! ehrfürchtig revilo
 

chrissieanne

Mitglied
wow.
durch zufall gelesen.
wer ist um diese zeit noch unterwegs. aha. was schreibt sie so.
und dann das.
das ist so eine perle, bei der frau denkt, die sollte doch über so eine kleine (natürlich vergleichsweise grosse)literatursite hinausgehen.

lg
chrissieanne
 

Joneda

Mitglied
Liebe Meral,

die Wurzeln eines Menschen,
sind das bedeutsamste Wesen,
sie mit jemand teilen zu können
ein wahrlich Glück,
und jetzt, wo es vorbei scheint,
tut es unendlich weh.

Doch Du bist auch eine Person für Dich,
hast Deine eigenen Erinnerungen und Werte,
Deine Gegenwart und Zukunft.
Und wie ein heilsamer Regen
wird das Leben Dich finden
und wachsen lassen
bis Du die Sonne
und ihre hellen Strahlen
wieder sehen kannst.

Die Wurzeln werden immer da sein
und Dich halten,
doch das Leben
wird Dich besonnen
und nähren.

Alles Liebe für Dich
Joneda
 

Meral Vurgun

Mitglied
Liebe chrissieanne
und liebe Joneda,

ich danke euch sehr für eure Antwort und fürs verwöhnende Lob.

Euch einen lieben guten Morgengruss.
 

revilo

Mitglied
HUUUUUUUUUURRRRRRRAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!
Das Gedicht hat die Bestenliste erklommen! Danke für Euren guten Geschmack!!!!!!! LG revilo
 

Wipfel

Mitglied
Nach all dem Lob traue ich mich dennoch.

Hallo Meral Vurgun,

ohne Frage, auch mir gefällt Dein Gedicht. Du findest schöne unverbrauchte Wendungen.

Die Strophen sind sehr prosaisch gehalten, das kann man machen, einzig die Frage drängt sich mir immer wieder auf, warum der Text die Versform braucht, warum er nicht als Kurzprosa bestehen könnte. Ich mag es "verdichtet".

Zum Beispiel:
unter meinem Kissen rissen [blue]sie[/blue] meinen Bei[blue]namen[/blue] ab
und aus dem löschten [blue]sie[/blue] meinen [blue]Namen[/blue]

aus meinem Kopfende ließen [blue]sie[/blue] die Sterne fallen
und wirbelten [blue]sie[/blue] die wie Schmetterlinge auf
Diese letzte Zeile erschließt sich mir nicht, irgendein Wort ist da zuviel.

2. Strophe: Am Versende wiederholst Du das Bild vom Fluss Zumindest würde ich auf das Wort verzichten. Diese Wiederholung scheint mir nicht ganz geglückt.

als unsere Lippen uns Küsse baten
Ich glaube, das geht so nicht. Entweder

als unsere Lippen uns um Küsse baten

oder

als unsere Lippen uns Küsse boten

LG von wipfel
 

Wipfel

Mitglied
Was denn @Meral Vurgun, nur Lob ist Dir willkommen? Etwas peinlich für die bisherigen Kommentare ist, dass sie meine, zumindest ernsthaft vorgebrachten Einwendungen, überlesen zu haben scheinen.

Zu viel Weihrauch vernebelt den Heiligenschein, oder?

Grüße von wipfel
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Wipfel,

Meral ist nicht jeden Tag in der LL. Sobald sie Deinen Beitrag gelesen hat, wird sie Dir sicher antworten. Sie wird auch Zeit brauchen, bis sie Deine Mitteilung richtig verarbeitet hat, denn sie kann nicht so gut Deutsch. Manchmal ist sie auf eine Freundin angewisen, die ihr die Sachen übersetzt und dann dauert ein solcher Prozess von Rede und Gegenrede eben etwas länger.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Wipfel,

da muss ich mich wohl schuldig bekennen, denn ich habe auch in diesem Gedicht Korrektur gelesen. ;)

Die Schwierigkeit bei einer solchen Arbeit besteht darin, die Eigenart und wundervolle poetische Sprache Merals zu erhalten, auch den ihr eigenen Rhythmus. Ich habe deshalb so wenig wie möglich verändert. - Sicherlich gibt es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten, da gebe ich dir Recht.

Bei ihrem 2. Werk ist mir die Überarbeitung m. E. bereits besser gelungen, weil ich mich inzwischen gut in ihre Lyrik einfühlen kann.

Sei also etwas nachsichtig und meckere, wenn es denn sein muss, mit mir. :D

Vielleicht möchtest du ja auch selber bei einem ihrer Werke Korrektur lesen? (Zunächst hatte sich ja hierzu niemand bereitgefunden.)

Liebe Grüße
Heidrun
 

Meral Vurgun

Mitglied
Hallo wipfel,

du kannst alles in meinen gedichten kritisieren. Sie müssen ja nicht jedem gefallen. nicht jedem Gefühl passen.

das Wort Fluss habe ich 2 mal benutzt. bei uns gibtes eine Flussart zwischen Fluss und Bach. (grosser als der Bach und kleiner der Fluss) das hat einen ganz anderen Namen, (türkisch heisst Çay). die Übersetzung konnte ich leider nicht finden, deswgegen habe ich das Wort Fluss 2 mal benutzt und das ist ja nicht furchtbar schlimm.
vor allem ich bin Heidrun sehr dankbar für ihre Hilfe. jedem bin ich danbar, der mir ein wort lehrt. Wie Heidrun sagte, wenn du mir mal ein gedicht korrigierst, werde dir auch dankbar.

für deine Antwort und wertvolle Kritik bin ich dir dankbar.

[red]DEUTSCH ist meine Fremdsprache.[/red]

es tut mir Leid aber ich kann nicht demagogisch antworten.


Liebe Grüsse.
 



 
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