Nachdenkliches

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Vertrautheit verwaist




Die Wohnung ist leer,
Vertrautheit verwaist,
Menschen von damals
Gestorben, verreist.


Allein stehst du da,
Denkst traurig zurück,
Entschwunden die Zeit
Voll Lachen und Glück.


Einzig ein Bild nur
Hältst du in der Hand,
Leis’ ging sie von Dir
Ins „andere Land“.


Was immer auch kommt,
Glaub’ stets fest daran:
„Hier“ endet ihr Weg,
„Dort“ fängt er neu an.


Brigitte Pulley-Grein

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blaustrumpf

Mitglied
Guten Tag, Frau Brigitte Pulley-Grein

Der Unterschied zu dem letzten Text, den Sie in diesem Forum veröffentlichten, ist beträchtlich. Doch auch mit diesen Zeilen werde zumindest ich nicht wirklich warm.

Es liegt nicht zuletzt an der unterschiedlichen Fallhöhe zwischen "Gestorben" und "verreist". Durch die Diskrepanz zwischen beiden Begriffen wie den unterschiedlichen emotionalen Welten, die beide aufschließen, entsteht für mich eine Instabilität, unter der das ganze Gedicht leidet - vor allen Dingen, da Sie nicht weiter eingehen auf den Unterschied.

Sicher soll das Gedicht mehr sein als ein im Grunde unverbindliches Nebeneinanderstellen von Untröstlichkeit und Beruhigung. Das ließe sich durchaus dadurch erreichen, wenn nicht nur die in drei der vier Strophen vorherrschende schmerzliche Emotion als ernst genommen erkennbar wäre, sondern auch die gelassene Gewissheit der vierten nicht gleichsam entschuldigend einherkäme.

Die Anführungsstriche wirken jedoch auf mich wie eine Flucht in die Versachlichung. Wenn schon ein Trostgedicht, dann ohne flaue Entschuldigungen, ohne solche Hintertürchen.

Schöne Grüße von blaustrumpf
 



 
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