Nachruf auf Karl, den Goldfisch

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Gerd Geiser

Mitglied
Seh ich des Nachts gold´ne Sternenschnuppen,
denk ich an Karl und an seine Schuppen.

Süß sahst du aus, vom Schwanz bis zum Kinn,
am liebsten noch schwammst du im Uhrzeigersinn.
Einsam, so drehtest du Runde um Runde
mal oben im Glas, mal unten am Grunde.

Du bist im Leben viel rum gekommen,
hast nie geredet, bist einfach geschwommen.
Später dann, (hab es für mich behalten,)
legtest du oft deine Stirne in Falten.

Dein gläserner Sarg, dieser goldene Käfig,
er war dir zu wenig und machte dich schläfrig.
Du träumtest von Fischen, die fliegend im Meer
den Wellen entstiegen. Du flogst hinterher

und wolltest nicht ablassen von deinen Drogen.
Mein Karlchen, es hat dich nach oben gezogen.
Am heutigen Morgen, da machtest du Schluss,
du gabst dir den letzten, den Goldenen Schuss.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Lieber Gerd,

wieder ein sehr gutes Gedicht zum Thema, mit einer tollen Pointe am Schluss.

Es ist bei den allgemeinen Kommentaren interessant zu beobachten, dass es einerseits große Unterschiede im Humor-Empfinden gibt, und andererseits lustige oder skurrile Gedichte nicht für voll genommen werden. "Wertfrei" heißt es da sogar. Ich finde, dass gute Lyrik nicht am Ernst gemessen werden soll, den sie transportiert.

Obzwar man dem Goldfisch natürlich Unrecht tut, wenn man hauptsächlich über ihn witzelt. Aber schön langsam glaube ich, dass man mich virtuell killt, wenn ich ein trauriges Goldfisch-Gedicht einstelle.

Beste Grüße,

Erik
 
H

HFleiss

Gast
Nachruf auf Karl

Lieber Gerd,

ich spare mir eigene Worte und will dir meine Meinung zu diesem Erzeugnis mit Wilhelm Busch kundtun:

Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist auf einen Baum,
schon glaubt,
dass er ein Vogel wär,
so irrt sich der.

Leider kann ich dir auch in diesem Fall nicht weiterhelfen, falls du etwas an dem guten Busch auszusetzen haben solltest. E-Mail bringt auch nichts, der Ärmste ist schon lange tot.

Mit lieben Grüßen
Hanna
 



 
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