Nachtwanderung

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Asfalon

Mitglied
"Warum hat sie mir das nur angetan? Warum?" Kevin ging langsam durch den unter einer weißen Decke aus Schnee begrabenen Park und schüttelte immer wieder den Kopf. Unter seinen Stiefeln knirschte die über dem Schnee liegende dünne Eisdecke leise als versuche sie, die sie umgebende Nachtruhe nicht zu stören. Die Luft war klar aber eisig kalt und sein Atem kondensierte vor seinem Mund sofort wieder. Die in Handschuhen steckenden Hände hatte er tief in die Taschen seines gefütterten Mantels vergraben und so stampfte er ruhig durch die Nacht.
Zu seiner Rechten lag eine große Rasenfläche unter dem Schnee. Ein blendend weißes Feld erstreckte sich dort, denn es waren keinerlei Spuren auf der Schneedecke zu sehen. Kevin lenkte seine Schritte auf die freie Fläche zu und hinterließ schwache Fußspuren in der Schneeschicht.
"Was hab' ich ihr denn nur getan? Wir waren doch so glücklich…" Er sprach leise, für sich allein, als wolle er nur der klaren Nachtluft seine Worte anvertrauen. "Ich kann das nicht verstehen…" Tränen rannen ihm aus den Augen, fielen schillernd hinab in den Schnee unter seinen Füßen. Dort, wo sie sich ihren Weg hinunter gesucht hatten, brannten ihm die Wangen von der eisigen Luft. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt, als versuche er so, die Situation zu durchstehen. Der scharfe Wind schüttelte kleine Flöckchen von den Zweigen einer großen Tanne, unter welcher er grad entlang ging, und einige davon setzen sich auf sein Haar, fielen vor ihm zu Boden und mischten sich unter ihre Kameraden. Er kickte mit dem Fuß einen vor ihm liegenden Tannenzapfen davon und dieser verschwand in der unter den Kronen der hohen Bäume herrschenden Dunkelheit.
Er war wütend auf sich und die Welt, wütend und enttäuscht; wütend besonders auf Melanie. Wieso? Diese Frage stellte er sich immer und immer wieder. Warum hatte sie ihm das angetan? Warum nur? Er wusste es nicht und fand auch keine Antwort auf diese ihn quälende Frage. Sie war so glücklich gewesen. Sie war solch ein bildhübsches Mädchen gewesen. Sie beide hatten eine wundervolle Zeit zusammen verbracht, hatten miteinander geweint und gelacht und er war immer der Meinung gewesen, nichts und niemand auf der Welt könne sie jemals trennen. Doch nun war alles anders. Er macht sich Vorwürfe. "Ich hätte etwas merken müssen. War ich denn so blind, dass ich das nicht mitbekommen habe?" Er weinte noch heftiger, wischte sich mit dem wollenen Ärmel die Tränen aus den Augen. Seine Nase lief von der Kälte und der Rotz vermischte sich mit der salzigen Bitterkeit seiner Tränen. "Ich habe sie doch geliebt", brachte er unter Schluchzen leise hervor. "Ich habe sie geliebt…"
Er achtete schon gar nicht mehr auf seinen Weg sondern ging einfach ohne Ziel durch die Einsamkeit der Nacht. Es hatte von neuem zu schneien begonnen und winzige Flocken trieben ruhig durch den Park. Und inmitten dieses Schneegestöbers stand Kevin; allein, zitternd vor Kälte und Schmerz, verlassen und innerlich zerrissen. Neben ihm auf dem Weiß lag sein Schatten, geworfen vom hell am Himmel stehenden Mond, welcher ihn zu beobachten schien. Die Nacht war vollkommen still, nichts rührte sich zwischen den Bäumen oder in dem von Puderzucker überzogenen Gebüsch. Es schien, als halte die Natur den Atem an, als wolle sie Kevin in seiner Trauer nicht stören.
Plötzlich zerfetzte ein dumpfer Knall die nächtliche Stille und die Kälte vibrierte. Kevins Welt schwankte und sein Leben ergoss sich rot in den leuchtenden Schnee…
 

Evchen13

Mitglied
Hallöchen Asfalon,

ich habe mir deine Geschichte zweimal durchgelesen und finde keine so rechte Beziehung zu deinen Zeilen. Da fehlt einfach für mich eine richtige Handlung. Ich als Leser werde mit Bruchstückchen konfrontiert, ohne aber zu erfahren, um was es eigentlich geht.

Evchen13
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

"sie" hatte sich zuvor umgebracht?

Der Satz: "..und sein Leben ergoss sich rot...in den leuchtenden Schnee.." finde ich äusserst klasse.

Gibt einige Sätze, die mir persönlich ein wenig zu umständlich geschrieben sind...
aber mir gefällt sie dennoch.Gibt auf jeden Fall ein Stimmungsbild..

lG
Stoffel
 



 
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