Narda von Kronor

3,00 Stern(e) 1 Stimme

sternsucher

Mitglied
Diese Kurzgeschichte ist eigentlich die Personalisierung einer Person in einem SF-Roman.
Es würde mich sehr interessieren, wie diese Frau beim Leser rüber kommt.
Hoffentlich viel Spaß.

Narda

Sie lag neben ihrem Sandsurfer und blinzelte in das grelle Licht des untergehenden Saridanus. Narda schloss für einen Moment die Augen und genoss den heißen Wüstenwind, der die nahende Nacht ankündigte.
Die Luft wurde etwas sauerstoffreicher, wenn Saridanus am Horizont verschwunden war. Sie liebte diesen Moment, der Unwissenden unverbrauchte Luft vorgaukelte. Ihre Aufmerksamkeit war abgelenkt, doch das kleine Licht entging ihr nicht.
„Wurde auch Zeit!“, brummte Narda und schob sich bis zur Kante der Sanddüne.
Vorsichtig peilte sie durch ihr Fernglas und beobachtete das Licht weiter, wobei sie sich kurze Notizen auf einem Taschencomputer machte. Schließlich verschwand das Blinklicht und Narda schob sich zurück. Wenig später war von dem kleinen Sandsurfer nur noch eine Staubfahne zu sehen.
Narda hatte es eilig. Ihr Gönner machte in der letzten Zeit den Eindruck, als würde er auf einer Fortsetzung ihrer Beziehung keinen Wert mehr legen. Doch noch hatte sie ihr Ziel nicht erreicht, darum musste sie alle Möglichkeiten nutzen, die ihr zur Verfügung standen. Es war wichtig, das eben Erfahrene weiter zu geben, um ihr gesetztes Ziel zu erreichen.
Es war dunkel, als Narda Kabairo erreichte. Die Stadt stammte noch aus den Zeiten, als ein normales Leben an der Oberfläche möglich war. Jetzt waren die oberirdischen Gebäude meist verfallen und bestanden aus aneinander gereihten Slums, in denen nur unbequeme, kriminelle oder einfach nur verarmte Menschen wohnten. Die überall eingesetzten und gut belegten Militärposten waren sehr notwendig, um dieses Gewimmel von Menschen aller Art zu kontrollieren. Die Regierung machte daraus keinen Hehl, sondern setzte diesen Umstand sogar als Wahlpropaganda ein.
Narda versteckte ihr Gefährt außerhalb der Stadt und schlich durch Strassen, die diesen Namen nicht mehr verdienten. Schließlich gelangte sie an eine halb verfallende Hütte. An einer Tür gab sie leise Klopfzeichen.
Ebenso leise raunte eine Stimme hinter dem Eingang: „Wer?“
„Kadesch, mach auf. Hier draußen ist es nicht geheuer.“
Die Pforte ging auf und Narda wurde ins Dunkel gezogen. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war, spürte sie, dass ihr jemand eine Waffe unters Kinn hielt. Ein Licht flammte auf und blendete sie. Narda wartete nicht lange, sondern handelte.
Gedankenschnell schlug sie zu. Gleichzeitig packte sie die Waffe und ging in die Hocke. Die Lampe klapperte zu Boden und der Besitzer lag stöhnend daneben.
„Verdammt!“, ächzte er. „Bist du übergeschnappt?“
„Palderas? - Warum hältst du mir eine Knarre an den Kopf? So was vertrage ich nicht sonderlich gut.“
„Wir müssen vorsichtig sein, die Regierungstruppen patrouillieren wieder verstärkt.“
„Wenn von denen einer vor der Tür gestanden hätte, wärst du schon erledigt gewesen. Wo ist Mara?“
Palderas schickte Narda in die Kellerräume und besetzte wieder seinen Wachposten. Wie fast überall auf Kronor, befanden sich Wohnbereiche unter der Erde, denn gerade bei der untersten Bevölkerungsschicht, war es kaum möglich, überall sichere Schleusen und Klimaanlagen einzubauen.
Narda betrat einen Raum, in dem etwa 40 Menschen kauerten. Leises Wimmern war zu hören, doch niemand achtete darauf. Sie fand ihre Freundin damit beschäftigt, einem etwa siebenjährigen Kind Flüssigkeit einzuflössen. Mara sah auf und winkte ihr, zu warten.
Einige Minuten später saßen sie zusammen und Mara sagte: „Schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir?“
„Im Moment ist noch alles klar. Aber mein Feris ist mir nicht mehr so hörig wie früher. Ich muss etwas unternehmen.“
„Verstehe. Hast du schon die Infos eingeholt?“
Narda nickte und gab den Taschencomputer an die Frau weiter. Mara überprüfte kurz die Daten und lächelte.
„Das wird deinem geliebten Feris nicht gefallen.“
„Ich bin nur eine arme, fast verlassene Frau und - ein wenig rachsüchtig“, feixte Narda. „Was ist mit diesen Leuten hier?“
„Das Übliche. Verletzt und unterernährt. Wir haben fast keine Vorräte mehr.“
„Ist die Lieferung nicht angekommen? Ich habe Baldet erst vor zwei Tagen ein ganze LKW-Ladung Lebensmittel unterschlagen und sie hier her geschickt.“
„Das wird der Transporter gewesen sein, der gestern von den Militärs beschlagnahmt worden ist. Die machen sich damit ein schönes Leben. Verdammt!“
Narda ballte wütend die Fäuste. Es wurde immer schwieriger, die Menschen hier zu unterstützen. Wer nicht verhungern wollte, musste sich den Rebellen anschließen, auch wenn klar war, dass diese Leute nichts besser machen würden als die momentane Regierung. Sie wurde von Mara aus ihren Gedanken gerissen.
„Was hast du jetzt vor, Narda?“
„Am liebsten würde ich alle Militärstützpunkte in Arkanien in die Luft jagen.“
„Du weißt, dass uns das nichts nützt. Du darfst nicht in Erscheinung treten. Wenn man dich hier erwischt, hast du deine Position bei Baldet verspielt. Damit wäre dein Ziel in sehr weite Ferne gerückt und unser Leben noch schwieriger.“
„Ich weiß“, seufzte Narda niedergeschlagen. „Wann weißt du, ob alles glatt läuft?“
„Spätestens in zwei Tagen. Ich gebe dir auf dem üblichen Weg Bescheid.“
Die Frauen verabschiedeten sich und Narda machte sich auf den Rückweg. Dabei lief sie einer Militärpatrouille über den Weg. Die beiden Männer hoben sofort ihre Waffen und forderten Narda auf, stehen zu bleiben, doch die dachte gar nicht daran. Sie durfte hier nicht gefunden werden, deshalb schoss sie, ohne zu zögern, auf die Männer. Sie traf jedoch nur einen, während der Andere die Schüsse erwiderte und nach Verstärkung schrie.
Narda flüchtete durch die Kloaken der dunklen Gassen. Sie kannte sich hier gut aus, deshalb hatte sie keine Angst um sich. Doch da war die Sorge um ihre Freunde. Das Militär kannte keine Gnade, wenn es darum ging, Übergriffe der Rebellen zu ahnden. Leider wurden dabei immer die Falschen bestraft.
Jetzt war es jedoch zu spät, um darüber nachzudenken. Der Soldat kam ihr näher und sie musste auf ihren Weg achten. Keinesfalls durfte später ihr Fluchtweg rekonstruiert werden. Vorbei an stinkenden Müllbergen und huschendem Ungeziefer, rannte sie bis zu einem eingefallenen Eingang und wartete. Der Verfolger ließ nicht lange auf sich warten. Wenig später lag er stumm im Dreck der Strasse. Narda wollte und durfte keine Rücksicht nehmen. Jetzt lief sie zu ihrem Sandsurfer zurück und machte sich aus dem Staub.

Einige Tage später stand sie hinter ihrem Gönner, Feris Baldet, und massierte ihm die feisten Schultern. Der Mann grunzte dabei wollüstig vor sich hin, doch Narda achtete nicht darauf. Sie war immer bestrebt, sich nicht mehr als nötig mit dem Kerl zu beschäftigen, um den Ekel nicht übermächtig werden zu lassen. Doch er hatte irgendetwas gesagt und erwartete eine Antwort, die Narda nicht gab. Deshalb wandte er sich, so weit es ihm möglich war, um und schielte zu Narda hoch.
„He, was ist los?“, brummte er. „Hörst du nicht zu, wenn dein Traummann dir was sagt?“
„Entschuldige, Feris. Ich war mit meinen Gedanken woanders.“
„Genau, und das in der letzten Zeit ziemlich oft.“
Feris erhob sich ächzend und schlenderte zum Bad hinüber, wobei er es nicht lassen konnte, sich im Vorbeigehen in einem riesigen Spiegel zu bewundern. Narda schüttelte sich, als sie sah, wie liebevoll er seine Fettwülste streichelte und selbstverliebt an sich herunter sah.
„Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie ich dich zufrieden stellen kann“, rief sie ihm hinterher, wobei sie ein hämisches Grinsen nicht vermeiden konnte.
„Das ist doch selbstverständlich. Aber du musst nun stark sein. Ich habe mich entschlossen, dass du auf mich verzichten musst. Das heißt: Du gehst. Ab morgen wird eine andere Frau deinen Platz einnehmen.“
„Hör zu, Schatz!“, sagte Narda mit sanfter Stimme. „Du kannst mich nicht einfach ausbooten. So läuft das nicht.“
„So? Kann ich nicht? Ist schon passiert“, tönte seine Stimme aus dem Bad. „War eine schöne Zeit mit dir, ganz ehrlich, doch nun“, Baldet kam ins Zimmer zurück und warf ein Handtuch zu Narda herüber, „ist es vorbei.“
„Feris!“
„Nichts da. Ich habe weder Zeit noch Lust mit dir herum zu diskutieren. Also, zieh dich an. Wenn ich zurückkomme, bist du weg. Oder …“
„Oder was? Hör mal gut zu, Bursche!“ Narda baute sich vor dem Mann auf. „Bisher habe ich dein Machogehabe ertragen, weil du mir nützlich warst. Doch wenn du mit solchen Sprüchen kommst, musst du leider meine andere Seite kennen lernen. Ein Wicht wie du, kann mich nicht einfach vor die Tür setzen. Oder glaubst du etwa, ich würde mich mit einem schmierigen Typen wie dir einlassen, ohne gewisse Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen? Für wie blöd hältst du mich?“
„Aber Narda“, staunte Baldet und wich einige Schritte zurück. „Was ist denn mit dir los? Mein Schmusekätzchen …“
„Noch ein Wort und dein Schmusekätzchen kratzt dir die Augen aus.“
„Narda, sei vernünftig.“
„Oh, ich bin vernünftig. Wie vernünftig, wirst du noch sehr unangenehm zu spüren bekommen. Setz dich da hin und hör genau zu.“
„Jetzt hör aber mal …“
„Mach deine schleimigen Sprechwerkzeuge gar nicht erst auf. Kommt sowieso nur fauler Ausschuss raus. Ich will versuchen, dir etwas in den hohlen Schädel zu quetschen. Wenn du das nicht kapieren willst, werde ich es dir rein prügeln. Klar?“
„Aber Narda, was soll denn dieser Ton?“, wimmerte Baldet verschreckt. „So kenne ich dich ja gar nicht.“
„Nein. So kennst du mich nicht. Aber du wirst mich noch kennen lernen, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und zuhörst. Pass auf! Du willst mich raus werfen? Tu das. Nur wirst du dann ab morgen deine geliebte Arbeit verlieren und mit ihr dein schönes, bequemes Leben. Wenn du Pech hast, stecken Sie dich auch noch in den Knast. Dort kannst du dich dann mit netten Unterweltlern vergelüstigen. Na ja, vielleicht ist es auch umgekehrt. Sind das nicht schöne Aussichten?“
Feris sah mit offenem Mund zu Narda auf. Er begriff überhaupt nicht, wovon die Schönheit mit der sanften Stimme da sprach. Für ihn war es nur eine Affäre, wie schon viele andere vorher. Die Frauen aus den Slums waren immer sehr gefügig gewesen, ohne nur den geringsten Zweifel seiner Autorität aufkommen zu lassen. Und jetzt redete diese Frau in einer verwahrlosten Sprache, die er sich streng verbeten hatte, völlig unsinniges Zeug.
Er hatte gleich gewusst, dass es ein Fehler war, ihren Wunsch zu erhören und sie auf die Fliegerschule von Denabis gehen zu lassen. Menschen aus diesen Schichten waren undankbar. Hier hatte er den besten Beweis. Doch vielleicht hatte sich nur ihr Verstand getrübt, als sie begriff, dass es vorbei war.
„Narda“, begann er vorsichtig, „du weißt nicht was du redest. Beruhige dich erst einmal. Ruh dich noch ein bisschen aus, bevor du gehst. Du wirst sehen, morgen …“
„Mensch, tust du nur so dämlich oder verstehst du wirklich nichts?“ unterbrach Narda den Mann. „Ich rede kein wirres Zeug, sondern es geht hier um nackte Tatsachen. Morgen früh, wenn du im Büro wie gewohnt den armen Frauen mit deinem sülzigen Gelaber auf die Nerven gehst, wird dich dein Boss rufen. Er wird dir wahrscheinlich nahe legen, zu kündigen. Das wäre die beste Version für dich.
Allerdings glaube ich eher, dass dich jemand vom Sicherheitsdienst erwarten wird. Was steht auf Mord?“ Narda begann damit, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Mord ist auch bei den höher gestellten Leuten etwas höchst Verächtliches. Kannst du dir vorstellen, was mit dir passiert, wenn sie dich eines Mordes überführen?“
„Mord… überführen… ich habe nicht… ich meine…“, stotterte Baldet.
„Ich – wohlgemerkt – ich weiß das. Dazu bist du viel zu dumm und feige. Doch ab morgen werden erdrückende Beweise gegen dich vorliegen. Ja, und dann – auf Wiedersehen, Feris.“
„Unmöglich!“ Baldet sprang auf. Er begriff allmählich, was Narda ihm sagen wollte. „Wo sollten solche Beweise herkommen?“
„Woher? Mann, du hast wirklich keine Ahnung.“ Narda blieb vor dem leichenblassen Nervenbündel stehen. „Was glaubst du, ist letztes Jahr mit eurem Oberguru aus der Fliegerschule passiert?“ Sie gab Baldet einen Stoß, dass er zurück in den Sessel fiel. „Er hatte eine kleine Beziehung zu einer Bekannten von mir aufgebaut. Nun, er glaubte, so wie du jetzt, seine Bettgenossin mal eben zurück in die Slams von Kabairo abzuschieben, wäre das normalste der Welt. Leider, leider.“ Narda bückte sich und sah Feris in die wässrigen Augen. Sie hatte den Mann so weit.
„Azuba hat gar nicht … ich meine, er hat diese Frau gar nicht umgebracht? Aber die Beweise waren eindeutig.“
„Du hast Recht. Eindeutig und unwiderlegbar. Schlimme Sache, nicht?“
„Was willst du?“
„Endlich wirst du vernünftig. Besorg mir einen Platz auf dem Auswandererschiff. Dann bist du mich los.“
Baldet starrte Narda mit weit aufgerissenen Augen an. Er glaubte sich verhört zu haben, doch ihr Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel aufkommen. Sie meinte es völlig ernst.
„Du willst auf die Free World? Das geht nicht! Woher weißt du überhaupt von diesem Projekt? Es ist völlig geheim.“
„Geheim? Das ich nicht lache. Selbst die Rebellen sprechen schon davon. Also, was ist nun?“
„Wie soll ich das machen? Ich habe keinerlei Verfügungsgewalt über die Personalpolitik der Station und erst recht nicht über die Besatzung des Raumschiffs. Wie stellst du dir das vor?“
„Ich? Ich stelle mir vor, wie du deine schleimigen Finger, die doch sonst auch überall drin stecken, in alle Richtungen ausstreckst und alles für deine liebe Freundin Kadesch tust.“
Narda setzte sich gemütlich in einen Sessel, schüttete sich Kaffee ein und schaute über den Rand der Tasse zu Baldet herüber. Er saß, das Gesicht in die Hände gedrückt, immer noch auf seinem Platz und regte sich nicht. Doch Baldet wollte noch nicht aufgeben. Er stand langsam auf.
„Ich werde jetzt die Sicherheit rufen. Du wirst arretiert.“
„Du wirst nichts dergleichen tun!“ Narda stand ebenfalls auf und zog ein verstecktes Messer aus der Tasche. Noch bevor Baldet reagieren konnte, fühlte er schon das kalte Metall an seiner Kehle. „Feris, mein Schatz. Sprich nicht von solchen Sachen, wenn du weiter leben willst. Du hast Einfluss genug, um Überwachungskameras in deinem privaten Umfeld zu vermeiden. Also kannst du nicht beweisen, was hier geschieht. Denk nach!“
Baldet stand wie erstarrt und sah Narda mit tränennassen Augen an. Er kannte den Fall des ehemaligen Leiters der Fliegerschule. War es wirklich möglich, dass ihm der Mord an einer Beschäftigten der Schule nur angehängt worden war? Es erschien ihm immer noch unmöglich, doch Narda sprach sehr überzeugend. Bei genauem Nachdenken, kamen ihm auch einige Ungereimtheiten des Mordfalles in den Sinn.
„Kannst du beweisen, dass der Mordfall Azuba vorgetäuscht war?“ Baldet versuchte bei dieser Frage, seine Kehle aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Messers zu bekommen, was aber nicht gelang.
„Natürlich kann ich das“, lächelte Narda. „Sieh in deinem Schreibtisch nach. In der obersten Schublade liegen die Kopien der geheimen Unterlagen, die damals dafür gesorgt haben, dass Azuba angeklagt wurde. Wo kommen die wohl her?“
Narda nahm das Messer weg und stieß Baldet wieder zurück in den Sessel. Er war jetzt empfänglich für ihre Forderungen. Sie wartete noch einen Moment, bis Baldet sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich sagte sie: „Bevor du irgendwas ausheckst. Als Sofortmassnahme werde ich gleich meine Freunde bitten, in deinem Schreibtisch im Büro der GABA einige Unterlagen zu deponieren, die klar belegen, dass du mich umgebracht hast. Da ich offiziell in der Fliegerschule war, kann darüber nicht einfach hinweg gegangen werden. Es wird eine Untersuchung geben. Dabei wird heraus kommen, dass du meine Leiche im Kraftwerk entsorgt hast. Wie gefällt dir das?“
„Undenkbar!“
Narda lächelte und gab ein Signal in ihr Kommunikationsgerät ein. „Wenn du meinst, bitte. Die Unterlagen werden jedenfalls in einigen Minuten in deinem Schreibtisch liegen. Du kannst sie morgen überprüfen und vernichten. Allerdings nur, wenn wir uns jetzt einig werden. Natürlich liegen die gleichen Unterlagen, nur mit einer anderen Leiche, auch woanders aus. Den Ort bekommst du, sobald ich mit dem Schiff da oben weg bin. Als Bonus darfst du dir vielleicht sogar aussuchen, wer verschwinden soll. Noch Fragen?“
Baldet sackte zusammen. Ihm war klar, dass, wenn Narda nicht gelogen hatte, er keine Chance hatte. Das Militär fackelte nicht lange, wenn es um solche Sachen ging. Unter den wachsamen Augen Nardas schleppte er sich zu seinem Schreibtisch und prüfte die Akten des Mordfalls Azuba, die sie hinein gelegt hatte. Die Unterlagen schienen tatsächlich echt zu sein.
Narda nahm ihm nach einiger Zeit die Mappe aus der Hand und fragte, ob er einverstanden sei. Er nickte nur und Narda verabschiedete sich. Die Würfel waren gefallen und sie musste verschwinden, wenn der Plan aufgehen sollte. Schon bald würde sie zu den Auserwählten des Planeten gehören und damit ihr oberstes Ziel erreicht haben.
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternsucher

Wenn ich dich recht verstehe, geht es dir hierbei hauptsächlich um die Charakterzeichnung deiner Protagonistin „Narda“, also lasse ich mal ein paar ungereimtheiten, die nicht zu diesem Charakter gehören, außen vor.

Grob eingeschätzt:
Trotz mehrfachen Lesens erscheint es mir, als wären hier zwei verschiedene Frauen, die nur zufällig den gleichen Namen tragen, am Werk.

Es beginnt mit einer kraftvollen Frau, die weniger mit dem Kopf, dafür mehr mit dem Herzen agiert. Sie spioniert in der Wüste, kollaboriert mit den Rebellen, unterstützt die notleidende Bevölkerung und entpuppt sich als knallharte Kämpferin.
Schon im ersten Teil läuft meines Erachtens ihre Rolle etwas aus dem Ruder, während sie zu Beginn wie ein weiblicher Robin Hood wirkte, erscheint sie in der Konfrontation mit den beiden Soldaten wie eine Partisanin. In meinem (persönlichen und rein subjektiven) Kopfkino erscheint Narda wie eine Klingonin.
Im Zweiten Teil ändert sie sich völlig, sie wird die kühle Denkerin, wohl überlegt, Intrigant und vorausplanend, ohne Empfindung. Ausschließlich auf ihren Vorteil, auf ihr Ziel bedacht, dabei unterstützt von einer machtvollen Gruppe.
Für mich erscheint hier eine ganz andere Frau, wohl am ehesten eine Cardassianerin, die zufällig auch Narda heißt.

Natürlich kann man die Story, die sich rings um diese Charaktere spinnt, nicht auslassen.
In dieser Kurzgeschichte wird jedenfalls kein ausreichender Zusammenhang klar.
Die „cardassianische Narda“ ist ausreichend gut und schlüssig gezeichnet, die erste Narda sollte aus oben erwähnten Gründen noch einmal etwas „modifiziert“ werden.
Etwas sorgsamer im Umgang mit den Soldaten, nicht ganz so auf den Kampf fixiert. Eher eine kühl überlegte Vermeidung der Kampfsituation, diese würde beiden Narda-Rollen etwas gerechter werden.

PS:
Dein „Feris Baldet“ erlebt im zweiten Teil eine ebenso wundersame wie erschreckende Verwandlung vom Macho zum Softy. Zwischen
„Nichts da. Ich habe weder Zeit noch Lust mit dir herum zu diskutieren. Also, zieh dich an. Wenn ich zurückkomme, bist du weg. Oder …"
und
„Aber Narda“, staunte Baldet und wich einige Schritte zurück. „Was ist denn mit dir los? Mein Schmusekätzchen …“
liegt gerade mal eine einzige verbale Atacke Nardas.

:) Aber wen interressiert schon Feris? :)

Mit freundlichen Grüßen
FrankK
 

sternsucher

Mitglied
Hallo FrankK,
ersteinmal danke für deine Mühe.
Nachdem ich den Text nochmals aus deiner Sicht gelesen habe, muss ich dir zustimmen. Der ‚unwissende’ Leser sieht wohl wirklich zwei verschiedene Frauen.
Die Person Narda stammt aus einem kompletten Roman und ich setze wohl zu viel Wissen voraus, da die Geschichte in sich zwar abgeschlossen, aber doch auf dem Ursprungsroman basiert. Daher ist in meinem Kopf alles klar. Das muss ich ändern.

Falls Interesse besteht, eine kurze Erklärung: Auf dem Planeten herrscht Untergangsstimmung. Das Übliche, Reiche haben alles, Arme nichts. Die Umwelt ist irreparabel geschädigt. Narda stammt aus den Reihen der Rebellen und hat dort gelernt zu kämpfen und zu überleben. Da sie aber ein kluger Kopf ist, weiß sie, dass sie nur überleben kann, wenn sie da raus kommt.
Deshalb lässt sie sich, wie es dort üblich ist, von einem hochdatierten Mann als zeitweilige Vergnügung einsammeln und kommt auf diese Art in die besseren Bereiche. Da sie aber weiß, dass dieses Verhältnis schnell vorbei sein kann, ist sie vorbereitet.
Die Spionage in der Wüste ist nur die Einholung von Infos, die sie ihrer Freundin weiter gibt, damit diese das Weitere erledigen kann. Nebenbei benutzt sie ihre Möglichkeiten, ihren Freunden zu helfen.
Das Feris sich so schnell wandelt, liegt einfach daran, dass es für ihn undenkbar ist, dass eine Konkubine Widerworte gibt.

Ich werde diese Geschichte überarbeiten. Vielleicht überfliegt du sie ja bei Gelegenheit noch mal.

Schöne Grüße, sternsucher
 

FrankK

Mitglied
Hallo, sternensucher

Du meinst mit abgeschlossener Geschichte doch nicht etwa diese hier?
Ohne deinen Kommentar gelesen zu haben, würde mir an der Geschichte der Anfang fehlen, was macht Narda dort in der Wüste und wozu?
Ich würde die eigentliche Story vermissen, wie will Narda ihr Ziel erreichen, welche Alternativen kann sie erwägen?
Mir fehlt der Handlungsbogen, was unternimmt sie, wie verhält sie sich, wenn ein Teil ihres Vorhabens mislingt, unerwartete Momente eintreffen?
Mir fehlt der Schluß der Geschichte, hat sie ihr Ziel erreicht oder verfehlt, wird sie bei einem Fehlschlag weiter kämpfen oder richtet sie ihr Augenmerk auf andere Ziele?

In deinem Kommentar gibst du einen kurzen Abriss dieser fehlenden Punkte, ich als Leser kann sie jetzt in die Geschichte hinein-interpretieren. Der Rahmen ist (erst jetzt) abgesteckt. Anfang und Ende einer Story, vor allem einer Kurzgeschichte müssen nicht immer eindeutig bis ins letzte Detail erklärt und beschrieben sein.

Ursprünglich habe ich aber auch gar nicht den Hintergrund der Story durchleuchtet sondern nur als Ausschnitt betrachtet, speziell in diesem Fall als eine Art Charakter-Studie.
Und diese ist, wie schon oben erklärt, nicht ganz positiv ausgefallen.

Übrigens:
Das Feris sich so schnell wandelt, liegt einfach daran, dass es für ihn undenkbar ist, dass eine Konkubine Widerworte gibt.
Der Umschwung von Macho nach Weichei ist zu übergangslos, er würde seine eingebildete „Machtstellung“ über seine „Konkubine“ doch niemals sofort kampflos aufgeben. Mindestens noch ein wenig einschüchtern.
Irgendwo in diesem Übergang (Macho nach Weichei) vermisse ich noch sowas wie:
Feris brauste auf: „Sag mal, wirst du jetzt größenwahnsinnig? Soll ich dich mal wieder auf den Boden der Tatsachen herunterhohlen? Vergiss nicht, wem du deine Stellung verdankst!“

;) Aber wen interressiert schon Feris? ;)

Ich freue mich schon auf deine Charakter-Anpassungen bezüglich Narda.

Viele Grüße

FrankK
 

sternsucher

Mitglied
Diese Kurzgeschichte ist eigentlich die Personalisierung einer Person in einem SF-Roman.
Es würde mich sehr interessieren, wie diese Frau beim Leser rüber kommt.
Hoffentlich viel Spaß.

Narda

Sie lag neben ihrem Sandsurfer und blinzelte in das grelle Licht des untergehenden Saridanus. Narda schloss für einen Moment die Augen und genoss den heißen Wüstenwind, der die nahe Nacht ankündigte.
Die Luft wurde etwas sauerstoffreicher, wenn Saridanus am Horizont verschwunden war. Sie liebte diesen Moment, der Unwissenden unverbrauchte Luft vorgaukelte. Ihre Aufmerksamkeit war abgelenkt, doch das kleine Licht entging ihr nicht.
„Wurde auch Zeit!“, brummte Narda und schob sich bis zur Kante der Sanddüne vor.
Mit einem Fernglas beobachtete sie das Licht weiter, wobei sie sich kurze Notizen auf einem Taschencomputer machte. Schließlich verschwand das Blinklicht und Narda schob sich zurück. Wenig später war von dem kleinen Sandsurfer nur noch eine Staubfahne zu sehen.
Narda hatte es eilig. Ihr Gönner machte in der letzten Zeit den Eindruck, als würde er auf einer Fortsetzung ihrer Beziehung keinen Wert mehr legen. Doch noch hatte sie den Zweck dieser leidigen Verbindung nicht vollständig erreicht, darum musste sie alle Möglichkeiten nutzen, die ihr zur Verfügung standen. Dazu gehörte auch, das eben Erfahrene weiter zu geben, damit im Notfall ihr gesetztes Ziel nicht unerreichbar wurde.
Es war dunkel, als Narda Kabairo erreichte. Die Stadt stammte noch aus den Zeiten, als ein normales Leben an der Oberfläche möglich war. Jetzt waren die oberirdischen Gebäude meist verfallen und bestanden aus aneinander gereihten Slums, in denen nur unbequeme, kriminelle oder einfach nur verarmte Menschen wohnten. Die überall eingesetzten und gut belegten Militärposten waren sehr notwendig, um dieses Gewimmel von Menschen aller Art zu kontrollieren. Die Regierung machte daraus keinen Hehl, sondern setzte diesen Umstand sogar als Propaganda ein.
Narda versteckte ihr Gefährt außerhalb der Stadt und schlich durch Strassen, die diesen Namen nicht mehr verdienten. Schließlich gelangte sie an eine halb verfallende Hütte. An der Tür gab sie leise Klopfzeichen.
Ebenso leise raunte eine Stimme hinter dem Eingang: „Wer?“
„Kadesch, mach auf. Hier draußen ist es nicht geheuer.“
Die Pforte ging auf und Narda wurde ins Dunkel gezogen. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war hielt ihr jemand eine Waffe unters Kinn. Ein Licht flammte auf und blendete sie. Narda wartete nicht lange, sondern handelte.
Gedankenschnell schlug sie zu. Gleichzeitig packte sie die Waffe und ging in die Hocke. Die Lampe klapperte zu Boden und der Besitzer lag stöhnend daneben.
„Verdammt!“, ächzte er. „Bist du übergeschnappt?“
„Palderas? - Warum hältst du mir eine Knarre an den Kopf? So was vertrage ich nicht sonderlich gut.“
„Wir müssen vorsichtig sein, die Regierungstruppen patrouillieren wieder verstärkt.“
„Wenn von denen einer vor der Tür gestanden hätte, wärst du schon erledigt gewesen. Wo ist Mara?“
Palderas schickte Narda in die Kellerräume und besetzte wieder seinen Wachposten. Wie fast überall auf Kronor, befanden sich Wohnbereiche unter der Erde, denn besonders bei der untersten Bevölkerungsschicht war es kaum möglich, überall Klimaanlagen einzubauen. Ohne diese Hilfe war jedoch tagsüber an ein längeres Durchhalten nicht zu denken, seit Krieg und Klimawandel das Leben auf Kronor bedrohte.
Narda betrat einen Raum, in dem etwa 40 Menschen kauerten. Leises Wimmern war zu hören, doch niemand achtete darauf. Sie fand ihre Freundin damit beschäftigt, einem etwa siebenjährigen Kind Flüssigkeit einzuflössen. Mara sah auf und winkte ihr, zu warten.
Einige Minuten später saßen sie zusammen und Mara sagte: „Schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir?“
„Im Moment geht es noch. Aber ich kann meinen Feris nicht mehr so gut kontrollieren. Scheinbar verliert er die Lust. Er ist mir nicht mehr so hörig wie früher, deshalb muss ich etwas unternehmen.“
„Der Mann wagt es tatsächlich, sich Narda Kadesch zu widersetzen?“, lachte Mara. „Er kennt dich doch jetzt schon ziemlich lange und müsste wissen, was es heißt, dich zu provozieren.“
„Oh, bisher war ich immer nur das schnurrende Kätzchen, das nur auf sein liebes Herrchen wartet. Anders lässt sich dieser Typ nicht rumkriegen. Im Gegensatz zu seinen früheren Frauen, benutze ich ihn schon sehr lange. Das kannst du schon daran sehen, dass ich die Fliegerschule besuchen durfte.“
„Ich weiß. Aber jetzt funktioniert die Geschichte nicht mehr?“
„Er besucht immer öfter die Huren in den Kasinos. Soll mir nur recht sein, dann lässt er mich wenigstens in Ruhe. Aber es sind deutliche Anzeichen.“
„Verstehe. Hast du schon die Infos eingeholt?“
„Gerade eben“, nickte Narda und übergab den Taschencomputer. Mara überprüfte kurz die Daten und lächelte.
„Also die Erpressungsschiene. Das wird deinem geliebten Feris nicht gefallen.“
„Ich bin nur eine arme, fast verlassene Frau und - rachsüchtig“, feixte Narda. „Was ist mit diesen Leuten hier?“
„Das Übliche. Verletzt und unterernährt. Wir haben fast keine Vorräte mehr.“
„Ist die Lieferung nicht angekommen? Ich habe Baldet erst vor zwei Tagen ein ganze LKW-Ladung Lebensmittel unterschlagen und sie hier her geschickt.“
„Das wird der Transporter gewesen sein, der gestern von den Militärs beschlagnahmt worden ist. Die machen sich damit ein schönes Leben. Verdammt!“
Narda ballte wütend die Fäuste. Es wurde immer schwieriger, ihre Freunde hier zu unterstützen. Wer nicht verhungern wollte, musste sich den Rebellen anschließen, auch wenn klar war, dass diese Leute nichts besser machen würden als die momentane Regierung. Sie wurde von Mara aus ihren Gedanken gerissen.
„Was hast du jetzt vor, Narda?“
„Am liebsten würde ich alle Militärstützpunkte in Arkanien in die Luft jagen.“
„Du weißt, dass uns das nichts nützt. Du darfst nicht in Erscheinung treten. Wenn man dich hier erwischt, hast du nicht nur deine Position bei Baldet verspielt. Dein Ziel, mit diesem ominösen Schiff von Kronor weg zu kommen, würde in sehr weite Ferne rücken und unser Leben wäre noch schwieriger.“
„Ich weiß“, seufzte Narda niedergeschlagen. „Wann weißt du, ob alles glatt läuft?“
„Spätestens in zwei Tagen. Ich gebe dir auf dem üblichen Weg Bescheid.“
Die Frauen verabschiedeten sich und Narda machte sich auf den Rückweg. Dabei lief sie einer Militärpatrouille über den Weg. Um sich nicht verdächtig zu machen, senkte sie ihren Blick und blieb scheinbar demütig stehen um die Männer vorbei zu lassen.
Doch einer der Soldaten blieb stehen und fragte: „He, du da. Komm mal ans Licht.“
Narda fluchte innerlich. Das fehlte noch. Durch die Bekanntschaft mit Baldet war sie vielen Soldaten bekannt, daher durfte sie sich keinesfalls kontrollieren lassen. Sie zögerte keinen Moment, sondern griff vorsichtig nach ihrer Waffe. Beide Soldaten hoben jetzt ihre Gewehre und forderten Narda auf, sich sofort auszuweisen. Doch die dachte gar nicht daran. Sie schoss, während sie sich zur Seite warf, traf jedoch nur einen der Männer, während der Andere die Schüsse erwiderte und nach Verstärkung schrie.
Narda flüchtete durch die Kloaken der dunklen Gassen. Sie kannte sich hier aus, deshalb hatte sie keine Angst um sich. Doch da war die Sorge um ihre Freunde. Das Militär kannte keine Gnade, wenn es darum ging, Übergriffe der Rebellen zu ahnden. Leider wurden dabei immer die Falschen bestraft.
Jetzt war es jedoch zu spät, um darüber nachzudenken. Der Soldat kam ihr näher und sie musste auf ihren Weg achten. Keinesfalls durfte später ihr Fluchtweg rekonstruiert werden. Vorbei an stinkenden Müllbergen und huschendem Ungeziefer, rannte sie bis zu einem eingefallenen Eingang und wartete. Der Verfolger ließ nicht lange auf sich warten. Wenig später lag er stumm im Dreck der Strasse. Narda wollte und durfte keine Rücksicht nehmen. Jetzt lief sie zu ihrem Sandsurfer zurück und machte sich aus dem Staub.

Einige Tage später stand sie hinter ihrem Gönner und massierte ihm die feisten Schultern. Der Mann grunzte dabei wollüstig vor sich hin, doch Narda achtete nicht darauf. Sie war immer bestrebt, sich nicht mehr als nötig mit dem Kerl zu beschäftigen, um den Ekel nicht übermächtig werden zu lassen. Doch er hatte irgendetwas gesagt und erwartete eine Antwort, die Narda nicht gab. Deshalb wandte er sich, so weit es ihm möglich war, um und schielte zu Narda hoch.
„He, was ist los?“, brummte er. „Hörst du nicht zu, wenn dein Traummann dir was sagt?“
„Entschuldige, Feris. Ich war mit meinen Gedanken woanders.“
„Genau, und das in der letzten Zeit ziemlich oft.“
Feris erhob sich ächzend und schlenderte zum Bad hinüber, wobei er es nicht lassen konnte, sich im Vorbeigehen in einem riesigen Spiegel zu bewundern. Narda schüttelte sich, als sie sah, wie liebevoll er seine Fettwülste streichelte und selbstverliebt an sich herunter sah.
„Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie ich dich zufrieden stellen kann“, rief sie ihm hinterher, wobei sie ein hämisches Grinsen nicht vermeiden konnte.
„Das ist doch selbstverständlich. Aber du musst nun stark sein. Ich habe mich entschlossen, dass du auf mich verzichten musst. Das heißt: Du gehst. Ab morgen wird eine andere Frau deinen Platz einnehmen.“
„Hör zu, Schatz!“, sagte Narda mit sanfter Stimme. „Du kannst mich nicht einfach ausbooten. So läuft das nicht.“
„So? Kann ich nicht? Ist schon passiert“, tönte seine Stimme aus dem Bad. „War eine schöne Zeit mit dir, ganz ehrlich, doch nun“, Baldet kam ins Zimmer zurück und warf ein Handtuch zu Narda herüber, „ist es vorbei.“
„Feris!“
„Nichts da. Ich habe weder Zeit noch Lust mit dir herum zu diskutieren. Also, zieh dich an. Wenn ich zurückkomme, bist du weg. Oder …“
„Oder was? Hör mal gut zu, Bursche!“ Narda baute sich vor dem Mann auf. Die Entscheidung war gefallen und es wurde Zeit, dass Baldet die Realität kennen lernte. „Bisher habe ich dein Machogehabe ertragen, weil du mir nützlich warst. Doch wenn du mit solchen Sprüchen kommst, musst du leider meine andere Seite kennen lernen. Ein Wicht wie du, kann mich nicht einfach vor die Tür setzen. Oder glaubst du etwa, ich würde mich mit einem schmierigen Typen wie dir einlassen, ohne gewisse Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen? Für wie blöd hältst du mich?“
„Wie bitte! Was fällt dir ein?“
„Bei deinem Anblick fällt mir so einiges ein. Setz dich.“
Feris starrte mit offenen Mund zu Narda herüber. Soetwas war ihm noch nie passiert.
„Aber Narda“, entgegnete er mehr erstaunt als ärgerlich, wobei er einige Schritte zurück wich. „Was sollen solche Reden? Mein Kätzchen …“
Narda machte einen Schritt auf ihn zu, wobei sie plötzlich ein verstecktes Messer in der Hand hielt. „Noch ein Wort und du brauchst die nächsten Wochen keine Rasur mehr.“
„Narda, sei vernünftig.“
„Oh, ich bin vernünftig. Wie vernünftig, wirst du noch sehr unangenehm zu spüren bekommen. Setz dich da hin und hör genau zu.“
„Jetzt hör aber mal …“
„Mach deine schleimigen Sprechwerkzeuge gar nicht erst auf. Kommt sowieso nur fauler Ausschuss raus. Ich will versuchen, dir etwas in den hohlen Schädel zu quetschen. Wenn du das nicht kapieren willst, werde ich es dir rein prügeln. Klar?“
„Aber Narda, was soll denn dieser Ton?“, wimmerte Baldet verschreckt. „So kenne ich dich ja gar nicht.“
„Nein. So kennst du mich nicht. Aber du wirst mich noch kennen lernen, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und zuhörst. Pass auf! Du willst mich raus werfen? Tu das. Nur wirst du dann ab morgen deine geliebte Arbeit verlieren und mit ihr dein schönes, bequemes Leben. Wenn du Pech hast, stecken Sie dich auch noch in den Knast. Dort kannst du dich dann mit netten Unterweltlern vergelüstigen. Na ja, vielleicht ist es auch umgekehrt. Sind das nicht schöne Aussichten?“
Feris sah mit offenem Mund zu Narda auf. Er begriff überhaupt nicht, wovon die Schönheit mit der sanften Stimme da sprach. Für ihn war es nur eine Affäre, wie schon viele andere vorher. Die Frauen aus den Slums waren immer sehr gefügig gewesen, ohne nur den geringsten Zweifel seiner Autorität aufkommen zu lassen. Und jetzt redete diese Frau in einer verwahrlosten Sprache, die er sich streng verbeten hatte, völlig unsinniges Zeug. Doch vielleicht hatte sich nur ihr Verstand getrübt, als sie begriff, dass es vorbei war.
„Narda“, begann er vorsichtig, „du weißt nicht was du redest. Beruhige dich erst einmal. Ruh dich noch ein bisschen aus, bevor du gehst. Du wirst sehen, morgen …“
„Mensch, tust du nur so dämlich oder verstehst du wirklich nichts?“ unterbrach Narda den Mann. „Ich rede kein wirres Zeug, sondern es geht hier um nackte Tatsachen. Morgen früh, wenn du im Büro wie gewohnt den armen Frauen mit deinem sülzigen Gelaber auf die Nerven gehst, wird dich dein Boss rufen. Er wird dir wahrscheinlich nahe legen, zu kündigen. Das wäre die beste Version für dich.
Allerdings glaube ich eher, dass dich jemand vom Sicherheitsdienst erwarten wird. Was steht auf Mord?“ Narda begann damit, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Mord ist auch bei den höher gestellten Leuten etwas höchst Verächtliches. Kannst du dir vorstellen, was mit dir passiert, wenn sie dich eines Mordes überführen?“
„Mord… überführen… ich habe nicht… ich meine…“, stotterte Baldet.
„Ich – wohlgemerkt – ich weiß das. Dazu bist du viel zu dumm und feige. Doch ab morgen werden erdrückende Beweise gegen dich vorliegen. Ja, und dann – auf Wiedersehen, Feris.“
„Unmöglich!“ Baldet sprang auf. Er begriff allmählich, was Narda ihm sagen wollte. „Wo sollten solche Beweise herkommen?“
„Woher? Mann, du hast wirklich keine Ahnung.“ Narda blieb vor dem leichenblassen Nervenbündel stehen. „Was glaubst du, ist letztes Jahr mit eurem Oberguru aus der Fliegerschule passiert?“ Sie gab Baldet einen Stoß, dass er zurück in den Sessel fiel. „Er hatte eine kleine Beziehung zu einer Bekannten von mir aufgebaut. Nun, er glaubte, so wie du jetzt, seine Bettgenossin mal eben zurück in die Slams von Kabairo abzuschieben, wäre das normalste der Welt. Leider, leider.“ Narda bückte sich und sah Feris in die wässrigen Augen. Sie hatte den Mann so weit.
„Azuba hat gar nicht … ich meine, er hat diese Frau gar nicht umgebracht? Aber die Beweise waren eindeutig.“
„Du hast Recht. Eindeutig und unwiderlegbar. Schlimme Sache, nicht?“
„Was willst du?“
„Endlich wirst du vernünftig. Besorg mir einen Platz auf dem Auswandererschiff. Dann bist du mich los.“
Baldet starrte Narda mit weit aufgerissenen Augen an. Er glaubte sich verhört zu haben, doch ihr Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel aufkommen. Sie meinte es völlig ernst.
„Du willst auf die Free World? Das geht nicht! Woher weißt du überhaupt von diesem Projekt? Es ist völlig geheim.“
„Geheim? Das ich nicht lache. Selbst die Rebellen sprechen schon davon. Also, was ist nun?“
„Wie soll ich das machen? Ich habe keinerlei Verfügungsgewalt über die Personalpolitik der Station und erst recht nicht über die Besatzung des Raumschiffs. Wie stellst du dir das vor?“
„Ich? Ich stelle mir vor, wie du deine schleimigen Finger, die doch sonst auch überall drin stecken, in alle Richtungen ausstreckst und alles für deine liebe Freundin Kadesch tust.“
Narda setzte sich gemütlich in einen Sessel, schüttete sich Kaffee ein und schaute über den Rand der Tasse zu Baldet herüber. Er saß, das Gesicht in die Hände gedrückt, immer noch auf seinem Platz und regte sich nicht. Doch Baldet wollte noch nicht aufgeben. Er stand langsam auf.
„Ich werde jetzt die Sicherheit rufen. Du wirst arretiert.“
„Du wirst nichts dergleichen tun!“ Narda stand ebenfalls auf und hob das Messer. Noch bevor Baldet reagieren konnte, fühlte er schon das kalte Metall an seiner Kehle. „Feris, mein Schatz. Sprich nicht von solchen Sachen, wenn du weiter leben willst. Du hast Einfluss genug, um Überwachungskameras in deinem privaten Umfeld zu vermeiden. Also kannst du nicht beweisen, was hier geschieht. Denk nach!“
Baldet stand wie erstarrt und sah Narda mit tränennassen Augen an. Er kannte den Fall des ehemaligen Leiters der Fliegerschule. War es wirklich möglich, dass ihm der Mord an einer Beschäftigten der Schule nur angehängt worden war? Es erschien ihm immer noch unmöglich, doch Narda sprach sehr überzeugend. Bei genauem Nachdenken, kamen ihm auch einige Ungereimtheiten des Mordfalles in den Sinn.
„Kannst du beweisen, dass der Mordfall Azuba vorgetäuscht war?“ Baldet versuchte bei dieser Frage, seine Kehle aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Messers zu bekommen, was aber nicht gelang.
„Natürlich kann ich das“, lächelte Narda. „Sieh in deinem Schreibtisch nach. In der obersten Schublade liegen die Kopien der geheimen Unterlagen, die damals dafür gesorgt haben, dass Azuba angeklagt wurde. Wo kommen die wohl her?“
Narda nahm das Messer weg und stieß Baldet wieder zurück in den Sessel. Er war jetzt empfänglich für ihre Forderungen. Sie wartete noch einen Moment, bis er sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich sagte sie: „Bevor du irgendwas ausheckst. Als Sofortmassnahme werde ich gleich meine Freunde bitten, in deinem Schreibtisch im Büro der GABA einige Unterlagen zu deponieren, die klar belegen, dass du mich umgebracht hast. Da ich offiziell in der Fliegerschule war, kann darüber nicht einfach hinweg gegangen werden. Es wird eine Untersuchung geben. Dabei wird heraus kommen, dass du meine Leiche im Kraftwerk entsorgt hast. Wie gefällt dir das?“
„Undenkbar!“
Narda lächelte und gab ein Signal in ihr Kommunikationsgerät ein. „Wenn du meinst, bitte. Die Unterlagen werden jedenfalls in einigen Minuten in deinem Schreibtisch liegen. Du kannst sie morgen überprüfen und vernichten. Allerdings nur, wenn wir uns jetzt einig werden. Natürlich liegen die gleichen Unterlagen, nur mit einer anderen Leiche, auch woanders aus. Den Ort bekommst du, sobald ich mit dem Schiff da oben weg bin. Als Bonus darfst du dir vielleicht sogar aussuchen, wer verschwinden soll. Noch Fragen?“
Baldet sackte zusammen. Ihm war klar, dass, wenn Narda nicht gelogen hatte, er keine Chance hatte. Das Militär fackelte nicht lange, wenn es um solche Sachen ging. Unter den wachsamen Augen Nardas schleppte er sich zu seinem Schreibtisch und prüfte die Akten des Mordfalls Azuba, die sie hinein gelegt hatte. Die Unterlagen schienen tatsächlich echt zu sein.
Narda nahm ihm nach einiger Zeit die Mappe aus der schlaffen Hand und fragte, ob er einverstanden sei. Er nickte nur und Narda verabschiedete sich. Die Würfel waren gefallen und sie musste verschwinden, wenn der Plan aufgehen sollte. Schon bald würde sie zu den Auserwählten des Planeten gehören und damit ihr oberstes Ziel erreicht haben.
 

sternsucher

Mitglied
Hallo FrankK,

jetzt habe ich deinen zweiten Kommentar erst gelesen, als ich den Text schon überarbeitet habe.
Macht nichts, ich denke, ich habe deine zusätzlichen Kritikpunkte schon verändert.

Du meinst mit abgeschlossener Geschichte doch nicht etwa diese hier?
Ohne deinen Kommentar gelesen zu haben, würde mir an der Geschichte der Anfang fehlen, was macht Narda dort in der Wüste und wozu?
Ich würde die eigentliche Story vermissen, wie will Narda ihr Ziel erreichen, welche Alternativen kann sie erwägen?
Mir fehlt der Handlungsbogen, was unternimmt sie, wie verhält sie sich, wenn ein Teil ihres Vorhabens mislingt, unerwartete Momente eintreffen?
Mir fehlt der Schluß der Geschichte, hat sie ihr Ziel erreicht oder verfehlt, wird sie bei einem Fehlschlag weiter kämpfen oder richtet sie ihr Augenmerk auf andere Ziele?
Auch wenn es mir in erster Linie um Narda geht, habe ich den Text doch als Kurzgeschichte geschrieben. Soll heißen: nur das Wichtigste. In diesem Fall ist das Narda, die hoch hinaus will, alles dafür tut und in dieser Momentaufnahme an einen entscheidenen Punkt auf ihrem Weg kommt.
Aber vielleicht beinhalten die, teilweise geringen, aber wichtigen Veränderungen, schon einiges.

Schöne Grüße, sternsucher
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternensucher

Änderungen bemerkt und noch mal gelesen und mit dem alten Text verglichen.

Narda wirkt jetzt in beiden Situationen Charakterlich besser gezeichnet, jetzt wird auch klar, das sie sich bei Feris nur verstellt hat.

Zur Story der Kurzgeschichte:
Geschickt eingewobene Erklärungen bauen jetzt ein kleines Fundament, auf dem der Leser seine eigene Fantasie setzen kann.

Mich persönlich stören noch ein paar Punkte:

Sie lag neben ihrem Sandsurfer und blinzelte in das grelle Licht des untergehenden Saridanus. Narda schloss für einen Moment die Augen und genoss .... Ihre Aufmerksamkeit war abgelenkt, doch das kleine Licht entging ihr nicht.
Sie blinzelt in grelles Licht und soll ein kleines Licht erkennen können? Mit geschlossenen Augen?

Durch die Bekanntschaft mit Baldet war sie vielen Soldaten bekannt,
Doppelte Worte: "Bekanntschaft, bekannt"
Besser: Durch Baldet war sie vielen Soldaten bekannt,

Beide Soldaten hoben jetzt ihre Gewehre und forderten Narda auf, sich sofort auszuweisen. Doch die dachte gar nicht daran. Sie schoss, während sie sich zur Seite warf, traf jedoch nur einen der Männer, während der Andere die Schüsse erwiderte und nach Verstärkung schrie.
Nun, ja, wahrscheinlich wirft sie sich nicht nur zur Seite sondern auch in Deckung, sonst könnte der zweite Mann sie ja treffen. Probleme:
Warum tötet sie den zweiten Mann nicht mit einem weiteren Schuss?
Wo bleibt die Verstärkung, die der zweite Mann gerufen hat?

Narda machte einen Schritt auf ihn zu, wobei sie plötzlich ein verstecktes Messer in der Hand hielt.
Ist das Messer nun versteckt oder hält sie es in der Hand?
Las das "versteckte" einfach weg, liest sich besser.

„Ich? Ich stelle mir vor, wie du deine schleimigen Finger, die doch sonst auch überall drin stecken, in alle Richtungen ausstreckst und alles für deine liebe Freundin Kadesch tust.“
Ich kann mir nicht vorstellen, das Narda sich selbst beim Nachnamen nennt, zumindest nicht in diesem Kontext.
Klänge es nicht auch besser, wenn er seine "schmierigen Beziehungen" statt der schleimigen Finger ausnutzt?


Mit freundlichem Gruß

FrankK
 

sternsucher

Mitglied
Hallo FrankK,
ich freue mich, dass du die Veränderungen bemerkt und so positiv eingestuft hast.
Bei den von dir angesprochenen Dingen hast du völlig recht. Meist reicht die möglichst knappe Schilderung der Umstände einfach nicht aus. Wie z.B. beim Zusammentreffen von Narda und den Soldaten. Natürlich wirft sie sich in Deckung und der zweite Mann ebenfalls. Deshalb kann sie ihn nicht treffen. Die Verstärkung kann nicht sofort zur Stelle sein.
Wie gesagt, es stimmt und ich werde deine guten Ratschläge in Kürze beherzigen.

Schöne Grüße, sternsucher
 

sternsucher

Mitglied
Diese Kurzgeschichte ist eigentlich die Personalisierung einer Person in einem SF-Roman.
Es würde mich sehr interessieren, wie diese Frau beim Leser rüber kommt.
Hoffentlich viel Spaß.

Narda

Sie lag neben ihrem Sandsurfer und blinzelte in das grelle Licht des untergehenden Saridanus. Narda schloss für einen Moment die Augen und genoss den heißen Wüstenwind, der die nahe Nacht ankündigte. Die Luft wurde etwas sauerstoffreicher, wenn Saridanus am Horizont verschwunden war. Sie liebte diesen Moment, der Unwissenden unverbrauchte Luft vorgaukelte.
Ihre Aufmerksamkeit war jedoch nur kurz abgelenkt, denn es gab wichtigeres, als die Betrachtung des Sonnenuntergangs. In der schnell hereinbrechenden Dunkelheit konnte sie Lichtzeichen erkennen.
„Wurde auch Zeit!“, brummte Narda und schob sich bis zur Kante der Sanddüne vor.
Mit einem Fernglas beobachtete sie die Blinkzeichen weiter, wobei sie sich kurze Notizen auf einem Taschencomputer machte. Schließlich verschwand das Licht und Narda schob sich zurück. Wenig später war von dem kleinen Sandsurfer nur noch eine Staubfahne zu sehen.
Narda hatte es eilig. Ihr Gönner machte in der letzten Zeit den Eindruck, als würde er auf ihre Beziehung keinen Wert mehr legen. Doch noch hatte sie den Zweck dieser leidigen Verbindung nicht vollständig erreicht, darum musste sie alle Möglichkeiten nutzen, die ihr zur Verfügung standen. Dazu gehörte auch, das eben Erfahrene weiter zu geben, damit sie ihr Ziel im Fall einer Trennung trotzdem erreichte.
Der Mond ging gerade auf, als Narda Kabairo erreichte. Die Stadt stammte noch aus den Zeiten, als ein normales Leben an der Oberfläche möglich war. Jetzt waren die oberirdischen Gebäude meist verfallen und bestanden aus aneinander gereihten Slums, in denen nur unbequeme, kriminelle oder einfach nur verarmte Menschen wohnten. Die überall eingesetzten und gut belegten Militärposten waren dringend notwendig, um dieses Gewimmel von Menschen aller Art zu kontrollieren. Die Regierung machte daraus keinen Hehl, sondern setzte diesen Umstand sogar als Propaganda ein.
Narda versteckte ihr Gefährt außerhalb der Stadt und schlich durch Strassen, die diesen Namen nicht mehr verdienten. Schließlich gelangte sie an eine halb verfallende Hütte. An der Tür gab sie leise Klopfzeichen.
Ebenso leise raunte eine Stimme hinter dem Eingang: „Wer?“
„Kadesch, mach auf. Hier draußen ist es nicht geheuer.“
Die Pforte ging auf und Narda wurde ins Dunkel gezogen. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war hielt ihr jemand eine Waffe unters Kinn. Ein Licht flammte auf und blendete sie. Narda wartete nicht lange, sondern handelte.
Gedankenschnell schlug sie zu. Gleichzeitig packte sie die Waffe und ging in die Hocke. Die Lampe klapperte zu Boden und der Besitzer lag stöhnend daneben.
„Verdammt!“, ächzte er. „Bist du übergeschnappt?“
„Palderas? - Warum hältst du mir eine Knarre an den Kopf? So was vertrage ich nicht sonderlich gut.“
„Wir müssen vorsichtig sein, die Regierungstruppen patrouillieren wieder verstärkt.“
„Wenn von denen einer vor der Tür gestanden hätte, wärst du schon erledigt gewesen. Wo ist Mara?“
Palderas schickte Narda in die Kellerräume und besetzte wieder seinen Wachposten. Wie fast überall auf Kronor, befanden sich Wohnbereiche unter der Erde, denn besonders bei der untersten Bevölkerungsschicht war es kaum möglich, überall Klimaanlagen einzubauen. Seit Krieg und Klimawandel das Leben auf Kronor bedrohte, ließ es sich ohne diese Hilfe tagsüber an der Oberfläche kaum aushalten.
Narda betrat einen Raum, in dem etwa 40 Menschen kauerten. Leises Wimmern war zu hören, doch niemand achtete darauf. Sie fand ihre Freundin damit beschäftigt, einem etwa siebenjährigen Kind Flüssigkeit einzuflössen. Mara sah auf und winkte ihr, zu warten.
Einige Minuten später saßen sie zusammen und Mara sagte: „Schön dich mal wieder hier zu sehen. Wie geht es dir?“
„Im Moment geht es noch. Aber ich kann meinen Feris nicht mehr so gut kontrollieren. Scheinbar verliert er die Lust. Er ist mir nicht mehr so hörig wie früher, deshalb muss ich etwas unternehmen.“
„Der Mann wagt es tatsächlich, sich Narda Kadesch zu widersetzen?“, lachte Mara. „Er kennt dich doch jetzt schon ziemlich lange und müsste wissen, was es heißt, dich zu provozieren.“
„Oh, bisher war ich immer nur das schnurrende Kätzchen, das nur auf sein liebes Herrchen wartet. Anders lässt sich dieser Typ nicht rumkriegen. Im Gegensatz zu seinen früheren Bettgenossinnen, benutze ich ihn schon sehr lange. Das kannst du schon daran sehen, dass ich die Fliegerschule besuchen durfte.“
„Ich weiß. Aber jetzt funktioniert die Geschichte nicht mehr?“
„Er besucht immer öfter die Huren in den Kasinos. Soll mir nur recht sein, dann lässt er mich wenigstens in Ruhe. Aber es sind deutliche Anzeichen.“
„Verstehe. Hast du schon die Infos eingeholt?“
„Gerade eben“, nickte Narda und übergab den Taschencomputer. Mara überprüfte kurz die Daten und lächelte.
„Also die Erpressungsschiene. Das wird deinem geliebten Feris nicht gefallen.“
„Ich bin nur eine arme, fast verlassene Frau und - rachsüchtig“, feixte Narda. „Was ist mit diesen Leuten hier?“
„Das Übliche. Verletzt und unterernährt. Wir haben fast keine Vorräte mehr.“
„Ist die Lieferung nicht angekommen? Ich habe Baldet erst vor zwei Tagen ein ganze LKW-Ladung Lebensmittel unterschlagen und sie hier her geschickt.“
„Das wird der Transporter gewesen sein, der gestern von den Militärs beschlagnahmt worden ist. Die machen sich damit ein schönes Leben. Verdammt!“
Narda ballte wütend die Fäuste. Es wurde immer schwieriger, ihre Freunde hier zu unterstützen. Wer nicht verhungern wollte, musste sich den Rebellen anschließen, auch wenn klar war, dass diese Leute nichts besser machen würden als die momentane Regierung. Sie wurde von Mara aus ihren Gedanken gerissen.
„Was hast du jetzt vor, Narda?“
„Am liebsten würde ich den Soldaten den LKW wieder abnehmen.“
„Mach keine Dummheiten. Du darfst nicht in Erscheinung treten. Wenn man dich hier erwischt, hast du nicht nur deine Position bei Baldet verspielt. Dein Ziel, mit diesem ominösen Schiff von Kronor weg zu kommen, würde in sehr weite Ferne rücken und unser Leben wäre noch schwieriger.“
„Ich weiß“, seufzte Narda niedergeschlagen. „Wann weißt du, ob alles glatt läuft?“
„Spätestens in zwei Tagen. Ich gebe dir auf dem üblichen Weg Bescheid.“
Die Frauen verabschiedeten sich und Narda machte sich auf den Rückweg. Dabei lief sie einer Militärpatrouille über den Weg. Um sich nicht verdächtig zu machen, senkte sie ihren Blick und blieb scheinbar demütig stehen um die Männer vorbei zu lassen.
Doch einer der Soldaten blieb ebenfalls stehen und befahl: „He, du da. Komm mal ans Licht.“
Narda fluchte innerlich. Das fehlte noch. Baldet hatte sie in gesellschaftliche Kreise eingeführt, wo unter anderem Offiziere der hier stationierten Soldaten Ein und Aus gingen. Sie durfte sich keinesfalls kontrollieren lassen, da die Gefahr der Erkennung zu groß war. Daher zögerte sie keinen Moment, sondern tastete vorsichtig nach ihrer Waffe. Beide Soldaten hoben jetzt ihre Gewehre und forderten Narda auf, sich auszuweisen. Doch die dachte gar nicht daran. Sie schoss, während sie hinter einem Mauerrest Schutz suchte, traf jedoch nur einen der Männer. Der Andere war schneller und sprang in Deckung, während er die Schüsse erwiderte.
Narda flüchtete durch die Kloaken der dunklen Gassen. Sie kannte sich hier aus, deshalb hatte sie keine Angst um sich. Doch da war die Sorge um ihre Freunde. Das Militär kannte keine Gnade, wenn es darum ging, Übergriffe der Rebellen zu ahnden. Leider wurden dabei immer die Falschen bestraft.
Jetzt war es jedoch zu spät, um darüber nachzudenken. Der Soldat folgte ihr und sie wusste, dass er Verstärkung angefordert hatte. Deshalb, und weil ihr Fluchtweg nicht rekonstruiert werden durfte, konnte Narda keine Rücksicht nehmen. Vorbei an stinkenden Müllbergen und huschendem Ungeziefer, machte sie einen Bogen und kam so in den Rücken des Verfolgers. Wenig später lag er stumm im Dreck der Strasse. Jetzt rannte sie zu ihrem Sandsurfer zurück und war wenig später nicht mehr zu sehen.

Einige Tage später stand sie hinter ihrem Gönner und massierte ihm die feisten Schultern. Der Mann grunzte dabei wollüstig vor sich hin, doch Narda achtete nicht darauf. Sie war immer bestrebt, sich nicht mehr als nötig mit dem Kerl zu beschäftigen, um den Ekel nicht übermächtig werden zu lassen. Doch er hatte irgendetwas gesagt und erwartete eine Antwort, die Narda nicht gab. Deshalb wandte er sich, so weit es ihm möglich war, um und schielte zu Narda hoch.
„He, was ist los?“, brummte er. „Hörst du nicht zu, wenn dein Traummann dir was sagt?“
„Entschuldige, Feris. Ich war mit meinen Gedanken woanders.“
„Genau, und das in der letzten Zeit ziemlich oft.“
Feris erhob sich ächzend und schlenderte zum Bad hinüber, wobei er es nicht lassen konnte, sich im Vorbeigehen in einem riesigen Spiegel zu bewundern. Narda schüttelte sich, als sie sah, wie liebevoll er seine Fettwülste streichelte und selbstverliebt an sich herunter sah.
„Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie ich dich zufrieden stellen kann“, rief sie ihm hinterher, wobei sie ein hämisches Grinsen nicht vermeiden konnte.
„Das ist doch selbstverständlich. Aber es reicht jetzt. Ich wollte es dir eigentlich erst in ein paar Tagen sagen, aber mir fällt gerade ein, dass du deine Nachfolgerin in meine Vorzüge und Vorlieben einweisen kannst. Das erspart mir langwierige Erklärungen. Also, du musst auf mich verzichten. Ab morgen wird eine andere Frau deinen Platz einnehmen und du verschwindest, sobald du ihr alles erklärt und gezeigt hast.“
„Hör zu, Schatz!“, sagte Narda mit sanfter Stimme, wobei sie aber wütend die Fäuste ballte. „Du kannst mich nicht einfach ausbooten. So läuft das nicht.“
„So? Kann ich nicht? Ist schon passiert“, tönte seine Stimme aus dem Bad. „War eine schöne Zeit mit dir, ganz ehrlich, doch nun“, Baldet kam ins Zimmer zurück und warf ein Handtuch zu Narda herüber, „ist es vorbei.“
„Feris!“
„Nichts da. Ich habe weder Zeit noch Lust mit dir herum zu diskutieren. Ich werde jetzt alles in die Wege leiten. Wenn ich zurückkomme, hast du deine Sachen gepackt, oder …“
„Oder was? Hör mal gut zu, Bursche!“ Narda baute sich vor dem Mann auf. Die Entscheidung war gefallen und es wurde Zeit, dass Baldet die Realität kennen lernte. „Bisher habe ich dein Machogehabe ertragen, weil du mir nützlich warst. Doch wenn du mit solchen Sprüchen kommst, musst du leider meine andere Seite kennen lernen. Ein Wicht wie du, kann mich nicht einfach vor die Tür setzen. Oder glaubst du etwa, ich würde mich mit einem schmierigen Typen wie dir einlassen, ohne gewisse Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen? Für wie blöd hältst du mich?“
„Wie bitte! Was fällt dir ein?“
„Bei deinem Anblick fällt mir so einiges ein. Setz dich.“
Feris starrte mit offenem Mund zu Narda herüber. So etwas war ihm noch nie passiert.
„Aber Narda“, entgegnete er mehr erstaunt als ärgerlich, wobei er einige Schritte zurück wich. „Was sollen solche Reden? Mein Kätzchen …“
Narda machte einen Schritt auf ihn zu und hatte plötzlich ein Messer in der Hand. „Noch ein Wort und du brauchst die nächsten Wochen keine Rasur mehr.“
„Narda, sei vernünftig.“ Feris starrte die Waffe wie hypnotisiert an.
„Oh, ich bin vernünftig. Wie vernünftig, wirst du noch sehr unangenehm zu spüren bekommen. Setz dich da hin und hör genau zu.“
„Jetzt hör aber mal …“
„Mach deine schleimigen Sprechwerkzeuge gar nicht erst auf. Kommt sowieso nur faules Zeug raus. Ich will versuchen, dir etwas in den hohlen Schädel zu quetschen. Wenn du das nicht kapieren willst, werde ich es dir rein prügeln. Klar?“
„Aber Narda, was soll denn dieser Ton?“, wimmerte Baldet. „So kenne ich dich ja gar nicht.“
„Nein. So kennst du mich nicht. Aber du wirst mich noch kennen lernen, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und zuhörst. Pass auf! Du willst mich raus werfen? Tu das. Nur wirst du dann ab morgen deine geliebte Arbeit verlieren und mit ihr dein schönes, bequemes Leben. Wenn du Pech hast, stecken sie dich auch noch in den Knast. Dort kannst du dich dann mit netten Unterweltlern vergelüstigen. Na ja, vielleicht ist es auch umgekehrt. Sind das nicht schöne Aussichten?“
Feris sah mit offenem Mund zu Narda hoch. Er begriff überhaupt nicht, wovon die Schönheit mit der sanften Stimme da sprach. Für ihn war es nur eine Affäre, wie schon viele andere vorher. Die Frauen aus den Slums waren immer sehr gefügig gewesen, ohne nur den geringsten Zweifel seiner Autorität aufkommen zu lassen. Und jetzt redete diese Frau in einer verwahrlosten Sprache, die er sich streng verbeten hatte, völlig unsinniges Zeug. Doch vielleicht hatte sich nur ihr Verstand getrübt, als sie begriff, dass es vorbei war.
„Narda“, begann er vorsichtig, „du weißt nicht was du redest. Beruhige dich erst einmal. Wenn du willst, kannst du auch noch ein paar Wochen auf die Schule gehen. Das wäre doch was, oder? Du wirst sehen, morgen …“
„Mensch, tust du nur so dämlich oder verstehst du wirklich nichts?“ unterbrach Narda den Mann. „Ich rede kein wirres Zeug, sondern es geht hier um nackte Tatsachen. Morgen früh, wenn du im Büro wie gewohnt den armen Frauen mit deinem sülzigen Gelaber auf die Nerven gehst, wird dich dein Boss rufen. Er wird dir wahrscheinlich nahe legen, zu kündigen. Das wäre die beste Version für dich.
Allerdings glaube ich eher, dass dich jemand vom Sicherheitsdienst erwarten wird. Was steht auf Mord?“ Narda begann damit, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Mord ist auch bei den höher gestellten Leuten, zumindest offiziell, höchst verächtlich. Kannst du dir vorstellen was passiert, wenn sie dich eines Mordes überführen?“
„Mord… überführen… ich habe nicht… ich meine…“, stotterte Baldet.
„Ich – wohlgemerkt – ich weiß das. Dazu bist du viel zu dumm und feige. Doch ab morgen werden erdrückende Beweise gegen dich vorliegen. Ja, und dann – auf Wiedersehen, Feris.“
„Unmöglich!“ Baldet sprang auf. Er begriff allmählich, was Narda ihm sagen wollte. „Wo sollten solche Beweise herkommen?“
„Woher? Mann, du hast wirklich keine Ahnung.“ Narda blieb vor dem leichenblassen Nervenbündel stehen. „Was glaubst du, ist letztes Jahr mit eurem Oberguru aus der Fliegerschule passiert?“ Sie gab Baldet einen Stoß, dass er zurück in den Sessel fiel. „Er hatte eine kleine Beziehung zu einer Bekannten von mir aufgebaut. Nun, er glaubte, so wie du jetzt, seine Bettgenossin mal eben zurück in die Slams von Kabairo abzuschieben, wäre das normalste der Welt. Leider, leider.“ Narda bückte sich und sah Feris direkt in die wässrigen Augen. Sie hatte den Mann so weit.
„Azuba hat gar nicht … ich meine, er hat diese Frau gar nicht umgebracht? Aber die Beweise waren eindeutig.“
„Du hast Recht. Eindeutig und unwiderlegbar. Schlimme Sache, nicht?“
„Was willst du?“
„Endlich wirst du vernünftig. Besorg mir einen Platz auf dem Auswandererschiff. Dann bist du mich los.“
Baldet starrte Narda mit weit aufgerissenen Augen an. Er glaubte sich verhört zu haben, doch ihr Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel aufkommen. Sie meinte es völlig ernst.
„Du willst auf die Free World? Das geht nicht! Woher weißt du überhaupt von diesem Projekt? Es ist völlig geheim.“
„Geheim? Das ich nicht lache. Die Rebellen tüfteln sogar schon an dem Plan, das Schiff zu entern. Also, was ist nun?“
„Wie soll ich das machen? Ich habe keinerlei Verfügungsgewalt über die Personalpolitik der Station und erst recht nicht über die Besatzung des Raumschiffs. Wie stellst du dir das vor?“
„Ganz einfach. Du berichtest dem korrupten Pack, welches du Freunde nennst, dass du einen Herzenswunsch hast. Nämlich, dass die beste Pilotin des Planeten auf das Schiff gehört.“
Narda setzte sich gemütlich in einen Sessel, schüttete sich Kaffee ein und schaute über den Rand der Tasse zu Baldet herüber. Er saß, das Gesicht in die Hände gedrückt, immer noch auf seinem Platz und regte sich nicht. Doch er wollte noch nicht aufgeben. Er stand langsam auf.
„Ich werde jetzt die Sicherheit rufen. Du wirst arretiert.“
„Du wirst nichts dergleichen tun!“ Narda stand ebenfalls auf und hob das Messer. Noch bevor Baldet reagieren konnte, fühlte er schon das kalte Metall an seiner Kehle. „Feris, mein Schatz. Sprich nicht von solchen Sachen, wenn du weiter leben willst. Du hast Einfluss genug, um Überwachungskameras in deinem privaten Umfeld zu vermeiden. Also kannst du nicht beweisen, was hier geschieht. Denk nach!“
Baldet stand wie erstarrt und sah Narda mit tränennassen Augen an. Er kannte den Fall des ehemaligen Leiters der Fliegerschule. War es wirklich möglich, dass ihm der Mord an einer Beschäftigten der Schule nur angehängt worden war? Es erschien ihm immer noch unmöglich, doch Narda sprach sehr überzeugend. Bei genauem Nachdenken, kamen ihm auch einige Ungereimtheiten des Mordfalles in den Sinn.
„Kannst du beweisen, dass der Mordfall Azuba vorgetäuscht war?“ Baldet versuchte bei dieser Frage, seine Kehle aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Messers zu bekommen, was aber nicht gelang.
„Natürlich kann ich das“, lächelte Narda. „Sieh in deinem Schreibtisch nach. In der obersten Schublade liegen die Kopien der geheimen Unterlagen, die damals dafür gesorgt haben, dass Azuba angeklagt wurde. Wo kommen die wohl her?“
Narda nahm das Messer weg und stieß Baldet wieder zurück in den Sessel. Er war jetzt empfänglich für ihre Forderungen. Sie wartete noch einen Moment, bis er sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich sagte sie: „Bevor du irgendwas ausheckst. Als Sofortmassnahme werde ich gleich meine Freunde bitten, in deinem Schreibtisch im Büro der GABA einige Unterlagen zu deponieren, die klar belegen, dass du mich umgebracht hast. Da ich offiziell in der Fliegerschule bin, kann darüber nicht einfach hinweg gegangen werden. Es wird eine Untersuchung geben. Dabei wird heraus kommen, dass du meine Leiche im Kraftwerk entsorgt hast. Wie gefällt dir das?“
„Undenkbar!“
Narda lächelte und gab ein Signal in ihr Kommunikationsgerät ein. „Wenn du meinst, bitte. Die Unterlagen werden jedenfalls in einigen Minuten in deinem Schreibtisch liegen. Du kannst sie morgen überprüfen und vernichten. Allerdings nur, wenn wir uns jetzt einig werden. Natürlich liegen die gleichen Unterlagen, nur mit einer anderen Leiche, auch woanders aus. Den Ort bekommst du, sobald ich mit dem Schiff da oben weg bin. Als Bonus darfst du dir vielleicht sogar aussuchen, wer verschwinden soll. Noch Fragen?“
Baldet sackte zusammen. Ihm war klar, dass, wenn Narda nicht gelogen hatte, er keine Chance hatte. Das Militär fackelte nicht lange, wenn es um solche Dinge ging. Unter den wachsamen Augen Nardas schleppte er sich zu seinem Schreibtisch und prüfte die Akten des Mordfalls Azuba, die sie hinein gelegt hatte. Die Unterlagen schienen tatsächlich echt zu sein.
Narda nahm ihm nach einiger Zeit die Mappe aus der schlaffen Hand und fragte sanft, ob er einverstanden sei. Er nickte nur und Narda verabschiedete sich. Die Würfel waren gefallen und sie musste verschwinden, wenn der Plan aufgehen sollte. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Schon bald würde sie zu den Auserwählten des Planeten gehören und auf eine fantastische Reise gehen.
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternensucher

Ja aber hallo, schon fast genial, die persönlichkeit Nardas ist schon gut gewachsen.

Kleine ungereimthit, Stolperfalle:
Ebenso leise raunte eine Stimme hinter dem Eingang: „Wer?“
„Kadesch, mach auf. Hier draußen ist es nicht geheuer.“
Die Pforte ging auf und Narda wurde ins Dunkel gezogen. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war hielt ihr jemand eine Waffe

unters Kinn. Ein Licht flammte auf und blendete sie. Narda wartete nicht lange, sondern handelte.
Gedankenschnell schlug sie zu. Gleichzeitig packte sie die Waffe und ging in die Hocke. Die Lampe klapperte zu Boden und der

Besitzer lag stöhnend daneben.
„Verdammt!“, ächzte er. „Bist du übergeschnappt?“
„Palderas? - Warum hältst du mir eine Knarre an den Kopf? So was vertrage ich nicht sonderlich gut.“
Bis zu dieser Stelle weiß der Leser noch nicht, das "Kadesch" der Nachnahme der Protagonistin ist. Unter diesem Aspekt lesen sich die zitierten Zeilen noch etwas holprig. Zeilenlang stolperte ich in der Überlegung "Wer ist Wer?".

Die Passage mit den Soldaten...naja.
Die Erklärung mit dem Offizier aus besseren Kreisen, warum sollte ein Offizier selbst reguläre Streife laufen, oder habe ich das mißverstanden?
Ansonsten gefiel mir die Sache mit der Türnische, in der sie sich verbarg, doch besser. Ein weitläufiger Versuch, um den Block herum zu kommen um den Soldaten von hinten zu attakieren erhöht das Risiko erheblich, doch noch der Verstärkung in die Arme zu laufen. Dafür halte ich Narda (mittlerweile) für zu besonnen und überlegt.Sozusagen: verschlimmbessert.

„Ich werde jetzt die Sicherheit rufen. Du wirst arretiert.“
Selbst für einen Feris klingt das zu gestelzt, angesichts der Bedrohung durch Narda. Schließlich dominiert sie ihn eindeutig, da könnte sein aufbegehren doch bestenfalls nur noch ein "flämmchen" sein. Das oben klingt zu selbstbewusst.

Der Rest... Top!
Da brauche ich nichts mehr viel zu sagen.
Das Kopfkino funktioniert, ich sehe förmlich, wie Feris sich nur noch auf die Waffe konzentriert und versucht, sich da wieder herauszuwinden. Der arme Kerl, es muß ein regelrechter Schock für ihn gewesen sein, zu erkennen, daß er(!) diesmal nur benutzt wurde. Nicht zum Lustgewinn, sondern als Mittel zum Zweck.
Fast krieg ich Mitleid...

;) Aber wen interressiert schon Feris? ;)

PS:
Hast du auch Probleme bei Personenbeschreibungen?
Mir fällt es verdammt schwer, meine Akteure zu beschreiben. In deiner Geschichte erfährt man auch nichts über Nardas aussehen. Ich stelle sie mir als große, schlanke, dunkelhaarige Frau mit dunklem Teint vor. Oder so ähnlich.


Mit freundlichen Grüßen

FrankK
 

sternsucher

Mitglied
Hallo FrankK,
kein Nachname. Da habe ich ja einen Bock geschossen. Ts, ts.

Das mit dem Soldaten ist mir im Nachhinein auch aufgefallen. Sollte eigentlich als kluger Schachzug dargestellt werden, war aber Unfug.
Das mit den Offizieren hattest du tatsächlich falsch verstanden, bzw. ich habe es nicht richtig beschrieben. Narda hatte Angst, dass man sie mit auf die Station nimmt und dort wäre alles raus gekommen. Egal, ist gestrichen.
Das arretiert sollte den sprachlichen Ausdruck von Feris verdeutlichen, doch nachdem ich das Gespräch so verändert habe, passt es wirklich nicht mehr.

Schwierigkeiten mit Personenbeschreibungen? Eigentlich mag ich weder als Leser, noch als Autor lange Beschreibungen, sondern versuche meist, die wichtigsten Details in Dialoge zu packen. Aber manchmal muss es wohl sein.
Doch urteile selbst. Ich habe mal eine knappe Beschreibung Nardas eingebaut.

Übrigens, ist dir Narda inzwischen so vertraut, dass du genau weißt wie sie aussieht? Ist ja unheimlich. (Oder einfach nur richtig geschrieben?) Oder hast du etwa den Anfang des dazugehörigen Romans schon mal gelesen? ;)

Schöne Grüße, sternsucher

PS. Mitleid mit Feris ist wirklich unnötig, glaub mir.
 

sternsucher

Mitglied
Diese Kurzgeschichte war ursprünglich die Personalisierung einer Person in einem SF-Roman. Doch ich hoffe, dass es inzwischen mehr ist.


Narda

Die einsame Gestalt mitten in der Wüste wirkte fehl am Platz. Eine junge Frau. Die typisch blauen Augen ihrer Rasse betonten den hellbraunen, gepflegten Teint ihres Gesichts. Zwei schwarze Zöpfe reichten ihr fast bis zum Gürtel. Die sportliche, hochgewachsene Gestalt steckte in einer eleganten Fliegerkombination, die sehr viel Geld gekostet haben musste, da sie eine Klimaregelung besaß. Dieses Outfit störten nur die zerschlissenen Militärstiefel und der schmuddelige Mantel, den die Frau neben sich abgelegt hatte.
Narda Kadesch lag neben ihrem Sandsurfer und blinzelte in das grelle Licht des untergehenden Saridanus. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss den heißen Wüstenwind, der die nahe Nacht ankündigte. Die Luft wurde etwas sauerstoffreicher, wenn Saridanus am Horizont verschwunden war. Sie liebte diesen Moment, der Unwissenden unverbrauchte Luft vorgaukelte.
Ihre Aufmerksamkeit war jedoch nur kurz abgelenkt, denn es gab wichtigeres, als die Betrachtung des Sonnenuntergangs. In der schnell hereinbrechenden Dunkelheit konnte sie Lichtzeichen erkennen.
„Wurde auch Zeit!“, brummte Narda und richtete sich auf.
Mit einem Fernglas beobachtete sie die Blinkzeichen weiter, wobei sie sich kurze Notizen auf einem Taschencomputer machte. Schließlich verschwand das Licht und sie packte ihre Sachen. Wenig später war von dem kleinen Sandsurfer nur noch eine Staubfahne zu sehen.
Narda hatte es eilig. Ihr Gönner machte in der letzten Zeit den Eindruck, als würde er auf ihre Beziehung keinen Wert mehr legen. Doch noch hatte sie den Zweck dieser leidigen Verbindung nicht vollständig erreicht, darum musste sie alle Möglichkeiten nutzen, die ihr zur Verfügung standen. Dazu gehörte auch, das eben Erfahrene weiter zu geben, damit sie ihr Ziel im Fall einer Trennung trotzdem erreichte.
Der Mond ging gerade auf, als Narda Kabairo erreichte. Die Stadt stammte noch aus den Zeiten, als ein normales Leben an der Oberfläche möglich war. Jetzt waren die oberirdischen Gebäude meist verfallen und bestanden aus aneinander gereihten Slums, in denen nur unbequeme, kriminelle oder einfach nur verarmte Menschen wohnten. Die überall eingesetzten und gut belegten Militärposten waren dringend notwendig, um dieses Gewimmel von Menschen aller Art zu kontrollieren. Die Regierung machte daraus keinen Hehl, sondern setzte diesen Umstand sogar als Propaganda ein.
Narda versteckte ihr Gefährt außerhalb der Stadt und schlich durch Strassen, die diesen Namen nicht mehr verdienten. Schließlich gelangte sie an eine halb verfallende Hütte. An der Tür gab sie leise Klopfzeichen.
Ebenso leise raunte eine Stimme hinter dem Eingang: „Wer?“
„Kadesch, mach auf. Hier draußen ist es nicht geheuer.“
Die Pforte ging auf und Narda wurde ins Dunkel gezogen. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war hielt ihr jemand eine Waffe unters Kinn. Ein Licht flammte auf und blendete sie. Narda wartete nicht lange, sondern handelte.
Gedankenschnell schlug sie zu. Gleichzeitig packte sie die Waffe und ging in die Hocke. Die Lampe klapperte zu Boden und der Besitzer lag stöhnend daneben.
„Verdammt!“, ächzte er. „Bist du übergeschnappt?“
„Palderas? - Warum hältst du mir eine Knarre an den Kopf? So was vertrage ich nicht sonderlich gut.“
„Wir müssen vorsichtig sein, die Regierungstruppen patrouillieren wieder verstärkt.“
„Wenn von denen einer vor der Tür gestanden hätte, wärst du schon erledigt gewesen. Wo ist Mara?“
Palderas schickte Narda in die Kellerräume und besetzte wieder seinen Wachposten. Wie fast überall auf Kronor, befanden sich Wohnbereiche unter der Erde, denn besonders bei der untersten Bevölkerungsschicht war es kaum möglich, überall Klimaanlagen einzubauen. Seit Krieg und Klimawandel das Leben auf Kronor bedrohte, ließ es sich ohne diese Hilfe tagsüber an der Oberfläche kaum aushalten.
Narda betrat einen Raum, in dem etwa 40 Menschen kauerten. Leises Wimmern war zu hören, doch niemand achtete darauf. Sie fand ihre Freundin damit beschäftigt, einem etwa siebenjährigen Kind Flüssigkeit einzuflössen. Mara sah auf und winkte ihr, zu warten.
Einige Minuten später saßen sie zusammen und Mara sagte: „Schön dich mal wieder hier zu sehen. Wie geht es dir?“
„Im Moment geht es noch. Aber ich kann meinen Feris nicht mehr so gut kontrollieren. Scheinbar verliert er die Lust. Er ist mir nicht mehr so hörig wie früher, deshalb muss ich etwas unternehmen.“
„Der Mann wagt es tatsächlich, sich Narda Kadesch zu widersetzen?“, lachte Mara. „Er kennt dich doch jetzt schon ziemlich lange und müsste wissen, was es heißt, dich zu provozieren.“
„Oh, bisher war ich immer nur das schnurrende Kätzchen, das nur auf sein liebes Herrchen wartet. Anders lässt sich dieser Typ nicht rumkriegen. Im Gegensatz zu seinen früheren Bettgenossinnen, benutze ich ihn schon sehr lange. Das kannst du schon daran sehen, dass ich die Fliegerschule besuchen durfte.“
„Ich weiß. Aber jetzt funktioniert die Geschichte nicht mehr?“
„Er besucht immer öfter die Huren in den Kasinos. Soll mir nur recht sein, dann lässt er mich wenigstens in Ruhe. Aber es sind deutliche Anzeichen.“
„Verstehe. Hast du schon die Infos eingeholt?“
„Gerade eben“, nickte Narda und übergab den Taschencomputer. Mara überprüfte kurz die Daten und lächelte.
„Also die Erpressungsschiene. Das wird deinem geliebten Feris nicht gefallen.“
„Ich bin nur eine arme, fast verlassene Frau und - rachsüchtig“, feixte Narda. „Was ist mit diesen Leuten hier?“
„Das Übliche. Verletzt und unterernährt. Wir haben fast keine Vorräte mehr.“
„Ist die Lieferung nicht angekommen? Ich habe Baldet erst vor zwei Tagen ein ganze LKW-Ladung Lebensmittel unterschlagen und sie hier her geschickt.“
„Das wird der Transporter gewesen sein, der gestern von den Militärs beschlagnahmt worden ist. Die machen sich damit ein schönes Leben. Verdammt!“
Narda ballte wütend die Fäuste. Es wurde immer schwieriger, ihre Freunde hier zu unterstützen. Wer nicht verhungern wollte, musste sich den Rebellen anschließen, auch wenn klar war, dass diese Leute nichts besser machen würden als die momentane Regierung. Sie wurde von Mara aus ihren Gedanken gerissen.
„Was hast du jetzt vor, Narda?“
„Am liebsten würde ich den Soldaten den LKW wieder abnehmen.“
„Mach keine Dummheiten. Du darfst nicht in Erscheinung treten. Wenn man dich hier erwischt, hast du nicht nur deine Position bei Baldet verspielt. Dein Ziel, mit diesem ominösen Schiff von Kronor weg zu kommen, würde in sehr weite Ferne rücken und unser Leben wäre noch schwieriger.“
„Ich weiß“, seufzte Narda niedergeschlagen. „Wann weißt du, ob alles glatt läuft?“
„Spätestens in zwei Tagen. Ich gebe dir auf dem üblichen Weg Bescheid.“
Die Frauen verabschiedeten sich und Narda machte sich auf den Rückweg. Dabei lief sie einer Militärpatrouille über den Weg. Um sich nicht verdächtig zu machen, senkte sie ihren Blick und blieb scheinbar demütig stehen um die Männer vorbei zu lassen.
Doch einer der Soldaten blieb ebenfalls stehen und befahl: „He, du da. Komm mal ans Licht.“
Das fehlte noch. Narda zog den alten Mantel enger zusammen und verfluchte ihre Zeitnot, die ihr nicht erlaubt hatte, sich umzuziehen. Wenn die Soldaten ihre Fliegeruniform erkannten, würden sie misstrauisch werden und genau nachforschen. Doch das durfte nicht geschehen. Daher zögerte sie keinen Moment, sondern tastete vorsichtig nach ihrer Waffe. Beide Soldaten hoben jetzt ihre Gewehre und forderten Narda auf, sich auszuweisen. Doch die dachte gar nicht daran. Sie schoss, während sie hinter einem Mauerrest Schutz suchte, traf jedoch nur einen der Männer. Der Andere war schneller und sprang in Deckung, während er die Schüsse erwiderte.
Narda flüchtete durch die Kloaken der dunklen Gassen. Sie kannte sich hier aus, deshalb hatte sie keine Angst um sich. Doch da war die Sorge um ihre Freunde. Das Militär kannte keine Gnade, wenn es darum ging, Übergriffe der Rebellen zu ahnden. Leider wurden dabei immer die Falschen bestraft.
Jetzt war es jedoch zu spät, um darüber nachzudenken. Der Soldat folgte ihr und sie wusste, dass er Verstärkung angefordert hatte. Deshalb, und weil ihr Fluchtweg nicht rekonstruiert werden durfte, konnte Narda keine Rücksicht nehmen. Sie versteckte sich in einem Hauseingang und erwartete ihren Verfolger. Wenig später lag er stumm im Dreck der Strasse. Jetzt rannte sie zu ihrem Sandsurfer zurück und war wenig später nicht mehr zu sehen.

Einige Tage später stand sie hinter ihrem Gönner und massierte ihm die feisten Schultern. Der Mann grunzte dabei wollüstig vor sich hin, doch Narda achtete nicht darauf. Sie war immer bestrebt, sich nicht mehr als nötig mit dem Kerl zu beschäftigen, um den Ekel nicht übermächtig werden zu lassen. Doch er hatte irgendetwas gesagt und erwartete eine Antwort, die Narda nicht gab. Deshalb wandte er sich, so weit es ihm möglich war, um und schielte zu Narda hoch.
„He, was ist los?“, brummte er. „Hörst du nicht zu, wenn dein Traummann dir was sagt?“
„Entschuldige, Feris. Ich war mit meinen Gedanken woanders.“
„Genau, und das in der letzten Zeit ziemlich oft.“
Feris erhob sich ächzend und schlenderte zum Bad hinüber, wobei er es nicht lassen konnte, sich im Vorbeigehen in einem riesigen Spiegel zu bewundern. Narda schüttelte sich, als sie sah, wie liebevoll er seine Fettwülste streichelte und selbstverliebt an sich herunter sah.
„Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie ich dich zufrieden stellen kann“, rief sie ihm hinterher, wobei sie ein hämisches Grinsen nicht vermeiden konnte.
„Das ist doch selbstverständlich. Aber es reicht jetzt. Ich wollte es dir eigentlich erst in ein paar Tagen sagen, aber mir fällt gerade ein, dass du deine Nachfolgerin in meine Vorzüge und Vorlieben einweisen kannst. Das erspart mir langwierige Erklärungen. Also, du musst auf mich verzichten. Ab morgen wird eine andere Frau deinen Platz einnehmen und du verschwindest, sobald du ihr alles erklärt und gezeigt hast.“
„Hör zu, Schatz!“, sagte Narda mit sanfter Stimme, wobei sie aber wütend die Fäuste ballte. „Du kannst mich nicht einfach ausbooten. So läuft das nicht.“
„So? Kann ich nicht? Ist schon passiert“, tönte seine Stimme aus dem Bad. „War eine schöne Zeit mit dir, ganz ehrlich, doch nun“, Baldet kam ins Zimmer zurück und warf ein Handtuch zu Narda herüber, „ist es vorbei.“
„Feris!“
„Nichts da. Ich habe weder Zeit noch Lust mit dir herum zu diskutieren. Ich werde jetzt alles in die Wege leiten. Wenn ich zurückkomme, hast du deine Sachen gepackt, oder …“
„Oder was? Hör mal gut zu, Bursche!“ Narda baute sich vor dem Mann auf. Die Entscheidung war gefallen und es wurde Zeit, dass Baldet die Realität kennen lernte. „Bisher habe ich dein Machogehabe ertragen, weil du mir nützlich warst. Doch wenn du mit solchen Sprüchen kommst, musst du leider meine andere Seite kennen lernen. Ein Wicht wie du, kann mich nicht einfach vor die Tür setzen. Oder glaubst du etwa, ich würde mich mit einem schmierigen Typen wie dir einlassen, ohne gewisse Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen? Für wie blöd hältst du mich?“
„Wie bitte! Was fällt dir ein?“
„Bei deinem Anblick fällt mir so einiges ein. Setz dich.“
Feris starrte mit offenem Mund zu Narda herüber. So etwas war ihm noch nie passiert.
„Aber Narda“, entgegnete er mehr erstaunt als ärgerlich, wobei er einige Schritte zurück wich. „Was sollen solche Reden? Mein Kätzchen …“
Narda machte einen Schritt auf ihn zu und hatte plötzlich ein Messer in der Hand. „Noch ein Wort und du brauchst die nächsten Wochen keine Rasur mehr.“
„Narda, sei vernünftig.“ Feris starrte die Waffe wie hypnotisiert an.
„Oh, ich bin vernünftig. Wie vernünftig, wirst du noch sehr unangenehm zu spüren bekommen. Setz dich da hin und hör genau zu.“
„Jetzt hör aber mal …“
„Mach deine schleimigen Sprechwerkzeuge gar nicht erst auf. Kommt sowieso nur faules Zeug raus. Ich will versuchen, dir etwas in den hohlen Schädel zu quetschen. Wenn du das nicht kapieren willst, werde ich es dir rein prügeln. Klar?“
„Aber Narda, was soll denn dieser Ton?“, wimmerte Baldet. „So kenne ich dich ja gar nicht.“
„Nein. So kennst du mich nicht. Aber du wirst mich noch kennen lernen, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und zuhörst. Pass auf! Du willst mich raus werfen? Tu das. Nur wirst du dann ab morgen deine geliebte Arbeit verlieren und mit ihr dein schönes, bequemes Leben. Wenn du Pech hast, stecken sie dich auch noch in den Knast. Dort kannst du dich dann mit netten Unterweltlern vergelüstigen. Na ja, vielleicht ist es auch umgekehrt. Sind das nicht schöne Aussichten?“
Feris sah mit offenem Mund zu Narda hoch. Er begriff überhaupt nicht, wovon die Schönheit mit der sanften Stimme da sprach. Für ihn war es nur eine Affäre, wie schon viele andere vorher. Die Frauen aus den Slums waren immer sehr gefügig gewesen, ohne nur den geringsten Zweifel seiner Autorität aufkommen zu lassen. Und jetzt redete diese Frau in einer verwahrlosten Sprache, die er sich streng verbeten hatte, völlig unsinniges Zeug. Doch vielleicht hatte sich nur ihr Verstand getrübt, als sie begriff, dass es vorbei war.
„Narda“, begann er vorsichtig, „du weißt nicht was du redest. Beruhige dich erst einmal. Wenn du willst, kannst du auch noch ein paar Wochen auf die Schule gehen. Das wäre doch was, oder? Du wirst sehen, morgen …“
„Mensch, tust du nur so dämlich oder verstehst du wirklich nichts?“ unterbrach Narda den Mann. „Ich rede kein wirres Zeug. Morgen früh, wenn du im Büro wie gewohnt den armen Frauen mit deinem sülzigen Gelaber auf die Nerven gehst, wird dich dein Boss rufen. Er wird dir wahrscheinlich nahe legen, zu kündigen. Das wäre die beste Version für dich.
Allerdings glaube ich eher, dass dich jemand vom Sicherheitsdienst erwarten wird. Was steht auf Mord?“ Narda begann damit, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Mord ist auch bei den höher gestellten Leuten, zumindest offiziell, höchst verächtlich. Kannst du dir vorstellen was passiert, wenn sie dich eines Mordes überführen?“
„Mord… überführen… ich habe nicht… ich meine…“, stotterte Baldet.
„Ich – wohlgemerkt – ich weiß das. Dazu bist du viel zu dumm und feige. Doch ab morgen werden erdrückende Beweise gegen dich vorliegen. Ja, und dann – auf Wiedersehen, Feris.“
„Unmöglich!“ Baldet sprang auf. Er begriff allmählich, was Narda ihm sagen wollte. „Wo sollten solche Beweise herkommen?“
„Woher? Mann, du hast wirklich keine Ahnung.“ Narda blieb vor dem leichenblassen Nervenbündel stehen. „Was glaubst du, ist letztes Jahr mit eurem Oberguru aus der Fliegerschule passiert?“ Sie gab Baldet einen Stoß, dass er zurück in den Sessel fiel. „Er hatte eine kleine Beziehung zu einer Bekannten von mir aufgebaut. Nun, er glaubte, so wie du jetzt, seine Bettgenossin mal eben zurück in die Slams von Kabairo abzuschieben, wäre das normalste der Welt. Leider, leider.“ Narda bückte sich und sah Feris direkt in die wässrigen Augen. Sie hatte den Mann so weit.
„Azuba hat gar nicht … ich meine, er hat diese Frau gar nicht umgebracht? Aber die Beweise waren eindeutig.“
„Du hast Recht. Eindeutig und unwiderlegbar. Schlimme Sache, nicht?“
„Was willst du?“
„Endlich wirst du vernünftig. Besorg mir einen Platz auf dem Auswandererschiff. Dann bist du mich los.“
Baldet starrte Narda mit weit aufgerissenen Augen an. Er glaubte sich verhört zu haben, doch ihr Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel aufkommen. Sie meinte es völlig ernst.
„Du willst auf die Free World? Das geht nicht! Woher weißt du überhaupt von diesem Projekt? Es ist völlig geheim.“
„Geheim? Das ich nicht lache. Die Rebellen tüfteln sogar schon an dem Plan, das Schiff zu entern. Also, was ist nun?“
„Wie soll ich das machen? Ich habe keinerlei Verfügungsgewalt über die Personalpolitik der Station und erst recht nicht über die Besatzung des Raumschiffs. Wie stellst du dir das vor?“
„Ganz einfach. Du berichtest dem korrupten Pack, welches du Freunde nennst, dass du einen Herzenswunsch hast. Nämlich, dass die beste Pilotin des Planeten auf das Schiff gehört.“
Narda setzte sich gemütlich in einen Sessel, schüttete sich Kaffee ein und schaute über den Rand der Tasse zu Baldet herüber. Er saß, das Gesicht in die Hände gedrückt, immer noch auf seinem Platz und regte sich nicht. Doch er wollte noch nicht aufgeben. Er stand langsam auf.
„Ich werde jetzt die Sicherheit rufen.“
„Du wirst nichts dergleichen tun!“ Narda stand ebenfalls auf und hob das Messer. Noch bevor Baldet reagieren konnte, fühlte er schon das kalte Metall an seiner Kehle. „Feris, mein Schatz. Sprich nicht von solchen Sachen, wenn du weiter leben willst. Du hast Einfluss genug, um Überwachungskameras in deinem privaten Umfeld zu vermeiden. Also kannst du nicht beweisen, was hier geschieht. Denk nach!“
Baldet stand wie erstarrt und sah Narda mit tränennassen Augen an. Er kannte den Fall des ehemaligen Leiters der Fliegerschule. War es wirklich möglich, dass ihm der Mord an einer Beschäftigten der Schule nur angehängt worden war? Es erschien ihm immer noch unmöglich, doch Narda sprach sehr überzeugend. Bei genauem Nachdenken, kamen ihm auch einige Ungereimtheiten des Mordfalles in den Sinn.
„Kannst du beweisen, dass der Mordfall Azuba vorgetäuscht war?“ Baldet versuchte bei dieser Frage, seine Kehle aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Messers zu bekommen, was aber nicht gelang.
„Natürlich kann ich das“, lächelte Narda. „Sieh in deinem Schreibtisch nach. In der obersten Schublade liegen die Kopien der geheimen Unterlagen, die damals dafür gesorgt haben, dass Azuba angeklagt wurde. Wo kommen die wohl her?“
Narda nahm das Messer weg und stieß Baldet wieder zurück in den Sessel. Er war jetzt empfänglich für ihre Forderungen. Sie wartete noch einen Moment, bis er sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich sagte sie: „Bevor du irgendwas ausheckst. Als Sofortmassnahme werde ich gleich meine Freunde bitten, in deinem Schreibtisch im Büro der GABA einige Unterlagen zu deponieren, die klar belegen, dass du mich umgebracht hast. Da ich offiziell in der Fliegerschule bin, kann darüber nicht einfach hinweg gegangen werden. Es wird eine Untersuchung geben. Dabei wird heraus kommen, dass du meine Leiche im Kraftwerk entsorgt hast. Wie gefällt dir das?“
„Undenkbar!“
Narda lächelte und gab ein Signal in ihr Kommunikationsgerät ein. „Wenn du meinst, bitte. Die Unterlagen werden jedenfalls in einigen Minuten in deinem Schreibtisch liegen. Du kannst sie morgen überprüfen und vernichten. Allerdings nur, wenn wir uns jetzt einig werden. Natürlich liegen die gleichen Unterlagen, nur mit einer anderen Leiche, auch woanders aus. Den Ort bekommst du, sobald ich mit dem Schiff da oben weg bin. Als Bonus darfst du dir vielleicht sogar aussuchen, wer verschwinden soll. Noch Fragen?“
Baldet sackte zusammen. Ihm war klar, dass er, wenn Narda die Wahrheit sagte, keine Chance hatte. Das Militär fackelte nicht lange, wenn es um solche Dinge ging. Unter den wachsamen Augen Nardas schleppte er sich zu seinem Schreibtisch und prüfte die Akten des Mordfalls Azuba, die sie hinein gelegt hatte. Die Unterlagen schienen tatsächlich echt zu sein.
Narda nahm ihm nach einiger Zeit die Mappe aus der schlaffen Hand und fragte sanft, ob er einverstanden sei. Er nickte nur und Narda verabschiedete sich. Die Würfel waren gefallen und sie musste verschwinden, wenn der Plan aufgehen sollte. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Schon bald würde sie zu den Auserwählten des Planeten gehören und auf eine fantastische Reise gehen.
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternensucher

Fast genau so hatte ich sie mir auch vorgestellt.
Liegt das an den versteckten Andeutungen (in der Story) über ihre Figur und ihre Person oder an bestimmten, unterschwelligen Klischees, mit denen wir mittlerweile (von aussen) überfüttert wurden?
Eine weibliche Person, die diese und jene Eigenschaften/Charakterzüge besitzt, muss(!) einfach einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen.
Andersherum betrachtet, sehe ich in meinem Kopfkino natürlich auch lieber eine hübsche Heldin statt eines häßlichen Entleins.
Jedoch liegt die Schönheit auch im Auge des Betrachters, will sagen, "Schön" ist Geschmacksache.

Aber mal abweichend vom Schönheitsideal ist die Beschreibung jetzt (leider!) nicht mehr so ganz stimmig zu ihrem Aktivitätsprofil sowie der dazugehörigen Umgebung.

Schwarze (dunkle in meiner Vorstellung) Haare passen, aber ich hatte sie immer mit einem Kurzhaarschnitt vor meinem "inneren Auge".
Ich kann mir nicht vorstellen, das Narda sich täglich eine Stunde oder mehr der Pflege ihrer Haare widmet.
Vielleicht später, wenn sie auf dem Raumschiff ist.
Hier, in voller Aktion, ständig unter Stress, sind zwei hüftlange Zöpfe eher lästig.
Ich kann mir auch kaum vorstellen, das es viele Frauen gibt, die auf Kronor (eine Wüstenwelt?) mit langen Haaren herumlaufen.
Ausgenommen vielleicht ein paar "Edelfräulein" aus gewissen abgehobenen Kreisen, die es sich leisten können, ihre Haare pflegen zu lassen.
In Bezug auf ihre Ausbildung zu einer Pilotin könnte ich mir sogar gewisse "Reglementierungen" vorstellen, eine gewisse Dienstordnung/Kleiderordnung, welche aus praktischen und Sicherheitskonzeptionellen Erwägungen das Tragen langer Haare untersagen.
Als Gegenargument könntest du allerdings auch anführen, das es gewisse Traditionelle/Religiöse/sonstwie geartete Konzepte gibt, welche jede Frau dazu zwingen, sich nie(!) die Haare zu schneiden.
Verdammt, erst beschwere ich mich, das du Narda nicht näher beschreibst, dann falle ich darüber her, wie du sie beschreibst. Ganz schön fies, oder? :)

Ich könnte noch anmerken, das ich (ich Depp?) eine ganze Weile brauchte um zu begreifen, daß die
zerschlissenen Militärstiefel und der schmuddelige Mantel
ein Bestandteil ihrer Tarnung sind. Im ersten Moment liest es sich etwas merkwürdig.

Es erschiene mir besser, diese Dinge erst zu erwähnen, wenn sie sich in die Stadt begibt, wo sie diese Form der Verkleidung benötigt. Eine kurze Erklärung, warum sie sich Verkleidet, würde dann auch passen.
Zusätzlich könnte das die Einleitung, die nun eine sehr geballte Ladung an Personenbeschreibung enthält, etwas entschärfen.
Ich habe jetzt zwar ein besseres/genaueres Bild von Narda, diese hoch konzentrierte Form an "Input" fügt sich aber nicht so harmonisch an die darauf folgende Geschichte. Vielleicht ist dir das auch schon aufgefallen.
Überleg auch mal, ob du den ersten Absatz nicht möglicherweise etwas in die Geschichte verteilen kannst.
Der Leser würde so zunächst in die Athmosphäre der Story eintauchen und nicht erst, so schön sie auch aussehen mag, von ihrer Beschreibung erschlagen.
Auch wäre es etwas angenehmer, die Masse an Informationen in die Geschichte zu verteilen.
So würde (für mein Empfinden) z.B. die Beschreibung ihrer Augen besser in die Situation passen, wo sie in das letzte Licht des untergehenden Saridanus blinzelt.

Den SF-Roman an sich kenne ich nicht, ist der denn schon veröffentlicht? Wie heißt er und wo kann man den kriegen? Du hast meine Neugier geweckt!


Viele Grüße

FrankK
 

sternsucher

Mitglied
Hallo FrankK,
ich musste doch lachen bei dem Gedanken, wie du über die Beschreibung Nardas herfällst.

Von den verschiedenen Schönheitsidealen mal abgesehen, solltest du bei Narda eines nicht vergessen. Sie kommt aus den ärmlichen Verhältnissen von Kronor und will da raus. Und, sie hat ein hohes Ziel. (Das Schiff)
Ihr Aussehen ist die einzige Chance, durch Typen wie Feris in die bessere Gesellschaft zu kommen. Dort hat sie natürlich auch die Möglichkeit, ihre Haare zu pflegen. Aber die Haare durchzukämmen und zu zwei Zöpfen zu binden ist auch nicht unbedingt langwierig und auch von weniger gutgestellten Frauen zu schaffen. Ich habe erst kürzlich einen Bericht gesehen, wo die Frauen (und Männer) eines Wüstenstammes in Afrika sehr viel Zeit auf ihre künstlerische Haartracht verwenden.
(In dem Zusammenhang: Narda hatte ursprünglich einen geflochtenen Zopf doch das hatte zuviel Ähnlichkeit mit einer Film- und Spielfigur, die du bestimmt kennst. ;) )

Mit dem zuviel an Input hast du recht. Wie schon gesagt setze ich Beschreibungen möglichst in Dialoge und beschreibe als Erzähler sehr wenig. In Kurzgeschichten lasse ich das, wie du ja bemerkt hast, fast ganz weg. In diesem Fall ist es jedoch auch eine Personalisierung, also muss es auch rein. Ich werde mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen. Die Idee mit den Augen beim Untergang des Systemsterns ist jedenfalls schon gut.

Das mit den Stiefeln und dem Mantel war eigentlich Absicht, um die Neugierde zu wecken. Wenn du (als Stammleser) nicht sofort weiß, warum das so ist, hat das auch funktioniert. Merkwürdig sollte es sich natürlich nicht lesen lassen.

Der Roman ist noch nicht veröffentlicht. (schön wär’s) Ich bin auch schon seit Jahren am Überarbeiten. Wenn du Zeit, Lust und Langeweile hast, kannst du das erste Kapitel auf Japadu.com lesen. Das spielt noch komplett auf Kronor, also da wo du dich auskennst. ;)
Steht da unter: Romane/“Wir“ – die Kronoraner. Lass dich von den Kommentaren nicht verwirren. Die eingestellte Version ist umgestellt und eingekürzt. Die Webseite war mal ganz weg und ist dann wieder eingestellt worden. Ist momentan ziemlich ruhig da.

Schöne Grüße, sternsucher
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternsucher

Aber gerne gestehe ich es ein, das Narda sich dem Schönheitsideal "lange Zöpfe" unterwirft, damit sie sich bei Feris einschleichen konnte. Akzeptiert.

Narda hatte ursprünglich einen geflochtenen Zopf doch das hatte zuviel Ähnlichkeit mit einer Film- und Spielfigur, die du bestimmt kennst.
Klar, der Name klingt ja auch schon so schön mit:
Lara / Narda

:) Ich kenne aber auch noch (mindestens) eine Film- und Spielfigur mit zwei Zöpfen. Hat Narda zufällig Sommersprossen? :)

Das mit den Stiefeln und dem Mantel war eigentlich Absicht, um die Neugierde zu wecken.
Neugierde? Oder eher Verwunderung?
Du sprichst von einerhochwertigen, teuren Fliegerkombination, erwähnst auch gleich selber, das Stiefel und Mantel das Outfit stören, aber es folgt keine Erklärung.
Wenn ich mir diese Passage geziehlt anschaue, könnte ich auch denken: "Naja, die Fliegerkombi war so teuer, für den Rest war kein Geld mehr da."
Als Leser, der diese Geschichte zum "ersten mal" in die Finger bekommt, bin ich einfach noch nicht tief genug im Geschehen.
Mir fehlen Anhaltspunkte, um den leisesten Verdacht, es könne sich um eine Tarnung handeln, aufkommen zu lassen.

Allerdings muß ich zugute halten, dies ist nur ein Ausschnitt aus einer umfangreicheren Geschichte, eine Art Leseprobe. Ich kann nicht erwarten, das alle Ungereimtheiten aufgeklärt werden.


Mit freundlichen Grüßen

FrankK
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Als Geschichte überzeugt es mich nicht – dazu ist es zu "unrund". Im Idealfall gibt es für den Plot einer so kurzen Story eine Idee; hier: Narda will unbedingt vom Planeten weg (um es besser zu haben), verkauft sich dafür und würde sogar morden. Du bastelst aber wenigstens noch zwei andere Ideen dazu: "Narda ist Spionin" und "Narda ist Samariterin". (Die Zustände auf dem Planeten ordne ich mal unter "Kulisse" bzw. Set ein.) Das könnte man machen, wenn diese beiden Plots in den ersten einmünden; z.B. Sie will unbedingt weg, weil sie "dort" noch besser spionieren kann, und/oder das Weggehen wird erschwert, weil sich dann niemand mehr um "die ihren kümmert". In diesem Fall führt das Nebeneinander der Stränge zu dem schon erwähnten (und meiner Meinung nach nicht behobenen) Phänomen, dass man es mit drei Nardas zu tun hat …
 

FrankK

Mitglied
Hallo jon

Du siehst sogar 3 verschiedene Narda's?
Ich sehe zwei:
Anfang: Narda, die Spionin.
Ende: Narda, die Intrigantin.
Ich kann bestenfalls eine dritte vermuten:
Eine angepasste Narda als Pilotin.

Nach mehrfacher Beschäftigung mit dem Text stecke ich womöglich schon zu weit in der Story (ich habe zwischenzeitlich sogar schon das erwähnte 1. Kapitel aus seinem Roman gelesen), als dass ich noch einen neutralen Blick dafür hätte.
Da sternensucher nicht seinen Roman, sondern nur diesen "Ausschnitt" hier eingestellt hat, bin ich auch nicht näher auf die eigentliche Story eingegangen.
Sein Ursprünglicher Gedanke war, einmal festzustellen, wie seine Protagonistin beim Leser ankommt, also eine Art "Charakterstudie".

Neutral betrachtet könnte man sicher sagen, dieser Plot ist unter "Science Fiction" falsch eingestellt, weil, wie du richtig bemängelst, die Story nicht "rund" ist.
Ich mag allerdings nicht behaupten, dies wäre ein Fall für die Schreibwerkstatt.

Jetzt bliebe wirklich die konkrete Frage an einen Forenredakteur:
Könnte es geduldet/erlaubt werden, das derartige Versuche/Eperimente im entsprechendem Forum bleiben, auch wenn es noch keine "runde Story" ist?
Es ist mit Sicherheit nicht getan, mit ein oder zwei Sätzen eine Einleitung und einen Abschluß zu schreiben, damit (zumindest) eine Kurzgeschichte daraus wird.
Dafür ist der agierende Character bereits zu ausführlich, zu groß.
Oder muß/sollte in Zukunft ein derartiger Text (Fallstudie) eher direkt in der Schreibwerkstatt platziert werden?
Eine andere Alternative sehe ich da leider nicht, einen Bereich wie "Experimentelles" gibt es leider nur unter den Lyrik-Foren.

:) Und ... Ähh ... Lyrik ... ist diese Story nun wirklich nicht. :)


mit freundlichem Gruß

FrankK
 

FrankK

Mitglied
Hallo sternsucher, Hallo jon

Nachtrag

Hätte ich Döspaddel doch mal nur meine Klappe gehalten!
Wieso frage ich eigentlich so blöde?
Im Forentext der Schreibwerkstatt steht ja alles(!) notwendige drin, den hab ich doch tatsächlich erst jetzt gelesen.

Nichts für ungut, jon, trotzdem hab ich "den Ball" jetzt dir zugespielt... ;)

Ich weiß, erst lesen, dann stöhnen.
Freundliches Winken und ducken vor dem Donnerwetter.

FrankK
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich hab kein Problem damit, dass der Text in der SF-Ecke steht …

Der Haken ist einfach, dass es sauschwer ist, so einen "Ausschnitt" zu bilden. Entweder man nimmt echt nur eine Passage des Romanes als Leseprobe (eventuell mit ein paar Worten "was bisher geschah" vorab) oder man macht eine Erzählung. Erzählungen funktionieren aber nun mal ein bisschen anders als Romane – die hier funktioniert so nicht.

Wenn sternsucher eine (Kurz-)Erzählung über Narda machen will – was absolut legitim und zum Anfüttern für den Roman auch durchaus Sinn ergibt – dann muss sie "einfach" noch ein paar Einschränkungen mehr machen (und sich nur auf den einen Plot-Teil konzentrieren) oder in den sauren Apfel beißen, den Plot der Erzählung ein wenig von dem des Romans abweichen lassen (und zum Beispiel diese drei Plot-Teile organischer zusammenführen).

Das ist eine wahnsinns Herausforderung und nach diversen Versuchen, sowas zu machen, verbanne ich solche Ideen aus meine Kopf, sobald sie auftauchen. Aber es geht und wenn sternsucher es "lernen" will, dann helf ich gern mit diesem oder jenem Gedanken dazu weiter …

Die dritte Narda ist für mich übrigens die, die ihrer Freundin und den anderen hilft. Aber es stimmt, es sind vor allem zwei Nardas: Die verzweifelt um ihr eigenes Wohl Ringende (und sich Verkaufende) und dafür Intrigierende und die für andere "Kämpfende" (und Intrigierende) – aber diese beiden sind schon zu verschieden, um sie in einer Erzählung vereinen zu wollen. In einem Roman kann man die eine zur anderen werden lassen – das ist auch so ein Unterschied zwischen den Formen …
 



 
Oben Unten