Natürlich werd ich dich heiraten

4,00 Stern(e) 4 Bewertungen

jon

Mitglied
Teammitglied
„Ein Traum stirbt, wenn er Wirklichkeit wird…“

--------------------------------------------------------------------------

Was immer passiert ist, was immer deine Meinung änderte – ich werde das Motiv für deinen Antrag nie in Frage stellen. Natürlich bist du nicht der Prinz, den ich brauche. Du bist zu schön, zu stark, zu begehrt, zu erfolgreich. Zu selbstherrlich, zu wenig selbstsicher, zu ideenreich, zu hektisch, zu unbeweglich… Nein, das nun gerade nicht, aber trotzdem bist du wirklich nicht der Richtige für mich.
[ 3]Aber natürlich werde ich dich heiraten, natürlich werde ich dein Kind bekommen, natürlich werde ich bei dir zu Hause auf dich warten, bist du heimkommst, und dich verwöhnen und mich still im Hintergrund halten, wenn du Freunde oder Kontakte einlädst, und werde dir das Glänzen überlassen. Du bist der Prinz.
[ 3]Ich werde meine Zeit nach deinem Terminkalender planen und ich werde es gern tun. Ich werde den Kinoabend streichen, wenn du zu spät von der Versammlung kommst, und ich werde dich sorgend zur Ruhe betten. Ich werde den Braten halbgar kalt werden lassen, wenn du zu früh nach Hause kommst und mich zum Essen ausführen willst. Ich werden den Gummibaum gießen, den dir deine Ehemalige geschenkt hat. Ich werde deinen Reden lauschen und mit dir über Politik sprechen. Ich werde von beidem nichts wirklich verstehen.
[ 3]Ich werde, wenn du nicht da bist, unsere Kinder erziehen und ihnen von deinem Gott erzählen und auch von meinem. Das wird dir nicht gefallen. Aber wenn sie dir vorspielen, wie gut sie schon auf dem Klavier sind, oder dir die Eins in der Geschichtsarbeit zeigen, dann wirst du stolz wie ein König auf sie sein.
[ 3]Wenn du abends noch zu tun hast, werde ich leise im Internet surfen und mich mit Leuten unterhalten, die ich nicht kenne. Vielleicht rufe ich auch jemanden an, den ich kenne, aber das wird immer seltener geschehen. Ich werde, wenn du nicht da bist, die Stube wohnlicher machen und eine kleine Topfpflanze ans Fenster stellen. Du wirst mich fragen, ob die nicht in meiner Schreibkammer Platz gehabt hätte, und ich werde etwas von Licht und Luftfeuchte sagen und du wirst nicht hinhören und die Pflanze fortan ignorieren.
[ 3]Irgendwann wirst du zu mir nach Hause kommen und es wird dir nicht gefallen. Dann wirst du wiedermal umziehen. Und ich werde nicht mitkommen.


leicht redigiert am 27.1
 

Aceta

Mitglied
Es ist großartig, weil es so realistisch ist, so unmißverständlich und so überzeugend.
Es ist leider -
auch frustrierend ...
nur positive Geister gewinnen da noch Perspektiven!
*lächel*
Aceta
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo jon,

ich freue mich, dass Dich die Schreibaufgabe zum Mitmachen inspiriert hat!

Mehr als erstaunlich finde ich, welche Assoziationen diese Aufgabe geweckt hat. An Deine Variante hatte ich beim Schreiben des Textes absolut nicht gedacht!

Dein Text schildert den gestorbenen Traum so gnadenlos realistisch - wie Aceta es ja bereits gut beschrieben hat - dass ich dem nichts mehr hinzufügen kann.

Außer (aber auch das hat sie ja bereits gesagt): Es ist ein sehr gelungener Beitrag!

Viele Grüße,
 

jon

Mitglied
Teammitglied
…freut mich, dass es gefällt.
Ich hatte auch überlegt, ob dies wirklich das Thema der Schreibaufgabe war, aber da ich niemals an einen anderen Ort als oft genug in ein anderes Leben wollte (was in Wirklichkeit ja oft vom Ortswechsel erwartet wird), hab ich es so (um)interpretiert.
Zur Auffhellung der Stimmung: Das passiert natürlich nicht jedem Paar. Diesem allerdings würde es passieren. Was nichts daran ändert, dass ich gern den Versuch eines Gegenbeweises antreten würde… ;)
 



 
Oben Unten