Neulich

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Neulich bei der Einweihung einer Monumentalskulptur in einem kleinen Städtchen am Rande einer Großstadt:
(Neulich... Dies soll an Don Martin aus der Zeitschrift MAD erinnern.)

„Welch verschwenderische Pracht!“

„Also, mir gefällt es.“

„Ich weiß zwar nicht, was der Künstler ausdrücken wollte, aber ich hätte es billiger gemacht.“

(Für die Verschönerung des Platzes wurden 80.000 EUR bezahlt. Das Kunstwerk stammt von dem amerikanischen Künstler Peter Lundberg. Die Landschaftsplanerin Christine Bierschenk wird einen chinesischen Garten um die Skulptur errichten, der die 5 Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser gemäß der chinesischen Tradition symbolisiert.)

„Das ist doch viel zu klein für diesen Platz. Fahnen oder ein Baum wären vielleicht billigere Lösungen gewesen.“

„Durch die Reflexion erhält diese Kunstwerk eines bedeutenden amerikanischen Künstlers eine ungeahnte Leichtigkeit trotz der verwendeten Materialien Stahl und Beton.“

Am Rande der Veranstaltung umrundet eine Prozession von in weiten weißen Gewändern gekleideten Leuten die Skulptur fünfmal, wobei sie viermal unverständliche anscheinend chinesische Wörter ausruft und beim letzten Mal Hua Shan ruft und sich alle vor der Öffnung verneigen. (Hua Shan ist einer der 5 heiligen Berge des Daoismus und liegt auf dem westlichen Eckpunkt eines gedachten Quadrats, wenn China als Reich der Mitte als Quadrat dargestellt wird. Hua Shan ist ein Gebirge, dessen Gipfel 2.100 m erreichen.)

„Free Tibet!“ „Lasst Hua verhüllt!“ (Eine Gruppe demonstriert gegen die chinesische Besatzung Tibets. Im Jahr der Olympiade in Peking formierte sich in Tibet ein starker Widerstand gegen die Unterdrückung. Vor der Einweihung war das Werk lange Zeit verhüllt.)

„Da fehlt doch die Mitte. Immer nur Stahl und Beton.“

„Das soll doch ein Bogen sein. Etwas Offenes, Verbindendes. Ein Tor.“

„Passend zur Fußballmanie. Ein Tor, der Schlechtes dabei denkt.“

„Ich sehe da auch eine sexuelle Anspielung.“

„Wahrscheinlich werden die Graffitikünstler das bald entdeckt haben.“

„Nur 80.000. Solch ein Objekt ist mindestens 200.000 wert.“

„Hua Shan?“ (“Huachen” ausgesprochen) „Schon der Name ist ein Witz. Und jetzt verniedlichen sie den Mist auch noch. Hualein!“

„HUA!!!“ (Eine lautmalerische Äußerung eines inzwischen Betrunkenen, der sich vor weiterer Vergiftung durch den ausgeschenkten Alkohol nur durch die Entleerung des Magens schützen konnte. Hier sollte aber nicht der Spruch zitiert werden: Nur kleine Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit, da Sagen eine bewusste Äußerung eines Menschen bedeutet.)

„Hualein,
bist Du noch so klein,
musst nicht traurig sein,
fehlt Dir auch die Mitt’,
bist Du doch der Hit!“
(Etwas Überdrehte findet man bei solchen Veranstaltungen häufig.)

„Die san a bissl hua, die ...!“ konnte man aus einem vorbei fahrenden Auto vernehmen.
(Wahrscheinlich jemand aus der angrenzenden Nachbargemeinde ohne hessische Wurzeln.
Eine mögliche Übersetzung wäre: Die sind ein bisschen hua, die aus der Nachbargemeinde.
Wobei in diesem Zusammenhang die Bedeutung von “hua“ dem Autor verschlossen bleibt.
Hier sollten auch die Strahlungen eines heiß diskutierten Mobilfunkturms in einem eingemeindeten Ortsteil angesprochen werden, die sich vielleicht ebenfalls in Nachbargemeinden auswirken. Jedoch sollen solche Einrichtungen nach einer jüngst veröffentlichten Untersuchung im Auftrag des Bundesumweltministeriums keine Gefährdung von Erwachsenen darstellen.)
 



 
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