Nicht verzweifeln!

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Vera-Lena

Mitglied
Nicht verzweifeln!

Ein Vogel wollte nicht mehr fliegen.
Er hat den Äther streng gemieden,
zog Stiefel an und schlich gen Süden.
Fünf Meilen ließen ihn ermüden.
Da hat ein Kater ihn entdeckt,
genüsslich sich das Maul geleckt.

Vergiss, oh Vöglein, deinen Schwur,
verlass sofort die Hüpfespur!
Besinne dich auf deine Schwingen,
lass deine Triller wieder klingen,
zersinge, was dir weh getan,
fang eine große Klage an.

Sind dann die Steine schwarz vor Trauer,
der Sturm peitscht einen Regenschauer,
du triefst und piepst, ersehnst das Ende,
da setzt sich neben dich behände
ein Vogelweibchen, nass wie du,
und piepst dir tröstend etwas zu.

So kann es gehn, vielleicht auch nicht,
jedoch der Kater kriegt dich nicht.
 
M

megan

Gast
hallo vera- lena,

*schmunzel*

also dieses warmherzige kleine gedicht werd' ich sicher noch das ein ums andre mal lesen :)

liebe grüße von megan
 
A

AndreasGaertner

Gast
Hallo Vera-Lena

Nicht verzweifeln gibt auch mir Mut und findet in meinem Herzen seinen Platz.

Viele liebe Grüsse
Andreas
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe megan, lieber Andreas,

na, das tut mir jetzt gut, dass dieser Text bei Euch Beiden ankommt.:)

Euch noch einen schönen Abend!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Besinne dich auf deine Fähigkeiten und Talente - schöpfe
alle Möglichkeiten aus und versuch dich nicht unterkriegen zu lassen von denen die nur darauf warten, dir den Garaus zu machen. Schau dich um - vielleicht finden sich Gleichgesinnte oder wenigstens eine gleichgesinnte Seele.

Ein hofnungsfrohes Gedicht, das sicher vielen Mut
machen wird, liebe Vera-Lena:);)

Mir gefällt es!!!!!!!

Dir einen schönen Abend
und ganz lieben Gruß
Irene;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Spinoza,

ich bin ja auch fast umgefallen, als ich gesehen habe, dass man behende neuerdings mit "ä" schreibt. Aber letztendlich ist es wohl nur gewöhnungsbedürftig.
Es freut mich, dass Dir ansonsten mein Text gefällt.:)
Einen schönen Abend noch!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

da bist Du ja richtig in die Tiefe gegangen!:) Ja, das steckt tatsächlich alles da drin.

Hach, es freut mich, dass es ein Mutmacher geworden ist.

Auch Dir einen beschwingten Abend!:)
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

MDSpinoza

Mitglied
Hallo, Vera-Lena!

Es tut mir immer wieder in der Seele weh, wenn ich unsere schöne Sprache durch diese Mißhandlungen verunstaltet sehe. Wir müssen nicht allen Unfung akzeptieren, besonders dann nicht, wenn er uns vom Staat in den Hals gestopft wird. Wer Orwell's "1984" gelesen hat, weiß wo das hinführt.
"An jedem Unfug der geschieht sind nicht nur die schuld die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern" - Erich Kästner hat nichts an Aktualität verloren.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Spinoza,

das Thema Rechtschreibung wäre eher etwas fürs Forum Lupanum. "Behende" stammt ja ursprübglich von "mit zusammengelegten Händen" und hatte damals die Bedeutung von "zufrieden". Seit althochdeutscher Zeit hat sich die Sprache eben immer wieder verändert. Manche Anpassungen sind durchaus vernünftig, andere gefallen mir aber auch nicht. Wenn es kein übergeordnetes Instrumentarium gäbe, würde jeder machen, was er will, und wir könnten uns untereinander gar nicht mehr verständigen innerhalb von Deutschland, Österreich und Schweiz.
Sicher, in der Schweiz gibt es drei Sprachen, und die Menschen können nicht miteinander reden. Wer Französisch kann, kann kein Deutsch. Räteromanisch sprechen nur ganz wenige, es gibt aber einen Radiosender mit ausschließlich dieser Sprache, und vom Schwyzer Deutsch, das kein hochdeutsch sprechender Mensch verstehen kann, wollen wir gar nicht erst reden.
Ja, die Schweizer beweisen es, es geht auch so, aber ihre Literatur gelangt ausschließlich in hochdeutscher Form in die angrenzenden Länder.
Sprache ist etwas Lebendiges, und wenn ich Sprachschöpfungen in der Lyrik vorfinde, bin ich immer begeistert.
Aber das man etwas Liebgewordenes festhalten möchte, verstehe ich natürlich auch. Ich kann sogar noch Sytterlin lesen.

Dir einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Anne-Marie,

danke für deine Antwort!:)

Ja, ich wollte mir selbst und anderen gerne ein paar Trostworte sagen, und da fiel mir so ein Vöglein mit hängenden Flügeln ein.....

Dir noch einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,

ein sehr reizvoller (nicht sarkastischer) Humor spricht aus Deinen Zeilen.

...zu "behände" hette auch ich eine interessante Idää in meinen Henden, aber ich will jetzt nicht auch noch meinen behebigen Sänf draufschmieren, es klenge nemlich zu ätymologisch oder sogar egüptisch... ;)

Liebe Gruesse,
Rolf-Peter
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Rolf-Peter,

es freut mich, dass Dich der Text anspricht.:)

Der Witz bei "behände" ist, dass dieses Wort nun neuerdings auf der Bühne nach wie vor mit "e" gesprochen werden muss, obgleich da ein "ä" im Text steht, während der arme Schauspielschüler seine Hähnchen und Tränchen mit weit geöffnetem Mund weiter einstudieren muss.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Herr Müller

Mitglied
Besser fliegen

Liebe Vera-Lena, da könne alle sagen, was sie wollen, ich bin noch nicht zufrieden.

Ursprünglich veröffentlicht von Vera-Lena
Nicht verzweifeln!

Ein Vogel wollte nicht mehr fliegen.
Er hat den Äther streng gemieden,
zog Stiefel an und schlich gen Süden.
Fünf Meilen ließen ihn ermüden.
Da hat ein Kater ihn entdeckt,
genüsslich [strike]sich[/strike] [blue]schon[/blue] das Maul geleckt. [blue]("schon" besser als "sich", weil man sonst denken könnte, er hat den Vogel schon gefressen, hatte ich auch sofort gedacht)[/blue]
Vergiss, oh Vöglein, deinen Schwur,
verlass sofort die Hüpfespur!
Besinne dich auf deine Schwingen,
lass deine Triller wieder klingen,
zersinge, was dir weh getan,
fang [strike]eine[/strike] [blue]keine [/blue]große Klage an. [blue](wirklich "eine" und nicht "keine", denn dieser verdammte Vogel soll doch nicht klagen, sondern wieder fliegen)[/blue]

Sind [strike]dann[/strike] [blue]jetzt[/blue] die Steine schwarz vor Trauer, [blue]("jetzt" ist besser, denn er hüpft doch gerade)[/blue]
der Sturm peitscht einen Regenschauer,
du triefst und piepst, ersehnst das Ende,
da setzt sich neben dich behände
ein Vogelweibchen, nass wie du,
und piepst dir tröstend [strike]etwas[/strike] [blue]leise[/blue] zu[blue]:[/blue]

[strike]So kann es[/strike] [blue]Du mußt nicht[/blue] gehn, [strike]vielleicht auch[/strike] [blue]versuch es[/blue] nicht,
[blue]im Flug, da folgt[/blue] [strike]jedoch[/strike] der Kater [strike]kriegt dich [/strike]nicht.
Liebe Grüße
Henrik im Übereifer
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herr Müller,

danke dür Deinen Eifer.

genüsslich "schon sein" Maul geleckt

wäre gut.

Ansonsten merke ich, dass wir beide mit unseren Gedanken etwas auseinanderdriften.

Ich meine unbedingt, dass er klagen soll. Wenn man leidet, sollte man das nicht immer in sich hineinfressen. Und der Vogel hatte ja schon einen langen Leidensweg hinter sich, der hier aber nicht näher bezeichnet wird und über dessen Ursache auch nichts berichtet wird, aber er hat das falsche Mittel gewählt, um damit fertig zu werden.
Er hat sich dem Leben verweigert. Nach meiner Ansicht wäre das bessere Mittel, wenigstens e i n m a l über sein Leid zu klagen.
Mit "zersinge" meine ich dasselbe, was man in der Tanzkunst mit "Vertanzen" bezeichnet, also dass man eine Emfpindung oder Befindlichkeit in einem Tanz zum Ausdruck bringt.

In der Weise wollte ich den Vogel anspornen, dass er eine große Klage anstimmt bis sebst die Steine schwarz geworden sind vor Mitlgefühl. (natürlich als Übertreibung gemeint)

Wenn er dann sein ganzes Leid hervorgeholt hat, dann fühlt er sich natürlich erst einmal noch viel schlechter. (deshalb der Regenschauer)
Was danach beschrieben wird, ist von der anspornenden Person nur noch hypothetisch gemeint - es könnte geschehen oder nicht.
Ich wollte das Vogelweibchen keinesfalls etwas Bestimmtes sagen lassen, sondern ich wollte, wie Klopfi es schon bemerkt hat, nur in Aussicht stellen, dass sich vielleicht eine verwandte Seele finden könnte.

"So kann es gehn, vielleicht auch nicht", ist mir eine ganz wichtige Zeile. Wenn man jemanden tröstet, dann versucht man natürlich seine Gedanken in eine hellere Richtung zu lenken, nachdem er sich durch das Trauern erst einmal von seinem größten Schmerz befreit hat, aber man kann ihm ja nichts versprechen. Nur, weil ich mir wünsche, dass sich für jemanden sein Schicksal bessert, weiß ich selbst ja noch nicht, ob ihm das auch so bestimmt ist. Deshalb werde ich seine Zukunftsaussichten bestimmt ihm in dem bestmöglichsten Licht aufzeigen, aber doch immer die Einschränkung machen, dass ich natürlich nicht hellsehen kann. Nur eines wird behauptet, dass er, wenn er wieder zu seinem normalen Leben mit allen seinen Möglichkeiten zurückfindet, eher eine Chance hat, nicht zugrunde zu gehen.

Ob der Vogel sich auf all das einlassen wird und wieder Mut bekommt zu fliegen, bleibt ganz offen.
Hier wird ja keine Geschichte zu Ende erzählt, sondern es wird nur an einem Beispiel aus der Tierwelt aufgezeigt, wie jemand einem anderen aus seiner Lebenstaubheit heraushelfen möchte.

Ich habe mir länger überlegt, in welches Forum ich diesen Text stellen soll. Er hat einen so ernsten Hintergrund. Aber ich fand die Art, wie ich das Thema bearbeitet hatte, doch humoristisch, und so habe ich mich damit in "Humor und Satire" gewagt. Vielleicht war das nicht so klug.

Lieber Hendrik, ich danke Dir, dass Du Dir wieder einmal so viel Mühe gemacht hast.
Deine Version ist durchaus auch einleuchtend, sie beinhaltet aber einen andersartigen Handlungsablauf.

Einen wunderschönen fröhlichen Tag :) wünscht Dir herzlich
Vera-Lena
 

Herr Müller

Mitglied
Liebe Vera-Lena

Ich weiß jetzt was mich in Wirklichkeit gestört hat:

Da hat ein Kater ihn entdeckt,
genüsslich sich das Maul geleckt.
Das bringt eine Spannungseröffnung ins Gedicht, die dann nicht erfüllt wird. Warum bringst Du die Katze schon hier ins Spiel, wo sie doch dann bildlich gesprochen, in den nächsten Zeilen nichts zu tun hat. Allein der Hinweis am Ende würde reichen. Ich kann mir eben nicht das Bild vorstellen, das der Kater sich den klagenden Vogel die ganze Zeit ansieht, ja sogar noch wartet bis ein weiterer Leidensgenosse sich dazusetzt. Das ist im Leben leider nicht so, ratz fatz ist der Vogel geschluckt. Die Gefahr kann ja da sein in Form der Katze, dann muß sie aber auch was zu tun haben, oder aber als Gefahr im Hintergrund nur angedeutet werden.
Verstehst Du, was ich meine?

Liebe Grüße
Henrik
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Henrik,

ja, den Gedanken hatte ich natürlich auch, dass der Vogel sofort, nachdem er dazu aufgefordert wird erst einmal hochfliegt, denn seinen Überlebensimpuls hat er dann doch noch, und sich danach die weiteren Vorschläge anhört.

Das steht im Text nicht drin, und der Leser müßte sich das vorstellen.

Den Kater muss ich aber gleich am Anfang ins Spiel bringen, nach meinem Verständnis, damit die warnende Person einen Anlass hat, ins Spiel zu kommen.

Vielleicht sollte ich die letzten beiden Zeilen der ersten Strophe so umschreiben, dass deutlicher wird, dass der Kater sich überlegt, den Vogel zu fangen.

zB

Da kam ein Kater voll Verlangen,
gedachte, sich das Tier zu fangen.

oder ähnlich.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke Henrik,

mir ist auch noch eine Variante eingefallen:

Ein Kater lag schon auf der Lauer,
der Vogel sprang auf eine Mauer.

Dann ist es auch so, dass die Gefahr angedeutet wird, der Vogel zwar noch nicht fliegt, sich aber fürs erste retten kann, und es wird auch deutlicher, dass sich der zweite Vogel nicht auf dem Boden zu ihm setzt.

Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, ob der Leser sich das nicht hinzudenken könnte, und dafür die boshafte Gier des Katers im Text verbleibt. (Im übertragenen Sinne natürlich, denn in Wirklichkeit muss sich eine Katze schließlich auch ernähren.)
Ja, im Tierreich ist es sogar so, dass eine Katze ein angekränkeltes Tier gar nicht frisst, um sich selbst vor Krankheiten zu schützen.

So weit erst einmal.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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