Nie

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Alina

Mitglied
Nie

Nie war ich voller morgendlicher Anmut,
Noch mein Gesicht mit einem Strahlenkranz verziert,
Nie zähltest Du verzückt die Sommersprossen-
Nie hat ein Lied von mir Dein Herz berührt.

Ich schrieb für Dich wohl an die tausend Verse,
In jedem Wort war meine Liebe ernst gemeint,
Ich sprach zu Dir vom Sehnen und vom Hoffen-
In langen Nächten durch den Schlaf geweint.

Einmal, so glaubte ich, wirst Du mich hören,
Einmal wirst Du auch meine Schönheit sehn.
Es war ein Traumgespinst aus viel zu dünnen Fäden-
Ein Leben lang werd ich bei Dir im Schatten stehn.
 
L

Lotte Werther

Gast
An Alina

Eine fließende Versmelodie hast du gefunden, die wie ein Lied ins Ohr geht, wenn man das Gedicht laut skandiert.

Auch das Spiel mit den Anfangsbuchstaben, das in jeweils allen Strophen durchgehalten wird, hat mir gefallen.

Zwei Stellen gebe ich zu Bedenken und es mag Zufall sein, dass es die erste und letzte Zeile ist.

Nie war ich voller morgendlicher Anmut,

Hier mag ich deine Aussage, vermisse aber die Wortmelodie der folgenden Zeilen.

Ein Leben lang werd ich bei Dir im Schatten stehn.

Hier stimmt die Melodie, aber die Aussage ist mir zu passiv. Findet sie sich wirklich drein, im Schatten zu stehen?

Lass sie doch lieber neue Wege gehen...

Lotte Werther
 

Alina

Mitglied
Liebe Lotte,
Ich danke Dir für Dein Lob.
Das Gedicht entstand aus einer Situation heraus, die trauriger und grotesker zugleich nicht sein konnte.
Ich habe versucht, etwas von der sich breit machenden Stiummung einzufangen.
Die Zeile mit der "morgendlichen Anmut" beschreibt ein Bild.
Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte.
Zu Deiner Kritik an der letzten Zeile: Es war so, in diesem Augenblick.
Sicher wird "Sie" sich einmal aus dem Schatten lösen. Doch dann wird "Er" nicht mehr Hauptinhalt ihres Lebens sein.
Mit einem Lächeln
Alina
 



 
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