Nipponimpressionen

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Raya

Mitglied
die menschen im schrein
stehen still
tief versunken im land
der wünsche
auch ich ergreife
das glockenseil
im friedenpark
von hiroshima
zweimal läuten
in die hände klatschen
dann etwas wünschen
sagt meine begleiterin

niemals wieder
oh gott
niemal wieder
dieses grauen
diese hölle
denke ich.

ich weiss nicht
ob gott mich hören kann
doch in hiroshima
spielen wieder
fröhliche kinder
nun weiss ich,
dass auch aus der hölle
eine blume wachsen kann.
 
B

Beba

Gast
Finde ich interessant. Ist sicherlich eher lyrische Prosa als wirkliche Lyrik, denn dazu ist sie bei weitem nicht verdichtet genug.
Bei mir löst der Text eine traurige Stimmung aus, er spricht mich an. Vielleicht ist mein Interesse, meine Liebe zu diesem Land der aufgehenden Sonne der Grund dafür. Gott hier einzubauen, das ist durchaus ein cleveres Mittel, die Gastrolle des LyrIchs zu betonen, spielt doch die Szene vermutlich in einem Shinto-Tempel. Religionen werden nebensächlich angesichts dieser vergangenen Katastrophen, und Hoffnung ist ebenso übergreifend.

Allerdings würde ich auf einen Absatz völlig verzichten und somit den Text zumindest ein wenig verdichten:

die menschen im schrein
stehen still
tief versunken im land
der wünsche
auch ich ergreife
das glockenseil
im friedenpark
von hiroshima
zweimal läuten
in die hände klatschen
dann etwas wünschen
sagt meine begleiterin

[strike]niemals wieder
oh gott
niemal wieder
dieses grauen
diese hölle
denke ich.[/strike]

ich weiss nicht
ob gott mich hören kann
doch in hiroshima
spielen wieder
fröhliche kinder
nun weiss ich,
dass auch aus der hölle
eine blume wachsen kann.
Der Text wäre gewiss noch zu verbessern, spricht mich aber auch in der jetzigen Fassung an. Einer Wertung enthalte ich mich in der Hoffnung, dass sich hier ggf. noch etwas tut, vielleicht dank weiterer Anregungen. ;)

LG
Beba
 

Raya

Mitglied
die menschen im schrein
stehen still
tief versunken im land
der wünsche
auch ich ergreife
das glockenseil
im friedenpark
von hiroshima
zweimal läuten
in die hände klatschen
dann etwas wünschen
sagt meine begleiterin

ich weiss nicht
ob gott mich hören kann
doch in hiroshima
spielen wieder
fröhliche kinder
nun weiss ich,
dass auch aus der hölle
eine blume wachsen kann.
 

Raya

Mitglied
Hallo Beba,
vielen Dank für Deinen Vorschlag, habe auch berücksichtigt.
Stimmt nach wiederholtem Lesen kann man sich die zweite Strophe sparen. Prosahafte Lyrik ist nun mal meine Art zu schreiben.

Es sind Erfahrungen, die ich eins zu eins so gemacht habe. Ich bin es, die im Tempel(Ja, es war ein Shinto-Tempel) an dem Glockenseil zieht, die 2003 in Hiroshima war und die grauenvollen Bilder im Atombombenmuseum gesehen hat. Jeder halbwegs fühlende Mensch wird dort zum Pazifisten. Dieses und noch ein zweites Gedicht sind dort entstanden.

LG Raya
 
B

Beba

Gast
Danke, Raya, für die HIntergrundinformationen. Hatte mir schon so etwas gedacht. Der Text ist mit viel Herzblut geschrieben.

LG
Beba
 

Walther

Mitglied
Lb. Raya,

verständlich, daß Du nicht gerne ändern möchtest. Dennoch: Der Hinweis Bebas, die mittlere Strophe zu löschen, ist richtig und hilft dem Gedicht eher auf. Es muß nicht Alles gesagt sein, um verstanden zu werden. Das ist das Geheimnis des Vedichtens.

Im Übrigen lassen viele Autoren ihre Gedichte einige Zeit ruhen, um sie später, mit genügend Abstand, erneut zu bearbeiten. Es ist, darüber muß man sich klar werden, ein Unterschied, ob man einen Text für sich oder für das Publikum schreibt. Die Leserschaft ist nicht mehr "privat", sie stellt eine Verallgemeinerungsanforderung ebenso wie einen Anspruch auf Sprachkunst. Diese Veränderung durch eine Veröffentlichung in der Rezeption eines Texts solltest Du Dir bewußt machen. Und auf sie eingehen, denn sonst kann aus gutem Material am Ende ein weniger gutes Gedicht werden.

LG W.
 

anbas

Mitglied
Hallo Raya,

...im Land
der Wünsche...
muss aus meiner Sicht nicht sein, da weiter unten die Wünsche aufgegriffen werden. Dort passt es auch. "Land der Wünsche" ist außerdem eine - für mich zumindest - recht abgegriffene Formulierung, die in diesem ansonsten wirklich berührenden Text nicht stehen sollte.
Wie wäre es daher mit:
die menschen im schrein
stehen still
tief versunken im gebet
oder
die menschen im schrein
stehen still
tief in sich versunken
Als weiterer Punkt, an dem ich stolpere, ist da noch das "auch ich". Das empfinde ich als Bruch, da Du im Vorfeld über die stillstehenden Menschen schreibst. Es würde schon reichen, wenn das "auch" gestrichen wird. So, wie es jetzt da steht, empfinde ich es aber als eine Art Störfaktor.

Abschließend die Frage, ob es nicht eher "friedenspark" heißen müsste?

Liebe Grüße

Andreas
 

Raya

Mitglied
die menschen im schrein
stehen still
tief versunken im land
der wünsche
auch ich ergreife
das glockenseil
im friedenspark
von hiroshima
zweimal läuten
in die hände klatschen
dann etwas wünschen
sagt meine begleiterin

ich weiss nicht
ob gott mich hören kann
doch in hiroshima
spielen wieder
fröhliche kinder
nun weiss ich,
dass auch aus der hölle
eine blume wachsen kann.
 



 
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