Noch nie

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glutexo

Mitglied
Da saß ich nun, inmitten von vielen Männern in rot-weißer Kleidung. Ganz alleine, die einzige Frau auf einer Rettungswache, die schon ewig keine Frau mehr gesehen hatte. Nur gut, daß ich einige schon von der Ausbildung kannte, wo ich doch so schüchtern bin.

Tage später kam ein Kollege zum Dienst, den ich noch nicht kannte, er war krank als ich hier anfing. Groß war er, dick war er, eine Brille trug er, und verheiratet war er. Verheiratet, dabei war er noch gar nicht so alt. Aber jedem das Seine sag ich immer.

Wir verstanden uns ganz gut, so wie ich mich mit jedem Kollegen verstand, nix besonderes, noch nicht.

Es war ein Samstag, er hatte mit dem >Wachen-Idioten< Dienst. Ich war mit meinem Verlobten bei seiner Schwester zum Frühstück.
Wollte dem Kollegen etwas die Zeit vertreiben, also schrieb ich ihm SMS. Wir schrieben uns den ganzen Tag, irgendwann kamen so Sachen auf wie >du siehst doch gut aus, was willst du denn< Das war etwas, was ich nicht verstand, gefiel ich ihm etwa? Ja, das tat ich, jedenfalls konnte man es aus den Texten die er schrieb entnehmen.
Tage lang ging das so weiter, die SMS wurden immer interessanter, wir konnten gar nicht mehr ohne SMS. Oh mein Gott, es ging hin bis zum >SMS-Sex< Nie zuvor hatte ich Sex über's Telefon, geschweige denn über SMS-Texte. Aber es war schön, hat spaß gemacht.
aber warum tat er das, er war doch verheiratet. Es war ihm egal!

Die Kollegen wurden langsam Mißtrauisch, vermuteten was, ja sogar einer der Chefs sprach mich darauf an. Wir sagten immer >NEIN< wenn wir gefragt wurden, irgendwann hörten sie wieder auf mit ihrer Neugier.

Es war Neujahr als wir das erste mal Dienst zusammen hatten, wir waren ganz allein auf der Wache. Wir sahen uns an, genau in die Augen. Ich wollt ihn so gerne küssen, doch ich traute mich nicht. Und er sagte mal, daß er mir Zeit ließe, alles müsse von mir aus kommen, er wollte mich nicht überrumpeln. Also war klar, daß er in dieser Richtung nichts unternehmen würde, der erste Schritt mußte von mir kommen. Aber ich war doch so schüchtern. Nix passierte an diesem Tag, in diesem Dienst.

Ein paar Tage später trafen wir uns das erste Mal privat, wir saßen im Auto vor einen Schwimmbad. Draußen herrschten Minusgerade, drei Stunden saßen wir dort, boh war mir kalt.
Wieder wollte ich ihn küssen, aber ich war so feige. wenigstens schaffte ich ihm zu sagen, daß ich mich nicht traue. Es war ihm egal, es müsse von mir aus kommen. Toll dachte ich, aber ich will doch, ich kann nur nicht.
Schließlich hat er es endlich getan, endlich es war geschafft, der erste Kuss. Schön war er, der erste Kuss.

Ich saß zuhause und malte mir aus wie es wohl weitergehen würde. Ich verlobt, er verheiratet und dann auch noch Kollegen. War ja mal wieder klar, daß so was mir passierte, wem auch sonst? Mittlerweile war mir klar, daß ich für meinen Freund nicht mehr viel empfand, sonst hätte ich ihn wohl auch nicht betrogen, schließlich habe ich so was noch nie getan.
Ich wußte eigentlich gar nicht so recht, was ich an ihm fand, er sah nicht gerade besonders gut aus, da waren zwei, drei Kollegen die wesentlich besser aussahen. Aber er hatte etwas besonderes, was es war, weiß ich bis heute nicht.

Was wird wohl als nächstes passieren fragte ich mich immer wieder. Eigentlich wußte ich es, per SMS waren wir ja schon so weit.
Er fragte mich mal, warum ich nicht schon ein Jahr früher angefangen hätte in der Firma zu arbeiten, da wäre er ja noch nicht verheiratet gewesen. Aber die Hochzeit war doch schon geplant, war meine Antwort.
Die hätte man ja absagen können.
Toll dachte ich, er hätte sie für mich abgesagt, dann kann er sich ja jetzt auch scheiden lassen. Wie naiv, natürlich würde er das niemals tun. Aber ich wünschte es mir.

Wir planten an einem Samstag mit der ganzen Firma wegzugehen, einen Drauf zu machen. Er hatte den Tag vorher 24 Stunden Dienst. Wollte dann Abends wieder kommen und bei mir übernachten.
Die ganze Firma war es nicht, wir waren nur zu dritt plus zwei Außenstehende.
Er erzählte von seinem Dienst, er und der Kollege sind mitten in eine Schießerei gekommen. Cool dachte ich, das wäre was gewesen, endlich mal Action.
Meine Meinung änderte sich noch in dieser Nacht.
Wir wollten eigentlich etwas intimer werden, aber er konnte irgendwie nicht. Er brach weinend zusammen, erzählte von der letzten Nacht, von seiner Angst als er die Schüsse hörte. Er zitterte am ganzen Körper und war nervlich am Ende.
Wir verschoben unser erstes Mal auf einen anderen Tag.

Viele gemeinsame Dienste, viele gemeinsame Tage vergingen. Es war immer schön mit ihm auch wenn wir eigentlich nie miteinander geschlafen haben, es klappte einfach nicht. Trotzdem war es immer sehr schön mit ihm, er war so anders als mein Freund, viel erwachsener, man konnte sich normal mit ihm unterhalten.

Aber all das ließ plötzlich nach, er begann mich anzulügen, zu guter letzt beendete er es. Seine Frau wäre dahinter gekommen, er wüßte nicht was er jetzt tun sollte. Mittlerweile glaube ich das gar nicht mehr, daß sie es herausgefunden hat.
Schließlich konnte es seine Finger ja doch nicht von mir lassen. Insgesamt ging es mit uns sechs Monate, bis er die Wache verließ um woanders zu arbeiten, plötzlich war ich wohl nicht mehr interessant für ihn. Er fing wieder an zu lügen.

Mir gingen seine Worte durch den Kopf >ich hab dich lieb<, >ich liebe dich< und die schönen Momente die wir hatten. Alles nur eine große Lüge? Bis heute weiß ich es nicht, aber mittlerweile ist es mir auch egal.
Ich bin glücklich, so glücklich wie nie zuvor. Ohne ihn und ohne meinen damaligen Verlobten. Mir wurde auf eine phantastische Art gezeigt, daß es auch sehr gut ohne die Beiden geht. Das ist jetzt über ein Jahr her und ich bin immer noch so glücklich wie am ersten Tag.
...


Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier in der Rubrik richtig bin mit der Geschichte.
Also wenn nicht, dann verschiebt die Geschichte doch bitte.
Danke!
 
D

damaskus

Gast
Hey glutexo,

eine interessante Geschichte, wenn die nicht wahr ist, frisst Damaskus einen rohen Barsch. Hast gute Ansätze rübergebracht, aber ich finde, es fehlt ein bisschen ... weiß nicht, vielleicht ein bisschen mehr Tiefgang, obwohl schon einiges drin war (aber manche können halt nie genug haben).
Was soll ich sagen ... der Erzählstil hat mir gefallen, nicht sonderlich originell, witzig, spritzig oder was weiß ich was, aber eine Geschichte, die ich von der ersten Zeile bis zum letzten Wort mochte.

LG Damaskus
 

glutexo

Mitglied
Hallo damaskus!

Freut mich, daß dir die Geschichte gefallen hat, wenn sie auch nicht perfekt ist. Ja, sie ist wirklich so passiert. Und das ist auch oft das Problem beim Schreiben, ich möchte dann ungerne etwas dazu dichten oder umschreiben.
Aber ich bin ja auch Anfängerin und versuche auch noch etwas zu lernen, mit der Zeit werden die Texte vielleicht besser *g*

Gruß glu
 



 
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