Not

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Vera-Lena

Mitglied
Not

Das dünne Lebensseil
wo beginnt es wo endet es
durch Hunger und Durst
gleitet es
weigert sich
zu zerreißen
im Herzrasen
scheppert es
weigert sich
zu zerreißen
auf Warten
ist es
aus
weigert sich
zu zerreißen

Fernhin
eine Mauer?
Ein Boot
das näherkommt?
Das dünne Lebensseil
weigert sich
zu zerreißen

Bilder
erfindet es
ein Korn
ein Mehlstaub

ein Mensch
mit vollen Händen

von Bildern lebt es
weigert sich
zu zerreißen
 
Liebe Vera-Lena,
dein Gedicht könnte m.E. gut ein paar Kürzungen vertragen.
Ich würde anstatt Lebensseil wenigstens einmal nur Seil schreiben. Die beiden ersten Zeilen mit der Fragen nach Anfang und Ende sind mir zu banal. Ich würde beginnen:
Durch Hunger und Durst
gleitet das Seil.
Zeile 7 und 8 würde ich zur einer Zeile "scheppert im Herzrasen" machen.
Einmal höchstens zweimal "weigert sich zu zerreißen" reicht m.E..
Und als Ende eignet sich aus meiner Sicht: "ein(en?) mit vollen Händen.
Oh, jetzt habe ich dir dein Gedicht aber sehr zerpflückt.
Tut mir Leid.
Gruß
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

Du hast mir einen großen Gefallen getan. Ich konnte mir gar nicht erklären, warum mir niemand ein Echo schreibt. Ich bin selbst als junge Frau einmal im Leben verhungert, kam dann aber ins Krankenhaus und wurde erst wieder entlassen, nachdem ich 5 Kilo zugenommen hatte. Insofern weiß ich, wie sich das anfühlt.

Die Qual sind die Todesängste, die sich einstellen und auch das Herzrasen. Die Qual besteht darin, dass das einfach nicht insgesamt aufhört, sondern kommt und geht, wann es will. Man weiß nicht, wann es endlich zu ende ist.

Insofern waren mir beim Schreiben die Wiederholungen sehr wichtig, weil es mir so erschien, als würden sie diese Qual plastisch herausstellen.

[blue]"wo beginnt es, wo endet es"[/blue]habe ich, glaube ich nur für mich selbst als Einstimmung benötigt. Das kann ich ohne Weiteres streichen.

[blue]"scheppert im Herzrasen"[/blue] will ich gerne in eine Zeile fügen.

Auch das Ende dorthin zu legen, wie Du es mir emphielst, halte ich für günstig.

Das zweite dünne Lebensseil werde ich auf [blue]Seil[/blue] verkürzen.

Einmal [blue]"weigert sich zu zerreißen"[/blue] werde ich herausnehmen, aber die anderen sind mir als Stilmittel und , um wie oben erwähnt, die Qual deutlich zu machen, zu wichtig.

Tausend Dank!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Not

Das dünne Lebensseil
durch Hunger und Durst
gleitet es
weigert sich
zu zerreißen
scheppert im Herzrasen

auf Warten
ist es
aus
weigert sich
zu zerreißen

Fernhin
eine Mauer?
Ein Boot
das näherkommt?
Das dünne Seil
weigert sich
zu zerreißen

Bilder
erfindet es
ein Korn
ein Mehlstaub

einen Menschen
mit vollen Händen
 
Liebe Vera-Lena,
Gedichte über eigene heftige emotionale Erlebnisse zu schreiben ist ungeheuer schwierig. Umso mehr bewundere ich dich, dass du meine Kritik zulassen und akzeptieren kannst.
Besonders liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

ja so ist es und ich wurde an das Erleben ja auch hauptsächlich durch das unermessliche Leid in Pakistan jetzt wieder erinnert.

Wie lange wird es dauern bis sich dort alles zum Guten wendet.

Wenn ich dann noch sehe, dass hier Menschen verhungern und an anderen Weltenden mal eben Menschen ermordet werden aus angeblich religiösen Motiven, dann ist das ein solcher Irrsinn und ich habe mir inzwischwen verboten zu weinen. Weinen nützt nichts.

Ich freue mich, dass Dir der Text etwas sagt.

Ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

natürlich will und kann ich deine persönlichen Erlebnisse nicht infrage stellen. Und auch nicht den Versuch, das Elend in Pakistan in Verse zu kleiden.

Doch möchte ich mich Karl anschließen. Selbst nach der Umarbeitung scheint mir der Text zu pathetisch; ich glaube, dass Grauen nur in ganz einfachen Worten an die Leser gebracht werden sollte, räume aber gern ein, dass dies vielleicht Geschmackssache ist.

Mein Vorschlag bedeutet noch einmal eine starke Reduktion des Textes. - Deshalb bin ich auch ziemlich sicher, dass du ihn nicht annehmen wirst ... ;) Sie`s drum.

Not

Das dünne Lebensseil -
durch Hunger und Durst gleitet es
verweigert sein Reißen

scheppert im Herzrasen
auf Warten ist es aus

Fernhin eine Mauer?
Ein Boot das näherkommt?

Bilder erfindet es
ein Korn ein Mehlstaub
einen Menschen

mit vollen Händen
Das Wort "scheppern" finde ich übrigens für ein Seil nicht besonders glücklich gewählt, passte eher auf eine Metalltrosse ...

Bitte, nicht verstimmt sein. :) Es kommt selten genug vor, dass mir eines deiner Gedichte nicht so gefällt ...

Den letzten Abschnitt:
Bilder erfindet es
ein Korn ein Mehlstaub
einen Menschen

mit vollen Händen
finde ich vorzüglich.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Not

Das dünne Lebensseil
durch Hunger und Durst
gleitet es
weigert sich
zu zerreißen
schlingert im Herzrasen

auf Warten
ist es
aus
weigert sich
zu zerreißen

Fernhin
eine Mauer?
Ein Boot
das näherkommt?
Das dünne Seil
weigert sich
zu zerreißen

Bilder
erfindet es
ein Korn
ein Mehlstaub

einen Menschen
mit vollen Händen


Not

Das dünne Lebensseil -
durch Hunger und Durst gleitet es
verweigert sein Reißen

schlingert im Herzrasen
auf Warten ist es aus

Fernhin eine Mauer?
Ein Boot das näherkommt?

Bilder erfindet es
ein Korn ein Mehlstaub
einen Menschen

mit vollen Händen


Die zweite Version verdanke ich Heidrun D.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

Dein Vorschlag spricht mich durchaus an. Trotzdem kann ich mich von meiner Version noch nicht trennen. Ich habe aber die Deine mit eingestellt, als eine gleichwertige Möglichkeit den Text mit meinen Worten aber verkürzt einzustellen.

Das Wort "scheppert" habe ich gegen das Wort "schlingert" ausgetauscht.

Danke für Deinen Vorschlag!

Wenn man mitunter die Dinge als nicht gar so betroffen(wie das durch mein eigenes Erleben der Fall ist) etwas nüchterner sehen kann, kommt meistens etwas dabei heraus, was die Dinge noch treffender in Sprache bringt.

Danke für Deine Mühe und Unterstützung! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera Lena,
Heidrun hat dir gute Tipps gegeben, doch tut es mir nicht leid, dein Original-Gedicht bewertet zu haben.
Es schwingen so viele persönliche Gefühle mit, dass es mich sehr berührt hat.
Nächtliche Grüße
Marie-Luise.
 



 
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